Fast egal. Kadhira del Torro. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kadhira del Torro
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738080599
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dir in der nächsten Zeit bevorsteht. Du wirst aufpassen müssen, dass es dich nicht aus deinen süßen Pumps haut.“

      „Keine Angst. In denen stehe ich ziemlich sicher.“

      „Okay. Erste Bedingung: Du verhandelst mit mir. Kein anderer. Zweitens: Vergiss die Hochzeit mit Nicolas Forsyth. In dem Moment, in dem du seinen Ring am Finger trägst, werde ich eure Firma platt machen. Und drittens ...“ Er lehnte sich zurück, steckte sein Lächeln wieder ein und sah im Ganzen ziemlich ernst aus. „Und drittens: Ich will dich.“

      Samantha hob die Augenbrauen und schob ihre Unterlippe etwas vor. Ihr Gesicht verlor gerade in diesem Augenblick an Farbe und ihre Hände zitterten leicht. Sie griff nach ihrem Scotch, nippte daran und verzog erneut das Gesicht. Es schmeckte noch genauso widerlich wie der letzte Schluck. Dann sah sie Brendon Richmond an. Er war der erste Mann, der sie vor ein Problem stellte, zu dem ihr innerhalb weniger Minuten keine Lösung einfiel. Na ja, keine stimmte nicht ganz. Sie konnte immer noch von der Brücke springen und ihm so eine lange Nase drehen. Aber irgendwie fehlte diesem Plan die attraktive Hintertür, durch die sie notfalls noch schlüpfen konnte. Fakt war, dass sie ihrem Vater ein Versprechen gegeben hatte. Wenn Brendon früher aufgetaucht wäre, hätte sie vielleicht noch was machen können. Aber jetzt? Sie hatte zwar keine Mühe gehabt, Nick davon zu überzeugen, dass er sie heiraten wollte, aber trotzdem konnte sie jetzt nicht einfach zu ihm gehen und sagen By, Darling. Ich habe einen anderen Weg gefunden. Bei jedem anderen vielleicht. Aber Nick würde augenblicklich ihren Platz auf der Brücke einnehmen. Kurz: sie würde dem kleinen Mann das Herz brechen. Allerdings hätte sie kein Problem damit, wenn sie ihn so wenigstens einmal auf die Palme bringen könnte. Aber er würde wahrscheinlich nur nicken, sein kleines Gemüt einpacken und wortlos aufs Geländer klettern. Schwups. Nein, das war nicht fair. Und zu guter Letzt blieb noch die Frage, wie sie ihr erneutes Engagement für die Firma ihrer Großmutter erklärte. Die war nicht auf den Kopf gefallen und roch den Braten garantiert. Und dann waren Antworten fällig, die weder sie noch ihr Vater geben wollten. Genau das war auch die ausschlaggebende Antwort auf all die Fragen, die sie sich noch nicht gestellt hatte. Und nun auch nicht mehr stellen würde. Ihre Entscheidung stand fest. Mehr oder weniger jedenfalls. Sie presste die Lippen aufeinander, suchte sich wieder einen Platz auf der Couch und faltete sorgfältig die Hände auf ihrem Schoß. Erst dann hob sie den Kopf und sah Brendon an. „Ich werde meine Pläne nicht ändern. Ich werde weder mit dir verhandeln noch auf diese Hochzeit verzichten. Und du wirst dir für dein Bett ein anderes Spielzeug suchen müssen. Aber das dürfte ja dein geringstes Problem sein,” frotzelte sie dann doch noch.

      „Hm“, machte er und wirkte gleich ein wenig konzentrierter. „An welcher Bedingung ist deine positive Einstellung gescheitert?“

      „Ehrlich gesagt, habe ich nicht mal über die erste nachgedacht.“

      „Warum nicht?“

      „Das brauchte ich nicht. Die Umstände sprechen schlichtweg gegen meine Einmischung.“

      „Glaubst du, dass dein Vater sich noch selbst aus dem Sumpf ziehen kann?“

      „Wenn nicht er, wer sonst?“

      „Du?“

      „Alles, was ich kann, habe ich von ihm gelernt. Und hier wird der Schüler garantiert nicht zum Lehrer.“

      „Mag sein, dass du die Grundlagen bei ihm gelernt hast. Trotzdem bist du ganz anders als er.“

      „Wie kannst ausgerechnet du das beurteilen? Wir haben uns noch nie am Verhandlungstisch gegenüber gesessen.“

      „Noch nicht. Ich habe aber schon viel von dir und deiner Arbeitsweise gehört. Du liebst den spektakulären Weg. Nicht den Einfachsten, aber den Erfolgversprechendsten. Und du lässt dir immer einen Ausweg, falls was schief geht.“

