Sisgard und Alveradis. Norbert Wibben. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Norbert Wibben
Издательство: Bookwire
Серия: Eila - Die Leuchtende
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742790675
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im Wasser und säuft schlabbernd. Die jungen Zauberer schöpfen mit den Händen etwas von dem klaren Nass und trinken ebenfalls. Auf großen Steinen am Bachlauf rasten sie eine kurze Zeit, um anschließend weiter dem Pfad zu folgen.

      Der Weg wird von dem lustig murmelnden Bach begleitet, bis sie zu einer schmalen Steinbrücke kommen. Nach deren Überquerung folgt ein steiler Hang. Eila hält mit Finley Schritt, sie atmet nicht einmal schneller. Ihre Trainingsstunden mit Achaius und Deirdre haben sie nicht nur in Selbstverteidigung geschult, sie stärkten auch ihre Kondition.

      Während sie den Berghang erklimmen, lichten sich die Bäume. Das Blätterdach ist nicht mehr geschlossen, so dass sie immer wieder nach oben schauen, ob dort vielleicht Vögel auffliegen oder kreisen.

      »Anghofio totalus«, hört Eila ihren Begleiter rufen, während sein ausgestreckter Arm auf eine mächtige Eiche vor ihnen zielt. Sie sieht auf einem ihrer unteren Äste eine Saatkrähe, die ihre bereits gespreizten Flügel wieder sinken lässt und an ihren Körper legt. Sie reagiert nicht mehr auf die beiden Wanderer, selbst dann nicht, als diese auf dem Pfad direkt unter ihr stehen bleiben.

      Zufrieden lächelnd sagt Finley: »Das hat ja gut funktioniert. Diese Krähe wird uns nicht verraten!«

      Sie wandern weiter, aber beide schauen vorsichtshalber noch einmal prüfend zurück. Nein, der Vogel verlässt seinen Platz nicht.

      Es dauert nicht lange, und der schützende Wald liegt hinter ihnen. Sie kommen hin und wieder an einigen Holunderbüschen, Krüppelkiefern oder Brombeerranken vorbei, die aber immer seltener werden, je höher sie den Berghang erklimmen.

      Menschen sehen sie nirgends. Viele von ihnen aufgescheuchte Kaninchen werden ebenso wie einige Dohlen mit dem Vergessenszauber belegt. Als sie endlich den Bergrücken erreichen, ist es schon früher Nachmittag. Die Spätsommersonne hat noch erhebliche Kraft, so dass beide nach einer Rastmöglichkeit ausschauen. In einiger Entfernung sehen sie einen Unterstand für Schafe, in dessen Schatten sie sich im Gras niederlassen.

      Während sie sich umsehen, erblicken sie in der Ferne einen grauen Hügel hinter dem durchwanderten Wald. Dessen merkwürdig gezackter Gipfel wirkt auf Eila vertraut.

      Sie denkt an die Zeit der Ausbildung durch Erdmuthe zurück, dort bei dem Kloster »Das heilige Kreuz«. Leicht seufzend krault sie Albin. Überrascht stellt sie in diesem Augenblick fest, dass sie noch nicht einmal gefragt hat, wie weit der Weg zu ihrer neuen Ausbildungsstelle ist.

      »Finley, wie weit ist der Weg zu Sisgard, und wann werden wir dort sein? Erwartet sie uns? Soweit ich weiß, hat sie keinen festen Aufenthaltsort. Wie sollen wir sie dann finden?«

      Er blickt in ihr erstauntes Gesicht, um dann zu erwidern: »Ich habe mich schon gefragt, warum du das bisher nicht wissen wolltest. Aber es war ja auch allerhand los, darum wunderte mich das dann doch nicht.«

      »Ja, das stimmt. Aber jetzt möchte ich es wissen«, kommt ihre Antwort mit leicht gekräuselter Stirn.

      »Hey, das war nicht böse gemeint. – Wie du vielleicht weißt, befindet sich Sisgard meistens im Osten des Landes, wobei sie keine bevorzugte Behausung hat. Sie ist hin und wieder bei der Elfe Sorcha zu finden und manchmal in einer alten Festung an der Ostküste, die sie Castellum Saxi nennt, die Felsenburg. Sisgard hält sich bisweilen aber auch in einem kleinen Haus auf dem Land auf, das von großen Heideflächen umgeben ist. Außerdem besucht sie sehr oft ein kleines Farmhaus in der Nähe eines Dorfes, das ungefähr in der Mitte zwischen allen bisher genannten Orten gelegen ist. In diesem kleinen Weiler ist übrigens Knuth aufgewachsen. Der junge Zauberer, der durch deine Hilfe gerettet werden konnte.«

      »Wie lange werden wir brauchen, um den ersten dieser Orte zu erreichen? Werde ich in dem Dorf auch Knuth treffen?«, will sie nun wissen.

      Finley verspürt einen leichten Stich, als sie sich nach Knuth erkundigt, aber das ist sofort wieder vergangen. »Sie will sich sicher nur mit eigenen Augen davon überzeugen, dass es ihm jetzt gut geht«, denkt er.

