Der Hanseschatz von Lübeck. Hans-Joachim Schmidt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hans-Joachim Schmidt
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847658689
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russische Großfürsten und Zaren sowie viele heute noch blühende Fürstengeschlechter hervorgingen. Sie gehen auf den Wikinger, den Warägischen Fürst Rurik, der als Gründer des russischen Staates im Jahr 862 gilt, zurück.

      Jedes Adelsgeschlecht was gerade Kiew eroberte, setzte einen neuen Stadthalter für Kiew ein. Und dieser Umstand bereitete Menssen richtig Kopfschmerzen. Er weiß nicht, ob noch immer der das Sagen hat, mit dem er vor fast 2 Jahren schriftlich verhandelte.

      Aber seine Sorgen bestätigten sich nicht. Der Transport lief zwar nicht reibungslos, aber in Kiew herrschten noch immer die gleichen Zustände und der gleiche Eroberer wie bei Vertragsabschluss -die litauische Streitmacht- die Kiew seit der Schlacht am Irpen um 1321 regierte, und jetzt unter dem Stadthalter Nowikow verwaltet wurde.

      Im März 1362 traf er bei dem Salzabnehmer, also dem derzeitigen Stadthalter ein. Von ihm erfuhr er von den Untergängen seiner Handelsschiffe, auch das seines Neffen Klaus. Wie es speziell mit den Besatzungsmitgliedern aussah, ob und wer überlebte, war zum Zeitpunkt der Information nicht bekannt. Allerdings munkelte man, was auch der Stadthalter für möglich hielt, dass keiner der Besatzungsmitglieder überlebt haben soll.

      Da ja nun der Wert der Ware zuvor taxiert wurde und der Vertragspartner sich nicht geändert hatte, nahm Menssen an, dass es jetzt in Kiew genau so gut wie in Moskau laufen würde.

      Es sah derzeit etwas anders aus in Kiew. Es waren zwar noch die gleichen Machthaber am Ruder, nur die Kassen waren so gut wie leer. Aber der Stadthalter von Kiew Nicolai Nowikow bot Menssen, neben wenigen Gold- und Silbermünzen nur Bernsteine, einige Wertgegenstände, wie Ikonen, Statuen und zum Schluss auch noch Edelsteine als Ausgleich, weil kein Geld vorrätig war, an.

      Das war zu der Zeit durchaus üblich, aber nur als Zugabe und nicht wie in dem Fall als Hauptzahlungsmittel.

      „Nowikow, so werden wir uns nicht einig. Ich habe meine Mannschaft und einen Partner zu bezahlen.“

      „In fünf oder sechs Monaten kann ich Geld auftreiben. Wenn Sie bis dahin warten wollen?“

      „Wie soll das gehen, Nowikow? Wir sind jetzt schon zu spät dran und meine Kasse ist auch nicht so gefüllt wie ich es gerne hätte.“

      „Sie werden natürlich bis dahin meine Gäste sein. Was sagen Sie dazu?“

      „Schön, ich lasse mich darauf ein. Aber egal wie sich das hier entwickelt, ich muss allerspätestens im August wieder los.“

      „Da werden Sie wieder zu Hause sein, wenn alles gut geht.“

      „Na, das ist aber sehr optimistisch. Wir haben wegen der Überfälle ein Jahr bis hierher gebraucht.“

      „Ach, Menssen, das beruhigt sich bis dahin wieder.“

      Wie es Nowikow anbot, konnten er und seine Männer ohne entstehende Kosten in Kiew verbleiben. Nur das mit dem Zahlungstermin klappte nicht, sodass Menssen im September immer noch in Kiew fest hing.

      Menssen suchte Nowikow in seinen Privatgemächern für ein Gespräch auf.

      „Oh, Menssen, Sie bei mir. Was kann ich für Sie tun?“

      „Ist Ihnen aufgefallen, dass der August an uns vorbeizog und wir mittlerweile September haben? Ich werde dieses Jahr nicht mehr zurückkommen.“

      „Dann seien Sie weiter unser Gast. Vielleicht kommt bis zu Ihrer Abreise doch noch Geld ins Haus.“

      „Gut, bis März muss… kann ich bleiben, dann müssen wir uns etwas einfallen lassen.“

      „Keine Sorge, Väterchen, bis dahin habe ich genug Geld aufgetrieben.“

      Und es wurde März. Menssen hatte Nowikow einige Monate nicht mehr zu Gesicht bekommen. Gerade als er sich aufmachte um ihn zur Rede zu stellen, erschien er in seinem Lager.

