Die Pferdelords 01 - Der Sturm der Orks. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750221413
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gut gemeinte Ratschläge über den Umgang zwischen Mann und

      Frau geben, Ratschläge, die bereits seit Generationen gegeben und von den

      Bräuten wieder verworfen wurden, weil diese ihre eigenen Erfahrungen

      sammeln wollten. Gandoryns Mutter Hellewyn befand sich derweil in

      Dorkemunts Haus, und dieser begegnete ihr in der Wohnstube, als er nach

      Hause zurückkam, um dort nach dem Rechten zu sehen.

      »Wie ich sehe, ist fast alles bereit«, stellte Dorkemunt fest.

      Hellewyn sah ihn spöttisch an. »Wozu du, mein bester Dorkemunt, nicht

      viel beigetragen hast.«

      Dorkemunt erwiderte ihr Lachen. Hellewyn war eine gute Seele, die wie er

      selbst ihren Partner vor vielen Jahren verloren hatte. Unter anderen

      Umständen, wenn er, wie er sich eingestand, noch ein wenig jünger gewesen

      wäre, hätte er der Witwe sogar noch das Gehöft gemacht. Doch für hektisches

      Geknarrze fühlte er sich schon zu alt. Obwohl ihre Kinder noch nicht offiziell

      Zügel und Wasserflasche miteinander teilten, sprachen sie sich doch bereits in

      der vertrauten Form an, zumindest immer dann, wenn kein anderer mithörte.

      »Das ist Sache der Weibsleute, Hellewyn. Du weißt selbst, dass sie hierfür die

      bessere Hand haben. Kann ich die Kammer noch betreten?«

      »Wenn du mir die Blüten nicht zertrittst.« Sie musterte seine Stiefel.

      »Doch du solltest dein Schuhwerk vorher ablegen. Du hast auf der Südweide

      abgesessen.«

      Dorkemunt hüstelte verlegen und rieb die Sohlen seiner Stiefel aneinander,

      von denen sich kleine Brocken des Weidegrundes lösten. Lächelnd zog er die

      Stiefel von den Füßen, und weitere Bröckchen flogen durch die Wohnstube.

      Hellewyn schüttelte den Kopf und drohte ihm spielerisch mit den Fingern.

      »Ah, ihr Pferdelords habt einfach keinen Sinn für Reinlichkeit.«

      »Das ist nicht wahr«, protestierte der kleine Mann. »Das weißt du genau.«

      »Ich spreche auch nicht von der Reinlichkeit und Schärfe deiner Waffen,

      Pferdelord Dorkemunt.« Hellewyn nahm seine Stiefel und trug sie vor die

      Tür, wo sie die Sohlen heftig aneinanderschlug. »Würdest du deine Stube mit

      der gleichen Sorgfalt pflegen wie diese, so wäre ich wohl zufrieden.«

      Dorkemunt antwortete nicht. Aus langer Erfahrung wusste er, dass ein

      Pferdelord einer Frau bei solchen Wortwechseln unterlegen war. Auf seinen

      Fußlappen ging er durch die Stube in seine Kammer hinüber, die Hellewyn

      schon für das Brautpaar vorbereitet hatte.

      Auf der Bettstatt lagen frisches Stroh und frisches Gras, und das Bettzeug

      war frisch erneuert worden. Dorkemunt bemerkte anerkennend, dass

      Hellewyn es mit feinen Stickereien versehen hatte. Frische Blumen lagen in

      der Kammer auf der Bettstatt und dem Boden verstreut. Ihr Duft erfüllte den

      Raum, und der alte Pferdelord musste lächeln, denn er fühlte sich an seine

      eigene Vermählung erinnert. Er trat an seine Truhe und nahm frische

      Kleidung und seine Rüstung hervor, um sie auf Hochglanz zu bringen.

      Wieder in der Wohnstube, sah er Hellewyn lächelnd an, die gerade die

      Sohlen seiner Stiefel gesäubert und das Leder poliert hatte. »Du hast die

      Kammer schön gerichtet, Hellewyn. Vor allem die Stickereien sind dir wohl

      gelungen.«

      Hellewyn errötete leicht. »Es ging mir gut von der Hand, Dorkemunt.

      Schwierig war nur, die Arbeit vor Gandoryn zu verbergen. Zeig mir dein

      Wams, Pferdelord. Ich sehe, du hast es ausgebessert, doch meine Stiche

      erscheinen mir doch feiner als die deinen zu sein.«

      Das konnte Dorkemunt nicht leugnen, und so gab er ihr sein Wams

      bereitwillig. Halb entkleidet nahm er dann ein wenig verschämt am Tisch der

      Wohnstube Platz. Es war nicht so, dass er sich wirklich genierte, doch er

      zeigte sich nur ungern im Unterzeug vor einem Weibsbild, auch wenn dieses

      die Mutter seiner zukünftigen Schwiegertochter war. Zudem wusste

      Dorkemunt, dass er aufgrund seines geringen Wuchses im Unterzeug kein

      sehr stattliches Bild abgab.

      Wie alle Pferdelords trug er wollene Beinkleider, die Beine und Unterleib

      bedeckten und mit angenähten Schnüren an einem Gürtel befestigt wurden,

      den man um den Leib trug. Dazu kam ein weites Hemd mit rundem

      Ausschnitt und langen Armen, welches bis fast zu den Knien und bei

      Dorkemunt noch etwas weiter hinunter reichte. Die Reithosen aus feinem

      braunem Leder wurden über die Beinkleider gezogen und ebenfalls am Gürtel

      befestigt. Hierüber zog man nun das Wams. Es reichte bis ans Gesäß und

      bestand aus gutem Tuch. Im Sommer war es ohne Arme und ungefüttert, im

      Winter hatte es lange Arme und ein ledernes Überfutter. Je nach Neigung und

      Stellung seines Besitzers wies das Wams zudem Zierstickereien auf.

      Dorkemunts Wams hatte tatsächlich schon ein wenig gelitten, und auch

      wenn er es sorgsam auszubessern versucht hatte, so waren seine Augen auf

      die kurze Distanz doch nicht mehr die besten. So war er nun dankbar für die

      Hilfe, die Hellewyn ihm anbot, und sah zu, wie sie die schadhaften Stellen

      flink und sorgsam ausbesserte.

      »Hier, guter Pferdelord«, sagte sie schließlich, »so gut wie neu. Nun kannst

      du dich wieder bedecken.«

      Dankend nahm er das Wams und zog es sich über. Dann wickelte er seine

      Fußlappen neu. Die Stiefel eines Pferdelords wurden mit verschiedenen

      Fetten eingerieben, sodass sie dem Wetter widerstanden und geschmeidig

      blieben. Die Füße wurden zum Schutz erst in lange Tuchstreifen gewickelt,

      bevor man das Schuhwerk überzog. Dorkemunt stampfte ein paarmal mit den

      Füßen auf, bis die Stiefel richtig saßen, und nickte dann zufrieden.

      Hellewyn sah ihn wohlgefällig an. »Du magst wohl klein von Wuchs sein,

      Dorkemunt«, sagte sie lächelnd, »aber du bist ein rechter Pferdelord. Es ist

      gut, dass meine Tochter deinen Sohn gewählt hat.«

      Dorkemunt nahm seinen