Mark Feller. Michael Bardon. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Bardon
Издательство: Bookwire
Серия: Mark Feller
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742763556
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hat gewusst, dass Briegel hierher kommt?«

      »Keine Ahnung, kann ich dir nicht sagen. Es hieß nur, dass wir einen gewissen Mark Feller aufsuchen und danach weiter zu einer Besprechung ins Polizeipräsidium Frankfurt, Direktion Mitte, fahren. Mehr weiß ich nicht.«

      Ich nickte erneut, das Sprechen fiel mir schwer. Wasser … ich brauchte unbedingt einen Schluck Wasser.

      Schuller wollte zu sprechen ansetzen, schloss aber sofort wieder den Mund. Er wirkte mit einem Mal abgelenkt, sein Blick schien ins Nichts zu gehen.

      »Alles klar …«, sagte er unvermittelt, »… Franco und ich bleiben hier und warten auf die Jungs vom BKA.«

      Schullers Blick wanderte zu seinem Kollegen, der nach wie vor neben der Frau ausharrte. Dann nickte er – jetzt sah ich das Headset in seinem linken Ohr. »Wir kommen dann nach, sobald hier alles geklärt ist«, sagte er.

      »Ja, ich sag’s ihm.« Sein Blick wanderte wieder zu mir. »Okay, mach ich. Geht in Ordnung. Ja, schick mir die Adresse einfach aufs Smartphone. Alles klar, wir sehen uns dann später. Bis dann …«

      Ich richtete mich vorsichtig auf. Meine rechte Kniescheibe schmerzte, mein Nacken und der rechte Ellbogen taten ebenfalls höllisch weh.

      »Du sollst in die Gutleutstraße 112 kommen. Briegel wartet dort auf dich. Dein neues Team wohl auch.«

      »Aha …«

      »Hast du ein Auto? Wenn nicht, sollst du unseres nehmen.«

      Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte einen Wagen. Julias indigoblauen Mini Cooper S. Wir hatten ihn nach dem Kauf auf mich zugelassen, wegen der Prozente, und ich konnte mich einfach nicht dazu durchringen, Julias Traumauto wieder zu verkaufen.

      Sagen Sie jetzt nichts, ich weiß selbst, dass das sentimentaler Quatsch war.

      »Nein danke!«, sagte ich und fügte dann noch hinzu: »Mein Wagen steht direkt um die Ecke.«

      »Na gut. Deine Pistole muss allerdings hierbleiben, lässt Briegel dir ausrichten. Du weißt schon, wegen der ballistischen Untersuchung und so … Ich soll dich zum Auto begleiten und dir meine Ersatzwaffe aushändigen. Briegel meint, sicher ist sicher.«

      Ein neuerliches Grinsen huschte über Schullers Gesicht – es wirkte sympathisch, irgendwie spitzbübisch. »Die Drohne scheint ihn echt beeindruckt zu haben. Der ist total paranoid, sagt mein Kollege. Er starrt wohl nur noch in den Himmel und wittert hinter jeder Ecke eine Gefahr.«

      »Wenn man dem Tod ins Auge blickt, verändert sich die Sichtweise«, sagte ich. »Das geht an uns doch auch nicht spurlos vorbei, obwohl wir für das Kämpfen jahrelang trainiert wurden.«

      »Das stimmt! Die Erfahrung hat wohl jeder von uns schon gemacht«, sagte der Leibwächter. »Weißt du, nach meinem ersten Kampfeinsatz, Scheiße … ich hätte am liebsten alles hingeschmissen. Ich wollte nur noch weg, wollte mich am liebsten in ein Erdloch verkriechen. Das war echt übel.«

      Ich nickte. Auch mir war es nicht viel anders ergangen.

       Schnee von gestern

      Mit diesen Erinnerungen wollte ich mich erst gar nicht belasten. Ich musste nach vorne schauen und endlich in die Puschen kommen.

      Alles, was jetzt zählte, war Julias Mörder zu finden.

      Ich war zurück im Spiel und es wurde Zeit, dass ich mich endlich an die Arbeit machte.

      -4-

      Ich stand vor dem Waschbecken und starrte auf mein Spiegelbild, das nur noch entfernt Ähnlichkeit mit dem zeigte, wie ich mal ausgesehen hatte.

      Was soll’s?, dachte ich, während ich mein verschrammtes Gesicht betrachtete und säuerlich grinste. Mein schwarzes Haar wirkte jetzt gräulich, es war dreckig und zerzaust. Ich sah aus, als wäre ich erst vor wenigen Sekunden aus dem Bett gestiegen.

