Passion - Gib mir ein Gefühl. Melanie Jezyschek. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Melanie Jezyschek
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847699026
Скачать книгу
gepumpt und umhüllte ihren Körper. Mit dem Lichtstrahl, der auf sie gerichtet war, hatte sie nun endgültig alle Blicke auf sich gelenkt, das spürte sie durch das Kribbeln, das ihren ganzen Körper erfasste.

      Die Show konnte beginnen.

      Sie hob ihren Blick und lächelte, dabei sah sie kein Gesicht der unzähligen Gäste klar vor sich. Sie erledigte nur ihren Job als Tänzerin und war nicht zum Vergnügen hier, obwohl sich Letzteres nicht automatisch ausschloss, da viele Männer danach zu ihr kamen und sich ihr näherten. Wenn ihr einer gefiel, ließ sich Melina gern auf eine Nacht ein, aber mehr war nicht drin. Sie genoss ihre Freiheit viel zu sehr, um sich an einen Mann zu binden. Was sowieso meistens nach hinten losging.

      Doch darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken. Sie hatte eine Aufgabe zu erledigen, auch wenn sie diese schon im Schlaf konnte. Aber Melina wollte tanzen, denn es war eine ihrer wenigen Möglichkeiten, endlich einmal abzuschalten und die Welt um sich herum zu vergessen.

      Als hätte man ihre Gedanken gehört, fing die Musik an zu spielen. Melina hielt zuerst ihren Körper still, bevor sie bei einem bestimmten Takt begann, sich zu bewegen. Für die Besucher erschien wie aus dem Nichts eine Tanzstange neben ihr, dabei war sie die ganze Zeit da gewesen. Melina schloss ihre Hände um das kühle Metall und schwang sich dann seitwärts nach oben. Ihre Oberschenkel umschlangen die Stange, dann ließ sie sich nach unten gleiten.

      Ein Lächeln lag auf ihren Lippen, was reine Show war, doch sie hatte es schon so perfektioniert, dass es echt aussah, solange ihr niemand in die Augen blickte – was in diesem Licht und der Entfernung zu den Zuschauern unmöglich war.

      Erneut schwang sie sich an die Stange, ließ sich drehend nach unten gleiten, bewegte ihren Körper dabei lasziv und verrucht, eben genau so, wie es gewünscht wurde und vor allem die männlichen Besucher einnahm. Es war eine Art Vorspiel zum anderen Teil des Passions, der Strip-Bar, zu der man noch einmal extra Eintritt bezahlen musste. Mit ihrer Showeinlage sollte sie Lust auf mehr machen, denn sie würde sich nicht ausziehen, das überließ sie ihren Kolleginnen nebenan. Sehr oft gelang ihre Show, was gut war, denn sonst würde sie nicht bezahlt werden.

      Noch einmal umrundete sie die Stange, bewegte ihren Körper geschmeidig zu den letzten Klängen des Liedes. Gleich war es vorbei, zumindest für diese Nacht. Morgen würde die Show von neuem beginnen.

      Der letzte Takt, dann verklang das Lied und der Lichtstrahl ging aus.

      Melina verließ das Podest mit der Stange, solange die Zuschauer sich noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt hatten.

      »Wieder einsame Spitze, Süße! Die Kerle werden uns die Bude einrennen!«

      Melina nickte und nahm von Dana, die im Passion auch als die »gute Seele des Hauses« bekannt war und so ziemlich als ihre einzige Freundin galt, ihr Becks entgegen. Sie würde nicht mehr viel Zeit haben, bis die ersten Männer Annäherungsversuche unternahmen. Es war nicht so, dass sie es nicht mochte, begehrt zu werden, nur manchmal wünschte sie sich eine längere Verschnaufpause.

      »Oh! Wer kommt denn da? Das ist aber ein Süßer.«

      Es ging also schon los. Ein letzter Schluck von ihrem Bier, dann drehte sich Melina in die Richtung, in die Dana mit einem anzüglichen Lächeln sah.

      »Also, wenn du ihn nicht willst, ich nehme ihn gerne«, flüsterte sie Melina ins Ohr, doch die hörte ihr schon kaum mehr zu.

      Der Mann, der sich ihnen näherte, war groß, hatte breite Schultern, die erahnen ließen, welche Kraft sich in seinen Muskeln verbarg, und zerzauste dunkle Haare. Seine Schritte waren kraftvoll und selbstsicher, als er sich ihnen näherte. Auch wenn es ziemlich dunkel war, konnte Melina erkennen, dass er tatsächlich ziemlich attraktiv war.

      Erwartungsvoll hielt sie die Luft an und genoss das sanfte Kribbeln, das in ihrem Bauch begann und sich dann weiter Richtung Süden ausbreitete. Es versprach doch noch eine gute Nacht zu werden.

