Lover gesucht. Desirée Marten. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Desirée Marten
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742769237
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Wange spüren. Sein drängender, angespannter Körper erregte mich ungemein und mein empfänglicher Körper fing sogleich Feuer.

      Meine Hand wanderte streichelnd nach unten.

      Martin flüsterte mir Liebesworte ins Ohr, unterbrochen von tausend leidenschaftlichen Küssen, bis ich mich für ihn öffnete. Heißes Blut schoss durch meine Adern. Ich stöhnte verhalten und leckte über meine Lippen, die im Traum mit Martins vereint waren. Wohlige Wellen durchdrangen meinen Körper. Von Zeit zu Zeit hielt ich inne, um noch länger diesen himmlischen Genuss zu spüren. Die Wollust intensivierte sich ein ums andere Mal, bis ich körperlich befriedigt, aber seelisch ausgehungert dalag.

      Die erste Post erhielt ich schon Mitte der Woche. Ich gebe zu, ich genoss die Heimlichtuerei und steckte den Umschlag rasch in die Innentasche meiner Jacke. Wie aufregend! Es war wie ein Kick. Ich kam mir vor wie ein Kind, das nicht beim Naschen erwischt werden wollte.

      Bald ergab sich eine Gelegenheit, die Zuschriften in Ruhe zu lesen, und ich huschte ins Schlafzimmer. Mit zitternden Fingern riss ich das Kuvert auf und zog sechs Briefe heraus. Ich legte mich aufs Bett und las genüsslich einen nach dem anderen mehrmals durch, versuchte zwischen den Zeilen zu lesen und mir den Schreiber vorzustellen, bei dem kein Foto dabei war.

      Brief Nr. 1:

       Hallo, ich heiße Mario und komme aus H. Bin 26 Jahre alt, Südländer, 1,70 m groß, 70 kg, gut aussehend, gut gebaut und schlank und möchte Dich gern kennenlernen.

      Die Worte „gut gebaut“ stießen mich ab, das war ja wohl eindeutig, was der wollte, und außerdem war er ein bisschen zu jung für mich. So Anfang bis Mitte dreißig würde ich passender finden. Ich hatte ja noch Auswahl …

      Brief Nr. 2:

      Liebe Unbekannte! Auf der Suche nach einer netten Frau mit Niveau, wende ich mich heute vertrauens- und hoffnungsvoll an Dich. Da ich ein neugieriger Mensch bin, der öfters Lust bekommt, etwas Neues auszuprobieren, schreibe ich Dir. Falls Du kein Interesse an einer erotisch angehauchten Begegnung verspürst, so brauchst Du nicht weiterzulesen. Träumst Du aber von zärtlichen Berührungen, sanften Streicheleinheiten und lustvollen Vibrationen? Neugierig geworden? Dann melde Dich bitte bei mir. Finanzielle Interessen habe ich keine. Tagesfreizeit ist auch vorhanden. Gesundheit und Diskretion geboten und erwartet. Zu meiner Person: Ich bin 28 Jahre alt, lebe in H., bin 1,90 cm groß und schlank.

       Typ: charmant, niveauvoll, kultiviert, gepflegt, ausgeglichen, selbstbewusst, unkompliziert, locker, neugierig, spontan, flexibel, fantasievoll, zärtlich, feinfühlig, fingerfertig, einfallsreich und ausdauernd.

      Was hältst Du von einem unverbindlichen Treffen in einem netten Café oder im Park? Wenn wir uns sympathisch sein sollten, tja dann ... Wäre super, wenn Du Dich mal ganz unverbindlich bei mir meldest.

      Ich merkte, wie mir das Blut in die Wangen stieg und mir ein wohliger Schauder durch den Körper lief. Das hörte sich schon extrem verführerisch an lustvolle Vibrationen … wie sehr sehnte ich mich danach! Aber gab es so viele positive Eigenschaften tatsächlich auf einem einzigen Mann vereint? Das bezweifelte ich stark. Gut, dass noch mehr Briefe gekommen waren.

      Brief Nr. 3:

      Hallo! Ich glaube, wir könnten gemeinsam unsere Fantasien und Gedanken verwirklichen. Du wirst sicher mit Antworten überschüttet und vielleicht ist Dir das Beantworten schon vergangen, aber ein Versuch ist es allemal wert und vielleicht ... Übrigens bin ich nicht mehr der Jüngste (41), fühle mich aber noch recht fit und mindestens zehn Jahre jünger. Bin gebunden und habe sonst noch die eine oder andere Macke … Wenn Du meinst, wir könnten einfach Spaß haben, und Du Dich gerne verwöhnen lassen willst, na dann ... und wenn es funkt, na dann erst recht ...

      O je, von Macken hatte ich im Augenblick die Nase gestrichen voll. Danke, kein Bedarf, sollte sich doch die, an die er gebunden war, mit seinen Macken herumärgern …

      Brief Nr. 4:

       Hallo, ich bin 42 Jahre alt. Ich suche eine Frau für alles, was Spaß macht. Zärtlichkeit, Sex, aber alles mit Diskretion und Sauberkeit … Ich strebe eine Dauerfreundschaft an und habe keine finanziellen Interessen. Schreib mir!

