Als Hans in die krumme Straße fuhr, sah er bei Rudi und Seske noch Licht, er stoppte den Wagen und sagte zu Erika: „Komm, wir gehen noch auf einen Sprung zu den beiden.“
Seske öffnete die Tür und auch Rudi kam ihnen entgegen und begrüßte die beiden so herzlich, wie es Seske schon getan hatte. Sie nahmen Platz in dem wirklich auffallend schönen Wohnzimmer und Hans konnte sich alles von der Seele reden, denn er hatte mit den dreien gute und geduldige Zuhörer.
Seske hatte inzwischen Getränke auf den Tisch gestellt und später brachte sie noch kleine Häppchen. Rudi öffnete eine Flasche Wein und Hans erzählte immer noch,aber schon wesentlich ruhiger und gefasster.
Dann schwieg Hans und nach einer kleinen Pause fragte Rudi nach Einzelheiten des Elternhauses. Hans gab bereitwillig Auskunft, das Haus selbst ist nicht viel wert, der Käufer müsste es eigentlich abreissen und einen Neubau errichten, aber das Grundstück sei ein Sahnestückchen.
„Es ist ein sehr großes Grundstück,Hanglage und unverbaubar, im hinteren Bereich ist ein guter Baumbestand, rechts an der Straßenfront fließt ein Bach durch das Grundstück.“
Als Hans mit der Beschreibung fertig war,schaute er Rudi fragend an: „Hast du Interesse daran?“
„Nein, nein“, wehrte Rudi ab, „ein Kollege sucht in der Gegend etwas, vielleicht sollte ich ihm mal einen Hinweis geben.“
Hans stimmte sofort zu,
Erika deutete diskret auf die Uhr und Hans war ganz erschrocken: „Vielen Dank für eure Geduld.“
Seske lachte freundlich: „Dafür sind Nachbarn doch da“, und drückte ihr Gesicht an die Wange von Hans, küsste Erika und Rudi brachte die beiden zur Tür.
So richtig hundemüde legten sich Hans und Erika ins Bett und verschliefen fast den ganzen Silvestertag.
Mittag war längst vorbei, als Hans langsam wach wurde.
Er fühlte sich so gut wie noch nie, leise stieg er aus dem Bett und ging ins Bad.
Erika schlief noch, Hans ging leise runter in die Küche und bereitete ein Gemisch aus Frühstück, ein bisschen Mittagessen und Nachmittagskaffee.
Er war gerade fertig geworden, als die Küchentür aufging und Erika in ihrem Hauch von Nachthemd noch halb
verschlafen in der Tür stand. Hans nahm seine Erika in den Arm und sagte: „Ich fühle mich so wohl wie noch nie.“ Erika nickte zustimmend: „Kann ich gut verstehen,ich habe auch wie ein Murmeltier geschlafen. Die Erleichterung über die gelösten Probleme haben uns so gut schlafen lassen!“
Hans holte für Erika den Hausmantel, sie blieben in der Küche zum Essen.
Dann verschwand Erika im Bad.
Hans hörte es an der Tür läuten, er öffnete und begrüßte Hermann: „Schönen Gruß von Brigitte, wenn ihr nichts vorhabt, sollt ihr heute Abend zu uns kommen!“
„Moment“, sagte Hans, „ich frag eben Erika.“
Hans steckte seinen Kopf durch die Badezimmertür und Erika war sofort mit der Einladung einverstanden.
Sie sah den Blick von Hans, lachte und nahm das Badetuch.
„Also neunzehn Uhr.“
„Vielen Dank und Gruß an Brigitte.“
Hans sagte Erika Bescheid und die war ganz entsetzt: „Da muss ich mich aber tummeln.“
Hans lachte schallend auf: „Du hastnoch mehr als drei Stunden Zeit.“
„Man kann merken“,maulte Erika mit einem koketten Lächeln, „dass du wenig Ahnung von Frauen hast.“
„Bis jetzt warst du aber ganz schön zufrieden“, schäkerte Hans zurück.
