Die Pferdelords 01 - Der Sturm der Orks. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750221413
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      Pferde an die Tränke führte. »Den Eid gilt es zu erfüllen«, hörte er den Mann

      rufen. »So eilt nun, ihr Pferdelords, denn der Pferdefürst ruft euch zu den

      Waffen!«

      Die Männer, Frauen und Kinder auf dem Platz des Weilers hatten ihre

      Tätigkeiten unterbrochen und traten nun neugierig heran. Die Ankunft des

      Boten, denn um einen solchen handelte es sich offensichtlich, rief Unruhe

      hervor. Auch aus den umliegenden Häusern traten nun weitere Bewohner des

      Horngrundweilers hervor.

      »Sind Plünderer oder Ausgestoßene in die Mark eingefallen?«, fragte eine

      junge Frau erregt. »Sagt schon, Schwertmann, was ist los in der Mark?«

      Der Reiter aus Eternas nahm kurz seinen Helm ab, wischte sich den

      Schweiß von der Stirn und nahm dann dankbar einen Becher Wasser

      entgegen. Er trank durstig und setzte sich danach den Helm sofort wieder auf.

      »Der Pferdefürst lässt alle Gehöfte und Weiler evakuieren«, rief er den

      Bewohnern zu. Weitere Menschen traten aus den Häusern heran. »Nehmt

      nicht mehr als eure Tiere mit und eilt nach Eternas, und jene von euch, die

      den Umhang des Pferdelords tragen, jene erinnere ich an das Gebot. Erfüllt

      nun den Eid in Eile. Ich selbst muss jetzt weiter.«

      Der Mann nickte der Menge noch einmal kurz zu, saß auf und trieb sein

      Pferd erneut an.

      Die Bewohner des Horngrundweilers waren noch immer ganz verblüfft

      und starrten dem entschwindenden Reiter nach. Da hob der Älteste des

      Weilers Achtung gebietend den Arm. »Ihr habt es gehört, ihr Männer und

      Frauen. Nehmt Kind und Huf, nehmt nur das Notwendigste. Die Knaben und

      Jungmänner, die den Eid noch nicht geleistet haben, begleiten die anderen zur

      Stadt. Jene aber, die den Eid abgelegt haben, mögen sich rüsten und den Eid

      erfüllen.«

      Holger zögerte nicht und ritt an seiner verwirrten Frau vorbei zu seinem

      Haus. Sein Pferd war gut ausgebildet, und so ließ er ihm die Zügel frei und

      band es nicht erst an, als er angekommen war und schnellen Schrittes an

      seinem Sohn vorbei ins Haus eilte. Er öffnete die schwere Holztruhe, holte

      sein Kettenhemd und den leichten Brustharnisch hervor, zog sich beides über

      und legte dann die restliche Rüstung an. Zuletzt schwang er sich den grünen

      Umhang um die Schultern und verschloss ihn vor seiner Brust.

      Sein Sohn sah ihn mit großen Augen an. »Ich will mit, Vater«, sagte der

      Zehnjährige automatisch.

      Holger antwortete zunächst nicht, sondern nahm den runden Helm mit dem

      langen Nasenschutz und setzte ihn auf. Der Helm war aus bestem Stahl, mit

      braunem Leder bezogen und mit golden blitzendem Messing verziert. Er

      schloss den Riemen und strich seinem Sohn kurz über das lockige Haar. »Du

      wirst mit deiner Mutter gehen, mein Sohn«, sagte er nach einer Weile

      bestimmt, »und an meiner statt auf die Herde achten.«

      Seine Frau trat gerade in die Hütte, als Holger die schwere Streitaxt aus

      den eisernen Haken über der Tür nahm und den Rundschild vom Boden hob.

      »Was soll das bedeuten?«, fragte sie ängstlich. »Noch nie hat der Herr die

      Pferdelords einberufen.«

      »Jetzt hat er es«, erwiderte Holger und zog sie kurz an sich. »Du weißt,

      was nun zu tun ist. Wir haben es schon oft besprochen. Reiche mir eine

      Provianttasche mit Nahrung für drei Tage. Und fülle mir die Wasserflasche.

      Eile dich, Frau. Nun gilt der Eid.«

      Holger prüfte die Streitaxt und seinen Dolch. Doch ihre Schneiden waren

      scharf, denn die Waffen wurden in der Hochmark stets in bestem Zustand

      bereitgehalten. So verlangte es die Tradition der Pferdelords, auch wenn die

      Männer der Hochmark noch nie mobilisiert worden waren. Holger hängte den

      großen Rundschild an den Sattel. Das Grün der Pferdelords und in weißer

      Farbe darauf gemalt das Horn des Horngrundweilers. Er schwang sich auf

      sein Pferd und wartete, bis seine Frau zu ihm geeilt kam, um ihm die

      Feldflasche und die Verpflegung zu reichen. Auch an den anderen Häusern

      war Bewegung, dort saßen ebenfalls Männer mit grünem Umhang, Rüstung

      und Waffen auf ihre Pferde auf. Holger sah die Sorge in den Augen seiner

      Frau, küsste sie und lächelte sie ermutigend an. Dann zog er sein Pferd herum

      und ritt zu den anderen Lords hinüber.

      Achtzehn Pferdelords konnte der Weiler aufbringen, und diese achtzehn

      Männer waren nun bereit. Der Älteste von ihnen sah sie kurz an. »Ihr habt

      den Boten des Pferdefürsten gehört. Er hat uns zu den Waffen gerufen, um

      den Eid zu erfüllen. So lasst uns reiten, ihr Pferdelords. Schneller Ritt …«

      »… und scharfer Tod«, erwiderten sie.

      Gleich nach ihnen saßen auch die Knaben und nicht wehrfähigen Männer

      und Frauen auf, trieben ihre Tiere zusammen und machten sich auf, dem

      Gebot des Pferdefürsten zu folgen und nach Eternas zu ziehen. Sie alle waren

      besorgt, denn noch nie hatte es in der Hochmark den Ruf des Waffeneides

      gegeben. Einige Male zuvor waren zwar schon Plünderer und Ausgestoßene

      in die Mark vorgedrungen, doch stets hatten die Pferdelords schnell wieder

      Ruhe in der Hochmark hergestellt. Nein, dies hier war etwas anderes, und

      Sorge erfüllte die Herzen der Männer und Frauen, die sich auch rasch auf die

      Unbeschwertheit der Kinder legte. Nur ungern ließen sie den Weiler hinter

      sich, denn keiner von ihnen wusste zu sagen, ob sie ihn wohl jemals

      wiedersehen würden.

      Währenddessen war der Reiter mit dem Rosshaarschweif des

      Schwertmanns schon längst in einem anderen Tal angelangt. Vier andere

      Gehöfte und den Horngrundweiler hatte er insgesamt schon benachrichtigt,

      nun galt es nur noch, den alten Malenan und seinen Sohn Maredas zu den

      Waffen zu rufen. Seine Blicke glitten über die Landschaft und suchten sie

      nach Gefahren ab, während er seine Pferde