beim tausendfachen Vorsichhinsprechen erlernbar sind.
Sie muss in Zeiten der Diktaturen schnell
in den begrifflichen Einzelteilen verstanden
und in der Praxis des Sprechens angewandt werden,
um Besuche von und bei der Staatssicherheit zu vermeiden,
soweit es eben möglich ist.
Es gibt Meister des Zuhörens,
Menschen, die es über Stunden können,
ohne ein Wort von konstruktiver Bedeutung zu sagen.
Auch gibt es Meister der angewandten Satzanatomie
in Situationen, die kritisch sein können
in Bezug auf den Abtransport in ein Lager der harten Arbeit
und politischen Umerziehung
oder im Verschwinden auf die schnelle Art.
Die Normalität in Richtung Ausgeglichenheit bleibt die Ausnahme.
Das lernt der Betroffene durch die Findigkeiten,
die von Mal zu Mal spitzer und gemeiner werden.
Gefestigt wird das System durch Schlägertrupps,
die über die erforderliche Skrupellosigkeit verfügen
und alles, was Kultur bedeutet, abgrundtief verachten.
Das wird sofort klar,
wenn man selbst in die missliche Lage der staatlichen Strangulation gerät.
Man erinnert sich an den Spaziergang durchs Dorf
in der friedlichen Abendluft mit den Stallgerüchen
und dem lautlosen Picken und Scharren der Hühner.
Dass sich das Leben seit dem Spaziergang verändert hat,
hebt die Notwendigkeit umso mehr hervor,
sich der veränderten Satzanatomie ohne Illusionen zuzuwenden.
Akzentlos ist die Integration
nicht möglich.
Warum auch sollten Akzente,
wie es die Sprachakzente nun mal sind,
aus den unterschiedlich sprechenden Köpfen
herausgezogen oder herausgebrochen werden?
Die Farbpalette gehört auch in die Sprache.
Doch ist jede Akzentverschiebung verdächtig,
dass, aus welchen Gründen auch immer,
nicht mehr die eigene, die ursprüngliche Sprache
gesprochen wird,
sondern etwas ganz anders gesagt wird,
um das Eine zu verschweigen und das Andere zu erreichen,
was sonst nicht zu erreichen ist,
wenn das andere Eine nicht verschwiegen wird.
Jeder Mund hat seinen individuellen Akzent,
der sich im Gang durchs Leben kaum oder gar nicht ändert.
Die Wortechtheit wird durch den angeborenen Akzent bekräftigt
und durch den falschen, den nichtangeborenen infrage gestellt.
Völker haben Völkersprachen,
in denen die Volksgruppen ihre unterschiedlichen Akzente setzen.
Auch gibt es Lieder ohne Worte,
aber Wortanbindungen ohne Akzente gibt es nicht.
Das Konzept der Früh- und SpätIntegrationen
und seiner nie fertigen Programme
beginnt in den Sprachen.
Es muss gesprochen und ausgesprochen werden,
wenn das Augenblickliche mit den Druckstellen der Unterschiedlichkeit verändert
beziehungsweise verbessert werden soll.
Man muss also lernen, sich gegenseitig verstehen zu wollen,
um der Absicht auf den Grund zu gehen
und mit dem Grund zur Gründung der Veränderung zu kommen
und beides, Grund und Gründung, einfach und verständlich auszusprechen.
Der Facettenreichtum ist Ausdruck der Zeithöhe der Kulturen.
Das drückt sich sprachlich in der Vielfalt der Wortakzente aus.
Es gibt gute Gründe zu sagen:
Bleib bei deinem Akzent und verlier ihn nicht,
damit es dem Menschen in Zukunft wieder besser geht.
Zum Verständnis braucht es das Verstehen,
zum Verstehen braucht es die Geduld im Zuhören.
Zum Zuhören braucht es den Willen zur Toleranz,
andere Akzente zur kulturellen Bereicherung aufzugreifen,
zu verstehen und anzunehmen.
Die Akzenttoleranz ist ein Baustein
In der Gründung menschlicher Toleranz,
die zur Ankopplung und Eingliederung
anderer Kulturen und ihrer Menschen
von entscheidender Bedeutung ist.
Schuh und Strümpfe
divergieren in der Gewichtigkeit
innerhalb verschiedener Kulturen.
So läuft die Mehrzahl in Afrika barfuß.
Damit wird auch verstanden,
dass Fußsohlen mit den Rissen und Schwielen
die Lebensgeschichte unverfälscht und ablesbar wiedergeben.
Der Sohlenabdruck ist die Blindenschrift,
auf die sich, wenn es um die Wahrheit geht,
jeder und der Blinde absolut verlässt.
Mögen die Druckakzente auch andere sein,
sie sind da und von Fuß zu Fuß so verschieden,
wie die Leben, durch die die Füße gehn, verschieden sind.
Mit anderen Worten:
Die Toleranz dehnt sich aus
im Erfassenwollen der vielen Akzentformen
vom Unterschiedlichen bis hin zur Bedeutung ihrer Ab- und Eindrücke.
Kinder mit ihren Akzenten
integrieren schnell im Spiel mit anderen Kindern.
Von Kindern können es die Eltern lernen
die Spontaneität der spielerisch-leicht einsetzenden Toleranz,
ob beim Zusammentreffen im Treppenhaus,
ob auf der Straße oder an der Würstchenbude,
ob am Fließband oder Schreibtisch gegenüber.
Die Magnetfelder im All wandern.
Sie ändern den Atomismus nach innen und nach außen.
Die Permanenz der Veränderung wird zur Ursache
der