Crystal Fire. Jürgen Ruhr. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jürgen Ruhr
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752930191
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Florian. „Das wird sich wohl kaum lohnen.“

      „Jedenfalls ist es besser, als das alte Zeug von unserem Semester erneut durchzukauen“, gab Daniel zu bedenken.

      Flo nickte. „Dann sehen wir uns übermorgen, wenn ich den Wagen abhole. Um wieviel Uhr passt es dir denn?“

      Daniel überlegte. Er hatte für den Samstag nichts geplant, sondern wollte sich mit seinen Versuchen und der Ausarbeitung des Artikels darüber beschäftigen. Im Prinzip war es also egal, wann sein Freund den Wagen abholen würde. Hauptsache nicht zu früh. „Um achtzehn Uhr?“, fragte er.

      Flo sah ihn enttäuscht an. „So spät? Ich wollte den Mazda eigentlich noch durch die Waschanlage fahren. Auf meine Kosten natürlich. Kann ich nicht schon um Zwei kommen?“

      „Einigen wir uns auf vier Uhr“, schlug Daniel vor. Er wusste zwar, dass sein Freund sehr gut Auto fuhr, doch der sollte nicht auf die Idee kommen, vor der Party noch einen längeren Ausflug damit zu unternehmen.

      „Gut, dann um Vier. Hast du was dagegen, wenn ich Sylvia erzähle, es wäre mein Auto? Nur für den Fall, dass sie fragt ...“

      Daniel stöhnte. Die Sorgen seines Freundes wollte er haben. Er war fast versucht, Flo zu erklären, dass ein Mädchen wie Sylvia sich kaum mit einem Schwabbel wie ihm einlassen würde, unterdrückte dann aber seine Worte. „Nein, das ist in Ordnung. Pass nur auf, falls sie die Fahrzeugpapiere sehen will. Dann fliegt deine kleine Lüge auf.“

      Flo lachte. „Keine Sorge, das werde ich zu verhindern wissen.“ Er warf einen Blick auf seine Uhr und erhob sich. „Ich muss wieder, der Prof wartet. Also dann bis Samstag.“

      Daniel nickte gedankenverloren. Er würde einmal nachschauen, welche Vorlesungen für das erste Semester heute Nachmittag noch anstanden. Er musste diese Sylvia unbedingt wiedersehen.

      „Ach ja“, wandte sich Flo im Gehen noch einmal um, „wie geht es eigentlich Tinka? Kann ich sie Samstag kurz besuchen, bevor du mir den Wagen übergibst?“

      Daniel lächelte und hoffte, dass es nicht zu gequält aussah. „Natürlich. Der Katze geht es hervorragend. Du kannst dich selbst überzeugen.“

      Kaum, dass sein Freund den Raum verlassen hatte, wandte Daniel sich zu den Mädchen um, die sich an dem Tisch immer noch angeregt unterhielten. Sylvia hatte aber inzwischen wohl die Mensa schon verlassen, denn ihr Platz dort war leer.

      Den Nachmittag über besuchte Daniel verschiedene Vorlesungen, konnte aber die hübsche Studentin nirgendwo entdecken. Schließlich kehrte er enttäuscht in seine Wohnung zurück. Es wurde Zeit, mit Tag drei seines Experimentes zu beginnen.

      Wieder bereitete er alles akribisch für den Selbstversuch vor. Er tippte sogar einen kleinen Text in seinen Laptop, den er einleitend sprechen wollte und in dem er von den Kopfschmerzen sprach, die am Morgen nach der Einnahme seines ‚Medikaments‘ auftraten. Den Text fügte er den Unterlagen an, so dass er auch in schriftlicher Form existierte. Dann aktivierte er die Kamerafunktion seines Smartphones.

      „Tag drei des Selbstversuches“, sprach er dann in seinem Sessel sitzend. Vor ihm auf dem Tisch lag schon die Substanz, die er um Punkt zwanzig Uhr nehmen würde. Er nannte Tag, Datum und Uhrzeit und fuhr fort: „Bisher bemerke ich keinerlei Veränderungen an mir. Vermutlich ist es dazu noch zu früh, in diesem Versuchsstadium sind mir auch an den Katzen nur minimale Änderungen im Verhalten aufgefallen. Allerdings gibt es eine Nebenwirkung, die ich zunächst dem Genuss von Alkohol - beim ersten Versuch - zusprach. Doch heute Morgen trat das gleiche Phänomen auf, wobei ich gestern keinerlei Alkohol zu mir nahm.“ Er machte eine Pause und sah auf die Uhr. Ein paar Minuten bis zur Einnahme blieben ihm noch. „Nach dem Aufwachen morgens spüre ich rasende Kopfschmerzen, die den Eindruck hinterlassen, als würde mein Gehirn - ja sogar mein ganzer Kopf - in Flammen stehen. Der Schmerz ist schrecklich und verhindert jedes klare Denken. Erst nach einer gewissen Weile, die ich den Kopf unter kaltes Wasser halte, lässt das Brennen nach und verschwindet schließlich ganz. Danach fühle ich mich außerordentlich wohl und die Kopfschmerzen treten nicht wieder auf. Ich schreibe diese Nebenwirkungen einer eventuellen Unverträglichkeit eines der Stoffe in meiner Substanz zu, möchte aber die Zusammensetzung nicht ändern, um den Verlauf des Experimentes nicht in Frage zu stellen.“ Er blickte erneut auf die Uhr und stellte fest, dass es nun an der Zeit war, das Medikament einzunehmen. „Ich werde jetzt mit dem dritten Experiment beginnen ...“

