Hast du bitte ein Stück Küchenrolle – ja nass bitte – mein Mund ist wahrscheinlich genauso voll mit Marmorschokolade, wie meine Hände … schau … mhh danke, das hast du gut gemacht …
Also ich schob ihn bis zur Pyramide. Stell dir vor, die hat jemand mit Bohnendosen gebaut. Das war vielleicht ein Hallo, sag ich dir. Sogar der Papa mit den Taschentuchohrstöpseln kam gleich darauf angebraust und wäre beinahe mit einer vollen Bohnendose ohne die zu bezahlen - verstehst du - bei der Kassa vorbeigerollt. Beinahe ist nicht ganz richtig. Es waren schon zwei oder drei solche Dosen, mit denen er wie eine Rakete davongeschossen ist.
Ich durfte ja nicht einmal lachen, weil mir selbst schon das Grinsen von der Mama, die irgendwo in der Nähe mit einer Regalwanderung beschäftigt gewesen ist, verboten worden ist. Danach dürfte der Papa auf seiner Bohnendosenflucht obendrein noch mit einem halbleeren Einkaufswagerl zusammengestoßen sein. Er brachte schließlich dieses willen- und frauenlose Gefährt ungebremst bis zur Kassa drei hin. Aber genau dort war so ein Sperrbalken und der hat zum Glück meinen Papa wieder aufgefangen.
Ovomaltine hast du keine? Ist ja egal. Wenn du der Mama nichts davon sagst … Oma Schani - dann wäre mir ein Kaukau viel, viel lieber als eine lauwarme Milch … einen Tee? Nein danke, ich bin ja nicht krank.
Ich kann aber nichts dafür für den Zusammenstoß, weißt du. Das sage ich gleich dazu. Weil ich gar nicht nach vorne geschaut habe. Und dort vorne stand dann die angeblich schön aufgestapelte Dosenpyramide mit roten Bohnen, grünen Erbsen sogar Ananasscheiben waren dabei. Stell dir das einmal vor. Ein kleines Stück weiter vorne stand eh schon die Mama.
Die Verkäuferin war der Meinung, es war eine schön aufgestapelte Pyramide. Sie musste dann die herumrollenden Dosen einsammeln und irgendwann wieder aufbauen. Weil auch ihr Chef, der böse dreingeschaut hatte, daher gekommen ist und ihr den Wiederaufbau genehmigt hatte.
Ganz ehrlich und das kannst du mir schon glauben – Oma Schani - schuld war wirklich nur der Papa, weil er hat mich alleine mit Wagerl herumkurven lassen und ich wollte nur damit zu ihm hinfahren. Und so teuer sei das auch nicht gewesen, hatte er daheim zur Mama gesagt. Nur von der Versicherung hat er noch nichts gekriegt, weil heuer schon zweimal die Versicherung bei uns – allein schon wegen meiner Unfälle - zahlen musste. Und zum Doktor musste er auch nur zweimal hingehen. Wegen der Dosenverstauchung des Scheißbeins. Nein, nein, Oma Schani, so hat das auch die Mama gesagt.
Schau mal, wie gerne würde ich einmal die herumliegenden Spielsachen beim MAXI Markt berühren oder gar angreifen. Aber nichts da. Die Mama hat dafür keine Zeit nicht. Sie lässt sich mit ihrem Einkaufszettel, den sie fast immer in einer Hand hält und mit der anderen den Wagen vor sich herschiebt, von einem Regal zum anderen hetzen.
Oma Schani, hast du den Mann im Fernsehen gesehen? Nicht? Ich meine, den mit der Schildkrötenpuppe, die in Wirklichkeit ein Geldspukautomat sein soll, aber es eh nicht ist. Und sprechen tut sie auch mit dem Mann. Der Papa sagt der Mann ist ein Bauchredner. Ich kann nur mit dem Mund reden, das mit dem Bauch habe ich schon oft probiert, das geht nicht bei mir. Die Schildkrötenpuppe sagt dann zu dem Mann – hetz mich nicht. Dann muss ich immer so laut lachen, dass die Mama aus der Küche herbeigeeilt kommt. Also hetz mich nicht, sagt dann auch der Papa zur Mama. Vor drei Wochen hätte er nur eine Schraube beim Küchenkasterl festgemachen sollen. Er tat es aber bis heute nicht. Und das Küchenkasterl kam dabei fast zum Einsturz.
Ich glaube an der Hetzerei beim MAXI Markt ist der Ultraschall schuld. Na ja, der Schall halt dort oben, der aus den Lautsprechern ständig herausrieselt. Weil die Mama bleibt ja auch fast nie für einen kleinen Moment an so einem Spielzeugregal stehen. Da muss ich schon zum Husten anfangen, dann hält sie kurz an und ich kann zum Spielzeugregal hinüber flüchten. Aber immer funktioniert mein Trick auch nicht.
Mama murmelte immer leise so vor sich hin, zeigte mal auf diese und mal auf die anderen bunten Schachteln und will mir allen Ernstes einreden, dass der ganze Krempel dort hinten in der Ecke erst vom Christkindl abgeholt werden soll.
