Janas Entscheidung. Gerhard Wolff. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gerhard Wolff
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738041118
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tat ihr plötzlich leid. „Machen mir ja auch Spaß!“, gestand sie. „Machen mir ja auch Spaß, die Feten, aber nicht so viele. Wir kommen ja gar nicht mehr raus aus dem Feiern! Unsere Feiern, die Feiern der Anderen, das ist alles ein bisschen viel!“

      „Aber nur so erarbeitet man sich Freunde. Das ist halt mal so!“ Er stand ratlos vor ihr.

      „Ich weiß!“, meinte sie leise. „Ich weiß, dass der Hase so läuft. Und ich will ja auch Freunde haben. Aber, es wird mir ehrlich gesagt zu viel!“

      Er stand wie ein begossener Pudel vor ihr und schwieg hilflos.

      „Verzeih, dass ich gesagt habe, dass du zu viel trinkst und mir nicht bei den Vorbereitungen hilfst. Ich weiß, dass das so nicht stimmt!“

      Er schien aufzuatmen. „Geschenkt, geschenkt!“, versicherte er. „Ich will ja nur, dass du glücklich bist. Wenn ich was falsch gemacht habe, dann tut´s mir leid und ich will mich bessern! Indianerehrenwort!“. Er hob die Hand zum Schwur.

      Sie musste lachen.

      „Also, wie steht es jetzt mit der Halloween-Party?“

      Sie verzog entsetzt die Miene. „Nein, wirklich nicht!“

      Er blickte sie wieder ratlos an. „Was nun?“

      „Wir machen jetzt mal ´ne Partypause!“, bestimmte sie. „Und ehrlich gesagt: Sind wir für diesen Halloween-Mist nicht einfach zu alt? Das ist doch Kinderkram, vielleicht noch ein Motto für Teenager. Aber für erwachsene Menschen?“

      Er sah sie an, als käme sie von einem anderen Stern. „Aber, wir hatten doch alle immer so viel Spaß dabei!“

      Sie schüttelte erneut den Kopf. „Ich sicher nicht. Ich fand das immer albern, dass sich erwachsene Menschen wie kleine Kinder verkleiden!“

      „Aber, an Fasching tust du´s doch auch!“

      „Mmh!“, überlegte sie. „Eigentlich fand ich das auch schon immer albern!“

      Da standen sie sich ratlos und völlig fremd gegenüber.

      8

      „Ach komm, habt euch halt nicht so!“, rief Birdie fast schon ein bisschen beleidigt aus. „Kommt halt auch mal zu einer unserer Partys. Noch dazu, wo das Janas Geburtstagsfete ist. Sie ist doch auch eure Freundin!“ Er sah Paul auffordernd an.

      Birdie und Paul hatten sich beim Rausstellen der Mülltonne auf der Straße getroffen, Birdie hatte Paul von Janas Geburtstagsparty erzählt und wollte ihn und Claudia nun dazu einladen.

      „Das ist total lieb von euch!“, meinte Paul verlegen. „Ja, ihr seid unsere Freunde und wir würden gerne zu Janas Fete kommen. Aber ihr kennt unser Problem. Wir finden keinen Baysitter, bzw. wenn man ganz ehrlich ist, Claudia will, glaube ich, die Kinder niemandem anderem anvertrauen. Da ist sie übermisstrauisch. Bildet sich ein, dass der Babysitter eben doch nicht so auf die Kleinen aufpasst, wie sie und die Kinder sind ja auch wirklich noch sehr klein. Da darfst du wirklich keine Sekunde die Augen von denen lassen, sonst ist schon das nächste Unglück passiert. Und davor hat Claudia eben wahnsinnige, vielleicht auch übertriebene Angst!“ Er machte eine Handbewegung des Bedauerns.

      „Puh, das klingt nicht gut. Wäre nichts für mich!“, entfuhr es Birdie spontan. „Aber, wie wäre es, wenn du dann einfach alleine kämst?“

      Paul winkte ab. „Ach, ich bin doch eh nicht so oft zu Hause, bin doch immer für den Job unterwegs. Da möchte ich Claudia und die Kinder nicht auch noch alleine lassen, wenn ich bei ihnen sein könnte. Das fände ich nicht so fair!“

      „Dann wechselt euch doch ab!“, suchte Birdie weiter nach einer Lösung.