      Diesmal war das Lächeln auf ihren Lippen echt, als der Mann vor ihr stehen blieb und sie ihren Blick hob.

      »Mel.«

      Ihr Herz blieb einen Augenblick stehen, dann starrte sie verwirrt in das Gesicht des Mannes und versuchte, es im schummrigen Licht des Clubs genauer zu erkennen. Woher kannte er ihren Spitznamen? Und warum wurde sie das Gefühl nicht los, dass sie ihn kennen musste?

      »Wer ...?« Bevor sie ihre Frage zu Ende stellen konnte, glitt ein Lichtstrahl über sein Gesicht und sie verstummte.

      Das konnte nicht wahr sein, oder? War er es tatsächlich? Nach so langer Zeit? »Robin?«, fragte sie zaghaft.

      Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen und er nickte.

      »Ja.«

      Melina glaubte ihren Ohren und Augen kaum zu trauen. Es war wirklich Robin. Ihr bester Freund aus der Kindheit.

      Sie konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und stürzte sich auf ihn, um ihn zu umarmen.

      »Oh mein Gott! Was machst du hier? Wie hast du mich erkannt? Wie geht es dir?« Gefühlte tausend Fragen verließen ihren Mund, während sie sich an ihn schmiegte. Seine Arme legten sich um sie und drückten sie fester an sich. Sofort stieg ihr sein Aftershave in die Nase und sie konnte nicht anders, als den herb männlichen Geruch tief einzuatmen. Er roch wirklich zu gut ...

      Das Kribbeln zwischen ihren Schenkeln wurde wieder stärker. Melina wollte sich noch nicht von Robin trennen. Er fühlte sich gut an und weckte weitaus erwachsenere Gefühle in ihr als nur Kindheitserinnerungen.

      Nie im Leben hätte sie mit diesem Verlauf der Nacht gerechnet, aber es war toll. Robin war ein Teil ihres Lebens, mit dem sie noch schöne Erinnerungen in Verbindung brachte.

      »Nicht so stürmisch! Ich freue mich auch, dich wiederzusehen, aber lass uns doch einen ruhigeren Ort suchen, um zu reden.« Sein Atem streifte ihr Ohr, sodass ihr wohlige Schauer über den Rücken jagten.

      Melina nickte und löste sich nur ein kleines Stück von ihm, um ihn ansehen zu können.

      Sein kindliches Gesicht hatte in den letzten, bestimmt fast zwanzig Jahren mehr Kanten und Bartstoppeln bekommen. Er war erwachsen geworden und wirklich sexy. Sie genoss seine Nähe nicht nur, weil sie einst die besten Freunde gewesen waren. Vielleicht geschah in dieser Nacht ja auch noch mehr zwischen ihnen, dagegen würde sie sich keinesfalls wehren.

      »Klar«, erwiderte sie lächelnd und nahm seine Hand. »Es gibt auch ein paar Tische, die abgeschiedener sind.« Was sich in den Jahren nicht verändert hatte, war sein Lächeln. Nur weckte es jetzt andere Gefühle in Melina – sexueller Natur. Sie war sich sicher, dass ihm bei diesem Lächeln die Frauen reihenweise zu Füßen lagen. Nachvollziehen konnte sie es, es war wirklich hinreißend. Und hinter dieser attraktiven Hülle steckte auch noch ein lieber Kerl. Zumindest wenn er sich nicht in einen Arsch verwandelt hatte, was sie aber nicht glaubte. Er wirkte noch immer so lieb und nett wie der kleine, neunjährige Junge.

      Hand in Hand steuerten sie den hinteren Bereich des Clubs an. Hier war es merklich ruhiger und leerer. Nur wenige Leute hatten sich hierher verzogen, um zu reden oder sich anderweitig zu beschäftigen.

      »Hier.« Sie rutschte auf eine Sitzbank und klopfte neben sich auf das Polster.

      Robin ließ sich nicht zweimal bitten und setzte sich neben sie.

      »Nicht schlecht, was du da eben gezeigt hast.«

      Melina zuckte mit den Schultern.

      »Das ist mein Job. Hat es dir denn gefallen?« Bei ihrer Frage wurde sein Blick deutlich dunkler, was ihr schon Antwort genug war. Ein zufriedenes Grinsen breitete sich auf ihren Lippen aus und sie legte eine Hand auf seinen Oberschenkel.

      »Ja.« Robins Stimme war merklich tiefer geworden, was ihr eine Gänsehaut verpasste. Sie wusste zwar, wie sie auf Männer wirkte, aber dass er auch so reagierte, obwohl er sie schon als kleines Mädchen nackt gesehen hatte, freute sie.

      »Und was machst du hier?«, fragte sie, um ihn vorerst auf andere Gedanken zu bringen. Sie wollte erst mehr über sein bisheriges Leben erfahren.