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Kapitel 9
„Reif für die Psychiatrie“
Gregor sieht blass aus und zittert. Es wird mehr, je näher sie der Eingangstür kommen. Der Arzt fasst Gregor auf die Schulter. Ein paar Schritte weiter gehen sie in das Gebäude und Gregor sieht sich um.
„Ich bin ehrlich gesagt positiv überrascht, von dem ersten Eindruck. Ich habe es mir schlimmer vorgestellt.“
Er folgt dem Arzt in ein Behandlungszimmer.
„Es sieht ja aus, wie in einem normalen Krankenhaus.“
„Sie können sich setzen.“
Gregor nimmt auf einem Lederstuhl Platz. Der Arzt setzt sich auf einen Rollsessel und holt aus der Schublade irgendwelche Unterlagen. Er legt sie auf den Tisch. Der Arzt befragt Gregor und macht sich Notizen.
Nach einer halben Stunde ist die Befragung fertig. Der Arzt steht auf.
„Herr Harm, es tut mir leid, sie müssen aufgrund schwerwiegender Wahnvorstellungen erst mal vorübergehend in ein geschlossenes Einzelzimmer.“
Gregor bekommt einen frustrierten Gesichtsausdruck. Er schüttelt den Kopf und sagt:
„Das kann doch nicht sein, ist das ihr Ernst?“
Der Arzt erwidert:
„Bleiben sie ganz ruhig Herr Harm, es ist besser für sie. So können sie sich selbst, oder andere, nicht schaden. Folgen sie mir bitte in die Kleiderkammer, wenn man in eine geschlossene Einzelzelle kommt, erhält man besondere Kleidung.“
Sie gehen in einen kleinen Raum. Hinter einer Panzerglasscheibe sitzt ein Kerl mit grimmiger Mine. Er spricht durch ein Mikrofon:
„Ihre Größe bitte!“
„XL!“
Der Kerl steht auf und kramt in einem Wäschelager herum. Es klappert. Einen Augenblick später kommt er wieder und gibt ein Bündel aus Klamotten und Schuhen durch eine Durchreiche.
„Die Kleiderordnung besteht aus einem weißem T-Shirt, einer weißen Hose und Hygienepantoffeln.“
Gregor zieht es sich an.
„Es sieht fast so aus, wie in den alten
Horrorpsychiatrien. Bleiben meine Sachen hier?“
„Nein, nehmen sie die mit in ihr Zimmer, die Schwester wird dann noch ein mal eine Kontrolle durchführen.“
Der Arzt schließt die Tür zu dem kleinen Raum, dann folgt Gregor ihm. Sie gehen einen langen Gang entlang. Weit am Ende des Flurs, ist eine Glastür. Der Arzt schließt sie auf. Man sieht links und rechts Stahltüren, die eine Gitterluke auf ungefähr 1,70 Meter haben. Der Arzt bleibt an so einer Tür stehen und öffnet sie.
Als sie die Zelle betreten, sagt Gregor zum Arzt:
„Ich bin überrascht! Sie sieht viel netter aus, als ich es aus Filmen und Erzählungen kenne.“
Die Zelle besteht aus einem Krankenhausbett mit Rollen, einem Tisch, einem Kleiderschrank und einem kleinen Fenster, das dezent Licht hinein lässt.
„Ein bisschen spartanisch, aber keinesfalls eine Horrorzelle.“
Er setzt sich auf das Bett und der Arzt redet noch eine Weile mit ihm. Nach dem Gespräch fügt der Arzt hinzu:
„Herr Harm, in der Zelle gilt ein Verbot für Mobiltelefone, bitte geben sie es mir, ich werde dieses in ihrem Fach in meinem Büro aufbewahren. Morgen früh wird ihr Frühstück durch die Luke der Zellentür gereicht. Schlafen sie gut.“
Er legt sich auf das Bett. Man hört das Schließen der Tür.
