Zerbrochene Seelen. Kim Mevo. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kim Mevo
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738027495
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waren, trugen die Wappen des US Militärs. Die vielen Leute, die geschäftsmäßig über den Platz eilten, trugen Uniformen. Carly sah sich staunend um.

      Schließlich fuhren sie an mehreren Gebäuden vorbei, die etwas an Kasernen erinnerten, nur einladender. Manche waren größer, andere etwas kleiner. Vor jedem Haus hingen große Zahlen mit Buchstaben. Die einzelnen Häuser wurden durch große Rasenflächen oder Hecken getrennt. Auch an einem großen Feld mit Markierungen kamen sie vorbei, das an ein Fußballfeld erinnerte, welches sich gleich neben einer Sporthalle befand. Vereinzelte Gruppen liefen auf dem Platz ihre Runden, dicht neben ihnen jemand, der sie antrieb.

      Diesem Feld gegenüber stand ein Gebäude, über dessen Eingang Gym stand. Es war von der Fläche her beinahe so groß wie das Sportfeld und hatte sogar noch zwei weitere Etagen. An eben diesen Plätzen war sogar noch mehr los, als zuvor auf dem Landeplatz.

      Dort bog Conleth rechts ab. Irgendwie erinnerte es Carly an das, was sie zuvor über Universitäten gehört hatte. Es war wie ein riesiger Campus. Sie fuhren geradewegs auf ein großes Hauptgebäude zu. Carly sah Conleth fragend an. „Ist es das?“

      Conleth nickte zögerlich und musste etwas schmunzeln als er auf einen Parkplatz abbog.„Was hast du denn erwartet?“

      Carly schürzte die Lippen und sah sich um. „Weiß nicht... Baracken... Trillerpfeifen...marschierende Schüler...“

      Conleth lachte amüsiert und stellte seinen Wagen schließlich ab. „Wir sind hier nicht beim Militär, Carly. Es ist eine Schule.“ „Eine Militärische Akademie“ korrigierte ihn Carly.

      Conleth seufzte. „Es ist nicht direkt das, was du dir wohl vorgestellt hast. Das hier ist... anders.“

      Carly zuckte die Schultern. „Wir lassen deine Sachen erst mal im Wagen und stellen dich vor. General Coleman erwartet dich bereits.“ Conleth schnallte sich ab.

      Carly kam nicht umhin die Lippen zu verziehen. General Coleman. Sie stellte sich einen militärischen Typen mit Kurzhaarschnitt vor, der wortwörtlich aussah, als hätte er einen Stock im Arsch. Sie musste doch schmunzeln und folgte Conleth aus dem Wagen. Dicht auf seinen Fersen überquerte sie die Straße vor dem Hauptgebäude und stieg die breiten Steinstufen hinauf.

      Im Eingangsbereich staunte sie erneut. Hier hatte der Staat wirklich an nichts gespart. Der Eingangsbereich war eine gigantische, helle Halle mit einer Kuppel aus Glas, die einen Blick auf den wolkenlosen Himmel genehmigte. In der Mitte befand sich eine kreisförmige Anmeldung und Rezeption. Links und rechts führten Treppen in die oberen Stockwerke. Trotzdem konnte man die Kuppel von oben vollständig umgehen.

      Conleth nickte den beiden Damen und drei Herren an der Rezeption zu, die sehr beschäftigt an ihren Computern saßen und tippten. Sie erhoben sich sogleich und salutierten, als sie Conleth erblickten. Nun fühlte sich Carly wieder ein wenig beklommen. Conleth schien eine wirklich wichtige Rolle hier zu spielen.

      Er bog links in einen der drei Gänge ab und führte Carly immer tiefer in ein kompliziertes Geflecht aus Fluren. Drei mal passierten sie bewachte Türen, an denen Conleth ebenfalls mit Salutieren begrüßt wurde. Dann gelangten sie in einen offeneren Gang, von dem aus man verschiedene Arbeitsplätze einsehen konnte.

      Conleth blieb an einem Wartebereich stehen und bedeutete Carly, platz zu nehmen. „Er ruft dich rein, wenn es so weit ist. Warte hier.“

      Carly nickte und setzte sich zögerlich auf einen der Stühle. Dann beobachtete sie Conleth, wie er einige Türen weiter klopfte und schließlich dort verschwand. Auf dem Schild an der Tür stand der Name General W. Coleman, von dem er ihr zuvor erzählt hatte. Carly senkte denk Kopf. All das hier mochte aufregend und neu sein und doch wollte Carly lieber wieder zurück nach Hause. Sicher packten sie in ihrem zu Hause gerade die Kisten zusammen um sie zu der neuen Wohnung zu bringen, die ihr Vater gekauft hatte.

