Die Pferdelords 04 - Das verborgene Haus der Elfen. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750221635
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Magier stellte sich ihnen noch entgegen.

      Marnalf fühlte sich müde und erschöpft, denn er kannte die Fähigkeiten

      eines Grauen weitaus besser als jedes andere Wesen, und er war in tiefer

      Sorge um die Zukunft der Welt und des Menschengeschlechts.

      Nur zögernd hatte er sich dem König des Pferdevolks in Enderonas zu

      erkennen gegeben und war dessen Berater geworden, wenn nicht gar ein

      väterlicher Freund, wenn dies zwischen einem Menschenwesen und einem

      Grauen Zauberer denn möglich war. Man kannte Marnalf in Enderonas und

      schätzte ihn, aber er wusste auch, dass die meisten Menschenwesen, an

      anderen Orten, inzwischen Angst vor den Grauen empfanden. Sie würden ihm

      mit Misstrauen begegnen, gäbe er sich zu erkennen. Daher war es für das gute

      Graue Wesen selbstverständlich, seine Identität zu verbergen, wenn er die

      Stadt des Königs des Pferdevolkes verließ.

      Selbst die Mitglieder der Handelskarawane, die von Enderonas nach

      Merdonan aufgebrochen war, kannten Marnalfs wahres Wesen nicht, denn er

      gesellte sich ihnen als reisender Heiler bei und verzichtete dazu auf das graue

      Gewand seiner Zunft. Er wandelte seine Gesichtszüge, indem er sie etwas

      älter erscheinen ließ, und veränderte seinen hüftlangen grauen Bart zu einem

      kurzen Bartwuchs, wie er bei den Pferdelords beliebt war. Er wählte ein nicht

      zu neu wirkendes Gewand, eine Hose mit Wams und einen knöchellangen

      Gehrock, der vorne geschnürt wurde und in den einfachen Farben des

      Stadtvolkes gehalten war. Um die Hüften trug er den geflochtenen

      Ledergürtel mit den zahlreichen kleinen Taschen und Beuteln, die zur

      Aufbewahrung des Zubehörs der Heilerzunft dienten.

      Seinen geliebten mannshohen Stab musste er verbergen, und dazu schlang

      er sich die Trageriemen eines Streckbrettes über die Schultern, durch das der

      Stab gerade noch vor fremden Blicken geschützt war. Das Streckbrett diente

      dem Richten und Fixieren gebrochener Beine, war also entsprechend lang,

      doch ragte der Stab noch immer weit darüber hinaus, und so viele Dinge ein

      Graues Wesen auch zu wandeln vermochte, sein Stab gehörte nicht dazu. So

      erklärte er ihn den Mitreisenden kurzerhand als Zubehör für eine neue

      Methode der Heilerkunst und verlor sich in umständlichen Worten, wenn

      nach ihrer Wirkungsweise gefragt wurde, bis die neugierigen Fragen

      schließlich versiegten.

      Unter anderen Umständen hätte Marnalf die Reise wohl genossen.

      Er liebte die weiten Ebenen, in denen das Pferdevolk lebte, die großen

      Wälder und die saftigen Weidegründe. Die Vielfalt des Lebens hatte ihn stets

      fasziniert, und noch immer, nach all den vielen Jahreswenden, konnte er sich

      am Wunder einer Wildblume erfreuen. Die Reise verlief ereignislos, wenn

      man von einem vorbeiziehenden Regensturm absah und dem kurzen

      Aufenthalt, der verursacht wurde, als eine riesige Hornviehherde den Weg

      versperrte. Doch schließlich tauchte in der Ferne die typische Silhouette

      Merdonans mit der hohen Nadel der Ostwache auf, lange bevor die Stadt

      selbst sichtbar wurde.

      Je näher die Karawane der Hauptstadt der Ostmark kam, desto

      sorgenvoller wurden Marnalfs Gedanken. Jenseits der Stadt sah er die

      gewaltige Kontur des Ostgebirges mit der sich darüber auftürmenden

      schwarzen Wolkenwand. Beinahe hätte er seinen Schritt beschleunigt, und er

      musste sich zwingen, ebenso langsam und müde wie die anderen

      Karawanenteilnehmer zu wirken, die sich gemächlich dem Stadttor näherten.

      Er kannte Merdonan aus vergangenen Tagen, und doch musterte er die

      runde Mauer mit dem überdachten Wehrgang aufmerksam. Nichts wies

      darauf hin, dass die Menschen Merdonans die heraufziehende Gefahr

      erahnten. Gemächlich schlenderten ein paar Schwertmänner auf dem

      Wehrgang entlang, durch die hölzerne Überdachung vor der grellen Sonne

      geschützt. Auch die beiden Wachen am Haupttor wirkten entspannt und

      waren sichtlich erfreut über die Abwechslung, die ihnen die Ankunft der

      Karawane bot. Kinder tollten auf der Mauerkrone, und eine Gruppe von ihnen

      eilte neugierig herbei, um die Neuankömmlinge zu betrachten.

      »Seid uns willkommen«, sagte der Wachführer freundlich zu dem

      Karawanenführer und musterte die Kolonne der schwer beladenen Gespanne.

      »Was bringt Ihr uns für Waren?«

      Der Karawanenführer, der in diesem Fall auch der Handelsherr der

      Kolonne war, lächelte ebenso freundlich von seinem Pferd herunter. »Vor

      allem Eisenplatten, guter Herr.«

      »Dann seid Ihr doppelt willkommen«, versicherte der Schwertmann. »Ihr

      werdet einen guten Handel abschließen können. Eisen können wir stets

      gebrauchen.«

      Der Händler lächelte. Die Ostmark hatte nur wenige Stellen, an denen sich

      Erze schürfen ließen, und man konnte in Merdonan mit vorgefertigten

      Eisenplatten gute Geschäfte machen. Die Schmiede würden um das

      Rohmaterial feilschen und es dann hastig zu ihren Werkstätten schleppen, um

      es zu Töpfen, Pfannen, Beschlägen, Werkzeugen, Waffen und Rüstungen zu

      formen. Es gab so viele Dinge, die aus dem hier kostbaren Eisen gefertigt

      werden mussten. Nadeln und Scheren, Messer und Brennsteinbecken,

      Schaufeln und Hacken … Ja, es würde wieder ein gutes Geschäft werden. Im

      Tausch würde er die hervorragende Wolle der Ostmarkschafe und feinstes

      Leder für die Schuhmacher von Enderonas erwerben und Fässer mit jenem

      klaren Getränk, das hier in Merdonan aus Gerste gebrannt wurde. Auch

      woanders wurde dieses Getränk gebrannt, doch die Menschen aus Merdonan

      fertigten es auf eine besondere Weise, wodurch es in den anderen Marken

      sehr geschätzt wurde. Die Differenz aus dem Geschäft würde der Händler

      sich in gezeichneten und gebrannten Tontäfelchen auszahlen lassen oder, falls

      dies in Merdonan vorhanden war, in den aus Gold bestehenden Schüsselchen,

      dem