      Laut antwortet er: »Wir werden zuerst Sorcha aufsuchen. Der Weg dorthin ist der kürzeste. Wenn Sisgard nicht dort ist, werde ich dich in der Obhut der Elfe lassen, um dann an den anderen Orten zu forschen. Dafür nutze ich den magischen Sprung, was unsere Suche erheblich abkürzen wird. Vielleicht triffst du Knuth bei unserer Suche, oder während du von Sisgard ausgebildet wirst. Wir könnten Sorcha in etwa zehn Tagen erreichen, wenn wir weiter so vorsichtig wandern. Wenn wir uns unterwegs Pferde ausleihen dürften, kämen wir schneller voran. Das müssen wir wegen möglicher Späher aber unterlassen, oder stimmst du mir nicht zu?«

      »Doch, wir sollten lieber vorsichtig sein. –

      Aber erkläre mir bitte, was eine Elfe ist, und warum du sicher bist, dass du mich bei ihr zurücklassen kannst, während du Sisgard suchst.«

      Finley blickt sie erstaunt an, doch dann nickt er.

      »Ich habe ganz vergessen, wie jung du noch bist.« Er lässt sich nicht unterbrechen, obwohl sich ihre Stirn bereits erneut kräuselt und sie tief Luft holt.

      »Sei bitte nicht so empfindlich. Dein Können in Zauberei ist großartig. Da die Ausbildung frühestens beginnt, wenn der angehende Zauberer 18 Jahre alt ist, dauert es viele Jahre, bis das Erlernte deinem Können gleichkommen kann. Unterbewusst habe ich dich also älter gemacht, als du bist. Während dieser langen Lehrjahre hättest du auch vieles über magische Wesen erfahren. Das ist natürlich in der kurzen Zeit deiner bisherigen Ausbildung nicht möglich gewesen. –

      Elfen sehen aus wie normale Menschen, obwohl sie eine überirdische Schönheit besitzen. Sie werden wesentlich älter als normale Sterbliche, so dass diese Schönheit nicht merklich altert. Sie sind äußerst hilfsbereite Wesen und stehen von Anbeginn an auf unserer Seite im Kampf gegen die Dubharan.

      Wegen ihrer unvergänglichen Schönheit halten sie sich im Allgemeinen vor Menschen verborgen. Diese könnten das nicht erklären und würden ihnen vermutlich ablehnend gegenüberstehen.

      Die meisten der Elfen leben im Norden, im geheimen Wald. Dort befindet sich auch Serengard, die Sternfestung. Elfen können sich viel schneller als Menschen bewegen. Sie sind mit dem Auge nicht zu verfolgen.

      Im Kampf sind sie unschlagbar. Die Geschwindigkeit und Treffsicherheit ihrer Pfeilabschüsse sind atemberaubend. Im Kampf mit dem Schwert sind sie dermaßen schnell, dass sie zur Abwehr gegnerischer Hiebe keinen Schild benötigen, da sie diesen mit Leichtigkeit ausweichen können. Dabei sitzen ihre Schwertstreiche mit tödlicher Präzision.

      Sie können mit Tieren kommunizieren, besonders gut mit Vögeln. Zaubern können nur einige wenige von ihnen. Ihre Anführer sind Bhatair und Solveig, die beide geübte Zauberer sind.

      Sorcha lebt getrennt von den anderen Elfen im Osten des Landes, sie ist einer ihrer Außenposten, der in enger Verbindung zu Sisgard steht. Ihre Lieblingstiere sind Wanderfalken, die schnellsten unter den Vögeln. Ob sie zaubern kann, weiß ich nicht. Vielleicht verrät sie es dir, wenn wir bei ihr sind.

      Eines habe ich noch vergessen zu sagen. Elfen sind sehr stolz, daher wirken sie auf unerwartete Besucher manchmal etwas kühl und arrogant. Also versuche bitte vorsichtig ihr Vertrauen zu gewinnen. Haben sie aber erst einmal Freundschaft mit jemandem geschlossen, stehen sie unverbrüchlich zu ihm, solange sie einen Atemzug machen können!«

      »Danke, ich werde versuchen, nicht ungeduldig mit ihr zu sein. Wenn sie aber auf meine Jugend anspielt, kann ich schon mal empfindlich reagieren.« Beim letzten Satz zwinkert sie Finley zu.

      Albin stupst beide an und schaut dann in ihre Wanderrichtung. Beide erheben sich, während Eila ihn lobt: »Ist ja gut, wir müssen weiter. Die Rast war lange genug.« Sie schauen wieder ringsum nach anderen Lebewesen, können aber keine entdecken.

      »Was meinst du, wie lange müssen wir noch derart auf der Hut sein?«, will das Mädchen wissen.

      »Heute auf jeden Fall noch. Wenn wir morgen in der Tiefebene unterwegs sind, ist das nicht mehr erforderlich, sobald wir die erste Wegkreuzung hinter uns haben. Wenn wir dann von einem Späher gesehen werden, könnten wir von überall hergekommen sein. Wir sehen dann wie normale Wanderer