Friedrich Menssen, der sich nur selten in Lübeck aufhielt, weil ihm der Getreidehandel weder Freizeit noch Zeit mit seiner Familie versprach, war sogar von dessen angebotener Freundschaft angetan, eben auch, weil Wullenwever das Amt des Bürgermeisters bekleidete. Aber ausschlaggebend war für Friedrich Menssen, dass auch Wullenwever Kaufmann war und ihm versprach, sich um seine Belange, während seiner Abwesenheit, zu kümmern. Mit der Zeit vertraute er ihm und überließ ihm alle anfallenden Aufgaben treuhändisch.
Wullenwever machte sich ganz gut in seiner Funktion als Freund und Helfer, sodass Friedrich Menssen keinen Verdacht gegen ihn hegte, auch nicht, als Wullenwever anfing seinen Keller freizulegen. Im Gegenteil, er vertraute ihm immer mehr und auch Geheimnisse trug er ihm an. Dazu gehörten auch Einzelheiten über seinen Familienschatz, den Wullenwever gezielt und geschickt abfragte.
Aber sein Vertrauen fand ein jähes Ende, so berichtete Friedrich Menssen weiter. Wullenwever bestahl ihn und verschwand auf Nimmerwiedersehen. Er führte an, dass ihm sein betrügerisches Vorhaben, die Kellergeschichte, hätte auffallen müssen.
Dass Wullenwever wegen seines Unvermögens, was militärische Belange anging, die Stadt verlassen musste, kam niemandem bei Menssens Ausführungen in den Sinn.
Zu Menssens Glück vergriff Wullenwever sich nicht an seinem Schatz. Jedenfalls veranlasste ihn diese Fehleinschätzung Wullenwevers Person dazu, seinen Schatz an einer anderen Stelle seines Hauses zu vergraben. Um das zu bewerkstelligen, kaufte er sich außerhalb Lübecks, in Bremen, wo ihn niemand kannte und ihm auch keine Fragen gestellt wurden, eine robustere Truhe, da der Boden der alten Truhe schon sehr morsch war und ihren Dienst nicht mehr tat.
Noch bevor er ein geeignetes Versteck in seinem Keller suchte, wachste er die Unterseite der Truhe sowohl von innen als auch von außen kräftig mit Bienenwachs ein, um den Verfall der Truhe zu verlangsamen. Als das getan war, ging er in den Wohnbereich seines Hauses, sprach drei Sätze mit seiner Frau, um sie bei Laune zu halten, füllte sich einen Krug mit Bier und ging wieder zurück in den Keller. Sofort begann er sein Vorhaben zu verwirklichen. Er buddelte wir ein Berserker. Etwa nach einer halben Stunde, als die Grube schon tief genug gebuddelt war und er sich einen letzten Blick auf seinen Schatz gönnte und sich dabei sein Bier genehmigte, überraschte ihn seine Frau und fragte von der Treppe aus: „Friedrich, was machst du so spät noch im Keller?“
Weil er sich erschrak und ertappt fühlte, kippte er versehentlich sein Bier über die noch offene Truhe. Hastig rief er: „Nichts, ich komme gleich hoch.“
Nachdem er seine Frau abwimmeln konnte, sah er, dass nicht nur die noch immer innen liegende Liste von seinem Bier etwas abbekommen hatte. Die Truhe jetzt wieder ausräumen und alles vom Bier reinigen, wollte er auch nicht, weil seine Frau schon wieder von der Treppe aus rief: „Wo bleibst du denn, Friedrich?“
„Weib, ich komme gleich rauf zu dir“, rief er etwas kräftiger, um sie zum Rückzug zu bewegen.
Und auch er verstellte, nach getaner Arbeit, den Ort des darunter liegenden Schatzes mit Kisten. Anschließend folgte er dem Wunsch seiner Frau und sagte ihr, dass er müde sei und zu Bett gehen wolle. Damit wollte er unangenehmen Fragen aus dem Weg gehen.
Natürlich hatte Menssen den Leuten nichts von seinem Schatz erzählt und schon gar nicht, wo er ihn vergrub. Er berichtete lediglich von dem Missgeschick des Diebstahls.
Er berichtete weiter, dass er gut ein Jahr später bei einem seiner Kunden, in Wolfenbüttel, Wullenwever wieder sah, als er sich im Geschäft bei einem seiner Handelspartner breitmachte. Er brachte seinen Diebstahl erneut bei Gericht zur Klage, worauf sich mehrere Geschäftsleute meldeten, die sich ebenfalls von Wullenwever, der zwischendurch mehrmals seinen Namen änderte, bestohlen sahen.
Als Friedrich Menssen 1539 durch einen Reitunfall zu Tode kam, flammten erneut die Gerüchte, um den Fluch der Menssens, auf.
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