      Wie naiv war ich eigentlich zu glauben, dass hier ein offener Gedanken- und Erfahrungsaustausch stattfinden würde? Wahrscheinlich war mein Anzeigentext viel zu provokativ gewesen. Aber wenn ich ehrlich war, hatte ich mir ja auch ein bisschen mehr erhofft. Betonung auf ein bisschen. So wie sich das las, gab es Frauen, die dafür bezahlen würden … Ich sicher nicht! Und wie die Schreiber Sauberkeit betonten, war es nicht selbstverständlich sich vorher zu duschen? Kopfschüttelnd griff ich nach dem nächsten Blatt.

      Brief Nr. 5:

      Hallo, sportliche, lustige Sie, ich kann ihn gar nicht verstehen, so wie Du Dich selbst beschreibst. Mir kommt das selbst nicht ganz unbekannt vor. Nach acht Jahren ist alles immer noch sehr schön, aber es fehlen manchmal der Reiz und Kick des Unbekannten und die Anforderung zum Erobern. Man kennt sich einfach zu gut. Bei uns ist es nicht so, dass wir nicht mehr miteinander schlafen, aber eben nicht mehr so oft wie früher. Das ist nicht einfach und es gibt, glaube ich, auch kein allgemeingültiges Rezept. Was ich Dir, so wie Du Dich selbst beschreibst, als Hilfe anbieten würde, ist, den Kick eventuell außerhalb der Ehe zu suchen. Da Deine Beschreibung auch exakt auf mich zutrifft, könnte das eventuell passen und wir könnten uns gut darüber austauschen und vielleicht beide interessante neue Erfahrungen machen. Über eine Rückmeldung von Dir würde ich mich sehr freuen.

      Nein, lieber nicht, es sollte kein verheirateter Mann sein, der einen Kick suchte, aber würde ich einen anderen finden? Ich war ja selbst verheiratet und suchte ich nicht auch einen Kick?! Vielleicht bekam ich auch einen gehörigen Kick in den Hintern von Peter, wenn er dahinter käme …

      Brief Nr. 6:

      Hallo, liebe Unbekannte! Ich habe Deine Anzeige mit Interesse gelesen und festgestellt, dass ich ein ähnliches Problem habe. Meine Frau macht zurzeit ihre zweite Karriere und viel Zwischenmenschliches bleibt auf der Strecke. Viel zu selten, wenn überhaupt, tauschen wir Zärtlichkeiten aus. Wahrscheinlich geht es Dir genauso. Vielleicht merken unsere Partner gar nicht, was uns fehlt. Deshalb wäre es gut, wenn man sich mit jemandem, dem es genauso geht, zusammentun würde. Da wir ja beide verheiratet sind, versteht sich Diskretion von selbst. Ich bin auch kein Spinner. Ein paar Infos zu mir: 45 Jahre, 1,78 m groß, 74 kg, blond, blaue Augen, Nichtraucher. Ich bin ein lustiger, aufgeschlossener Typ und zu Vielem bereit. Also, wenn Du Lust hast, rufe mich an oder schreibe ein paar Zeilen.

      Befremdet stellte ich fest, dass alle Männer mir offensichtlich ihre Liebesdienste anboten. Besonders schlimm fand ich die Angebote, der Männer, die in intakten Beziehungen lebten. Die armen Frauen, wenn die wüssten ...

      Diese Männer konnten ihre Frauen nicht sehr lieben, wenn sie einer Fremden die tollsten Versprechungen gaben. Offene Ehe hieß wohl auch hier das Zauberwort, das alles entschuldigte. Vor allem, wenn sie noch mit ihren Frauen schliefen. Ich konnte das nicht ganz nachvollziehen, wenn Peter noch mit mir schlafen würde, käme ich niemals auf die Idee mit einem anderen Sex zu wollen. Das wäre Betrug in meinen Augen, aber so rechtfertigte ich mein Handeln eher als Hilfeschrei einer Ertrinkenden … und Peter hatte offensichtlich nicht vor, mich zu retten.

      Ich nahm mir vor, den einen oder anderen anzurufen, um mich ein bisschen nett zu unterhalten. Da ich auf mehr Zuschriften hoffte, entschloss ich mich damit noch ein paar Tage zu warten.

      Peter bemühte sich, seit ich nicht mehr im Schlafzimmer schlief, mehr um uns. Er ging am darauffolgenden Wochenende einkaufen, kochte und verbrachte den Sonntagmittag mit uns. Freudig nahm ich die kleinen Erfolge wahr, aber wagte nicht, zu viel zu erwarten. Er wedelte zwar mit dem Rettungsring, aber warf ihn mir noch nicht zu.

      Am Abend, als ich mich mit den Mädchen im Bad befand, fragten Rebekka und Johanna, warum ich gar nicht mehr bei Papa schliefe, das sei doch echt komisch.

      „Die haben Stress“, nuschelte Mira, den Mund voll mit Zahnpasta, und verdrehte die Augen.

      Johanna blickte mich ernst und