Pferdesoldaten 09 - Das Kanonenboot. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Pferdesoldaten
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750212350
Скачать книгу
treffen können. Mein Vorstoß ist gescheitert, weil eines meiner Kanonenboote ausfiel und das andere von einem Rebellen gerammt wurde. Wahrscheinlich hätten wir dennoch landen und die Lager niederbrennen können, wenn nicht die bespannte Artillerie aufgetaucht wäre. Sir, ich betone nochmals, dass ein erneuter Vorstoß zum Erfolg führen wird.“

      „Seien Sie sich da nicht so sicher“, brummte der höhere Marineoffizier. „Durch Ihren ersten Vorstoß sind die Konföderierten nun gewarnt. Sie werden sich auf uns vorbereiten.“

      „Ja, das werden sie“, stimmte Lumbers zu. „Und je länger wir warten, desto besser werden ihre Vorbereitungen sein. Daher müssen wir schnell handeln.“

      „Über Land gegen Dillings vorzustoßen, würde Tage in Anspruch nehmen“, überlegte einer der Generäle. „Es gibt eine ganze Reihe von Verbänden der Rebellen, zwischen uns und Dillings. Greifen wir sie an, sind die Rebellen vorgewarnt.“

      „Es bleibt nur der Fluss.“ Lumbers war sichtlich darauf aus, seine Scharte auszuwetzen.

      Grant sah den Kommandeur der Mississippi-Flotille an. „Wann könnten Sie den Verband von Commodore Lumbers verstärken?“

      „In fünf oder sechs Tagen könnten wir zwei weitere Kanonenboote verfügbar haben.“

      Grant räusperte sich und ließe sich wieder in seinen Stuhl sinken. „Ich habe schon erlebt, was die Gentlemen aus dem Süden in wenigen Tagen erreichen können. In fünf oder sechs Tagen haben sie wahrscheinlich so viel schwere Artillerie nach Dillings gebracht, dass wir auch mit drei Gunboats keine Chance hätten.“

      „Wie ich sagte, Sir, es muss schnell gehen.“ Lumbers Gesicht verriet Eifer. „Wir müssen jetzt, sofort, erneut zuschlagen. Bevor sie Dillings befestigen können. Damit werden sie nicht rechnen.“

      Grant hakte einen Daumen in seine Weste. „Es muss schnell gehen und wir müssen mit dem auskommen, was wir jetzt zur Verfügung haben. Mir ist gerade ein Gedanke gekommen, wie wir einen erneuten Vorstoß zum Erfolg führen können. Commodore Lumbers, Ihre Schiffe liegen derzeit bei Coopers Landing?“

      „Aye, Sir. Mein zweites Kanonenboot, die Calliope, ist inzwischen wieder einsatzbereit.“

      Grant begann zu lächeln. „Ausgezeichnet. Ich weiß nämlich zufällig, dass sich auch Matt Dunhill in Coopers Landing aufhält.“

      „Wer, Sir, ist bitte Matt Dunhill?“, hakte Lumbers irritiert nach.

      „Ein Kavallerist“, stieß der höhere Marineoffizier hervor. „Träger der Ehrenmedaille des Kongresses und ein Kavallerist. Bei allem Respekt, General, aber was soll uns ausgerechnet ein Pferdesoldat bei der Sache in Dillings nutzen?“

      Grant grinste nun breit. „Möglicherweise wird gerade Dunhill dafür sorgen, dass wir in Dillings nicht erneut scheitern.“ Er beugte sich wieder vor. „Schön, Gentlemen, dies ist mein Plan…“

      Kapitel 4 Coopers Landing

      Major Matt Dunhill hatte sein Battalion der fünften U.S.-Kavallerie nach Coopers Landing geführt. Coopers Landing war einer jener Versorgungspunkte, die dem Nachschub der kämpfenden Truppe dienten und die demzufolge rasch errichtet und auch wieder verlegt wurden. Ein riesiges Lager aus Bretterbuden und Zelten, welches von den Wagenzügen des Quartermaster Departments und privaten Händlern beliefert wurde.

      Hier gab es Uniformen, Waffen, Munition, Mäntel, Decken, Lampen, Kerzen und Öl, Zelte, Lebensmittel und jede Art von Ausrüstung, bis hin zu schweren Geschützen, Protzen und einer großen Remonte, in der Reservepferde für die Kavallerie bereitgehalten wurden. Auf einer Weide graste eine große Rinderherde, die schon bald in den Mägen der Soldaten enden würde.

      All diese Dinge, die der Soldat zum leben und kämpfen benötigte, wurden wiederum mit anderen Wagenkolonnen zur Truppe gebracht oder von diesen selbst in Empfang genommen.

      Coopers Landing lag direkt am Mississippi und bot den zusätzlichen Vorteil, dass die Versorgung auch auf dem Wasserweg erfolgte.

