Steinbruchpolka. Birgid Windisch. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Birgid Windisch
Издательство: Bookwire
Серия: Mümlingtalkrimi
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752916997
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Magda. „Ist Mord nicht immer übergriffig,“ wandte Ben leise ein. Magda sah ihn aufgebracht an und nickte. „Bei Mord werden sämtliche Grenzen missachtet. Wir müssen ihn kriegen! Ich nehme das persönlich. Anna war eine ganz Nette und hat solch einen Tod nicht verdient! Sie hätte friedlich in ihrem Bett sterben sollen, in mindestens 10 Jahren!“ Ben legte ihr mitfühlend die Hand auf die Schulter. Magda straffte sich, Schwachheiten konnten sie sich nicht leisten. Sie mussten diesen Mörder schnappen. Sie sah ihre Kollegen an, die ihr, wie auf Kommando, aufmunternd zunickten Dann riefen sie fast gleichzeitig: „Klar kriegen wir ihn!“ Magda lächelte. Wie gut, dass sie sich auf ihre Kollegen verlassen konnte.

      „Also dann, bis die angekündigte, bayrische Kollegin eintrifft, können wir ja schon mal anfangen. Wolfi?“ Sie sah sich um. „Wo ist er denn?“ Freddy sah auf. „Er ist mal wieder in Erbach gebraucht worden. Ein neues Computersuchsystem einrichten.“ „Soll sofort kommen,“ beschied Magda knapp. „Wir können es schließlich begründen,“ meinte Ben beruhigend. „Gut, dann ruf Du an, Ben. Du bist von uns der Diplomatischste und Freundlichste.“ „Ja, Magda,“ gab Ben resigniert zurück, der solcherlei Aufgaben zwar hasste, aber einsah, dass ihm am ehesten Erfolg beschieden sein würde, weil er durch seine freundliche Art einfach besser ankam, als seine oft unhöflichen Kollegen. „Gleich,“ drängte Magda. „Ja Chefin!“ Ben salutierte im Sitzen und nahm das Telefon in die Hand.

      „Ja, guten Tag, hier ist Ben Lieb, aus dem Revier in Höchst.“ Er lauschte geduldig, als die laute Antwort ertönte und hielt den Hörer ein Stück weg. „Ja, der liebe Ben, von der wilden Magda,“ sagte er mit unwillig verzogenem Gesicht, weil er den alten Witz nicht mehr hören konnte. Dann räusperte er sich entschlossen.

      „Wir bräuchten dann mal unseren Wolfi zurück!“ Ein lautes Bellen drang aus dem Hörer. Widerwillig sprach Ben weiter. „Ja, es ist dringend, wir haben hier einen Mord!“ Er schüttelte den Kopf. „Wir können nichts dafür, wenn wir eine Leiche haben. Es soll manchmal vorkommen, dass man unverhofft auf eine stößt. Wie?“ Er lauschte. „Nein, ich bin nicht sarkastisch, wie einige meiner Kollegen.“ Er sah bedeutungsvoll zu Anne, die unschuldig an die Decke sah. „Auch nicht laut, wie Magda, oder ungeduldig wie Eddie, oder unhöflich wie Freddy. Ich habe nur einfach nicht so viel Zeit wie du zum Plaudern, weil ich mithelfen muss, einen Mord aufzuklären!“

      Fasziniert beobachteten seine Kollegen, wie ihm die Röte den Hals hinaufstieg, sein Gesicht verfärbte und wie er schließlich an seinem Kragen zog, der ihm anscheinend zu eng wurde. „Genug!“ Magda riss ihm das Telefon aus der Hand. „Wir brauchen Wolfi und zwar schnell, sozusagen gleich! Hast du das kapiert Hannes?“ Sie lauschte kurz, schnitt ihrem Telefonpartner dann das Wort ab, bellte kurz: „Sofort, hab ich gesagt, und tschüss!“ Sie knallte den Hörer auf die Gabel und die anderen bemühten sich, sie nicht beeindruckt anzuschauen. „Wann kommt er?“ wollte Anne wissen. „Er fährt sofort los, denke ich,“ gab Magda zurück. „Wenn nicht, möchte ich nicht in der Haut von Hannes stecken,“ feixte Eddie. „Er hat die Wahl,“ meinte Magda trocken.

      „Also gut, wir können nicht warten, bis er da ist und so lange nichts tun. Anne, du kümmerst dich um die genaue Todesursache und fährst bitte zu Susi. Vielleicht hat sie bereits etwas Neues für uns.“ Anne nickte zustimmend. „Wie ich Susi kenne, hat sie bestimmt schon etwas herausgefunden!“ „Freddy, du begleitest Anne. Fragt nach der DNA. Vielleicht ist es doch ein Bekannter von uns gewesen.“ „Kann ich mir nicht vorstellen, aber ich kümmere mich darum.“ „Gut,“ stöhnte Magda. „Und ich?“ wollte Eddie wissen. „Du versuchst eine Waffe zu finden, die solche großen Löcher macht.“ Eddie nickte mit wachen Augen und drehte sich gleich zu seinem PC. „Und was soll Wolfi machen?“ Anne wollte immer alles ganz genau wissen. „Wolfi wird recherchieren, ob es ähnliche Morde irgendwo gegeben hat. In vergleichbaren Umgebungen, mit gleichartigen Verletzungen, usw.“ Sie sah ihre Kollegen an. „Ich weiß, ihr könnt das auch, aber machen wir uns doch nichts vor – er kann es besser. Wir sind die Praktiker und er der Bürohengst - unser Computerspezialist sozusagen!“ Sie klopfte nervös mit ihrem Stift auf den Tisch. „Ich habe ein ganz komisches Gefühl bei der Sache. Als ob es nur der Anfang von etwas Größerem wäre. Ich hoffe wirklich, dass ich mich täusche, aber ihr wisst ja, leider täusche ich mich selten. Dieser Mord weist einfach zu viele Seltsamkeiten auf.“ Sie räusperte sich betreten. „Wir müssen gewappnet sein für alle Fälle und deshalb brauche ich Wolfi!“ Ben sah alarmiert auf. „Beim letzten Fall hätten wir auch nicht gedacht, dass er solche Dimensionen annimmt.“ „Genau,“ meinte sie kurz. „So etwas brauchen wir nicht mehr, das hat mir gereicht.“

