Nach circa 6 Monaten verstarb Don Fernandes. Antonio las die Traueranzeige in der Zeitung. Auch ein Artikel über den schweren Leidensweg des Don befand sich darin. Die Obduktion hatte ergeben, das er an den schweren Folgen einer Meningoenzephalitis, ausgelöst durch den Schweinebandwurm , gestorben war. Er hatte auch die Flugblätter noch gut in Erinnerung, die der Verlobte von dieser blonden, jungen Frau verteilt hatte. Auch sie war mit dem Schweinebandwurm infiziert gewesen. Ob es da einen Zusammenhang gab? Jedenfalls war das seine Chance, so dachte er sich an Alfredo di Sagione zu rächen. Vier Monate hatte er gebraucht, bis er wieder einigermaßen auftreten konnte. Das hatte er nicht verdient. Er war es schließlich gewesen, der die Situation gerettet hatte, sonst hätte Don Fernandes Alfredo schon an besagtem Abend kalt gemacht. Rache, Antonio wollte Rache. Also schickte er kurzerhand einen von den Flugblättern, die der Verlobte verteilt hatte, an die Adresse des Mafia-Sohnes Guiseppe. Wenn der nicht ganz verblödet war, würde er die Zusammenhänge erkennen ihm würde klar werden, das sein Vater sich hier angesteckt hatte und sich an Alfredo rächen. Immerhin wurde das „Insaciable“ als letzter Ort genannt, an dem die junge, erkrankte Frau gesehen worden war. Auch war die Erkrankung der Frau erwähnt und für Antonio war es unumstritten,das es das Fleisch war, worüber sich der Don angesteckt hatte. Guiseppe würde die Zeichen zu deuten wissen, da war sich Antonio sicher.
Zwei Tage nach der Beerdigung seines Vaters erhielt Guiseppe einen Umschlag ohne Absender. Er öffnete ihn und überflog das sich darin befindliche Flugblatt. Unter dem Blatt stand mit zittriger Schrift „GEHIRN“ geschrieben. Wut überfiel ihn. Diese Frau litt an der gleichen Grunderkrankung, wie sein Vater. Auch der Name der Frau kam ihm bekannt vor. Hatte sein Vater nicht gefragt, wie seine Speise mit Namen hieß. Caroline hatte man ihm geantwortet. Den Obduktionsbericht seines Vaters hatte er nicht gelesen und seiner Mutter verboten darüber zu sprechen. Er wollte nur den Schuldigen finden und ihn töten. Der Absender wusste offensichtlich mehr. Diese Frau hatte seinen Vater angesteckt. Er war sich sich, das der Verfasser dieses Briefes ihm das sagen wollte. Es befand sich eine Telefonnummer unter dem Flugblatt. Er rief an und erfuhr von Oliver, das Caroline immer noch nicht gefunden war und das man mittlerweile von einem Verbrechen ausging. Unter dem Vorwand etwas zu wissen, gab Oliver ihm seine Adresse. Guiseppe versprach noch am Abend vorbei zu kommen. Guiseppe lächelte kalt. Diese Frau war zwar umgebracht worden, aber Schuld am Tod seines Vaters. Alfredo di Sagione gab er keine Schuld, immerhin erledigte der nur seinen Job. Auch hatte er nichts von der Krankheit der Frau gewusst. Er aber hatte seinen geliebten Vater verloren. Das forderte Rache, jetzt würde dieser Oliver dafür bezahlen, denn er wusste ja um die Krankheit seiner Verlobten und ging trotzdem mit ihr aus. Nun würde auch er verlieren, nämlich sein Leben. Einer musste schließlich bezahlen, damit die Familienehre wieder hergestellt war. So verlangte es das ungeschriebene Gesetz der Mafia. Er zog sich um, packte seinen Spezialkoffer und verließ die Villa seiner verstorbenen Vaters.
