Das Familiengeheimnis. Peter Beuthner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Peter Beuthner
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738093650
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noi! So billig kommt ihr nicht davon!“ beharrte Adrian Musenmann auf gut Schwäbisch.

      Jetzt versuchte Volker Ungerecht zu vermitteln: „Also Leute! Jetzt kloppt euch hier nicht noch wie die Kesselflicker! Laßt uns mal einen vernünftigen Deal machen. Zunächst mal die Fakten: Klaus, du stehst doch noch zu deinem Wettangebot, oder?“

      Klaus Eppelmann nickte zustimmend. Einen Rückzieher konnte und wollte er sich jetzt nicht mehr leisten.

      „Okay. Dann haben wir zwei, die gegeneinander antreten wollen – einen, vertreten durch sei­nen Roboter, und den anderen höchst persönlich. Richtig?“ und dabei schaute er Qiang und Karl Hausmann an.

      Beide nickten.

      „So weit so gut. Jetzt müssen wir noch die Konditionen aushandeln, sprich: einen Zeitpunkt für die Durchführung ausmachen und den Wettpreis festlegen. Und hier bin ich der Meinung, daß der Wettpreis vom Wettanbieter festgelegt wird und von niemand anderem!“ sagte er ziemlich resolut und sah dabei Adrian Musenmann mit ernstem, keinen Widerspruch duldendem Blick in die Augen, bevor er sich Qiang zuwandte. „Kannst du schon eine Aussage treffen, wann du mit deinem Roboter soweit bist, Qiang?“

      „Nein, und da möchte ich euch auch um etwas Nachsicht bitten. Die Idee ist gerade erst gebo­ren. Bisher gibt es meines Wissens keinen golf-spielenden Roboter auf der Welt, das Thema ist also auch insofern neu. Jetzt müßt ihr mich zu Hause erst mal ein bißchen da­rüber nach­denken lassen, wie sich so etwas realisieren läßt. Also kurzum, ich nehme das jetzt als Auf­gabe mit nach Hause, und bei unserem nächsten Stammtisch werde ich euch den frühest möglichen Termin nennen. Einverstanden?“

      „Ja, das ist in Ordnung“, übernahm Volker Ungerecht gleich wieder die Verhandlungs­füh­rung. „Ich denke, wir alle hier sind sehr interessiert an Verlauf und Ausgang der Wette, und ich glaube für alle zu sprechen, wenn ich sage, daß wir hierfür einen Termin finden müssen, an dem alle von uns teilnehmen können. Das will sich sicher niemand entgehen lassen. Ist doch richtig, oder?“

      Allgemein zustimmendes Gemurmel.

      „Klar, Mensch!“ übertönte Adrian Musenmann laut­stark das Gemurmel. „Das wird doch das Er­eig­nis des Jahres hier in Ulm – ach, was sage ich Ulm, das wird ein Welt-Ereignis! Leute, wir müssen das überall publik machen! Ich sage euch, das geht um die ganze Welt! Genau wie damals der erste Schach-Wettkampf von Weltmeister Kasparow – hm . . . , ja, ich glaube je­den­falls, so hieß der – gegen einen Computer.“

      „Also bevor jetzt hier die Euphorie ganz und gar mit euch durchgeht, möchte ich doch sehr darum bitten, die Sache nicht so hochzuhängen“, gab Qiang bescheiden zu bedenken. Bisher wissen wir noch nicht einmal, ob es überhaupt funktionieren wird! Und dann möchte ich einen solchen Versuch auf jeden Fall auch erst einmal ganz im Stillen durchführen. Dafür müßt ihr Verständnis haben. Ich will auf keinen Fall ein riesiges Spektakel, an dessen Ende ich mög­licher­weise total blamiert dastehe. Also laßt uns erst mal im Stillen sehen, ob es funktioniert und wie es läuft, und danach sehen wir weiter.“

      „Ja, ich denke, das müssen wir akzeptieren“, unterstützte ihn Volker Ungerecht denn auch sofort. „Bleibt noch der letzte Punkt zu klären: Hast du dir inzwischen überlegt, was dir die Sache wert ist, Klaus?“

      „Hm, ich könnte mir vorstellen, daß ich – wenn wir dann, wahrscheinlich an einem Sonntag, bei schönem Wetter und bester Laune alle auf dem Golfplatz sind und Zeugen dieses gro­ßen Ereignisses unter Ausschluß der Öffentlichkeit werden – daß ich dann die kuli­narische Unter­stützung dazu liefere.“

      „Also eine Champagner-Party?!“ ergänzte Adrian Musenmann.

      „Von mir aus – nenn’ es so“, willigte Klaus Eppelmann schließlich ein.