      „Dein Wort in Gottes Ohr,“ gab Anne düster zurück. „Meinst du, der Mörder richtet sich nach deinen Wünschen?“ Magda schüttelte wütend den Kopf. „Natürlich nicht, er soll nur aufhören zu morden, das würde mir schon reichen. Ich wage gar nicht, daran zu denken, dass es der Auftakt zu weiteren Tötungsdelikten sein könnte.“ „Ich weiß nicht, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es mit einem Mord getan ist. Dafür ist es zu abstrus, mit diesen Kränzchen und dem spektakulären Schauplatz.“ Eddie seufzte laut. „Ich wünsche es mir wirklich nicht, aber, wie gesagt, ich kann mir nicht vorstellen, dass es der erste und letzte Mord dieses Wahnsinnigen ist.“ Magda nickte betreten. Sie konnte es sich auch nicht vorstellen.

      Hinter ihr gähnte ihr Fränzchen vernehmlich. Er stand auf, drehte sich einmal um sich selbst und legte sich seufzend wieder nieder. „Hund müsste man sein,“ sprach Anne, Magdas Gedanken laut aus und alle grinsten zustimmend.

      S E C H S

      „Oh Mann,“ stöhnte Anne. „Wie lange brauchst du denn noch, bis du deinen Revue-Körper in mein Autochen gefaltet hast?“ Missbilligend warf ihr Freddy einen Blick zu. „Erstens bist du kleiner und hast es daher leichter, in diese Sardinenbüchse zu kommen und außerdem war es deine Idee, mit diesem seltsamen Teil zu fahren.“ Er streifte Annes Mini mit geringschätziger Miene. „Sollte wahrscheinlich mal ein Auto werden,“ murmelte er dabei und schob seinen langen Körper mit Todesverachtung hinein, indem er sich kopfschüttelnd setzte und die Beine zusammenfaltete, um sie im Fußraum zu verstauen.

      Anne grinste schadenfroh. Ihr war es lieber so. Wenn Freddy fuhr, wurde ihr regelmäßig schlecht bei seinem schneidigen Fahrstil. Sie fuhr zwar auch nicht langsam, war aber dennoch, ihrer Ansicht nach, von seinem selbstmörderischen Rasen, meilenweit entfernt. Sie setzte den Blinker und fuhr mit quietschenden Reifen los. Neben ihr saß Freddy, mit grünem Gesicht und hielt sich die Augen zu. Verächtlich grinsend, chauffierte Anne ihn zu Susi in die Gerichtsmedizin. Mit zitternden Beinen stieg Freddy mühsam aus. Ihn überaus freundlich anlächelnd, drückte sie anhaltend auf die Klingel, bis Susis genervte Stimme aus dem Lautsprecher drang. „Wer ist denn da?“ Anne gab mit fröhlicher Stimme Antwort. „Wir sind es, Susi! Wir kommen wegen der Ergebnisse deiner Obduktion!“ Prompt erklang der Summer. Freddy drückte schnell die Tür auf und rannte, alle Höflichkeit außer Acht lassend, hinein und die Treppe hinunter, zu Susis Reich.

      Als er schwungvoll die Tür aufriss und Susi von ihrem Laptop aufsah, in dem sie gerade die Ergebnisse eintrug, stieg ihr wie auf Kommando wieder die Röte ins Gesicht. Anne erschien hinter ihrem Kollegen und konnte sich ein heimliches Lächeln nicht verkneifen. Freddy, der gefühllose Bursche, merkte, wie immer, nichts. Anne betrachtete ihn böse von der Seite.

      „Hast du etwas für uns, das uns weiterbringt?“ Freddy sah Susi fragend an. „Todesursache war, wie ich schon im Wald sagte, die Stichverletzung mit der noch unbekannten Waffe, im Oberkörperbereich,“ gab ihm Susi mit heiserer Stimme zurück. „Aha,“ nickte Anne. „Und sonst, hast du DNA gefunden?“ „Das ist es ja,“ meinte Susi gedehnt. „Ich habe gleich mehrere DNA-Spuren gefunden!“ Freddy sah sie neugierig an. „Echt? Wo denn?“

      Susi betrachtete ihre Eintragung im Laptop und sagte mit angestrengter Stimme: „Das ist seltsam – an dem Blumenkränzchen waren Spuren von mindestens zwei Frauen zu finden. Eine männliche war auch dabei, aber ich konnte nur feststellen, dass sie von einer männlichen Person stammt, ansonsten war sie zu gering, um mehr darüber sagen zu können.“ „Ach Manno,“