      Carly wollte all das nicht. Sie wollte nicht auf diese blöde Militär Akademie gehen, wo man ihr alles vorschrieb. Denn genau so lief es beim Militär doch. Ellenlange Listen mit Vorschriften und Regeln, an die man sich zu halten hatte.

      Carly war doch erst sechzehn. Ihr Leben hatte gerade erst angefangen. Freunde treffen, Party´s besuchen, ein wenig Alkohol trinken und die Freiheiten des Erwachsenwerdens genießen. Genau das würde hier nicht der Fall sein, da war sich Carly sicher. Sie hasste diesen Laden jetzt schon. Es würde schlimmer sein als ein Internat. Aber sie würde nicht lange hier bleiben, das stand bereits für sie fest. Sie hasste ihren Vater dafür, dass er sie her geschickt hatte. Hasste ihn dafür, dass sie im Streit auseinander gegangen waren. Dass er ihrem Flehen nicht nachgekommen war, sie nicht weg zu schicken und das Haus nicht zu verkaufen.

      Carly war zum Weinen zumute. Sie verschränkte die Arme vor ihrem Oberkörper und atmete tief durch. Wenn ihre Mom noch da wäre, hätte sie das alles niemals zugelassen. Sie hätte Carly niemals weg schicken wollen. Carly kämpfte gegen einen dicken Kloß in der Kehle an. Das fiel ihr leichter, als sie eine Gruppe junger Männer bemerkte, die nun in den Bereich traten. Zwei von ihnen trugen Sportkleidung. Die anderen beiden trugen normale Straßenkleidung. Carly hätte nicht gedacht, dass das erlaubt wäre. Die Gruppe löste sich voneinander. Während drei der jungen Männer weiter geradeaus gingen, blieb ein anderer vor dem Wartebereich stehen. Carly sah aus dem Augenwinkel wie er den Kopf zur Seite legte und sie musterte.

      „Du bist neu hier, richtig?“

      Carly schnaubte und hätte am liebsten so etwas wie, Gewöhn dich nicht an mich, geantwortet. Doch als sie zu ihm auf sah, stutzte sie und stand langsam und unsicher auf. „Tate?“

      Er grinste breit. Das typische verschmitzte Grinsen, das er als Junge schon immer hatte. Doch als Carly ihn musterte, stellte sie fest, dass er sich ganz schön verändert hatte.

      Sein Körper war größer und breiter geworden. Seine dunklen Haare hatte er länger wachsen lassen und er trug sie zur Seite.

      Sie musste etwas peinlich berührt daran zurück denken, was beim letzten Mal war, als sie sich gesehen hatten. Viel zu peinlich, als es weiter auszuführen. Schon damals hatte sich irgendwie etwas zwischen ihnen verändert.

      Er kam auf sie zu und nahm sie in den Arm. „Hey, wow. Es ist ja wirklich schon ewig her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben.“ „Ja.. ähm...“ Carly lächelte etwas eingeschüchtert. „Ist es wohl.“

      Mit einer solchen Begrüßung hätte sie nicht gerechnet. Sie hatten sich so lange nicht gesehen, dass sie dachte, sie hätten sich völlig entfremdet. Doch als Tate nun vor ihr stand, war es, als sei es gerade mal eine Woche her, dass sie einander das letzte Mal gesehen hatten. Ihn zur Begrüßung zu umarmen war so vertraut und normal, dass es Carly selbst irgendwie verblüffte.

      Als sich Tate von ihr löste, schenkte er ihr ein zögerliches Lächeln, „Ich schätze, ich sollte mir die Frage nach deinem Wohlbefinden wohl schenken.“

      Carly zuckte die Schultern.

      „Ziemlich beschissen das Ganze“ Tate räusperte sich.

      Carly nickte wieder bloß stumm. Nun schob er seine Hände in seine Hosentasche und presste kurz die Lippen zusammen. „Deine Mom hätte das hier nicht gewollt.“

      Carly sah ihn mit großen Augen an. In den letzten Wochen und Monaten, in denen ihre Mutter schon tot war, hatte sie vieles gehört. Aber jeder hatte es tunlichst vermieden, direkt über ihre Mutter zu sprechen, mit Ausnahme ihrer Tante Rachel. Es verletzte Carly und zugleich war sie auch froh, keine weitere Es- tut- mir- leid- Leier hören zu müssen. Tate sprach die Tatsache gerade heraus aus und irgendwie war ihm Carly dafür dankbar. Alle waren um sie herum geschlichen wie ein rohes Ei. Als könne sie jeden Moment zerbrechen.

      Carly schürzte die Lippen. „Er konnte gar nicht abwarten mich los zu werden.“

      Tate sah sie blinzelnd an. „Dein Dad?“

      Carly zuckte erneut die Schultern „Wie auch immer.“

      Sie würde eh nicht lange bleiben, koste es, was es wolle.

      „Ich habe gehört, er hat seinen Job wieder angetreten.“ bemerkte Tate nun.