Dem Glück auf der Spur Band 3. Sigrid Jo Gruner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sigrid Jo Gruner
Издательство: Bookwire
Серия: Schicksalsgeschichten Band 3
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742786081
Скачать книгу
warum legst du dir nicht endlich einen Terminkalender zu? Und über gute Organisation will ich gar nicht erst reden", brummelte Krischan mit genervter Stimme und legte die Stirn in Falten. Aber das zerknirschte Gesicht seiner Frau rührte ihn doch. Er stand auf, um sie hochzuziehen und ihr einen Kuss zu geben: "Komm, ist jetzt nicht mehr zu ändern, wir haben uns ja wacker geschlagen. Sollte eben nicht sein." Beide gingen eng umschlungen die Treppe hoch. Betrübt, aber gefasst und glücklich darüber, dass das kleine Debakel zumindest zu keiner Trübung ihrer Beziehung geführt hatte.

      Als Franzi in den Kissen lag, flüsterte sie ihm noch zu: "Aber es wäre schon nett gewesen - weißt du, denn schließlich könnte es sein, dass wir bald nicht mehr zu dritt, sondern zu viert sein sind."

      Christian richtete sich mit einem Ruck auf: "Sag das noch mal!"

      "Schschschhh, noch ist es ja nicht ganz sicher." Franzi kicherte über die Miene ihres Mannes, der sich nach hinten fallen ließ und mit gespielter Verzweiflung die Hände rang. "Oh Himmel, nicht schon wieder..!"

      "Wir werden es schon irgendwie schaffen, ja ich denke, wir kriegen das hin, auch ohne Beförderung, das wäre ja gelacht", murmelte Franzi beschwörend in sich hinein, es klang fast wie ein Mantra.

      Als Franziska am nächsten Morgen die geplante Putzaktion startete, ging ihr nicht aus dem Kopf, was der Chef beim Abschied gesagt hatte: "Na, kleine Frau, das war's dann wohl!" Ganz offensichtlich war die Sache für ihn klar. Franziska tat es für Christian leid, aber wenn der neue Job an so viele Unannehmlichkeiten gebunden war, dann konnte er ihr auch schnurz-piep-egal sein. Sie schnaubte und ließ den Staubsauger aufheulen.

      Eben als sich Franziska eine Tasse Kaffee aufbrühte, klingelte das Telefon. "Liebes Kind, meine Güte, ich weiß gar nicht was ich sagen soll!" Eine aufgeregte Stimme. Frau Direktor Wiederhut. Franziska atmete tief durch. Jetzt kam die Standpauke!

      "Wo hatte ich nur meinen Kopf? Können Sie mir das nachsehen?" Frau Wiederhuts Stimme drang durch alle Knochen.

      Franziska stotterte etwas wie "Ähm, wieso denn bloß?"

      "Ich hatte mich vertan, wir waren ja erst heute Abend verabredet. Sie haben uns gar nicht erwartet und dennoch so nett bewirtet!!" Die Frau Direktor war ganz baff und voller Huld. "Ich kann mich nicht genug bei Ihnen entschuldigen. Nochmals vielen Dank für dieses köstliche originelle Essen, wir haben es wirklich genossen."

      Ach? Franziska zwickte sich erst mal in den Arm, dann machte sie einen inneren Luftsprung und war mit einer Gegeneinladung zu Wiederhuts "so bald es nur irgend möglich wäre" nun genauso huldvoll einverstanden.

      Ihr Mann kam mit Verspätung und einem Strauß gelber Rosen nachhause. "Rate, von wem?" fragte er seine verdutzte Frau. "Vom Chef - für dich", fuhr er fort. "Er sagte, wenn eine Frau so großes Geschick im Improvisieren hat und ein derartig internationales Menü aus dem Nichts zaubern kann, ist sie geradezu prädestiniert für den Job. Und ihr Mann ohnehin." Christian zog seine Franzi fest an sich.

      Franziska wurde ein wenig schwindelig. Ihr Krischan hatte es geschafft, nein, sie hatte es geschafft. Unglaublich. "Ja, willst du den Job denn überhaupt noch?" fragte sie ihren Mann und registrierte einen Soßenfleck auf seiner Krawatte.

      "Nur, wenn du mitmachst!" kam es wie aus der Pistole.

      "Ja klar, aber eines kann ich dir jetzt schon sagen!" Franzis Tonfall wurde kämpferisch. Christian setzte seinen kritisch-fragenden Blick auf.

      "Ändern werde ich meinen Haushaltsstil nicht, auf gar keinen Fall", fuhr Franzi selbstbewusst fort.

      "Nein, dieses Erfolgsmodell solltest du unbedingt beibehalten. Bloß keine Änderungen!!"

      Beide fielen sich in die Arme und kicherten wie Backfische. Im Hintergrund pfiff der Wassertopf. Tobias schlug auf seine Trommel ein und im Fernseher quakte die Sesamstraße. Aber Christian und Franziska kriegten von alledem kaum was mit.

