Dem Glück auf der Spur Band 3. Sigrid Jo Gruner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sigrid Jo Gruner
Издательство: Bookwire
Серия: Schicksalsgeschichten Band 3
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742786081
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sprichwörtlich. Dabei geht's ihm finanziell gar nicht schlecht. Soviel wir wissen. Hat sich ja ein Leben lang kaum was gegönnt. Aber trotzdem, man kann ihm irgendwie nicht böse sein. Ich hoffe, er kommt klar im Hotel. Wir – nein du – hast dein Bestes getan!“ Franzi freute sich. "Na, du meinst: Hoffentlich kommen die Leute im Hotel mit ihm klar!"

      "Ich rufe ihn morgen früh noch mal an." Christian sah besorgt aus.

      Franzi gab ihm einen herzhaften Kuss: "Tu das!"

      Aber im Hotel hieß es am anderen Morgen, Herr Deekeling sei sehr früh zum Bahnhof gebracht worden.

      In den folgenden Wochen kam Franzi kaum zum Nachdenken. Jonas hatte Husten, dann einen langwierigen Magenvirus, dann noch mal Husten. Als er wieder auf den Beinen war, sagte der Arzt: "Sie müssen bei Jonas aufpassen, die Halsorgane sind anfällig. Gehen Sie oft mit ihm ins Freie. Klare trockene Luft ist gut für ihn. Das härtet ihn ab." Franzi selbst musste sich vor Ansteckung hüten, denn das hätte dem Ungeborenen schaden können.

      "Stell dir vor", erzählte Christian eines Tages, "Onkel Franz war in der Stadt. Schöne Grüße von ihm! Er kam heute im Büro vorbei. Brummte meine Sekretärin an, weil sie ihn nicht schnell genug bei mir anmeldete und trank meinen Weinbrand weg. Er sei in Geschäften da, meinte er. Frage mich wirklich, welche Geschäfte der alte Knabe hier haben will. Erkundigte sich ausgiebig nach Jonas. "Netter kleiner Kerl das", sagte er. Na, wenn das kein Lob ist..! Dann meinte er wieder: Eure Bleibe ist zu feucht!"

      Ja, doch, dachte Franzi, als ob wir das nicht selbst wüssten.

      "Übrigens hat mir meine Mutter jetzt erzählt, unter welchen Umständen er seine Frau so früh verloren hat", fuhr Christian fort. Franzi sah auf. "War wohl so 'ne Art Familiengeheimnis: Es passierte bei einem Verkehrsunfall, an dem er nicht ganz unschuldig war. Und das Schlimmste: Tante Sophia war hochschwanger. Hat er wohl nie verwunden."

      Franzi senkte bestürzt den Kopf. Jetzt wurde ihr einiges klarer. Was für eine Tragödie. Sie streichelte über ihren Leib. Nicht auszudenken, ein Kind zu verlieren, das Schlimmste, was einem geschehen kann.

      Als sich endlich wieder alles zu normalisieren schien, drohte der Hausbesitzer mit einer saftigen Mieterhöhung. Am den Abenden beugten die jungen Leute ihre Köpfe unter die Esszimmerlampe und erstellten lange Zahlenkolonnen, die sie immer wieder verwarfen. "Mit noch mehr Miete können wir nicht leben", sagte Krischan besorgt, "das sprengt alles."

      "Pah", meinte Franzi, die ihn aufheitern wollte, "wir lassen uns doch nicht unterkriegen!" Aber im Stillen stieg eine Angstwelle in ihr hoch, die sich hartnäckig hielt.

      In diesen unruhigen Wochen erhielt Franzi einen überraschenden Anruf von Beta-Immobilien. Ein quicker, schnell redender Herr Knackbein machte Franzi ein Angebot, zu dem sie, wie er sich ausdrückte, schlecht Nein sagen könnte. "Sie hatten sich doch letztes Jahr einmal bei mir gemeldet. Nun steht ein Haus ganz in Ihrer Nähe zum Verkauf. Ein richtiges Schnäppchen!" Franzi schnappte nach Luft, als sie den Preis hörte, und überhaupt! -Aber der Makler ließ sich nicht abweisen und nötigte ihr das Versprechen auf "mal schnell hereinzuschauen", wenn auch ihr Mann da sei. Franzi fragte sich, wie er ausgerechnet auf sie verfallen war. Knackbein, Knackbein grübelte sie. Diesen Namen hätte sie sich doch gemerkt. Sie vergaß es aber so schnell wie sie Zeit hatte, Tobias am T-Shirt zu erwischen, der gerade mit der vollen Grießbreischüssel über seinen Spielhasen stolperte.

      Doch der Makler meldete sich noch mehrmals und eines Abends stand er vor ihrer Tür. Krischan, der Gutmütige, war nicht in der Lage, Herrn Knackbein, der einen flotten Mittelscheitel und im Gesicht ein selbstgefälliges Lächeln trug, abzuwehren.

      Und so fanden sie sich wirklich in einem Haus ein paar Straßen weiter wieder, das schon von außen gesehen einen deutlichen Qualitätssprung zu ihrer beschiedenen Behausung aufwies. Es war behaglich, geräumig, trocken, hell, freundlich. Der Garten - ja, war ein wirklicher Garten, wie er sein sollte: Die Vorbesitzer hatten ihn ganz offensichtlich gemocht und ein wenig verwildern lassen: Blühende Rabatten, Brombeerhecken, eine stattliche Tanne und ein paar alte Apfelbäume, dazu Liguster, ein Kräuterbeet, ein Gartenhäuschen unter einem hohen Kirschbaum und etwas, das wie ein üppiger Hortensienbusch aussah. Aber vor allem viel freie Grasfläche, auf der sich eine Rutsche und eine Schaukel, vielleicht auch ein Sandkasten prima gemacht hätten.

