Bis Hans ruhig sagte: „Ich habe euch doch von der Frau erzählt, die ich bei einem meiner Einsätze kennen gelernt habe.“
Alle erinnerten sich.
„Und …?“
Hans machte eine Pause und holte tief Luft: „Erika, so heißt meine Bekannte,wird Ende Januar bei mir einziehen.“ Minuten langes Schweigen, dann ein wildes durch einander reden, bis Beate mit der Hand auf den Tisch klatschte und in die Stille zu Hans sagte: „Mensch, ganz toll für dich, ich freu mich riesig für dich!“
Jetzt strahlte Hans über alle vier Backen und freute sich,dass seine Kumpels die Neuigkeit so gut aufgenommen haben.
Hans wurde natürlich mit Fragen bombardiert, jeder wollte jetzt alles wissen und irgend wann meldete sich Rudi ganz trocken und meinte zu Hans: „Jetzt weißt du wie es ist, wenn man so ausgequetscht wird.“
Hans lachte lauthals: „Ja, das weiß ich jetzt wirklich.“
Erika war eine große, schlanke Frau mit halblangem, dunkelblondem Haar.
Die Nachbarn konnten die Bekannte von Hans kurz bei ihrem Einzug sehen.
Sie brachte eine Menge Möbel und Kartons mit, die Hans zusammen mit den beiden Möbelpackern ins Haus schleppte.
Brigitte und Hildegard schellten später bei Hans und boten sich an, beim Auspacken zu helfen. Hans schaute etwas unschlüssig, aber seine Bekannte rief aus dem hinteren Zimmer, dass sie sofort komme.
Nach einer freundlichen Begrüßung erklärte Erika den beiden,was sie als erstes erledigen wollte und die Frauen griffen sofort zu. Hans wurde weg geschickt, er sollte sich um den Aufbau der Möbel kümmern.
Hans holte sich auf Anraten von Brigitte Hilfe bei Hermann und nach ein paar Tagen war der Einzug von Erika bei Hans erledigt und Erika beim ersten Kaffeekränzchen dabei.
Endlich erfuhren die Nachbarinnen einiges darüber, was sie so brennend interessierte.
Selma und Beate guckten sich gut verstehend an, als sie merkten, dass Erika zwar viel erzählte, aber nur genau das, was sie auch erzählen wollte.
So erfuhren die Frauen viel über die Tätigkeit von Hans bei der Hilfsorganisation und wie sie sich bei einem Einsatz näher gekommen waren und sich dann irgend wann einig waren, dass Erika bei Hans einzog.
Mit der Zeit lernten die Frauen Erika so richtig schätzen, sie hatte einen guten und sicheren Geschmack punkto Einrichtung, Gardinen, Teppiche und vor allem in Garderobe und sie kannte ein paar prima Einkaufsadressen.
Erika hatte eine angenehme Selbstsicherheit, eine offene Art, Dinge anzupacken und zu erledigen,sichere Umgangsformen, ohne schulmeisterlich zu wirken. Sie kam gut bei den Frauen an, besonders bei Beate, obwohl die beiden eigentlich sehr unterschiedlich waren. Aber ihre engste Freundin wurde Seske, die beiden verstanden sich auf Anhieb,was natürlich Hans und Rudi freute und sie alle näher zusammen brachte.
Was der ganzen Nachbarschaft der krummen Straße gut gefiel, war, dass Erika nicht das gesamte Haus von Hans auf den Kopf stellte oder alles umräumte.
Wilhelm hatte seit Anfang des Jahres eine neue Stelle in einer Schule im nächsten Stadtteil bekommen.
Die nächste Tour führte Herbert und Jürgen runter bis Südspanien und Herberts Kinder bettelten: „Nimm uns mit, nimm uns mit!“ Etwas traurig schüttelte Herbert seinen Kopf und versuchte seinen Söhnen klar zu machen, dass er das nicht machen darf,weil es zu gefährlich sei und obendrein verboten.
Maßlos enttäuscht blieben die beiden zurück, als ihr Vater Jürgen abholte und zum Abschied winkte. Herbert und Jürgen holten in der Disposition ihre Papiere ab und gingen zu ihrem Lkw. Jürgen strahlte über alle vier Backen, als er den Koloss von Lkw sah.Es war der größte des ganzen Fuhrparks.