      Friede, Freude, Eierkuchen – aber das ist schon wieder eine andere Geschichte aus Franzis Nähkästchen!

      Kapitel 2: Familienbande

       Franzi, Christian und Jonas, eine junge Familie, wohnen in einem bescheidenen, leicht maroden Haus mit einem unansehnlichen Garten. Sie kommen wirtschaftlich gerade über die Runden, das zweite Kind hat sich angekündigt. Da kommt der schrullige Onkel Franz zu Besuch, ein als Geizkragen verschriener alter Herr, der zwar schwerhörig ist, aber die Dinge noch ganz genau mitkriegt. Wochen später erhält Franzi einen überraschenden Anruf.

      Franzi ließ das Telefon lange läuten. Sie hatte die Füße hochgelegt und versuchte, die Mittagszeit für ein kleines Nickerchen zu nutzen, bevor Jonas sie wieder in den gewohnten Zirkus ziehen würde, den ein energiegeladener Dreijähriger nun mal macht, wenn er nach seinem Mittagsschlaf tatendurstig, mit geröteten Wangen und blitzenden Augen in der Tür steht. Vielleicht gab es ja von selbst Ruhe! Tat es nicht. Aufseufzend stemmte sie sich hoch und meldete sich mit einem knappen "Ja?"

      "Liebes, ich bin's."

      "Christian!! Was ist los, ich dachte, du bist auf Dienstreise in München?"

      "Ja, das dachte ich auch", grummelte ihr Mann, "das Auto streikte, mitten auf der Autobahn, kannst dir denken, wie begeistert ich war. Musste mich abschleppen lassen und zurück ins Büro.. Aber deswegen rufe ich nicht an."

      "Sondern? Was Wichtiges?" Franziska hielt ein wenig den Atem an. Eine Autoreparatur, oh je, auch das noch! Dieser Monat war eh so knapp. Ihr Mann Christian war sonst umsichtig und die Ruhe selbst. Wenn er so herumdruckste, dann verhieß das erst mal nichts Gutes.

      "Nein, ja, na, wie man's nimmt...", stotterte Christian. "Also der gute Onkel Franz hat sich gerade bei mir gemeldet. Du weißt schon, der bei unserer Hochzeit mitten in den Ringwechsel hineinplatzte."

      "Aber hallo erinnere ich mich. Er aß für drei, verärgerte zwei alte Damen, weil er sich auf ihre Hüte setzte und hatte kein Geschenk dabei", meinte Franzi spitz.

      "Na ja, gut, er ist ein wenig eigenartig, aber eine Seele von Mensch, wie meine Mutter immer sagt. Er hat sich nach dem frühen Tod von Tante Sophia sehr zurückgezogen, und haust seit seiner Pensionierung in dieser verschrobenen Villa in einem Winkel, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen."

      "Und was ist jetzt mit ihm?" drängelte Franzi.

      "Ja, also - er kommt am Wochenende in die Stadt, sein alter Freund Manfred wird zu Grabe getragen. Er fragte zwar nicht ausdrücklich, aber..." Christian machte eine Pause, "ich würde ihn gern zu uns einladen. Und keine Sorge, übernachten wird er im Hotel."

      "Das ist auch besser so, unser Bad ist nicht wirklich vorzeigbar", konterte Franzi. Dann fiel ihr ein: "Mensch, Krischan, am Samstag sind wir doch zu Lena aufs Segelboot eingeladen, Jonas freut sich so darauf, und ich auch, wir wollten endlich mal wieder ins Grüne“, platzte Franzi heraus, "raus aus der stickigen Stadt."

      "Tut mir wirklich leid", bat Christian, "aber können wir das nicht auf nächste Woche verschieben? Schau, er hat seinen alten Freund verloren. Das trifft ihn schwer. Er hatte ja ohnehin nicht viele, nehme ich an."

      Franzi schluckte. Christian hatte eindeutig mehr Familiensinn als sie. Na ja, es hätte schlimmer kommen können. Bei einem solch traurigen Anlass wollte sie sich gerne ein wenig um den alten Herrn kümmern. "Okay, lass ihn kommen", sagte sie nicht ohne Bedauern.

      Danach musterte sie ihre Wohnung. Ihr Häuschen war zweifellos das unahnsehnlichste im Viertel, schmal wie ein Küchenhandtuch, der Garten war mehr ein holpriger Acker, eine knorrige alte Kastanie nahm den Fenstern mit ihrem weiten Blätterschirm das ganze Licht, aber sobald sie ein wenig Geld übrig hätten - das hatte Christian versprochen - , würden sie den Garten kultivieren. Aber das konnte noch etwas dauern. Franzi seufzte schon wieder.

      Das erste, was Onkel Franz verlauten ließ, als er mit Krischan in der Haustür stand: "Hässliches Haus das!" Er sprach mit der tönenden Stimme eines Schwerhörigen. Als erstes kratzte er mit seinem Stock an einer bröckeligem Mauerstelle, von der sich sofort Putz