      „Damit haben wir dann wohl alles Notwendige festgelegt“, resümierte Volker Ungerecht, „oder haben wir noch etwas vergessen?“

      „Vielleicht müssen noch ein paar Details zum Ablauf des Wettkampfes besprochen und abge­stimmt werden?“ antwortete Qiang. „Ich weiß es nicht, dazu kenne ich mich mit dem Golfen zu wenig aus. Aber das hat dann sicher auch noch Zeit. Zuerst wollen wir mal sehen, ob das Ganze überhaupt funktioniert. Und dafür reichen zunächst mal die bisher getroffenen Vereinba­rungen.“

      „Na, denn man Prost, meine Herren!“ schloß Volker Ungerecht den Prozeß ab. „Ich bin schon sehr gespannt auf den Ausgang der Wette, wirklich sehr gespannt!“

      Jochen Grüner, der die ganze Zeit über recht still die Auseinandersetzung verfolgt hatte, mel­de­te sich jetzt etwas nachdenklich zu Wort: „Jetzt nimmst du uns mit deinen Robotern also nicht nur die Arbeitsplätze weg, sondern auch noch unsere Freizeitbeschäftigung!“

      Allgemeines Gelächter.

      „Na, ist doch wahr!“ verteidigte Jochen Grüner seine Hypothese. „Wo man hinguckt – überall sind Computer und Roboter am Werkeln! Was bleibt denn da noch für uns Menschen? Wenn sich das so weiterentwickelt, sitzen wir nur noch im Lehnstuhl und schieben Langeweile.“

      „Was ja auch nicht schlecht wäre – solange die Dinger für uns schaffen und unseren Wohl­stand erhalten oder sogar mehren“, bemerkte Ralf Gerngroß.

      „Also in meinem Theater wird es keine Roboter geben!“ rief Adrian Musenmann. „Jedenfalls nicht, solange ich das Sagen habe!“

      „So weit wird es ja wohl hoffentlich auch nicht kommen“, wandte Gunter Guter ein. „So gut und hilfreich die Dinger sind, vor allem bei monotonen, stereotypen oder gar stupiden Tätig­keiten, aber erstens werden sie den Menschen sicher niemals in allen Dingen ersetzen können, davon bin ich jedenfalls felsenfest überzeugt, und zweitens dürfen sie den Men­schen auch gar nicht überall ersetzen! Da müssen wir alle im eigenen Interesse höllisch auf­passen! Denn wenn wir nur noch untätig herumsitzen, dann werden wir sehr schnell ver­blöden. Nein, wir müssen uns fit halten, körperlich und geistig. Also brauchen wir für beides entsprechende Betätigungen – ein Leben lang. Deshalb ist es nur richtig, daß sich jeder zu­sätzlich zu der Grundversorgung noch etwas dazu verdienen muß, um sein Leben ange­nehm und komfortabel zu gestalten – womit auch immer, das bleibt seine Ent­scheidung, aber er muß was tun, um sich körperlich und geistig fit zu halten. Faulenzer und Nichtsnutze müssen sich halt mit der Grundversorgung bescheiden, und das ist auch gut so! Mehr können sie von der Gesellschaft nicht erwarten.“

      „Ja, Gunter, genau das, was du hier gerade so vehement einforderst, das haben wir in unse­rer Gesellschaft inzwischen doch weitgehend erreicht“, griff Klaus Eppelmann in die Diskus­sion ein. „Die ‚Dinger‘, wie du sie nennst, sind eine enorme Erleichterung für uns, indem sie uns all jene Aufgaben und Arbeiten abnehmen, die wir Menschen sowieso nicht gerne selber tun. Damit schaffen sie uns ganz neue Freiräume für andere, viel interessantere Tätigkeiten und neue Entfaltungsmöglichkeiten. Wir können jetzt Dinge tun, von denen wir früher nur hätten träumen können, weil wir den größten Teil unserer Zeit damit hätten verbracht haben müssen, mehr oder weniger stupide wie die Hamster im Laufrad zu rennen, um unsere Bröt­chen zu verdienen, und im Rest der Zeit die sonstigen notwendigen, aber meist lästigen Dinge zu erle­di­gen. Damit waren ja bekanntlich früher die Tagesabläufe weit­gehend ausge­füllt, und abends war man dann gewöhnlich schon zu müde, um sich nochmal zu geistig anspruchsvollen The­men aufzuraffen.“

      „Was willst du uns eigentlich sagen?“ fragte Jochen Grüner.

      „Äh, . . .“ Klaus Eppelmann wunderte sich etwas über die Frage. „Ja, . . . , offenbar habe ich mich nicht verständlich ausgedrückt. Dann versuche ich es nochmal: Also, ich wollte eigent­lich zwei Dinge zum Ausdruck bringen: Erstens bin ich nicht der Meinung, daß die Roboter uns alle Arbeit und jetzt sogar noch unsere Freizeitvergnügen wegnehmen, wie du es offen­sichtlich empfindest, Jochen, oder zumindest befürchtest. Im Gegenteil, ich halte sie für sehr nützlich, denn sie entlasten uns von lästigen und öden Tätigkeiten, die kein Mensch heute mehr selber machen möchte. Betrachte sie einfach als moderne Sklaven, denn das sind sie im Grunde. Abgesehen davon aber haben sie Fähigkeiten, denke zum Beispiel