      „Es ist noch nie etwas schief gegangen.“

      „Und warum sollte das jetzt anders sein?“

      „Das habe ich nicht gesagt.“

      „Du sagst selbst, dass du der Garant für das Gelingen bist. Warum hilfst du deinem Vater nicht einfach? Nur so, um es mir zu beweisen.“

      „Ich brauche dir nichts zu beweisen. Und Garantien habe ich für meine Strategien nie gegeben.“

      „Doch. Weil du immer viel riskiert hast. Das würdest du nicht tun, wenn der Sieg dir nicht sicher gewesen wäre.“

      „Manchmal kann man einfach nicht verlieren.“

      „Manchmal? Das Risiko gehörte zu deinem Tagesgeschäft.“

      „Neidisch?“

      „Überhaupt nicht. Eher neugierig.“

      „Worauf? Wie ich meinem Vater helfen würde? Ich könnte ihm einfach sagen, was er tun soll.“

      „Hältst du mich für so dumm? Ich würde deine Handschrift sofort erkennen und Gegenmaßnahmen ergreifen. Und dann...“ Was dann passieren würde überließ er ihrer Fantasie und lächelte nur.

      „Vielleicht wäre es dann für Gegenmaßnahmen schon zu spät.“

      „So wie du immer deinen Weg findest, finde ich meinen.“

      „Nur diesmal nicht.“

      „Wer sagt das?“

      „Es gibt kein Weg, um mich wieder in die Firma zu holen. Die Tür ist und bleibt zu.“

      „Wegen deiner Großmutter?“

      Sie runzelte die Stirn und sah ihn an. Nein, der Junge war nicht dumm. Zumindest hatte er seine Hausaufgaben sehr gründlich gemacht. Oder er konnte einfach nur Gedanken lesen. „Was meinst du damit?“

      „Hey, wenn du und dein Vater euch vor einer Erklärung drücken wollt, dann übernehme ich das gerne. Und keine Angst. Ich werde mir etwas Plausibles einfallen lassen.“

      „Das befürchte ich“, murmelte sie. „Nein, danke. Das ist nicht nötig.“

      „Was hast du ihr eigentlich erzählt, warum du aussteigst? Wegen der Hochzeit? Hat sie Nicolas Forsyth tatsächlich als den Grund anerkannt, ihr bestes Rennpferd zu verlieren?“

      „Ich bin kein Rennpferd“, meinte sie und warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Und meine Großmutter hat Nicolas als das akzeptiert, was er ist. Als meinen zukünftigen Ehemann.“

      „Wahrscheinlich für eine Zukunft, die sie selbst nicht mehr erlebt. Und was ist der Preis, den du dafür zahlen musst? Hat sie dich aus ihrem Testament gestrichen?“

      „Blödsinn.“

      „Na schön. Wie lange kannst du zusehen, wie die Firma den Bach runter geht? Zwei Tage? Eine Woche? In spätestens vier bis fünf Wochen ist alles vorbei. Wie lange, Sammy?”

      Samantha atmete tief durch, durfte gar nicht darüber nachdenken. Sie sah sie ihn mit großen, traurigen Augen an. Es tat weh, ganz tief in ihr drin. Eigentlich würde sie jetzt liebend gern ihr Versprechen wieder zurücknehmen und ihren Vater und Nicolas zum Teufel jagen. Und dann würde sie in ihr Büro marschieren, an ihren Schreibtisch und würde sich mindestens eine Stunde lang den Kopf darüber zerbrechen, was sie noch tun konnte. Zumindest einen Anhaltspunkt würde sie brauchen, wonach sie in den Unterlagen suchen musste. Sie müsste die Börsennachrichten der letzten Wochen durchforsten, die finanzielle Lage kennen, sowohl die wirkliche, als auch die, die andere Geschäftspartner momentan noch sahen. Das konnten durchaus zwei Paar Schuhe sein. Je besser sie bei den Partnern noch aussah, desto eher konnte sie sich durch Verträge und Lieferzeiten mogeln. Außerdem braucht sie einen Krisenstab, der sich ausschließlich mit der Auswertung der Nachrichten befasste. Innerhalb weniger Stunden konnten, nein mussten, sie das Top-Thema sein, damit wieder Geld in die Kassen kam und die Auftraggeber zurückkehrten. Und ganz nebenbei würde sie ... Gar nichts würde sie. Sie seufzte. Was würde sie darum geben, noch ein einziges mal an der Spitze zu stehen. Lieber Gott. Nur noch ein einziges mal. Noch ein Seufzer, von ganz tief unten. Nein, der Ofen war aus. Diesmal hieß es