„Alter, Scheiße! Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben eingesperrt. Ich kann kaum glauben, dass ich hier bin.
Es fühlt sich an, wie im Traum. ...
Meine Lehre ist, dass sich das Leben schneller ändern kann, als man denkt. Ich finde es so verdammt komisch, daran zu denken, dass ich vor kurzem noch in Berlin war und jetzt wie ein Tier eingesperrt bin.“
Er dreht sich auf die Seite und schließt die Augen. Man sieht einen Moment später, dass die Tür auf- geht und eine Krankenschwester mit einer kleinen durchsichtigen Schachtel mit Pillen kommt. Sie stellt sie auf den Nachtschrank und sagt:
„Herr Harm, wir haben hier ein Neuroleptika, das sie bitte nehmen sollen. Es hilft gegen ihre Wahnvorstellungen.“
Gregor macht die Augen auf, steht auf, nimmt sein Glas und füllt es mit Leitungswasser. Danach nimmt er die Pillen mit einen großen Schluck. Die Krankenschwester teilt ihm mit:
„Es ist heute nur eine Ausnahme, dass ich persönlich die Tabletten vorbeibringe. Solange sie sich in dieser Zelle befinden, erhalten sie von mir täglich Frühstück, Mittag, Abendbrot und auch die Pillen, durch ihre Luke an der Zellentür.“
Als sie fertig mit dem Sprechen ist, durchwühlt sie Gregors Schrank.
„Was machen sie mit meinen Sachen?“
„Ich sehe nach Waffen und anderen gefährlichen Dingen, die die sie gegen sich, oder gegen andere, einsetzen könnten. Das hatte ihnen der Doktor doch schon gesagt.“
Ein wenig später ist sie fertig.
„Ich wünsche ihnen eine gute Nacht, Herr Harm.“
Die Krankenschwester verschwindet aus dem Zimmer und schließt die Tür ab. Gregor ließt sich laut einen Zettel durch:
„Infoblatt – geschlossener Bereich
Willkommen in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Bergstadt! Wir hoffen es gefällt Ihnen hier. Für ein angenehmen Aufenthalt sind jedoch bestimmte Regeln hier vorgeschrieben:
1.Keine Gegenstände, mit denen man sich selbst, oder andere verletzen bzw. töten kann!.
2.Die Mahlzeiten finden an bestimmten Uhrzeiten statt und sind für den geschlossenen Bereich Pflicht.
Hier folgende Zeiten:
Frühstück: 07:00 Uhr bis 07:30 Uhr
Mittag 12:00 Uhr bis 12:30 Uhr
Abendbrot 17:30 Uhr bis 18:00 Uhr
Die Tablettenausgabe ist immer nach den genannten Mahlzeiten.
(Sonntags Kaffee und Kuchen von 14:30 Uhr bis 15:30 Uhr) (Teilnahme freiwillig)
3.Besuchszeiten für den geschlossenen Bereich sind jeden Tag von 16:00 Uhr bis 17:00 Uhr!
4.Nachtruhe ist von 22:00 Uhr bis 6:00 Uhr!
* Extra: 5.Telefonzeiten gibt es nicht auf dem geschlossenen Bereich!
Einen guten Aufenthalt und gute Genesung!
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Klinikteam der Psychiatrie Bergstadt.“
Gregor sieht müde aus. Er legt den Zettel beiseite und beginnt sich in seine Decke zu packen. Später schläft er ein. Minuten vergehen.
Auf einmal schreckt er auf. Er ist verschwitzt. Gregor geht zum Wasserhahn und macht sein Gesicht frisch.
„Das, was ich erlebt und gesehen habe, nimmt mich so mit. Meine allergrößte Sorge ist, dass ich nicht weiß, ob ich mir das alles nur einbilde, oder ob es vielleicht wahr ist.“
Er legt sich wieder auf sein Bett und blickt gegen die Decke. Man kann erkennen, dass die Schwester durch