Fangen wir bei den Anfängen der Charakterbildung an, dann werden wir auch die Denkweise vieler Politiker und Wähler besser verstehen.
Verankerte und Ausgegrenzte
Verhaltensweisen entstehen durch die Art und Weise, wie Eltern mit ihren Kindern umgehen. Das kann verheerende Folgen haben. Manchmal zeigt sich dies bereits während der ersten Trotzphase, aus der manche nie herauskommen. Doch der Reihe nach:
Angenommen, eine Frau wird unerwünscht schwanger, und ihr Umfeld erwartet, das Kind großzuziehen (Adoptiveltern würden ihr diese Last gerne abnehmen). Wie verhält sich diese Mutter wider Willen ihrem Kind gegenüber?
Von erschütternden Fällen abgesehen, wo Neugeborene ausgesetzt oder Säuglinge erschlagen werden, gibt es auch unglückliche Kinder, die gut genährt und gekleidet, jedoch seelisch drangsaliert werden. Tagtäglich kriegen sie aufs Butterbrot geschmiert, sie seien ein Schandfleck, ähnelten ihrem Erzeuger, kosteten zu viel Geld und wären nur ein Klotz am Bein. Daraus entstehen Minderwertigkeitsgefühle, die zu Misstrauen und Schüchternheit führen, denn wer von klein auf Herabsetzungen schluckt, lebt ständig in der Angst vor Zurückweisung.
Ringt sich so ein gedemütigtes Wesen irgendwann durch, jemandem zu vertrauen und wird dann enttäuscht, bricht im Kopf dieses Menschen eine Welt zusammen. Das sind dann jene Unglücklichen, die im Kummer ertrinken und aus ihrer Verzweiflung schwer wieder herauskommen.
Vom privaten Seelenschmerz abgesehen macht man ohne Selbstvertrauen auch keine Karriere, denn Mitschüler oder Kollegen spüren jede Unsicherheit und tanzen demjenigen – zumal, wenn derjenige mehr Grips hat – höhnisch auf der Nase herum. Sensible Geister werden vom Pöbel gemobbt und wissen sich nicht zu helfen, weil ihre Argumente an überheblichen Sturschädeln abprallen. Dagegen hilft nur, die Angreifer bloßzustellen – bloß lernt das keiner.
Wie kann man solch eine Entwicklung verhindern?
Bestimmt nicht, indem man Säuglinge in Kinderkrippen ablegt, wo sie mangels ausreichender Betreuung verkümmern, und nach Feierabend gestressten Eltern überlässt.
Babys brauchen ständige Zuwendung und Erwachsene müssen richtige Pflege und Erziehung lernen, bevor sie Kinder in die Welt setzen! Wer keine eigenen Kinder hat, begegnet ihnen und sollte sich dann auch richtig verhalten.
Erzieher und Grundschullehrer nervt es, wenn sie kleine Teufel bis Mittwoch bändigen müssen, um sie am Freitag in ein Elternhaus zu entlassen, aus dem sie montags wieder gestört in Kindergarten oder Schule erscheinen.
Viele Lehrer weiterführender Schulen haben auch wenig Ahnung von Sozialpsychologie und wissen nicht, wie sie sich gegenüber auffälligen Schülern verhalten sollen.
Der Zweck der Erziehung ist,
die Kinder dem Spiel des Zufalls zu entreißen.
Johann Friedrich Herbart 1776 - 1841
Was ständiges Hin und Her für die Betroffenen bedeutet, darüber denkt keiner nach: Es verstört Kinder, wenn sie sich gegenteiligen Werthaltungen anpassen sollen, denn sie wissen dann nicht mehr, woran sie sich nun halten sollen. Gelten die Regeln der Eltern – sofern es bei denen überhaupt nachvollziehbare gibt, oder jene der Schule?
Oft fällt die Entscheidung zugunsten der Familie, denn in öffentlichen Einrichtungen sind sie nur eins von vielen und als Störenfriede weder bei anderen Kindern, noch bei den Betreuern beliebt.
Das menschlichste Geschäft ist es,
Menschen zu erziehen.
Friedrich Rückert 1788 - 1866
Warum aber sind Eltern unfähig, ihre Kinder zu erziehen?
Und welche Auswirkungen hat das auf die Politik?
Entwicklungshindernisse
Babys brauchen eine Glucke, die sie liebevoll umsorgt und dann schrittweise ins Leben entlässt. Dieser Vorgang des Behütens und Loslassens, des Förderns und Forderns erstreckt sich über 20 Jahre, wobei die Leine schrittweise so lange gelockert werden muss, bis sie überflüssig wird.
