Die Pferdelords 02 - Die Kristallstadt der Zwerge. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750221420
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eines anderen Pferdelords in das aufgerissene Maul eines Rundohrs

      stach. Einer der Reiter schleuderte seine Lanze in die Brust eines Angreifers,

      dann zog er mit einer gleitenden Bewegung sein Schwert aus der Scheide und

      stieß einen triumphierenden Schrei aus. Blut bespritzte die Kämpfer, und

      meist war es das schwarze Blut der Bestien.

      Von der Flanke her sprangen drei Orks einen der Reiter an und zerrten ihn

      aus dem Sattel. Der Pferdelord hieb fluchend mit der Klinge um sich und

      tötete zwei der Angreifer, bis ein Schlagschwert ihm beinahe den Kopf vom

      Rumpf trennte. Ein anderer Ork versuchte Dorkemunt aus dem Sattel zu

      ziehen. Die orkischen Schlagschwerter wirkten mit ihrer langen breiten

      Klinge zwar plump, doch konnte man sich mit deren hakenförmigen Spitzen

      an einem Reiter festklammern und diesen vom Pferd reißen. Dorkemunts

      Wallach schien die Gefahr zu spüren. Er drehte sich ein wenig, und die Hufe

      seiner Hinterhand trafen die Brust des Rundohrs, dessen metallene Rüstung

      eingedrückt wurde und der Bestie einen qualvollen Erstickungstod bescherte.

      Der aufwirbelnde Staub nahm den Kämpfenden zunehmend die Sicht, bis

      Freund und Feind nur noch als Schemen zu erkennen waren. Die Orks

      orientierten sich daran, dass nur, wer auf dem Pferd saß, auch ein Feind war,

      und Dorkemunt machte sich dies zunutze. Er sprang von seinem Pferd und

      schwang seine langstielige Axt in weit ausholenden Bewegungen. Mortwin

      folgte seinem Beispiel. Er glitt vom Pferd, nahm seinen Rundschild und trat

      Rücken an Rücken zu Dorkemunt.

      Der Kampf war so überraschend schnell vorbei, wie er begonnen hatte.

      Noch eine Weile hörten die Pferdelords das wütende und klagende Gebrüll

      einiger vereinzelter Orks, die es vorgezogen hatten, den Klingen der

      Menschen zu entfliehen. Dorkemunt schrie ihnen Schmähungen hinterher und

      forderte sie auf, stehen zu bleiben und zu kämpfen, aber sie zogen sich

      zurück.

      Langsam begann sich der Staub zu legen, und statt des Kampfgelärms

      waren nur noch das Schnauben der Pferde und das Stöhnen der Verwundeten

      zu hören. Dorkemunt legte seine bluttriefende Axt an die Schulter und

      bemerkte den abgebrochenen Schaft des Pfeils, der im Stiel seiner Waffe

      steckte. Während er sich auf dem Kampfplatz umsah, brach er den

      Pfeilstumpf heraus und warf ihn grimmig fluchend von sich.

      Der Boden der Schlucht war über und über mit den Leichen der Orks

      bedeckt. Ihr Blut hatte Boden und Felsen getränkt. Die dicken Rüstungen der

      Rundohren hatten ihre Träger nicht vor den Lanzen und Schwertern der

      Pferdelords schützen können. Auch drei Pferdelords waren am Boden, doch

      nur einer von ihnen würde sich nie wieder erheben.

      Dorkemunt verweilte nur kurz bei dem Toten und ging dann zu den beiden

      Verletzten hinüber. Einem von ihnen klaffte eine Pfeilwunde an der Schulter,

      dem anderen hatte ein orkisches Schlagschwert das Bein aufgerissen. Auch

      zwei der Pferde waren verletzt worden, eines von ihnen so schwer, dass es

      wohl nicht zu retten war. Auf dem Weg zu den Verwundeten bemerkte

      Dorkemunt die schwache Bewegung eines verletzten Rundohrs, und in einer

      wie beiläufig wirkenden Geste schwang er die Axt von der Schulter herunter

      und schlug sie in die Brust des Orks.

      »Überprüft die Bestien«, sagte Kormund heiser. »Einige könnten sich nur

      tot stellen.« Er steckte die Wimpellanze in den Boden. Das dreieckige Tuch

      war mit Orkblut besudelt. »Zeige deine Wunde, Haronem. Sie sieht übel aus.«

      Der am Bein Verwundete verzog das Gesicht. »Nicht viel mehr als ein

      Kratzer.«

      »Ein recht großer Kratzer, wie mir scheint«, entgegnete Kormund, als er

      das Bein genauer untersuchte. »Aber die Klinge hat tatsächlich keines der

      großen Blutgefäße durchtrennt. Du hast Glück gehabt, Haronem. Wirst du

      reiten können?«

      »Ich werde es schaffen«, versicherte der Pferdelord und begann mit seinem

      Dolch einen breiten Tuchstreifen von seinem Umhang abzutrennen, um damit

      sein Bein zu verbinden.

      Der an der Schulter verletzte Reiter sah Kormund tapfer an. »Er steckt zu

      tief, Kormund.«

      Der Scharführer nickte. »Dann werden wir ihn durchstoßen müssen, oder

      wir brechen ihn ab, und Meowyn, die Heilerin, mag ihn später

      herausschneiden.«

      »Nichts gegen die Heilerin«, sagte der Verletzte, »aber das Mistding

      schmerzt höllisch.«

      »Gut«, entschied Kormund. »Dann stoßen wir ihn durch.«

      Einfache Jagdpfeile hatten eine glatte Spitze, sodass man sie gut aus einem

      erlegten Wild herausziehen konnte, Kriegspfeile dagegen trugen Widerhaken,

      damit ein getroffener Feind sie nicht ohne weitere Verletzungen entfernen

      konnte. Wenn man sie zur anderen Seite durchstoßen wollte, um die Spitze

      abbrechen zu können, musste man achtgeben, dabei keine anderen Organe

      oder großen Blutgefäße zu verletzen.

      Kormund trennte die Oberbekleidung Haronems mit dem Dolch auf und

      betastete die verletzte Schulter. Aufmunternd zwinkerte er ihm zu.

      »Du hast Glück. Ich kann die Spitze auf der anderen Seite fühlen.«

      Der Verwundete nickte mit zusammengebissenen Zähnen. »Dann bringen

      wir es hinter uns. Hoffentlich haben die Orks sie nicht mit irgendeinem Mist

      bestrichen.«

      Orkblut war für den Menschen giftig, und wenn es in Wunden geriet, gab

      es schwere Infektionen, die zum Tod führen konnten. Noch schlimmer war

      die Gefahr, wenn die Pfeilspitzen mit orkischen Fäkalien bestrichen waren.

      Doch auch hierin hatte Haronem Glück. Kormund stieß den Pfeil mit einem

      kurzen Ruck nach hinten durch, brach die Spitze vom Schaft und zog diesen

      dann wieder nach vorne aus der Wunde heraus. Haronem war erleichtert, als

      er