Er lachte.
„Ja.“
„Seit wann bist du hier, Robert?“
„Schon ein paar Jahre.“
„Du lebst hier?“
„Ja.“
Ihr fiel ein, dass er Arabisch sprach. Ja, er schien wirklich hier zu Hause zu sein.
„Ich habe ein Haus unweit von Tanger“, meinte er. „Es liegt direkt am Meer.“
„Und du kannst deine Geschäfte von hier aus abwickeln?“, fragte sie. Sie wollte nicht zu neugierig erscheinen, aber jetzt interessierte es sie doch ziemlich stark, womit er sein Geld verdiente. Was mochten das für Geschäfte sein, die man von einem Ort wie Tanger aus erledigen konnte?
Wie ein Teppichhändler sah er jedenfalls nicht aus.
Er blickte sie an und strich ihr über das Haar, das sie zu einem Knoten zusammengesteckt hatte.
„Manchmal muss ich für einige Zeit verreisen“, sagte er. „Aber das meiste geht von zu Hause aus... Möchtest du mein Haus mal sehen?“
Sie schob sein Jackett beiseite und legte ihren Arm um seine Hüften. Sie nickte.
„Ja, warum nicht?“
Sie fühlte seinen Arm um ihre Schultern und war wie elektrisiert. Es ist wie in einem Traum, dachte sie. Ein Traum...
Sie gingen zum Auto zurück, und Robert ließ den Motor an. Dann brauste der Landrover los.
Es geht alles so schnell, dachte sie. Aber sie hatte ein gutes Gefühl.
Sie fühlte sich so wohl wie schon lange nicht mehr, schon sehr lange. All die trüben Nebel schienen aus ihrem Bewusstsein hinausgefegt worden zu sein.
Robert drehte die Stereo-Anlage an. Kühle, abgedämpfte Trompetentöne, die aus dem Nichts zu kommen schienen...
„Was ist das für Musik?“, fragte sie.
„Miles Davis. Ein Jazztrompeter.“
Der Name sagte ihr nichts. - Aber sie mochte diese Musik nicht.
3
Das Haus war weiß. Schneeweiß und genau so, wie man sich ein orientalisches Haus vorstellt. Eine Villa, umgeben von einer hohen Mauer, auf der ein gusseisernes Gitter aufgesetzt war. Es schien ziemlich einsam zu liegen und von einem großen Grundstück mit Garten umgeben zu sein.
Elsa hörte das Meeresrauschen bereits, als Robert das Tor passierte und den Wagen vor der Haustür abstellte.
„Macht ein solches Anwesen nicht unwahrscheinlich viel Arbeit?“, fragte sie unwillkürlich.
Er lächelte.
„Es geht...“
Ihr zweiter Gedanke betraf das Geld, dass ein solches Anwesen kosten musste. Mein Gott, dachte sie, mit was für einem Mann habe ich es hier zu tun? Solche Villen besaßen in den Fernsehkrimis immer die großen Drogenbosse und Mafia-Chefs.
Es war ein dummer, abwegiger Gedanke und sie schalt sich einen Narren. Elsa öffnete die Tür des Landrovers auf und stieg hinaus.
Robert beobachtete sie lächelnd. Ihr stand eine ganze Weile lang der Mund offen. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, meinte sie schließlich.
„Dann sag eben nichts“, lachte er.
Sie liefen zusammen zur Haustür. Er öffnete, und dann gingen sie hinein.
„Fühl dich wie zu Hause“, meinte er.
„Gut.“
„Ich schätze, du bist durstig. Ich jedenfalls bin es.“
„Ja, ich auch.“
„Einen Drink?“
„Nein, nichts Alkoholisches.“
„Eine Frage der Überzeugung?“
„Nicht direkt, nein. Aber wenn ich ehrlich bin, dann trinke ich kaum Alkohol. Manchmal etwas Wein. Aber nicht zu süß.“
„Ich habe auch Wein...“
„Nein, nicht schon um diese Tageszeit. Lieber eine Cola.“
„Auch okay.“
Sie standen in einem großen Wohnzimmer, hell eingerichtet mit bequemen Möbeln. Robert ging nach nebenan und holte die Getränke aus dem Kühlschrank.
Elsa nahm die Cola-Büchse, riss sie auf und setzte sie an den Mund. Sie war eiskalt.
Elsa trat an die helle Fensterfront, die nach hinten hinaus, zum Garten ging. Hohe Fenster mit einer Glastür. Dahinter war eine überdachte Terrasse. Und dahinter Rasen. Er schien frisch gemäht zu sein.
Wie in einem Park, dachte Elsa. Und dann sah sie den Swimmingpool.
„Sollen wir hinausgehen?“, fragte Robert.
„Gerne.“
„Dann komm!“
Er öffnete die Tür und sie traten hinaus. Sie liefen zum zum Pool. Elsa beugte sich nieder und tauchte die Hand in das klare Wasser.
„Warm genug?“, erkundigte sich Robert schmunzelnd.
Sie blickte zu ihm auf und schien im ersten Moment etwas irritiert.
Dann lächelte sie. Ein wenig Verlegenheit lag in diesem Lächeln.
„Ja, sicher.“
„Wollen wir baden, Elsa?“
Sie sah seinen festen Blick, in dem eine Mischung aus Begehren und Entschlossenheit stand.
„Baden?“
„Ja.“
Sie wollte Zeit gewinnen, obwohl ihr nicht klar war wozu eigentlich. In Wahrheit hatte sie sich längst entschieden.
„Ich habe keinen Badeanzug dabei“, wandte sie ein.
Ein schwacher Einwand. Und sie trug ihn auch nicht besonders entschlossen vor.
Um seine Lippen spielte ein provokativer, etwas spitzbübischer Zug.
„Macht das etwas?“
„Ich weiß nicht...“
„Wir baden so!“, entschied er. „Wer sollte uns hier schon beobachten können?“
Das Herausfordernde in seinem Blick gefiel ihr. Sie begann sich auszuziehen.
„Also los!“ Wenig später schwammen sie zusammen in dem glasklaren Wasser. Elsa fühlte sich wunderbar, und eine schreckliche Sekunde lang fragte sie sich, wo all ihre Ängste geblieben waren.
Robert schwamm hinter ihr her und holte sie rasch ein. Elsa strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht. Sie fühlte seine Arme, die sich um ihre Schultern legten und schmiegte sich an ihn.
Sie küssten sich, erst zärtlich und sehr vorsichtig, dann