Der Unterschied des Gesamtkonzeptes zu vielen anderen Therapieverfahren liegt insbesondere darin, dass dem Patienten durch die Körperübungen und Druckpunkte vermittelt wird, wie er zukünftig seine Beschwerden selbst verhindern kann. Ein aktiver Ansatz im Vergleich zu den standardisierten passiven Methoden, wie alleinige manuelle Therapie, Faszienrollen, Massagen, Dehnungsübungen… . Kurzfristig ist die neue, alternative Vorgehensweise für den Patienten sicher etwas fordernder, dafür mit erheblich höherer (und oft dauerhafter) Erfolgsquote.
Um diesen Therapieweg bekannt zu machen, stellte ich im Jahr 2002 aus Dankbarkeit für meine Gesundung eine Internetseite zum Thema Biokinematik als gemeinnütziges Projekt ins Netz, die sich ausschließlich mit muskulärer Schmerztherapie beschäftigt und die Zusammenhänge erläutert. Sie ist heute unter der Adresse www.Muskelfunktionstraining.de erreichbar. Hier finden sich auch aktuelle Seminare und Fortbildungen zum Thema Biokinematik.
Was war bei meinem Skiunfall geschehen?
Durch den Sturz wurde die vordere Beckenmuskulatur blitzschnell überdehnt. Dies registrierte das Unterbewusstsein über verschiedene Dehnungsrezeptoren in den Muskelfasern. Aufgrund der wahrgenommenen Unfallsituation wurde durch das muskuläre Bindegewebe – im Sinne eines Schutzreflexes – sofort eine Fixierung einzelner Muskelfaserstrukturen im Beckenbereich veranlasst, um Schaden vom Körper und insbesondere der Wirbelsäule abzuwenden. Hauptsächlich war hier die tiefe Hüftbeugemuskulatur auf der Vorderseite des Körpers betroffen, da ich nach hinten überdehnt wurde.
Ohne diesen „internen Schutzreflex“ wäre ich vermutlich bei dem Sturz schwerer verletzt worden.
So sinnvoll dieser Reflex zum Unfallzeitpunkt war, der unangenehme Effekt war anschließend, dass die überdehnten Muskelfasern die Alltagsbewegungen stark einschränkten.
Hätte es sich lediglich um wenige Einzelfasern gehandelt, wäre es für das Unterbewusstsein wohl noch leicht gewesen, auf alternative und grobmotorischere Bewegungsmuster unter Zuhilfenahme von benachbarten Muskelfasern auszuweichen. Hier aber waren offensichtlich so viele Einzelbereiche betroffen, dass dieser Kompensationsmechanismus alleine nicht mehr ausreichend war. Deshalb wurden größere Einschränkungen im körperlichen Bewegungsmuster vollzogen, welche dann meine normalen Alltagssituationen stark beeinträchtigten. Diese funktionale Muskelblockade führte zu Schmerzen im Rücken und Gesäß, verbunden mit schmerzhaften Missempfindungen und lähmungsartigen Erscheinungen im Bein. Der Bandscheibenvorfall war durch die muskuläre Zuggurtung in der Lendenwirbelsäule hervorgerufen. Hier wirkten insbesondere Zugkräfte auf der Vorderseite der Wirbelsäule, welche die Bandscheibe verschoben und diese aufgrund der beim Unfall wirkenden Quer- und Scherkräfte einreißen ließen. Die Flüssigkeit aus dem Inneren der Bandscheibe trat durch diesen Riss nach außen und war radiologisch als sogenannter Sequester sichtbar.
Warum war der Schmerz auf der Rückseite und nicht auf der Vorderseite?
Die muskuläre Blockade im Bindegewebe der betroffenen Muskelstrukturen war auf der Vorderseite meines Körpers zu suchen. Der Schmerz dagegen war in den Bereich der muskulären Gegenspieler auf der Rückseite projiziert worden.
Das Konzept einer perfekten Steuerung der Muskulatur im Unterbewusstsein macht dies verständlich. Denn alleine die intakten Muskelfasern auf der Rückseite meines Körpers wären in der Lage gewesen, eine noch größere Funktionsstörung anzurichten. Würden diese sich zusammenziehen oder verkürzen, hätten sich die entsprechenden Muskelfasern auf der Vorderseite entgegengesetzt synchron verlängern müssen. Da diese jedoch aufgrund des Schutzreflexes immer noch blockiert waren, wurde mir über einen Schmerz mit dem sinnvollen Ziel einer „Warnung“ vermittelt, dass diese Bewegung nicht mehr möglich oder unzulässig ist.
Der Schmerz war in die bewusste Wahrnehmung getreten und wurde in den Bereich der gesunden, intakten Muskelstruktur projiziert. Je mehr ich versuchte, mich aufzurichten, umso intensiver wurde der Schmerz. Nicht aufgrund eines vorhandenen körperlichen Schadens, sondern als Signal meines Unterbewusstseins, um mich auf die Muskelblockade auf der Vorderseite und die gestörte Funktion im Bereich der Lendenwirbelsäule hinzuweisen. Leider konnte ich – im Einklang mit den behandelnden Orthopäden – diese Botschaft des Unterbewusstseins nicht richtig deuten. Es dauerte deshalb Monate, bis die Ursache in der Biokinematik-Klinik vom Allgemeinarzt Walter Packi dann richtig erkannt wurde.
In der Praxis kann festgestellt werden, dass die meisten Schmerzen bewegungsabhängig sind. Bevor nun nach tiefgreifenderen Ursachen gefahndet wird, sollte deshalb die Frage nach dem Zustand und der Beweglichkeit der Muskulatur gestellt werden. Vorab sollten selbstverständlich innere Erkrankungen, die mit den gleichen Schmerzsymptomen einhergehen können, schulmedizinisch ausgeschlossen worden sein. Hierfür ist eine konventionelle schulmedizinische Diagnostik sinnvoll, die auch bildgebende Verfahren wie Kernspintomographie mit einbeziehen darf. Doch selbst bei inneren Erkrankungen tritt ein Schmerz meist erst dann ein, wenn die Bewegungsbahn der umgebenen Muskelstrukturen durch Gewebewachstum, Flüssigkeitseinlagerungen oder anderes gestört wird. Ein Beispiel wäre der Schmerz bei einer Tumorerkrankung (gut- oder bösartig), der in der Regel erst dann auftritt, wenn die Raumforderung eine bestimmte Toleranzgrenze überschritten hat. Im Anfangsstadium sind derartige Erkrankungen meist lange schmerzfrei.
Muskeltherapie und energetische Heilbehandlungen – ein Gegensatz?
Durch die Praxis bin ich sehr von der Wirkung emotionaler, psycho-somatischer und energetisch orientierter Heilverfahren überzeugt. Doch nach meinem Skiunfall konnte ich hiermit keinen Erfolg erzielen. Scheinbar sollte ich auf eine Form der Therapie aufmerksam gemacht werden, die mit der Muskulatur stärker auf der körperlichen Ebene ansetzt. Im Nachhinein bin ich sehr dankbar für diese Erfahrung, denn die Bedeutung der optimalen Muskelfunktion wurde mir während dieser Zeit deutlich vor Augen geführt. Weiterhin wurde mir praktisch nahegelegt, dass es im Bereich einer gestörten Muskelfunktion für energetische Behandlungsverfahren Begrenzungen gibt. Dennoch halte ich es für sinnvoll, beide Konzepte miteinander zu verbinden. Oftmals kann die Therapie so beschleunigt werden, und auch die muskulären Druckpunkte zur Schmerzlinderung reagieren in der Kombination mit energetischen Techniken schneller.
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