      „Menssen, kommen Sie mit, ich habe Geld aufgetrieben.“

      Menssen konnte nicht fassen, was er an Geld bekam.

      „Das wird nicht reichen, Nowikow!“, sagte Menssen etwas lauter.

      „Beruhigen Sie sich. Ich weiß, dass das nicht reichen wird. Schauen Sie mal hier“, sagte Nowikow und öffnete eine riesige Truhe.

      Egal was Nowikow ihm aus der Truhe auch anbot, Menssen war nie zufrieden.

      Aber dann sah Menssen einen Gegenstand, der ihm bekannt vorkam. Er glaubte diesen Gegenstand vor Jahren auf einer der vielen Ikonen gesehen zu haben, die ihm früher schon mal ein Stadthalter anbot. Im Gegensatz zu seiner Erinnerung fehlte ihm da aber ein Detail, um es zu dem zu machen, wofür er es hielt.

      Er zeigte darauf und sagte: „Das noch.“

      „Das? Nein, das geht nicht“, antwortete Nicolai Nowikow mit festem Ton.

      „Warum nicht? Ist doch nur eine olle Schale mit einigen Steinen darauf“, erwiderte Menssen mit dem Versuch den Gegenstand abzuwerten.

      „Sie scheinen wirklich nicht zu wissen, was das hier ist, oder?“

      „Sie werden mir schon sagen, um was es sich bei diesem Gegenstand handelt, Nowikow.“

      „Sie wissen doch was das ist, Menssen, sonst würden Sie nicht darauf bestehen.“

      „Nun, anfangs dachte ich schon an etwas Bestimmtes, aber da fehlt was dran, etwas was das Bild, was ich im Kopf habe, vervollständigen würde.“

      „Das ist richtig und gut erkannt, Menssen. Es fehlt der Zobel, der Ihre Schale zur Mütze macht. Das ist nicht ungewöhnlich, dass der Zobel fehlt, weil er immer wieder mal ausgetauscht wird. Sie wissen schon, wenn das Fell vor sich hin rottet.“

      „Sind Sie sich da wirklich sicher, dass es sich bei diesem Gegenstand um das handelt, woran ich womöglich denke, Nowikow?“

      „Ja, es ist die Mütze des Monomach, also keine Schale, wie Sie es abwertend nannten.“

      „Quatsch. Wenn es tatsächlich die Mütze des Monomach ist, dann würde sie doch nicht so achtlos hier herumliegen. Aber egal, die nehme ich noch und wir sind uns handelseinig.“

      „Handelseinig nur…“, gab Nowikow dem Drängen Menssens nach, „…wenn ich im Gegenzug alle Ikonen zurückbekomme.“

      Menssen tat als würde er das Angebot abwägen und setzte schon zu einem erneuten Gebot an, als ihn Nowikow unterbrach und sagte: „So oder gar nicht.“

      Menssen streckte die Hand aus und beide besiegelten dieses Geschäft.

      Als Menssen loslassen wollte, hielt Nowikow seine Hand noch fest und sagte: „Die Sache mit Ihrer Schale bleibt aber unter uns.“

      Menssen nickte mit einem Lächeln und machte sich am gleichen Tag Richtung Schiff auf, um dann zurück nach Lübeck zu segeln.

      Der Landweg bis zum Schiff ging ziemlich flott, im Gegensatz zum Salztransport. Auch die Überfälle waren weniger.

      Im August 1363 trafen sie in Riga ein. Eine Woche dauerte es noch bis die Mannschaft sein Schliff klar zum Auslaufen brachte. Menssen atmete tief durch und begab sich als Letzter auf sein Schiff.

      In seiner Kajüte legte er diese Mütze, einige kleine Statuen, die er als wertvoll erachtete, die Edelsteine und mehrere Goldmünzen in seine private Truhe.

      Dann richtete er sich langsam auf, weil er sich an den Untergang der Schiffe erinnerte. Es war nicht der Kummer der ihn nachdenklich werden ließ, sondern ein absurder Gedanke.

      „Was ist, wenn bekannt wird, dass dieses letzte Schiff auch untergegangen ist?“ schoss es ihm durch den Kopf.

      Er rief seine Mannschaft zusammen und erzählte, dass es in Kiew nicht so gut lief, wie er erwartet hatte.

      Dann schilderte er seiner Crew seinen Plan.

      „Männer, wie ihr wisst, sind fünf meiner Koggen von Piraten überfallen und versenkt worden. Wir können zwar von Glück reden, weil die Waren zuvor gelöscht wurden, dennoch muss ich die Gesamtheit der Lage als