Viele Menschen vollziehen diese Entwicklung nie, weil die Eltern ihnen keine Verhaltensmaßstäbe erklären oder sie maßlos überbehüten. In der Folge suchen Unsichere dann Orientierung beim Partner, in Religionen und Subkulturen, bei esoterischem Hokuspokus, oder politischen Führern.
Die sklavische Hingabe des nordkoreanischen Volkes zeigt, zu welch abartiger Hysterie Menschen fähig sind. Unter Hitler rief das Deutsche Volk ebenso „Führer befiehl, wir folgen Dir“ – und das taten sie bis zum Untergang.
Unreife Geister kennen keine Eigenverantwortung.
Sie legen ihr Wohlergehen lieber in die Hand des Partners, einer Gottheit, eines Gurus, oder des Staatsoberhaupts, das für sie Entscheidungen trifft. Ist solch ein Untertanengeist mit seinem Los unzufrieden, sind natürlich andere schuld – was Volksverhetzern Tür und Tor öffnet. Ansonsten wird über das scheinbar unausweichliche Schicksal gejammert.
Kriminelle suchen gezielt nur nach dem eigenen Vorteil und scheren sich nicht die Bohne um Recht und Gesetz.
Leute mit solchen Denkweise sind nicht demokratiefähig. Deshalb muss uns daran liegen, geistig und seelisch intakte Menschen großzuziehen, die selbständig denken können.
Es fragt sich also:
Wie entwickelt sich ein Kind am besten?
Was sollten Eltern tun und was vermeiden?
Welche Regeln müssen gelten,
um moralisch einwandfrei zu ticken?
In erster Linie sollte ein Kind von Eltern und Umfeld vorbehaltlos angenommen zu werden. Schenkt eine unreife Mutter ihrem Sprössling kaum Beachtung, weil für sie das Vergnügen wichtiger ist, als das Wohlergehen des hilflosen Säuglings, kriegt das Baby einen Knacks ab. Es kann kein Urvertrauen entwickeln und scheut sich später, Freundschaften einzugehen. Wann immer so ein Mensch zu einer Person Nähe aufbaut, beschleicht ihn gleichzeitig die Furcht vor Enttäuschung – und je größer die Zuneigung, desto stärker ist die Angst vor Zurückweisung.
Fatalerweise hat ein seelisch vernachlässigtes Kind einen großen Nachholbedarf an Liebe und ist dadurch leicht zu beeinflussen – ein gefundenes Fressen für hinterhältige Verführer. So gerät eine geschundene Seele in Abhängigkeit von Leuten, die ihre Zuneigung schamlos ausnutzen. Mir fiel das auf, wenn ich als Studentin an der Leopoldstraße entlang lief. Immer, wenn es mir schlecht ging, wurde ich von Typen angelabert, die auf den Bänken herum lungerten und Ausschau nach Opfern hielten.
Fallen unglückliche Menschen auf solche Gefühlsgeier rein und durchschauen zu spät das falsche Spiel, fürchten sie oft Widerstand zu leisten, weil sie Angst davor haben, allein zu bleiben. Sie zahlen einen hohen Preis für ihre Scheu, Ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen.
Manche verfallen in ihrer Verzweiflung in Promiskuität, weil sie Sex mit Liebe verwechseln. Die Sehnsucht nach Zuneigung führt bei Selbstbewussten oft auch dazu, sich als Angeber aufzuspielen, hochnäsig herumzuzicken, oder mit bizarren Frisuren und schrulligem Verhalten aufzufallen.
Ängstliche Naturen entwickeln sich manchmal auch zu Vollkommenheitsfanatikern, die ihr inneres Gleichgewicht davon abhängig machen, unangreifbar zu sein. Bei jeder kleinen Blöße befürchten sie ihren Untergang und sobald jemand etwas an ihnen bemängelt, drehen sie durch.
Sorgfältige Arbeit verdient Anerkennung, übertriebener Ehrgeiz hingegen stresst die Seele, nervt die Umwelt und gebiert Eigenbrötlerei. Ein gesundes Selbstwertgefühl hingegen macht Leute gelassen und lässt Selbstkritik zu.
Die gleichen Folgen hat die Ablehnung von Verwandten, Nachbarn, Spiel-, Schul- oder Sportskameraden:
Wird ein Kind gehänselt, weil es abweicht – ob es nun eine schiefe Nase, schäbige Kleidung, ein Gebrechen oder eine fremde Herkunft hat – wächst es in der Vorstellung auf, minderwertig zu sein und wird sich deshalb nichts zutrauen – oder aber ständig auf sich aufmerksam machen wollen: Der notorische Störenfried