Joayna. Victoria M. Castle. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Victoria M. Castle
Издательство: Bookwire
Серия: Joayna
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742723789
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vorsichtig, du hast viel Blut verloren“, sagte er und drehte sich zu ihr um.

      Lindsay stöhnte leise von dem stechenden Schmerz in ihrem Rücken, dem schwindelerregenden Gefühl, das in ihr aufkam und blickte dann zu ihm.

      „Wer bist du?“, fragte sie vorsichtig und schaute hinab zu ihrem Arm.

      Er musste ihn verbunden haben und auch ihre Schmerzen waren weniger geworden.

      „Tyler! Tyler, die Leibgarde!“, sagte er stolz, sprang auf die Beine und verbeugte sich tief vor ihr.

      „Stets zu Euren Diensten.“

      Sie blickte ihm merkwürdig entgegen und versuchte aufzustehen. Sofort fing alles um sie herum an, sich zu drehen, und sie schwankte. Tyler jedoch fing sie direkt auf.

      „Wow, Vorsicht! Du solltest dich besser wieder hinsetzen und etwas essen“, sagte er und lächelte ihr aufmunternd zu. Er hatte ein strahlendes Lächeln, ein reines.

      Tyler half ihr, sich wieder hinzusetzen und nun erst erkannte Lindsay, dass er ein Feuer entzündet hatte, über dem ein Spieß mit zwei Stöcken im Boden befestigt war. Der Spieß war direkt über der Flamme, denn auf ihm befand sich ein großer Vogel, den er gegrillt hatte. Oder zumindest die Überreste davon.

      Lindsay blickte zu ihm, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, ließ es aber zunächst doch bleiben. Ihr Blick schweifte zu der Flöte, die er wieder an seinem Gürtel befestigt hatte und welche eine merkwürdige, rundliche Form hatte. Lindsay nickte in dessen Richtung und fragte: „Was ist das?“

      Tyler folgte ihrem Blick und sah zu der Flöte. Er nahm sie aus der Halterung und hob sie hoch.

      „Das hier?“

      Er sah sie verwundert über die Frage an.

      „Das ist eine Ocarina.“

      Erneut setzte er das Instrument an seine Lippen und begann mit der liebevollen Melodie, welche sie auch schon in dem Moment gehört hatte, in dem sie erwacht war, während er die Augen schloss und sich der Musik hingab.

      Lindsay blickte ihn noch kurz an, ehe sie den Blick zu dem Geflügel wandte. Sie war am Verhungern.

      Erneut sah sie zu ihm, aber als er nach wie vor mit der Musik beschäftigt war, nahm sie schließlich das Fleisch von dem Spieß. Es war gar nicht heiß, wie sie vermutet hatte, obwohl es doch lange über dem Feuer gewesen war.

      Zu hungrig um darüber nachzudenken, begann Lindsay zu essen und verschlang das gesamte Fleisch.

      Als sie fertig war, hörte Tyler auf zu spielen und steckte die Ocarina in seine Gürteltasche. Er blickte zu den übriggebliebenen Knochen und lachte.

      „Wow, du hattest ganz schön Hunger, was?“

      Lindsay sah beschämt zu den Knochenresten und nickte leicht.

      „Tut mir leid, ich kann Neues besorgen“, sagte sie schnell, ohne auch nur darüber nachzudenken, wie sie dies bewerkstelligen sollte und sah ihn an, doch er winkte ab.

      „Nicht so schlimm, ich hatte ohnehin schon gegessen. Das Geflügel war alleine für dich.“

      Er lächelte ihr sanft entgegen und ging zum Wasser des Sees, um eine Flasche, die ummantelt war von braunem Leder und die zuvor neben dem Feuer gelegen hatte, zu füllen.

      „Hast du keine Angst vor mir?“, fragte sie schüchtern und beobachtete ihn.

      „Wieso sollte ich das?“, erwiderte er fröhlich und kam zu ihr zurück.

      „Was würdest du sagen, wenn ich dir erzähle, dass ich die ganze Nacht durchgerannt bin, weil man mich verfolgt hat. Weil ich jemanden tötete?“, sagte sie zögernd.

      Lindsay blickte ihn auffordernd an und beobachtete genau seine Regungen.

