Die Pferdelords 08 - Das Volk der Lederschwingen. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750222465
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Anschudar wusste, dass dies in diesem Falle

      täuschte. Es gab darunter einen Hohlraum, in dem es vor Hitze brodelte, und

      es wäre fatal für ihn gewesen, wäre er dort hineingestürzt. Doch wie weit

      erstreckte sich der Hohlraum? Wie weit konnte Anschudar gehen, bevor der

      Boden unter ihm nachgab?

      Er versuchte sich an die zahllosen Ratschläge der anderen Schwingenreiter

      zu erinnern. Es hatte wenig Sinn, nach einem Stock zu suchen, mit dem er

      hätte tasten können. In der Nähe wuchs nicht einmal einer jener

      verkümmerten Bäume, die gelegentlich in den höheren Gebirgslagen zu

      finden waren. Steine und Felsbrocken gab es reichlich. Doch erstere waren zu

      klein, um die Belastbarkeit des Untergrundes durch einen Wurf zu prüfen,

      und letztere zu schwer, um sie überhaupt zu bewegen. Halt. Der

      Gelbsteintümpel war heiß. Der Boden müsste erwärmt sein. Zumindest dort

      wo die Gesteinsdecke über dem Tümpel nur dünn und somit für ihn

      gefährlich war.

      Anschudar ging in die Hocke und prüfte mit der Handfläche die Wärme

      des Bodens, bewegte sich ein Stück vorwärts und legte die Hand erneut flach

      auf den Grund. Nachdem er auf diese Weise wenige Längen in seltsam

      watschelnder Gangart zurückgelegt hatte, seufzte er entsagungsvoll und

      streckte sich flach hin. Obwohl nun die Steine gegen seinen Körper drückten,

      war diese kriechende Fortbewegung doch weit bequemer. Langsam robbte er

      auf die aufsteigende Gelbsteinschwade zu und nahm erleichtert zur Kenntnis,

      dass der Boden unter ihm wärmer wurde. Na also, auf diese Weise ging es.

      Doch wie weit konnte er sich vorwagen, und wie brach er den Boden auf, um

      an die Flüssigkeit zu gelangen?

      Showaa schnupperte erregt mit den Maultentakeln. Anschudar

      konzentrierte sich auf den Untergrund und achtete nicht auf die junge

      Lederschwinge, die immer unruhiger wurde. Schließlich stieß sie ein heiseres

      Maunzen aus und machte einen Satz, der sie an die Seite ihres Reiters brachte.

      Obwohl Showaa nicht sonderlich schwer war, gab ihr zusätzliches Gewicht

      den Ausschlag. Anschudar hörte ein bedrohliches Knacken, dann brach der

      Boden unter ihm weg.

      Während er einen entsetzten Schrei ausstieß und verzweifelt versuchte,

      sich herumzuwerfen, ließ Showaa ein empörtes Zischen hören und schaffte

      es, sich mit der Kraft ihrer Schwingen in die Luft zu erheben. Eine von ihnen

      streifte dabei unabsichtlich Anschudar. Vielleicht war dies sein Glück, denn

      der Stoß, so unsanft er auch war, schleuderte den Reiter ein Stück nach oben.

      Gerade weit genug, dass er sich mit den Händen am Rand des Felsbruchs

      festhalten konnte. Panisch klammerte er sich fest und spürte dabei die Hitze,

      die aus dem freigelegten Gelbsteintümpel aufstieg. Fauliger Gestank breitete

      sich aus und raubte ihm fast die Sinne. Schweiß drang aus seinen Poren, und

      er fürchtete den Dampf, der ihn verbrühen könnte, noch bevor er den Halt

      verlor. Seine Finger krallten sich in den felsigen Grund.

      Anschudar war in einer misslichen Lage. Seine Kräfte reichten nicht aus,

      sich weiter hinaufzuziehen, und bald würden sie nachlassen. Dann würde er

      rücklings in den heißen Brodem des flüssigen Gelbsteins stürzen und bei

      lebendigem Leib gekocht werden. Diese Aussicht spornte den

      Schwingenreiter zu einer letzten Kraftanstrengung an, aber es gelang ihm

      dennoch nicht, sich zu retten. Den Tod vor Augen, suchte er fieberhaft nach

      einer Lösung. Er versuchte sich auf Showaa zu konzentrieren, fühlte und rief

      ihren Namen mit Mund und Gedanken. Aber immer wieder drängte sich ihm

      das Bild auf, wie er hilflos in die kochende Flüssigkeit hinabstürzte.

      Dann, als er schon glaubte, den Halt endgültig zu verlieren, schob sich

      unvermutet Showaa in sein Gesichtsfeld. Die Schlitzpupillen ihres Auges

      fixierten ihn, und die junge Schwinge legte den Kopf ein wenig schief, als

      müsste sie angestrengt überlegen, warum ihr Reiter da so zappelte und schrie.

      »Hierher, Showaa«, ächzte Anschudar. »Komm hierher.«

      Eher unschlüssig pendelten die Pupillen zwischen ihm und dem für

      Showaa so verlockenden Gelbsteintümpel hin und her. Schließlich kam die

      Schwinge zögernd näher und senkte den Schädel. Die beiden Tentakel unter

      ihrem Maul streckten sich dem jungen Mann entgegen und zogen sich dann

      wieder zurück.

      Anschudar blieb keine Wahl. Als einer der Tentakel erneut in seine Nähe

      kam, setzte er alles auf einen Wurf und packte beherzt zu. Showaa zischte

      wütend. Obwohl die Tentakel muskulös waren und großer Hitze

      widerstanden, waren sie doch zugleich empfindlich. Instinktiv versuchte die

      junge Schwinge dem unangenehmen Druck des Griffes zu entkommen,

      während ihr Reiter sich krampfhaft weiter am Tentakel festhielt. Anschudar

      spürte den Schmerz, als er von der Bewegung nach oben gezogen wurde und

      sein Bauch über die Felskante schrammte. Zugleich empfand er unendliche

      Erleichterung, denn Showaa hatte ihn gerettet.

      Er blieb auf dem Bauch liegen und schnappte keuchend nach Luft, doch

      seine Augen verrieten die Dankbarkeit, die er Showaa gegenüber empfand.

      Diese aber hatte sich ein Stück zurückgezogen und sah ihn nun sichtlich

      beleidigt an.

      »Du bist eine gute Schwinge, Showaa«, sagte Anschudar beschwichtigend

      und erhob sich, um zu ihr hinüberzugehen. »Du hast mich gerettet, das werde

      ich dir nicht vergessen.«

      Sie zog die Tentakel ein und wich ein Stück zurück, aber dann fasste sie

      wieder Zutrauen zum weichen Klang der Stimme. Schließlich begann sie leise

      zu zischen und reckte ihren Hals voller Wohlbehagen, als Anschudar sie sacht

      streichelte. Durch die Berührung gelang nun auch wieder die geistige

      Verbindung, die so wichtig für eine Schwinge und ihren Reiter war.

      Es war an der Zeit, sich anzusehen, was sie beide da entdeckt hatten. Ohne

      Zweifel