war aus hartem Leder und passgenau. Sorgsam polierte der alte Pferdelord
das dicke braune Leder und widmete sich danach den Messingteilen, die den
Harnisch verzierten. Er polierte, begutachtete und polierte wieder so lange,
bis er mit dem Ergebnis zufrieden war. Erst dann legte er den Harnisch an und
schloss die Schnallen, die ihn hielten.
Hellewyn seufzte leise. »So will ich mich denn meinem eigenen Kleide
widmen, guter Dorkemunt. Es wird bald losgehen, und du bist ja nun bereit.«
Rasch drückte sie ihm im Gehen einen Kuss auf die Wange, was
Dorkemunt verwirrt erröten ließ, und verschwand dann aus dem Haus. Der
alte Pferdelord grinste verlegen und zugleich erfreut und machte sich nach
dem Harnisch nunmehr daran, auch den lederbezogenen Metallhelm mit den
Messingverzierungen und seine Waffen, Dolch und Axt, zu polieren. Er
schmunzelte, als sein Sohn zu ihm trat und mit den gleichen Vorbereitungen
wie sein Vater begann. Es bedurfte keiner Worte zwischen Vater und Sohn.
Beide freuten sich gleichermaßen auf die heutige Vermählung, auch wenn die
Freude des Sohnes sicher umfassender und gleichzeitig von Nervosität
geprägt war.
»Nervös, mein Sohn?«, fragte Dorkemunt schließlich und sah seinen Sohn
lächelnd an. Er war stolz auf seinen stattlichen Sohn, der im Gegensatz zu
seinem Vater groß und breitschultrig, geradezu ein Hüne von Gestalt war. Die
Schwielen an seinen Händen verrieten außerdem, dass Dormunt zuzupacken
wusste.
Dormunt blickte von seiner Arbeit auf und erwiderte das Lächeln seines
Vaters. »Ein wenig, Vater.«
Dorkemunt beugte sich vor und legte seinem Sohn in einer beruhigenden
Geste die Hand auf die Schulter. »Keine Sorge, mein Sohn, die Natur hat alles
gerichtet. Es ist wie bei den Pferden auch, mein Junge.«
»Ah, ich meine nicht das Geknarrze«, brummte Dormunt errötend. »Ich
weiß schon, wie man ein Weib zum Stöhnen bringt, Vater.«
Der kleinwüchsige Dorkemunt nickte. »Ja, die unverheirateten Weiber
waren kaum sicher vor dir. Wie bei mir, in meinen jungen Jahren.«
Dorkemunt nickte versonnen. »Zu meiner besten Zeit war ich ein rechter
Hengst. Aber was ist es dann, was dich nervös macht?«
Dormunt legte seufzend seinen Harnisch zur Seite und nahm den Helm
auf, um dessen Messingteile mit Spucke und einem weichen Leder zu
polieren. »Ah, es ist einfach, ein richtiges Weib zu haben. Jede Nacht die
Bettstatt mit Gandoryn zu teilen und für ihr Wohl verantwortlich zu sein.«
»Ja, es wird deine Verantwortung sein, dass es ihr wohlergeht.«
Dorkemunt nickte bestätigend. »Und glaube mir, mein Sohn, Gandoryn ist ein
gutes Weib. Sie wird für dich und eure Kinder sorgen. So wie deine Mutter,
sie möge ihren Weg zwischen den Goldenen Wolken finden, immer für dich
und mich gesorgt hat. Auch sie war ein gutes Weib.«
Einer der anderen Männer des Weilers erschien in der offenen Tür. »Alles
ist bereit, ihr Pferdelords. Wo bleibt ihr nur?« Der Mann grinste. »Hat
Dormunt etwa den grünen Umhang abgelegt?«
Dorkemunt grinste. »Nein, sein Mut hat ihn noch nicht verlassen. Er wollte
nur ganz sicher sein, dass alles wohl gerichtet ist. Doch Ihr habt recht, mein
Freund. Es ist an der Zeit.«
Der kleinwüchsige Pferdelord erhob sich, schob den Dolch in seinen
Gürtel und schlang den grünen Umhang des Pferdelords um seine Schultern.
Nachdem er die Spange geschlossen hatte, setzte er sich den Helm auf, nahm
seine Streitaxt zur Hand und sah seinen Sohn auffordernd an. »Nun komm,
Dormunt, mein Sohn, es ist an der Zeit, dein Weib in eure zukünftige
Heimstätte zu holen.«
Gemeinsam traten sie aus dem Haus und schritten zum Versammlungsplatz
hinüber, wo die anderen Bewohner des Weilers sich bereits versammelt
hatten. Es fehlten nur die wenigen Männer, die als Hirten bei den Herden
waren. Alle Bewohner hatten ihre besten Gewänder angelegt, und die
Stimmung war ausgelassen. Spöttische, aber gut gemeinte Rufe galten den
beiden Pferdelords, die sich nun durch die Menge nach vorne schoben.
Dorkemunt bemühte sich um eine besonders aufrechte Haltung neben seinem
stattlichen Sohn, als sie vor den Ältesten und das Podest traten, vor dem
bereits Hellewyn und Gandoryn auf sie warteten. Auch sie trugen ihre besten
Gewänder, und Gandoryn als Braut war in ein zartgrünes Kleid gekleidet, das
mit den Symbolen des Pferdevolkes bestickt war. Dorkemunt und sein Sohn
stellten sich neben sie.
Schweigen senkte sich über die Bewohner des Weilers, als der Älteste sich
räusperte und dann den Blick über die erwartungsvolle Menge schweifen ließ.
»Ihr Männer und Frauen des Pferdevolkes! Ihr seid heute hier versammelt,
um Zeuge zu werden, wie Dormunt, des Dorkemunt Sohn, und Gandoryn, der
Hellewyn Tochter, einander einzige Liebe und Treue schwören. So einer von
euch einen Grund weiß, der gegen diese Verbindung spricht, so möge er ihn
nun kundtun oder für immer schweigen.«
Natürlich wurde kein Einwand vorgebracht, aber Dorkemunt spürte
dennoch, wie sein Sohn sich nervös versteifte, als der Älteste eine kleine
Pause einlegte, bevor er mit der Zeremonie weiter fortfuhr. »Dorkemunt, habt
Ihr Euren Sohn Dormunt in den Traditionen des Volkes der Pferdelords
getreulich erzogen, und schwört Ihr, dass er die Tugenden des Volkes in
Ehren hält?«
»Ja, Ältester«, versicherte Dorkemunt mit fester Stimme. »Dies schwöre
ich.«
»Hellewyn, habt Ihr Eure Tochter Gandoryn in den Traditionen des Volkes
der Pferdelords getreulich erzogen, und schwört Ihr, dass sie die Tugenden
des Volkes in Ehren hält?«
»Ja,