Bitte das ist doch purer Blödsinn. Das glaubst du wohl auch nicht, Oma Schani, oder? Aber das darf ich der Mama nicht sagen, weil die glaubt noch, dass ich es auch glaube.
Schön langsam bekomme ich wieder einen Appetit auf ein kleines Stück. Hast du noch irgendwas davon? Vom vielen Erzählen werde ich hungrig auch noch. Ja genau der Marmorkuchen, der ist Spitze. Bitte kann ich noch ein kleines Stück Marmorkuchen haben? Freilich schmeckt er mir gut. Sogar die Mama sagt immer, deinen Kuchen würde sie niemals unseren Hund geben, wenn wir einen hätten. Und die Oma – da unten – hat nie einen und wenn, ist der so staubtrocken, dass der Opa immer seine Ohren zuhalten muss. Warum? Das ist doch ganz klar! Er sagt es ja selber, dass der Kuchen, wenn er ihn essen würde, bei seinen Ohren links und mehr noch rechts hinausstauben würde. Da wird dann die Oma grantig und nimmt meinem armen Opa den ganzen Teller einfach weg. Wir beide flüchten dann ins Kinderzimmer, wo wir ein geheimes Versteck für besondere Ausfälle haben. Das ist aber leider so weit oben, dass es nur der Opa erreichen kann. Schokobons und Kekse gibt’s da. Das ist die Geheimwaffe gegen den verstaubten Kuchen von der Oma.
Ja, ja genau! Das mit Christkindl! So einen Blödsinn erzählt die Mama mir immer und immer wieder. Ich werde wie eine Gefangene im Einkaufswagen von ihr herumgeschubst und kann nicht ausbrechen. Oma Schani ich sage dir, ich habe dabei nicht einmal die geringste Möglichkeit, so ein rotes Plastikauto anzugreifen. So was geht doch nicht. Oder? Angeblich wird das Christkindl das Auto später einmal zu irgendeinem Tomi oder vielleicht gar zum Baldi hin bringen. Und das weiß ich bestimmt: So etwas ist eigentlich unmöglich!
Ganz klar! Also schau, liebe Oma Schani – ganz ehrlich das weiß doch jeder. So ein kleines Christkindl, das angeblich noch mit Windeln auf Stroh oder so einem Zeugs in einem Gitterbetterl liegt, das hat doch bitteschön überhaupt keine Schanze nicht, so ein mordsdrum Plastikauto, ob es jetzt Rot oder Blau ist, irgendwem, und dem Tomi schon gar nicht, hinzutragen. Die Greti bei uns im Kindergarten hat auch eine kleine Schwester mit gut einem halben Jahr. Die soll zwar nicht auf Stroh liegen aber immerhin braucht sie noch Windeln. Selbst die könnte das nicht machen, obwohl sie eigentlich schon älter sein müsste als das Christkindl, das immer erst zu Weihnachten auf die Welt kommt.
Na gut, wenn schon … aber erstens wohnt der Tomi nicht im Ort, sondern viel weiter droben bei den gelben Siedlungshäusern. Ja und zweitens hat er schon eines. Das weiß ich genau. Ein Gelbes hat er. Na ja und! Ob Gelb oder Rot, das ist doch schnurzi pfurzi egal. Oder nicht?
Der Baldi hat nur einen Bagger und er könnte schon, wenn ich es mir so recht überlege, einen Plastiklastwagen dazu brauchen. Noch dazu wohnt er drunten am Baggersee. Da könnt das Christkindl mit ihrer Mama sogar mit dem Boot hinfahren. Weil alleine schwimmen, das würde die Mama vom Christkindl auch nicht gerne sehen wollen. Bei dieser Kälte draußen vor dem MAXI Markt würde sich das Christkindl bestimmt auch verkühlen. So stell ich mir das vor. Weil die Moni in unserer Gruppe ist schon eine Woche krank. Die hat sich auch verkühlt und ist nicht im Baggersee herumgeschwommen.
Und jetzt frag ich dich, Oma Schani, warum soll ich nicht das rote Plastikauto beim MAXI Markt angreifen dürfen, wenn der Baldi ohnehin mein Freund ist.
Ich versteh das nicht. Da wird man in so einem vergitterten Unikum hineingedrückt. Und viel zu klein bin ich auch noch. Daher ist es ja gar nicht möglich, dass ich aus dem vergitterten Einkaufswagerl so mir nichts dir nichts herauszukraxeln hätte können. Das geht einfach nicht! Verstehst du mich.
Oh je jetzt habe ich mein Taschentuch bei der Oma unten vergessen. Danke ein Stück Küchenrolle geht auch. Ja danke, der Kaukau war gut und jetzt ist eh nichts mehr drinnen, sonst wäre er ja bestimmt schon kalt geworden.
Also schau! Ich muss in dem rollenden Käfig so lange drin sitzenbleiben, bis mein Papa oder die Mama die Ungefährlichkeit meiner Bewegungen von mir verlangt, sozusagen