Die Pferdelords 05 - Die Korsaren von Umbriel. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750221918
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noch

      gegen Sturm und Wellen angekämpft hatte. Doch als der Blick wieder frei

      wurde, war die »Aivaar« verschwunden, und von der Brücke der »Shanvaar«

      aus sah man nur noch ein Stück des Hauptmastes sowie einige Planken und

      leblose Körper auf dem Wasser treiben.

      Elek-Mar T’os schlug wütend mit der flachen Hand auf die Einfassung der

      Brücke. »Ich wusste, diese alnoischen Schiffe taugen nichts!«

      Segu-Mar T’os schüttelte nachdenklich den Kopf. »Nein, ich denke nicht,

      dass es an dem Schiff lag.«

      Sein Schwarmführer fuhr herum. »Wie meinst du das?«

      »Die Alnoer mögen Landmänner sein, aber sie sind nicht dumm.« Segu-

      Mar ließ seine Hand über die Reling gleiten. »Dieses Schiff ist ein

      erstaunliches Wunderding.«

      »Ich würde es nicht als Schiff bezeichnen«, brummte Elek-Mar zurück.

      »Da magst du recht haben«, räumte Segu-Mar ein. »Dennoch ist es

      erstaunlich, wie die Landmänner Alnoas aus Wasser und Brennstein die Kraft

      eines Antriebes erschufen.« Er sah seinen Schwarmführer ernst an. »Ich

      denke nicht, dass das Schiff versagt hat. Ich denke vielmehr, dass einige der

      Landmänner das Herz fanden, es selbst zu vernichten.«

      »Verdammte Landbrut«, knurrte Elek-Mar. »Meinst du wirklich? Ich kann

      mir nicht vorstellen, dass die Taugenichtse die Herzen von Schwarmmännern

      haben.«

      »Und wenn doch?« Segu-Mar wies vor sich auf das Deck des Schiffes,

      hinüber zu der Treppe, die in den Rumpf führte. »Was, wenn auch unsere

      Gefangenen einen Weg finden, das Schiff zu versenken?«

      Erneut schlug der Schwarmführer auf das Geländer der Brücke. »Das darf

      niemals geschehen. Wir brauchen dieses Schiff, um unerkannt in den Hafen

      zu gelangen.« Er stieß ein leises Knurren aus und strich dabei unbewusst über

      die Narbe in seinem Gesicht. »Nun gut, ich habe eine Idee, wie wir die

      Landmänner dazu anregen können, hier an Bord nicht solchen Unsinn zu

      versuchen.«

      »Du denkst an die Dornenhand?«

      »Ich denke an die Dornenhand.«

      Auch an Bord der »Shanvaar« gab es überlebende Brennsteinmänner, die

      widerwillig dem Kommando der Korsaren folgten. Sie waren ebenso

      überrascht wie die Wachen, als wenig später die beiden Anführer des

      Schwarms der Dornfische in den Kesselraum herunterstiegen. In ihrer

      Begleitung befand sich eine Person, die im Schwarm als die »Dornenhand«

      bekannt war. Die Bedeutung dieser Bezeichnung wurde den unglücklichen

      Alnoern rasch bewusst, als Elek-Mar einen von ihnen zur Seite führen ließ.

      »Vielleicht seid ihr Landmänner von Alnoa nicht damit einverstanden,

      dass dieses Schiff nach Gendaneris fährt«, begann der Schwarmführer mit

      kaltem Lächeln. »Vielleicht wollt ihr sogar versuchen, uns daran zu hindern.«

      Elek-Mar legte eine Hand auf die Schulter der besagten Person, und sein

      Lächeln vertiefte sich. »Dies ist die Dornenhand. Sie wird euch gute Gründe

      dafür liefern, uns an unser Ziel zu bringen.«

      Der unglückliche Alnoer wurde mit zwei ledernen Riemen an die

      Handläufe der Treppe gebunden, dann trat die Dornenhand vor und streifte

      sich einen seltsamen Handschuh über, dessen Aussehen dem Namen des

      Trägers gerecht wurde. (Anmerkung: Ich will hier die Identität und das

      Geschlecht der »Dornenhand« noch im Dunkeln lassen.) Er bestand aus

      starkem Leder und wies zahlreiche Flecke auf, die verrieten, dass er schon oft

      benutzt worden war. Auf dem Handrücken waren zwei unterschiedlich lange

      Dorne befestigt, welche die Farbe gebleichter Knochen hatten.

      »Ihr wollt nun sicherlich wissen, was es mit diesen hübschen Dornen auf

      sich hat«, sagte die Dornenhand mit merkwürdig sanft klingender Stimme.

      »Es sind die Stechdorne eines Dornfisches, Landmänner, und sie sind lang

      und spitz.« Die Dornenhand trat zu den Alnoern und führte den Handschuh

      vor den Augen der erbleichten Männer entlang. »Aber sie sind nicht glatt.

      Könnt ihr es sehen? Die zahllosen kleinen Widerhaken, mit denen der

      Dornfisch die schrecklichen Wunden in sein Opfer reißt? Könnt ihr sie

      sehen?«

      Die Männer konnten sie sehen, und während sie Schauder verspürten,

      lachten die Korsaren unbarmherzig. Die Dornenhand lächelte noch immer

      freundlich und wandte sich dann dem gefesselten Brennsteinmann zu. »Dieser

      hier wird sich nun bald wünschen, nie zur See gefahren zu sein«, sagte sie

      leise. »Ihr anderen hingegen werdet euch danach sehnen, die See so rasch wie

      möglich zu verlassen. Ich glaube, ihr werdet euch wirkliche Mühe geben, uns

      schnell und sicher nach Gendaneris zu bringen.«

      Nach einem bedrohlichen Moment des Schweigens begann die

      Dornenhand sich ihrer Aufgabe zu widmen, und die Schreie setzten ein.

      Niemand hätte zu sagen vermocht, ob ihre Tätigkeit die Dornenhand mit

      Leidenschaft und Freude erfüllte. Eher wirkte sie neugierig, während sie ihr

      grausames Werk verrichtete. Die Schreie schwollen an, bis sie jeden Winkel

      der »Shanvaar« erfüllten, dann wurden sie zusehends leiser und gingen

      schließlich in ein Wimmern über. Die Dornenhand ging mit Sorgfalt vor, und

      es dauerte eine Weile, bis sie sich zufriedengab und aus dem Seemann Alnoas

      ein zuckendes Bündel blutigen Fleisches geworden war.

      Elek-Mar hatte dem grausamen Schauspiel mit freudiger Erregung

      zugesehen, während sein Stellvertreter Segu-Mar kaum eine Miene verzog.

      Als die Dornenhand den Handschuh vorsichtig wieder abstreifte, straffte sich

      der Anführer des Schwarms.

      »Werft den nutzlosen Fresser über Bord«, brummte er. Doch als sich zwei

      Korsaren nach den menschlichen Überresten beugten, hielt er sie zurück.

      »Nein, wartet. Die Landmänner