      Daniel nahm den zusammengerollten Geldschein und sog die Substanz geräuschvoll in die Nase. Dann lehnte er sich im Sessel zurück und schloss die Augen. Nach einer Weile öffnete er sie wieder und blickte direkt auf sein Handy. „Ich spüre ... nichts“, gab er schließlich von sich und schaltete die Aufnahme ab. Tag drei. ‚Du darfst nicht zu viel erwarten. Nicht nach erst drei Tagen‘, mahnte er sich. Außer den wahnsinnigen Kopfschmerzen morgens zeigten sich keinerlei Symptome. Er erkannte keine Verbesserung seiner Reflexe, keine Steigerung seines Denkvermögens oder sonstige Veränderungen in seinem Verhalten.

      Daniel schrieb sich eine Notiz für den kommenden Tag und ging zu Bett.

      Wieder brannte sein Gehirn, als würden lodernde Flammen daraus hervorschießen und Daniel torkelte ins Badezimmer. Er war zu keinem klaren Gedanken fähig und erst nach einer geraumen Weile unter dem kalten Wasserstrahl ließen die Schmerzen wie gewohnt nach. Er hob den Blick und fand einen Zettel am Spiegel. Seine Notiz, die er gestern vor dem Zubettgehen noch dort hingehangen hatte. ‚Versuch:‘, stand dort, ‚Was geschieht, ohne das kalte Wasser? Verschwinden die Kopfschmerzen auch so?‘

      Daran hatte er natürlich nicht mehr gedacht. Daniel ballte die Faust und schlug auf den Zettel ein. Klirrend zersprang der Spiegel und die einzelnen Scherben fielen in das Waschbecken. Ein feines Rinnsal von Blut lief an seiner Hand herab. Daniel drehte den Hahn erneut auf und hielt die Wunde erschrocken unter den Wasserstrahl. Er war zornig, ja, zornig darüber, dass er vergessen hatte, diesen Teil seines Experiments auszuführen, doch wieso zerschlug er deswegen den Spiegel? Als das kalte Wasser über seine Handgelenke floss, wurde Daniel ruhiger. ‚Ein einmaliger Ausraster‘, beruhigte er sich und wickelte die verletzten Knöchel in ein Handtuch. Zum Glück handelte es sich lediglich eine kleine Schnittwunde und die Blutung versiegte schnell. Er würde morgen früh herausfinden, was geschah, wenn er seinen Kopf nicht mit Wasser kühlte. Dazu wollte er heute Abend eine deutliche Notiz am Wasserhahn befestigen. Eine Notiz, die er kaum würde übersehen können!

      Während Daniel unter der Dusche stand und abwechselnd warmes und kaltes Wasser auf seine Haut laufen ließ, tauchten vor seinem inneren Auge verschiedene Themen auf, die er zuvor gelesen hatte. Es handelte sich durchweg um Stoff des vierten Semesters, den er flüchtig überflogen hatte. ‚Ist das nun schon eine Steigerung deiner Intelligenz?‘, fragte er sich. Er würde den Vormittag nutzen, um ein paar Unterlagen vom fünften und sechsten Semester durchzublättern.

      Dann tauchte Sylvias Gesicht vor ihm auf. Er nahm sich vor, die Kleine heute in einer Vorlesung anzutreffen und malte sich ihren Körper ohne Kleidung aus. Wie von selbst wanderte seine Hand an seinem Körper herab und er spürte ein nie gekanntes sexuelles Verlangen in sich. Sein Blut pulsierte und es schien, als würde das Feuer, das zuvor in seinem Kopf gewütet hatte, nun durch seine Adern fließen.

      Er drehte den Wasserstrahl auf kalt und genoss das prickelnde Gefühl auf seiner Haut.

      Zehn Minuten später stand er nackt und nass in der kleinen Küche und goss sich einen Kaffee auf. Daniel fühlte sich stark und nach der eiskalten Dusche erfrischt und munter. Sein Magen meldete sich mit einem unwilligen Knurren und ihn überkam ein unbändiger Appetit auf Fleisch. ‚Auch das ist ungewöhnlich‘, dachte er und suchte im Kühlschrank nach etwas Essbaren. Doch außer Salaten, einer restlichen Portion Nudeln und etwas Wurst fand er nicht das, wonach ihm verlangte. ‚Du musst unbedingt einkaufen‘, nahm er sich vor und schlang die Wurst herunter. Dann folgten die kalten Nudeln.

      Während Daniel sich anzog, schaltete er den Fernseher ein, in dem gerade die Lokalnachrichten liefen. Die Angriffe auf Tiere in der Region waren offensichtlich mehr geworden und man vermutete jetzt, dass mehrere Wildkatzen oder wilde Tiere das Stadtgebiet unsicher machen mussten. Daniel stellte den Fernseher ab, als der Sprecher