Dieser Truck warmit allem Komfort ausgestattet, er rieb sich die Hände vor lauter Freude auf diese Tour und Herbert freute sich, dass Jürgen endlich wieder Spaß am Leben und an der Arbeit hatte,sie beide ein gutes Team geworden waren und von der Firma oft für spezielle Fahrten eingesetzt wurden, die eine solide Verantwortung verlangte.
Herbert war froh, dass sie beide es hier in der Firma so gut geschafft hatten.
Während der Fahrt unterhielten sie sich über das aktuelle Geschehen:
Die Winter-Olympiade in Innsbruck und der Erfolg der Skiläuferin, sie hieß nur noch die Gold-Rosi, und über die Bronzemedaille im Eishockey.
Der Einsatz kubanischer Truppen in Angola und das Gesetz der Mitbestimmung der Arbeitnehmer, das der Bundestag verabschiedet hatte.
Der starke Diesel brummte gleichmäßig vor sich hin, als ob er überhaupt keine Mühe mit der schweren Fracht hätte. Jürgen brachte mal wieder das Thema „sicherer Arbeitsplatz“ zur Sprache, dass er manchmal richtig besorgt wäre, wenn er daran denkt, dass es mit einem Mal Schluss mit der Arbeit sein könnte.
Herbert beruhigte ihn, es liefe doch prima mit der Firma, der Juniorchef hätte die Zeichen der Zeit früh genug und rechtzeitig erkannt und dem entsprechend schnell und richtig gehandelt.
Jürgen lehnte sich bequem im Sessel zurück,schaute auf die Uhr und murmelte Herbert an: „Weck mich,wenn ich dran bin."
Hermann holte seinen Wagen aus der Garage, legte seine Tasche auf den Beifahrersitz, stieg ein und fuhr zur Arbeit. Brigitte machte ihm immer noch jeden Morgen das Frühstück,obwohl er ihr schon ein paar Mal gesagt hatte, dass sie das der Kinder wegen nicht machen braucht, aber Brigitte lachte ihn auf ihre unvergleichliche Art an: „Ich mach’ doch gerne Frühstück für meine drei Kinder.“
Hermann war es zufrieden und ließ seine Frau mal machen. Nach dem Hermann das Haus verlassen hatte, weckte Brigitte ihre zwei Kinder und schickte sich nach einander ins Bad.
Ihre Tochter war morgens schneller, der Sohn kam etwas langsamer in die Pötte. Zu dritt saßen sie dann am Frühstückstisch und unterhielten sich über dieses und jenes.
Zur richtigen Zeit standen beide Kinder parat für den Schulbus.
Eigentlich lief für mich alles wie geschmiert,dachte Hermann für sich: Lehre erfolgreich beendet,guten Arbeitsplatz gefunden, jetzt sogar noch eine Chance,eine bessere Position zu erreichen,
Brigitte kennen gelernt, die tolle Hochzeit und die gemeinsame Hochzeitsfeier mit seinen alten Kumpels bei Ömmes. Meine beiden Kinder, die sich prächtig entwickeln und viel Freude machen.
Hermann lachte laut auf, seine Kinder und die von Herbert und von Wilhelm,auch die Tochter der Flüchtlingsfamilie, bilden fast schon die gleiche Clique wie wir damals.
Auch bei den Kindern war die alte Parkbank der übliche Treffpunkt, von da aus zogen sie los.
Manchmal fragte sich Hermann schon, was die so trieben,aber grinsend dachte er an seine Jugend und fand es dann ganz in Ordnung.
Es war schon fast einmalig, dass alle seiner alten Clique im gleichen Alter geheiratet hatten und selbst der Nachwuchs wie abgesprochen bei den frisch Verheirateten angekommen war.
Leider klappte es bei Jürgen und Inge nicht und gerade Jürgen war regelrecht verrückt nach Kindern. Wenn seine Schwägerin mit ihren zwei Kindern auf Besuch bei ihnen war, war Jürgen völlig aus dem Häuschen, er tobte die ganze Zeit mit den Kindern durch das Haus und es gab fast nichts, was die beiden Kinder nicht mit Jürgen anstellen durften.
Genau so verrückt nach seinen Kindern war Wilhelm. Sobald es ihm seine Zeit erlaubte, war er voll und ganz für seine Kinder da, ob für Schularbeiten oder zum herum toben.
Vielleicht klappt es mit unseren Kindern mit dem heiraten so wie bei uns,Mensch, das wäre ja die Riesenschau! Aber so weit ist es lange noch nicht, dachte Hermann beim Aussteigen.
Er