Erika schloss dieTür vom Badezimmer mit der Bemerkung: „Schluss jetzt,sonst werde ich wirklich nicht fertig!“
Hans nahm sich eine Flasche Bier, holte sich dazu ein Fachbuch über Holzverarbeitung und machte es sich in seinem Sessel gemütlich. Zwischen durch schweiften seine Gedanken schon mal ab, erfreute sich, dass Rudi möglicherweise einen Interessenten für das Haus seiner Eltern hatte. Mit dem Erlös wäre der Aufenthalt seiner Eltern im Pflegeheim für immer sichergestellt.
Hans vertiefte sich in eine bestimmte Konstruktion, dabei spielten die Balken von Rudi eine gewichtige Rolle. Er merkte dabei nicht, wie die Zeit verging und plötzlich stand Erikav or ihm, schick, aber nicht aufgedonnert.
Hans stand auf und staunte seine Erika an: „Mensch, bist du ein flottes Mädchen“, und drückte sie an sich.
Erika schaute ihren Hans an: „Eine andere Hose könntest du wenigstens anziehen!“
Hans guckte an sich runter: „Du hast Recht, gib mir fünf Minuten.“
Weg war er und sie wusste, dass ihr Hans nicht viel Zeit brauchte.
Kurz vor neunzehn Uhr gingen die beiden rüber zu Hermann und Brigitte. Erika hatte ein kleines Päckchen in der Hand. Von rechts kamen Rudi und Seske und dahinter tauchten Franz und Selma auf, da dämmerte es den beiden, scheint was Größeres zu werden!
Und richtig, mit großem Hallo wurden die drei Paare von Hermann und Brigitte begrüßt, genauso laut war die Begrüßung von Jürgen und Inge, von Herbert und Elli und von Wilhelm und Hildegard.
Es war eine Bombenstimmung schon am frühen Abend und als Brigitte dann zum Essen aufforderte und alle das reichhaltige Büffet sahen, explodierte die Stimmung beinah.
Während alle aßen, wurde es etwas ruhiger und Hermann erzählte den Grund zu dieser Silvesterparty.Er berichtete von seiner neuen Position und dem damit verbundenen finanziellen Aufschlag. Hermann wurde von allen herzlich beglückwünscht und alle gönnten den beidenden Erfolg. Brigitte erzählte den Frauen dann von der neuen Küche, die sie jetzt endlich bekommen sollte.
Erika sagte zu Brigitte: „Wenn es so weit ist, sag mir Bescheid.“Brigitte strahlte.
Erstaunlich war, dass die Party nach dem Essen einen fröhlichen, aber fast ruhigen Verlauf nahm, die überschäumende Begeisterung war verschwunden, aber alle hatten viel Freude, es wurde getanzt und getrunken, Wilhelm startete einen seiner harmlosen Scherze, die Frauen kreischten ordentlich und die Männer grinsten fröhlich.
Sie schafften es gerade noch rechtzeitig, um zwölf Uhr an zustoßen und dann die Knaller in die Luft zu jagen.
Es schallte die krumme Straße rauf und runter, Prost Neujahr, alles Gute für alle und dazwischen knallten Böller, Raketen und Kracher.Es war ein super Silvester und das Ende lag noch hinter der sagenhaften Silvesterfeier bei Ömmes.
Franz ging mit seiner Selma und einem schönen Gefühl im Bauch nach Hause, es war einfach einzigartig, was die krumme Straße an Harmonie aufbrachte. Ein Glück für alle war,dass die Nachbarschaft so überschaubar war und sich alle gut verstanden, obwohl sich alle schon über Jahrzehnte kannten, mit all ihren Stärken und Schwächen.
Selma stieß ihren Franz an: „Woran denkst du?“
Franz merkte, dass Selma schon eine ganze Weile mit ihm redete, ohne dass er es registriert hatte.
Franz entschuldigte sich bei seiner Frau: „Ich war mit meinen Gedanken ganz und gar wo anders.“
„Das habe ich gemerkt“,lächelte Selma ihren Mann an.
„Ich dachte über unsere besondere Straße und ihre Bewohner nach.“
Selma nickte:„Wir sind wirklich etwas ganz Besonders.“
Franz lachte: „Besser hätte ich es auch nicht ausdrücken können.“
Er nahm den Arm seiner Frau und ging höchst zufrieden mit ihr ins Haus.Gegen Mittag am Neujahrstag wurde Franz wach, schaute zu seiner Frau rüber und sah, dass Selma