      Matt Dunhills Kavallerieabteilung war mit den neuen siebenschüssigen Spencer-Karabinern bewaffnet. Eine noch neue Waffe, die spezielle Munition und röhrenartige Magazine benötigte. Dies war gleichermaßen Fluch und Segen. Die Karabiner verhalfen der Truppe zu einer überraschend hohen Feuerkraft, allerdings besaßen die kurzen Patronen eine relativ geringe Treibladung, so dass Reichweite und Durchschlagsfähigkeit geringer waren, als bei den sonstigen Karabinermodellen. Die hohe Feuerkraft machte jedoch alle Nachteile wett und die Konföderierten wären sicherlich glücklich über jedes Beutestück gewesen, wenn da nicht der Umstand gewesen wäre, dass sie über keinen Nachschub an der erforderlichen Munition verfügten.

      Matt und seine Truppe sollten sich hier mit dem Munitionsnachschub für ihr fünftes Regiment versorgen und weitere neue Ausstattung erhalten. Diese bestand aus einem achteckigen schwarzen Lederköcher, der umgehängt werden konnte und zehn der röhrenförmigen Magazine enthielt. Die neuen Magazine wiesen zudem eine Vorrichtung auf, mit der sie im Kolben des Spencer-Karabiners verriegelt werden konnten. Das unabsichtliche „Herausfallen“ eines Magazins konnte damit verhindert werden.

      Die „A“-, „C“- und „D“-Kompanie eskortierten mehrere Wagen, auf welche die wertvolle Fracht verladen wurde. Am folgenden Tag sollte die Rückreise zum Regiment angetreten werden, welches als Verstärkung für die Truppen von Grant vor Vicksburg beordert worden war.

      Matt Dunhill war als junger Offizier in das erste Regiment der U.S.-Dragoner eingetreten. Nun diente er schon fünfundzwanzig Jahre in der berittenen Truppe, hatte gegen Banditen, Mexikaner und Indianer gekämpft und war dabei sogar Robert E. Lee begegnet, der einst die zweite U.S.-Kavallerie gegen Comanches ins Feld geführt hatte. Nun war der einstige Kommandeur der Befehlshaber des Feindes und Matts einstiger Kamerad und bester Freund, Thomas Deggar, ritt für den Süden. Auch Matts Familie hatte der Krieg auseinander gerissen. Mit seiner Frau Mary-Anne heiratete er eine echte Soldatenfrau und Südstaaten-Lady. Sie blieb getreu an seiner Seite und litt unter der Trennung zu ihrem Vater John Jay Jones, der in Virginia lebte. Der gemeinsame Sohn Mark war heimlich als Hornist in ein Freiwilligen-Kavallerieregiment eingetreten und war dort, trotz seiner Jugend, aufgrund seiner Verdienste zum Lieutenant befördert worden. Sie alle waren stolz aufeinander und zugleich betrübt, dass die Erfordernisse des Krieges nur selten eine Begegnung zuließen. Matt wusste, dass sich Mary-Anne auf besondere Weise sorgte, da Ehemann und Sohn gegen den Feind ritten.

      Es war Abend und Major Matt Dunhill saß in seinem Zelt, um Briefe an seine Liebsten zu schreiben, als er ein Hüsteln und Stampfen vernahm. Beides verriet Matt, dass Wilhelm Schmittmann ein Anliegen hatte. Der Hannoveraner und ehemalige Rittmeister war erst vor Kurzem als Sergeant-Major zum Regiment gestoßen.

      „Schmittmann?“

      „Das ist korrekt“, kam die prompte Erwiderung. „Sir, hier sind zwei Gentlemen, die Sie zu sprechen wünschen.“

      In den vergangenen Wochen hatte sich Matt mit den gebräuchlichen Kerzen beholfen, da es keine ausreichenden Vorräte an Lampenpetroleum gab. Nun konnte er den Docht seiner Lampe höher drehen, damit es im Zelt heller wurde. „Immer herein mit den Gentlemen, Sergeant-Major. Warten Sie bitte, ob ich Sie noch benötige.“

      „Ja, Sir“, kam die knappe Erwiderung.

      Schmittmann zog eine Klappe des Zelteingangs zur Seite und zwinkerte Matt vertraut zu, während er den Zugang für die unerwarteten Gäste offen hielt. Zwischen Dunhill und dem Deutschen hatte sich in kürzester Zeit ein besonderes Vertrauensverhältnis gebildet und der Sergeant-Major würde geduldig vor dem Zelt warten, ob Matt seine weiteren Dienste benötigte. Mit angespitzten Ohren, denn Matt wusste um das militärische Wissen des ehemaligen Rittmeisters und beriet sich inzwischen gerne mit diesem.

      Überrascht sah Matt den Colonel eines Infanterieregiments und einen Navy-Offizier vor sich. „Nehmen Sie Platz, Gentlemen“, meinte er freundlich. „Offensichtlich haben Sie ein ernstes Anliegen, wenn Sie mich nach dem „Licht-Aus“-Signal aufsuchen.“

      Commodore