stach. Einer der Reiter schleuderte seine Lanze in die Brust eines Angreifers,
dann zog er mit einer gleitenden Bewegung sein Schwert aus der Scheide und
stieß einen triumphierenden Schrei aus. Blut bespritzte die Kämpfer, und
meist war es das schwarze Blut der Bestien.
Von der Flanke her sprangen drei Orks einen der Reiter an und zerrten ihn
aus dem Sattel. Der Pferdelord hieb fluchend mit der Klinge um sich und
tötete zwei der Angreifer, bis ein Schlagschwert ihm beinahe den Kopf vom
Rumpf trennte. Ein anderer Ork versuchte Dorkemunt aus dem Sattel zu
ziehen. Die orkischen Schlagschwerter wirkten mit ihrer langen breiten
Klinge zwar plump, doch konnte man sich mit deren hakenförmigen Spitzen
an einem Reiter festklammern und diesen vom Pferd reißen. Dorkemunts
Wallach schien die Gefahr zu spüren. Er drehte sich ein wenig, und die Hufe
seiner Hinterhand trafen die Brust des Rundohrs, dessen metallene Rüstung
eingedrückt wurde und der Bestie einen qualvollen Erstickungstod bescherte.
Der aufwirbelnde Staub nahm den Kämpfenden zunehmend die Sicht, bis
Freund und Feind nur noch als Schemen zu erkennen waren. Die Orks
orientierten sich daran, dass nur, wer auf dem Pferd saß, auch ein Feind war,
und Dorkemunt machte sich dies zunutze. Er sprang von seinem Pferd und
schwang seine langstielige Axt in weit ausholenden Bewegungen. Mortwin
folgte seinem Beispiel. Er glitt vom Pferd, nahm seinen Rundschild und trat
Rücken an Rücken zu Dorkemunt.
Der Kampf war so überraschend schnell vorbei, wie er begonnen hatte.
Noch eine Weile hörten die Pferdelords das wütende und klagende Gebrüll
einiger vereinzelter Orks, die es vorgezogen hatten, den Klingen der
Menschen zu entfliehen. Dorkemunt schrie ihnen Schmähungen hinterher und
forderte sie auf, stehen zu bleiben und zu kämpfen, aber sie zogen sich
zurück.
Langsam begann sich der Staub zu legen, und statt des Kampfgelärms
waren nur noch das Schnauben der Pferde und das Stöhnen der Verwundeten
zu hören. Dorkemunt legte seine bluttriefende Axt an die Schulter und
bemerkte den abgebrochenen Schaft des Pfeils, der im Stiel seiner Waffe
steckte. Während er sich auf dem Kampfplatz umsah, brach er den
Pfeilstumpf heraus und warf ihn grimmig fluchend von sich.
Der Boden der Schlucht war über und über mit den Leichen der Orks
bedeckt. Ihr Blut hatte Boden und Felsen getränkt. Die dicken Rüstungen der
Rundohren hatten ihre Träger nicht vor den Lanzen und Schwertern der
Pferdelords schützen können. Auch drei Pferdelords waren am Boden, doch
nur einer von ihnen würde sich nie wieder erheben.
Dorkemunt verweilte nur kurz bei dem Toten und ging dann zu den beiden
Verletzten hinüber. Einem von ihnen klaffte eine Pfeilwunde an der Schulter,
dem anderen hatte ein orkisches Schlagschwert das Bein aufgerissen. Auch
zwei der Pferde waren verletzt worden, eines von ihnen so schwer, dass es
wohl nicht zu retten war. Auf dem Weg zu den Verwundeten bemerkte
Dorkemunt die schwache Bewegung eines verletzten Rundohrs, und in einer
wie beiläufig wirkenden Geste schwang er die Axt von der Schulter herunter
und schlug sie in die Brust des Orks.
»Überprüft die Bestien«, sagte Kormund heiser. »Einige könnten sich nur
tot stellen.« Er steckte die Wimpellanze in den Boden. Das dreieckige Tuch
war mit Orkblut besudelt. »Zeige deine Wunde, Haronem. Sie sieht übel aus.«
Der am Bein Verwundete verzog das Gesicht. »Nicht viel mehr als ein
Kratzer.«
»Ein recht großer Kratzer, wie mir scheint«, entgegnete Kormund, als er
das Bein genauer untersuchte. »Aber die Klinge hat tatsächlich keines der
großen Blutgefäße durchtrennt. Du hast Glück gehabt, Haronem. Wirst du
reiten können?«
»Ich werde es schaffen«, versicherte der Pferdelord und begann mit seinem
Dolch einen breiten Tuchstreifen von seinem Umhang abzutrennen, um damit
sein Bein zu verbinden.
Der an der Schulter verletzte Reiter sah Kormund tapfer an. »Er steckt zu
tief, Kormund.«
Der Scharführer nickte. »Dann werden wir ihn durchstoßen müssen, oder
wir brechen ihn ab, und Meowyn, die Heilerin, mag ihn später
herausschneiden.«
»Nichts gegen die Heilerin«, sagte der Verletzte, »aber das Mistding
schmerzt höllisch.«
»Gut«, entschied Kormund. »Dann stoßen wir ihn durch.«
Einfache Jagdpfeile hatten eine glatte Spitze, sodass man sie gut aus einem
erlegten Wild herausziehen konnte, Kriegspfeile dagegen trugen Widerhaken,
damit ein getroffener Feind sie nicht ohne weitere Verletzungen entfernen
konnte. Wenn man sie zur anderen Seite durchstoßen wollte, um die Spitze
abbrechen zu können, musste man achtgeben, dabei keine anderen Organe
oder großen Blutgefäße zu verletzen.
Kormund trennte die Oberbekleidung Haronems mit dem Dolch auf und
betastete die verletzte Schulter. Aufmunternd zwinkerte er ihm zu.
»Du hast Glück. Ich kann die Spitze auf der anderen Seite fühlen.«
Der Verwundete nickte mit zusammengebissenen Zähnen. »Dann bringen
wir es hinter uns. Hoffentlich haben die Orks sie nicht mit irgendeinem Mist
bestrichen.«
Orkblut war für den Menschen giftig, und wenn es in Wunden geriet, gab
es schwere Infektionen, die zum Tod führen konnten. Noch schlimmer war
die Gefahr, wenn die Pfeilspitzen mit orkischen Fäkalien bestrichen waren.
Doch auch hierin hatte Haronem Glück. Kormund stieß den Pfeil mit einem
kurzen Ruck nach hinten durch, brach die Spitze vom Schaft und zog diesen
dann wieder nach vorne aus der Wunde heraus. Haronem war erleichtert, als
er