      Tyler jedoch blieb überraschenderweise entspannt und schraubte die Flasche wieder zu.

      „Ich würde nach deinem Namen fragen und deine Geschichte wissen wollen“, antwortete er ruhig und lächelte ihr nochmals aufmunternd zu.

      Sie zögerte erneut.

      „Lindsay“, sagte sie. „Mein Name ist Lindsay.“

      Er nickte und lächelte weiter.

      „Freut mich dich kennen zu lernen. Hast du heute schon was vor? Wenn nicht, bleib doch ein wenig hier und erzähle mir deine Geschichte.“

      Sie lächelte nun langsam ebenfalls und nickte.

      Lindsay erzählte ihm die ganze Geschichte, die ganze vergangene Nacht.

      Was hatte sie schon zu verlieren?

      Gejagt wurde sie bereits.

      Als sie zum Ende ihrer Erzählung kam, blickte sie ihn an und beobachtete ihn genau.

      Er hatte die ganze Zeit einfach dagesessen und ihr gelauscht, ohne mit der Wimper zu zucken.

      Als er noch immer keinen Laut von sich gab, wurde sie nervös und flüsterte: „Tyler, sag etwas...“

      Er fuhr sich langsam mit der Hand durch die Haare und blickte sie dann an, seine Gesichtszüge waren noch immer sanft.

      „Ein Dämon also?“, sagte er mit ruhiger Stimme.

      Lindsay nickte langsam.

      „Sieht ganz danach aus...“, flüsterte sie und wandte den Blick von ihm ab und beobachtete die Flammen, die noch immer vor ihnen brannten.

      „Wie lange habe ich geschlafen?“, fragte sie plötzlich und sah sich um. Es dämmerte bereits.

      Er wandte ebenfalls den Blick auf das Feuer.

      „Einen halben Tag vielleicht“, antwortete er. „Zumindest seitdem ich dich gefunden habe.“

      Lindsay nickte und spürte nun wieder den leichten Schmerz in ihrem Arm. Sie blickte auf den Verband und dann zu ihm.

      „Was hast du damit gemacht? Ich spüre beinahe keine Schmerzen.“

      Das brachte Tyler wieder in die Gegenwart zurück und er sprang auf.

      „Oh, das hätte ich fast vergessen, wir sollten die Kräuter wechseln!“, antwortete er nur und holte ein neues Bündel Kräuter aus seiner Gürteltasche. Sogleich begann er, ihren Verband zu lösen, noch bevor Lindsay etwas erwidern konnte.

      Sie ließ ihn gewähren und beobachtete ihn dabei.

      Als er den Verband abgenommen hatte, erkannte sie einige blutig gewordene Kräuter, die er vorsichtig von der Wunde nahm. Sie verzog leicht schmerzverzerrt das Gesicht, ließ ihn aber weiter gewähren. Nachdem er die blutigen Blätter abgenommen hatte, huschte er zurück zum See und tränkte die frischen Kräuter darin.

      Sie drehte ihren Arm vorsichtig und besah sich ihre Verletzung. Das Schwert war glatt durchgegangen, doch die Wunde hatte sich nicht entzündet. Tyler hatte gute Arbeit geleistet, dessen war sie sich sicher. Dennoch, die Wunde war bereits zur Hälfte verschlossen, was sicherlich nicht nur an den Kräutern liegen konnte.

      „Ich habe noch nie so schnell eine Wunde verheilen sehen“, sagte Tyler, als hätte er ihre Gedanken gelesen.

      Lindsay sah ihm entgegen.

      „Hast du dir meinen Rücken angesehen?“, fragte sie und versuchte erneut ihren Kopf so zu drehen, dass sie über ihre Schultern blicken konnte. Doch er schüttelte den Kopf.

      „Hätte ich das tun sollen?“

      Er hob die Augenbrauen, lächelte aber.

      Lindsay versuchte vorsichtig, mit der Hand des gesunden Armes ihr Kleid am Rücken ein wenig nach unten zu schieben, in dem sie von vorne über ihre Schulter griff. Sie erkannte an der stechenden Stelle nur rote, leicht zerschundene Haut, die im Gegensatz zu der Wunde an ihrem Arm mehr schmerzte als gestern.

      Sie ließ das Kleid wieder los und drehte ihren Kopf erneut