Gegen 20:00 Uhr parkte Guiseppe sein Auto vor Olivers Haus und betätigte die Klingel. Oliver öffnete voller Hoffnung die Tür. Noch immer suchte er Caroline verzweifelt und ging jedem Hinweis nach. Die Polizei hatte Caroline schon längst aufgegeben. Doch dieser Mann, Guiseppe, wusste was mit ihr passiert war, zumindest hatte er das gesagt. Ein großer, sportlicher, junger Mann trat auf Oliver zu, als dieser die Haustür öffnete. Er führte ihn in das Wohnzimmer. Von hinten traf ihn ein harter Schlag. Oliver fiel zu Boden. Der junge Mann packte ihn und schleuderte ihn an die nächste Wand. Hart prallte Oliver dagegen. Benommen nahm er wahr, wie er auf einen der Esszimmerstühle gefesselt wurde. Dann öffnete Guiseppe seinen Koffer. Verschiedene Folter- und Mordinstrumente befanden sich darin. Als erstes schnitt er Oliver die Zunge raus. Der Schmerz den er empfand, riss Oliver aus seiner Benommenheit. Blut füllte seinen Mund und er spuckte. Tränen des Schmerzes schossen ihm aus den Augen und liefen die Wangen hinab. „ So, jetzt kannst du dich nicht bewegen und nicht mehr sprechen. Wie fühlt sich das an?“ fragte Guiseppe. „ Mein Vater konnte zum Schluss auch nicht mehr reden, geschweige denn sich bewegen. Und weißt du wessen Schuld das war.“ Oliver schüttelte schmerzgeplagt den Kopf. Er verstand die ganze Situation nicht. Wusste nicht was hier passierte und warum. „ Deine und die deiner Verlobten Caroline. Du hast sie ausgeführt, obwohl du wusstest wie krank sie war und dem kleinen Flittchen hat das auch noch gefallen. Sie hat meinen Vater angesteckt. Er hat an diesem Abend ihr verficktes Gehirn gegessen. Ja da staunst du was. Das „Insaciable“ ist in auserwählten Kreisen für seine, sagen wir mal, „Besonderen“ Speisen bekannt. Ihr wart am falschen Tag am falschen Ort und habt damit meinen Vater umgebracht.“ Jetzt wurde Oliver einiges klar. „Die“ hatten sie abgefangen und ermordet. Der Besitzer vom „Insaciable“ hatte Bescheid gewusst und ihm eine Lüge aufgetischt. Jetzt liefen Oliver Tränen der Trauer vermischt mit Hass die Wangen hinab, aber er konnte nicht sprechen. Am liebsten hätte er diesem Bastard vor sich angebrüllt, ihm seine ganze über Monate angestaute Wut entgegen geschleudert. Was hatten „die“ seiner Caroline nur angetan. Er rüttelte wie wild an seinen Fesseln und stieß gurgelnde Laute dabei aus. Blutfäden liefen sein Kinn hinab. Doch Guiseppe hatte ihm längst ein Klebeband über den Mund geklebt. Unfähig sich zu rühren, sah Oliver, wie dieser junge Mann einen Schraubenzieher aus seinem Koffer holte und ihm immer näher kam. Panik erfasste Oliver. „Siehst du das, mein Freund, weißt du wie mein Vater monatelang gelitten hat, wegen deiner kleinen Hure. Ich werde es dir sagen, damit du weißt, warum du so leiden musst. Erst hat sich dieser Scheiß Schweinebandwurm in sein Gehirn gefressen, das hat erst ganz harmlose Symptome ausgelöst, wie das eine Grippe macht mit Fieber und so. Dann ging es ihm wieder besser. Doch dann kam das Fieber wieder zurück und er musste sich ständig übergeben und hat über Nackenschmerzen geklagt. Dann wurde es immer schlimmer. Die Ärzte konnten nichts finden, waren ratlos, aber mach dir keine Sorgen, die haben für ihre Unfähigkeit schon einen hohen Preis bezahlen müssen. Licht und Geräuschempfindlichkeit, Verwirrung und Bewusstseinsstörungen waren an der Tagesordnung. Zum Schluss konnte er sich nicht einmal mehr bewegen, keinen einzigen Muskel und das führte letztendlich zur Atemlähmung und er ist qualvoll erstickt. Monatelang dauerte sein Martyrium. Und das passierte meinem Vater Don Fernandes, dem gefürchtetsten Mafia Oberhaupt. Mein Vater war ein so stolzer, mächtiger Mann und du und deine Nutte habt ihm alles genommen. Deshalb wirst du jetzt sterben. Aber du wirst leiden, wie mein Vater gelitten hat. Ich muss die Familienehre retten und dein Tod wird den meines Vaters rächen. Das verstehst du doch.“
Mit diesen Worten stach er Oliver beide Augen aus. Oliver stieß unartikulierte Laute aus. Wieder quollen Blutfäden unter dem Klebeband hervor und liefen sein Kinn hinab. Er war einer Ohnmacht nahe, aber diese wollte ihn noch nicht ganz einfangen. Verzweifelt versuchte er sich zu befreien. Der Schmerz war ins unerträgliche angestiegen. Er konnte nichts mehr sehen und musste das Blut, das immer noch aus der Wunde seiner abgeschnittenen Zunge rann, gezwungenermaßen runter schlucken, um nicht zu ersticken. Als nächstes spürte er einen brennenden Stich im Nacken, dann in den Beinen. Warme Flüssigkeit lief seinen Rücken hinab, das gleiche fand an seinen Beinen statt. Guiseppe musste mit einem spitzen Gegenstand auf ihn ein stechen. Oliver war nun in einem Zustand der sich schon mehr auf Seiten der Ohnmacht befand. Er bemerkte noch, das etwas mit ihm passierte, realisierte aber nicht mehr so genau wo und wie. Er wusste, das er heute sterben würde. Guiseppe hatte mehrfach auf Oliver mit einem Messer eingestochen. Er sah, das sein Opfer es nicht mehr lange machen würde und übte den letzten Griff für heute Abend aus. Er hielt Oliver die Nase zu. Er sollte ersticken, genauso wie sein Vater. Ein letztes Mal bäumte sich der Körper des an den Stuhl gefesselten Mannes auf und sank dann kraftlos in sich zusammen. Es war erledigt.
Guiseppe ließ den blutüberströmten Körper des toten Olivers los. Sein Vater war gerächt. Er nahm seinen Koffer und verließ die Wohnung.
Als Guiseppe am nächsten Morgen beim Frühstück saß, gab ihm seine Mutter wortlos ein Kuvert und verließ dann das Esszimmer. Er öffnete es und las.
Mein Lieber Guiseppe
mir ist klar, das du die Ehre der Familie wieder herstellen willst und Rache an dem Schuldigen suchst, der deinen Vater angesteckt hat. Das ehrt dich, mein Sohn. Nur