      Franzi seufzte auf. Gott, es war so schön, verführerisch schön. Sie hatte eine Vision von tobenden, fröhlichen Kindern. Aber - "Krischan, sag doch was!" stieß sie ihren Mann in die Seite.

      Dieser räusperte sich ausgiebig, strich sich über die Haare und knöpfte seine Cordjacke zu. "Wie teuer, sagten Sie, ist es?" Es war seit dem ersten Anruf nicht billiger geworden. Beiden fiel der Mut.

      Herr Knackbein grinste schelmisch, wobei einige Zahnlücken zum Vorschein kamen: "Ich lass sie mal ein paar Minuten allein, schauen Sie sich nur in Ruhe um."

      „Aber wozu“, grummelte Franzi, „es ist auf jeden Fall zu teuer für uns. Selbst wenn unser jetziges gut weiterverkauft würde, was – ganz ehrlich – nicht zu erwarten ist.“ Die beiden gingen von Raum zu Raum, Tobias dackelte hinterher. Im ersten Stock lagen die Schlafzimmer unter dem hohen Dachgiebel und vom Holzbalkon konnte man den Blick über die sattgrüne Umgebung schweifen lassen. in der Küche summte der Kühlschrank und hübsche Häkelgardinen hingen vor den Sprossenfenstern. "Schau, es gibt sogar eine gut belüftete Speisekammer...", schrie Franzi entzückt auf.

      Krischan wehrte ab: "Franzi, wir können es uns nicht leisten, lass uns lieber gehen, bevor wir beide rettungslos in das Haus verliebt sind!" Franzi schlang ihm die Arme um den Hals: "Ich dachte, ein wenig bist du immer noch in mich verliebt?"

      Er drückte sie eng an sich. "Klar, mein Engel, aber einer muss ja vernünftig bleiben."

      Franzi nickte entschlossen. "Hast ja Recht!"

      Eng umschlungen und mit Tobias im Schlepptau, der „Bleiben wir jetzt für immer hier?“ quengelte, gingen sie zur Haustür. Dort fiel ihnen ein Briefkuvert vor die Füße, das in das Klappfensterchen der Haustür geklemmt war. Komisch, war das vorhin schon da? "Schau mal, die Vorbesitzer haben hier was vergessen", meinte Franzi aufgeregt "Sieht aus wie ein Testament." Sie nahm den Umschlag in die Hand. "Der ist ja offen?"

      "Franzi! Das darfst du nicht.." warnte sie Krischan, aber seine Frau hatte jetzt kein Ohr für ihn. Sie las, stutzte, dann begann sie zu kieksen und schwer zu atmen und stieß Christian in die Seite: "Das glaubst du nicht! Schau selbst!"

      Christian starrte auf die Zeilen, deren Sinn er nicht gleich verstand, dann gluckste er wie Franzi und las mit aufsteigender Stimme vor: "Meine Lieben, gefällt euch das Haus auch so gut wie mir? - Ich hab mich für euch ein bisschen umgesehen, dies hier war ein Glücksfall. Es ist natürlich allein eure Entscheidung. Ich weiß, es ist euch zu teuer, aber ich hab den Makler ganz schön runtergehandelt, außerdem hab ich vorsorglich eine Bankbürgschaft geleistet. Und 30% des Kaufpreises bekommt ihr von mir als Schenkung. Der bauliche Zustand ist hervorragend, hab 'nen Sachverständigen durchgeschickt - von Schwamm keine Spur. Klasse Heim für den kleinen Jonas und das Baby. Und für Franzis Tageskinder, denke ich. Ich komme jetzt in die Jahre, da will ich meine Dinge regeln. Hab ja selbst keine Erben... Wollt ihr mir also die Freude machen? Und wenn ihr es mit mir aushaltet, komm ich gern mal zum Tee. Euer Onkel Franz."

      Als Herr Knackbein zurückkam, traf er das junge Ehepaar nicht gleich an. Aber im oberen geräumigen Badezimmer hörte er es tuscheln und wispern. Franzi und Christian hockten in der trockenen Wanne, eng umschlungen, mit verträumtem Blick und entrückten Mienen. "Sie sind ja ein richtiger Schlingel", rief Franzi dem Makler entgegen. Herr Knackbein konnte seine Genugtuung nicht verbergen und kicherte mit hochroten Backen und hinter vorgehaltener Hand vor sich hin. "Dann wären wir also entschlossen?" fragte er dann forsch und zog ein Bündel Vertragsformulare aus seiner Aktentasche. „Ich hab da mal was vorbereitet:-)

      "Moment, Moment!" Franzi hielt ihn zurück und verlangte nach seinem Handy. Sie wechselte einen erwartungsvollen Blick mit ihrem Mann. "Krischan, was meinst du?"

      "Na, du hast doch schon längst entschieden!" meinte er gelassen, wohl wissend, dass jetzt kein Mensch mehr Franzi aufhalten konnte. Sie wählte