      Ich drehte den Hahn auf, spritzte mir kühles Wasser ins Gesicht, wusch mir Hals, Nacken, Unterarme und Hände.

      Meine Finger … sie zitterten. Mein gesamter Körper fühlte sich kraftlos und zerschlagen an.

      Ich kannte das, ich hatte diesen Zustand totaler Erschöpfung schon mehr als einmal durchlebt. Sobald der Adrenalinrausch nachließ und man zu Ruhe kam, schmerzt plötzlich jeder Knochen, jeder Muskel, jede verdammte Sehne. Mein Körper schien im Zeitraffer zu altern. Mit einem Schlag war ich nicht mehr achtunddreißig, sondern fühlte mich wie ein Sechzigjähriger, der nach einer durchzechten Nacht am Ende seiner Kräfte war.

      Ich drehte den Wasserhahn zu, trocknete die Hände ab und fuhr mir mit den Fingern durchs Haar. Dann warf ich noch einen letzten Blick in den Spiegel, zupfte mein Shirt zurecht und knipste ein Lächeln an. Es gelang mir nur mäßig.

      »Showdown …«, murmelte ich, zog die Tür auf und betrat den Korridor, der sich im Erdgeschoss des Polizeipräsidiums Direktion Mitte befand.

      Der junge Polizist, der mich zur Toilette begleitet hatte, lehnte lässig an der Wand. Er musterte mich unverhohlen; in seinem Blick las ich Neugierde und jugendlichen Übermut.

      »Und, geht’s Ihnen jetzt besser?«, schnarrte er und setzte ein schiefes Grinsen auf. Sein Blick flog unstet umher, seine Lässigkeit war nur gespielt, ich konnte seine Unsicherheit förmlich riechen.

      »Viel besser, danke.« Ich fing seinen Blick ein. »Zeigen Sie mir jetzt bitte, wo das Meeting stattfindet.«

      »Klar, kein Problem. Is oben im Zweiten. Im kleinen Besprechungszimmer.«

      »Dann los. Sie gehen vor.«

      »Häh …?«

      Ich kramte in meinen Erinnerungen und versuchte mich an den Namen des jungen Polizisten zu erinnern. No Chance!

      »Okay, Sie könnten mir jetzt zeigen, wo sich das Besprechungszimmer befindet, damit ich nicht das gesamte zweite Stockwerk nach Dr. Briegel absuchen muss«, sagte ich und nickte dem Frischling aufmunternd zu. Ich versuchte, mir meine Ungeduld nicht anmerken zu lassen. Meine Gedanken kreisten um das bevorstehende Treffen. Ich konnte es kaum noch erwarten, die Suche nach Julias Mörder endlich wiederaufzunehmen.

      »Ach so, ja klar. Kommen Sie, ich bring Sie hin. Dafür bin ich ja schließlich da.«

      Er stieß sich mit dem Rücken an der Wand ab und flitzte vor mir durch den langen Korridor – ich hatte Mühe, seiner forschen Gangart zu folgen.

      Als wir drei Minuten später, er hatte natürlich die Treppen und nicht den Fahrstuhl genommen, vor einer geschlossenen Tür Halt machten, standen mir Schweißperlen auf der Stirn. Ich schaute meinen Begleiter an, er nickte stumm und deutete mit dem Zeigefinger auf die Tür.

      Nicht die hellste Leuchte im Saal, aber Kondition hat er, dachte ich, während ich dem jungen Polizisten dankbar zunickte.

      Jetzt wird’s ernst, schoss es mir durch den Kopf. Wenn du durch diese Tür trittst, gibt es kein Zurück mehr …

      Ich dachte an Julia und an ihr kühles Grab, und ich dachte an den Wahlspruch, der ihren Grabstein zierte. ›Ich wünsche dir, dass du dein Ziel nicht aus den Augen verlierst‹.

      Das würde ich nicht! Mein Ziel war klar umrissen, ich wollte Julias Mörder und deren Hintermänner zur Strecke bringen.

      Ich starrte die Tür an und lauschte auf das Stimmengemurmel, das aus dem Raum drang. Ich hörte ein Hüsteln, dann wieder eine Stimme, sie gehörte eindeutig zu einem Mann. Ich war mir nicht ganz sicher, glaubte aber, sie Briegel zuordnen zu können. Für zwei, drei Wimpernschläge schwebte meine Hand noch zögernd über dem Griff, dann gab ich mir einen Ruck, drückte die Klinke herunter und stieß die Tür zum Konferenzzimmer auf.

       *

      Jakos Blick schweifte durch die weitläufige Lagerhalle. Mit bürgerlichen