      „Ich weiß auch nicht, ich werde es Claudia vorschlagen!“

      „Gut!“

      „Mach dir keine Hoffnungen! Ich glaube, Claudia ist nicht so verrückt nach Partys.“

      „Was, eine Frau und nicht verrückt nach Partys. Dass ich nicht lache!“ Birdie hielt sich den Bauch und tat so, als ob er losbrüllen wollte. „Alle Weiber sind verrückt nach Partys, glaub mir. Vielleicht hast du deine Frau nur noch nicht auf ´ner Party erlebt. Am Ende weiß sie es selbst nicht. Glaub mir: Alle Frauen sind verrückt nach Partys. Ich weiß, wovon ich spreche. Kennste eine, kennste alle!“

      „Ich weiß nicht, Claudia ist anders. Vielleicht ist sie anders als andere Frauen, vielleicht liebe ich sie gerade deshalb.“

      „Eine ist wie die andere, glaube mir. Aber wie gesagt, wenn sie nicht will, dann komm doch alleine. Oder wechselt euch ab und probiert es jeder für sich alleine!“

      „Ach, nein, das würde doch nur darauf hinauslaufen, dass ich alleine käme und das fände ich wiederum nicht fair!“

      „Aber, du kannst doch auch mal alleine weg! Was habt ihr denn für eine Beziehung?“

      „Für uns sind halt andere Dinge wichtiger. Aber auf jeden Fall danke für die Einladung. Das ist echt lieb von euch!“

      Birdie sah Paul verständnislos an. „Mann, ihr geht ja vollkommen am Leben vorbei!“ Er schüttelte den Kopf.

      „Ich weiß nicht, es kommt darauf an, was man unter Leben versteht!“

      „Wie meinst du das?“ Birdie sah Paul skeptisch an.

      „Na ja, ob dein Partyleben wirklich das Leben ist, das ist doch die Frage!“

      „Na, na, na, das ist ja allerhand!“ Birdie sah Paul leicht verärgert an. „Ich lade dich zu einer Fete ein und das Ergebnis ist, dass du mir die Fete schlecht machst!“ Er verzog leicht angesäuert die Miene.

      „Oh entschuldige, das wollte ich nicht. Ich wollte dir nicht den Spaß verderben!“

      „Was wolltest du denn dann?“

      „Ich wollte dir nur sagen, dass es vielleicht Menschen, vielleicht auch Frauen gibt, Frauen wie Claudia, die eine andere Sehnsucht in ihrem Leben verspüren, einen anderen Sinn im Leben suchen, als nur von einer Party zur anderen zu hüpfen!“

      „Jetzt machst du mir ja schon wieder unsere Party madig. Also, das lass dir gesagt sein, dass ich dich nicht so schnell wieder einlade!“, entfuhr es Birdie. Dann holte er tief Luft. „Vergiss es, war nicht so gemeint. Aber deinen Moralischen hättest du dir echt sparen können. Und ich weiß auch gar nicht, woran du denkst, wenn du von anderen Sehnsüchten sprichst!“

      Paul drehte zur Erläuterung die Hände zur Seite. „Na ja, Ehe, Kinder, Familie und so. Claudia will jedenfalls das und keine Partys!“

      Birdie winkte ab. „Glaub ich nicht. Vielleicht wollen die Frauen das auch mal, irgendwann mal. Aber erst wollen sie es krachen lassen. Glaub mir. Kennste eine, kennste alle!“ Er sah Paul mit sicherer Miene an.

      „Ich weiß nicht!“, grübelte der. „Vielleicht kennst du doch nicht alle! Vielleicht kennst du nicht mal deine!“

      Da winkte Birdie ab. „Also das wird mir jetzt wirklich zu viel! Da meint man es gut und will jemanden zu einer Party einladen. Und am Ende kriegt man noch eine Lehrstunde in Leben. Das brauche ich nun wirklich nicht!“ Er drehte sich um und ging ins Haus.

      9

      „Kann ich dir helfen, schöne Krankenschwester?“, fragte Robin, einer aus Birdies Fußballmannschaft, Jana, die wieder einmal neben dem Buffet stand und festgestellt hatte, dass die Getränke alle waren.

      Dieses Mal hatten sie ihre Freunde und Bekannten zu einer Faschingsfete geladen und Jana hatte sich als Krankenschwester verkleidet. Tagelang hatten sie das Haus mit Girlanden und anderen Gegenständen faschingsmäßig vorbereitet, Birdie hatte die Getränke besorgt und Jana die Speisen angerichtet. Und obwohl sie nach Janas Ansicht Speisen und Getränke in Hülle und Fülle vorbereitet hatten, schienen diese nun wieder zur Neige zu gehen und nicht auszureichen.