Joayna. Victoria M. Castle. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Victoria M. Castle
Издательство: Bookwire
Серия: Joayna
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742723789
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an sich.

      „Du fühlst dich ganz schön heiß an“, sagte Angelos.

      „Angelos!“, mahnte sie und gab ihm einen leichten Klaps auf den Arm. Er lachte.

      „So früh schon wach, Schwesterherz? “, fragte er sanft und strich ihr durch die Haare, während er die Umarmung löste.

      „Ich kann doch nicht schlafen wegen morgen“, antwortete sie, indem sie ihre Stimme etwas senkte und mit einer Hand an Angelos' Arm sich langsam einige Schritte von den Männern entfernte, die gerade auf dem Weg waren, zurück in das Kloster Arthargo zu gehen.

      Als sie außer Hörweite waren, fuhr sie fort:

       „Heute Nacht treffen wir uns doch am großen Stein im Wald oder?“

      Sie wirkte nervös vor Freude und wippte leicht auf und ab.

      Er nickte sanft und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

      „Wie jedes Jahr an unserem Geburtstag, Linds.“

      „Nur, dass wir endlich volljährig werden!“, sagte sie lachend und drehte eine Pirouette.

      „Ich kann es kaum erwarten! Wie toll das wird! Endlich kann ich zur Stadt einkaufen und in die Taverne gehen und einfach ein Glas Met trinken und -“

      „Und alleine wohnen“, antwortete Angelos bitter, während sein Blick härter wurde.

      „Es ist doch nur wenige Fuß entfernt“, sagte sie sanft, beruhigte sich jedoch wieder ein wenig. Sie blickte ihm direkt in die Augen. Sein Blick wurde erneut weicher und er strich ihr kurz über die Wange.

      „Komm, wir gehen. Die anderen haben sicherlich Hunger und du musst das Essen noch zubereiten.“

      Angelos lachte und legte ihr eine Hand auf den Rücken. Sie lächelte wieder mehr und ging schwungvoll mit ihm zurück nach Arthargo.

      Am Nachmittag machte sich Lindsay wie so oft auf den Weg in das nahegelegene Dorf Thagor, welches sich am Fuße des kleinen Berges befand, auf dem Arthargo gebaut worden war, um die Einkäufe für die kommende Woche zu erledigen. Sie kam jede Woche hierher, schon seit Jahren, um den Mönchen im Kloster diese Aufgabe abzunehmen, war sie ohnehin bereits von klein auf mit für die Verpflegung des Klosters verantwortlich. Wenn sie schon nicht an den Lehrstunden in Schwertkampf für die Krieger von Arthargo oder die T'Ai Chi Ch'uan – Stunden teilnehmen durfte, so machte sie sich zumindest im Haushalt so nützlich, wie sie nur konnte. Immerhin durfte sie, seit sie denken konnte, völlig umsonst im Kloster wohnen, ebenso wie ihr Bruder Angelos.

      Es gab eine Zeit, in der sie gemeinsam mit ihrem älteren Bruder Gabriel hier gewohnt hatten, doch dieser war vor einigen Jahren gegangen. Was die beiden zurückgebliebenen Geschwister bis heute nicht verstanden hatten, war er doch eines Nachts ohne sich zu verabschieden verschwunden.

      Gabriel war ein eher ruhiger Junge gewesen, gerade ein mal acht Jahre älter als Lindsay. Er hatte stets hart trainiert und gehörte schon recht bald zu den stärksten Kriegern auf Arthargo, kaum dass er volljährig geworden war.

      Sie wusste, Angelos hatte immer zu ihm aufgeschaut, hatten sie eine deutlich engere Bindung zueinander, als Lindsay sie hätte zu ihrem ältesten Bruder aufbauen können, weswegen Angelos Gabriels Verschwinden umso schmerzlicher traf.

      Gabriel hatte nie viel gesprochen, zumindest nicht mit ihr. Sie wusste nicht, wie sie zum Kloster gekommen, noch wo ihre Eltern waren. Er hatte dieses Geheimnis für sich behalten und die beiden jüngeren Geschwister stets ermahnt, nach vorne zu blicken und nicht mehr über die Vergangenheit zu sprechen. Dies war anfänglich schwer gewesen, doch Lindsay kannte kein anderes Leben als dieses hier, noch hatte sie jegliche Erinnerungen an ihre Eltern. Also gewöhnte sie sich schnell an das Kloster und die Mönche darin wurden ein Teil ihrer Familie, wenn sie sich auch nie vollkommen Zuhause gefühlt hatte. Es hatte ihr einfach immer etwas gefehlt, wenn sie auch nicht direkt benennen konnte, was dies war.

      Die rundliche, alte Bäuerin Doria hatte sie bereits wie jede Woche erwartet, bei der Lindsay das Gemüse eintauschte. Doria freute sich immer auf Lindsays Besuch, denn Lindsay war immer guter Laune, hatte stets ein freundliches Lächeln und eine harmonische Melodie auf den Lippen.

      Sie wurde auch hier in Thagor als der Sonnenschein von Arthargo bezeichnet und auch Lindsay mochte die alte Bäuerin sehr. Denn manchmal schenkte sie der Kleinen ein paar alte Kleider, die Doria nicht mehr brauchte und das freute Lindsay immer sehr. Auch wenn sie es auf Arthargo nicht nötig hatte zu Hungern, so musste sie sich doch um alles andere selbst kümmern und Kleidung war zu diesen Zeiten nicht billig. Nicht seitdem die Dämonen die Dörfer heimgesucht hatten und regelmäßig ihren Tribut verlangten.

      Die Nacht hatte längst begonnen, während Lindsay auf ihr Zimmer ging und ihr Bett richtete. Die Tür hatte sie unabsichtlich einen Spalt offengelassen und Bruder Bartholomäus spähte hinein.

      „Heute früh aufgestanden und früh ins Bett?“, sagte er grinsend, während er die Tür etwas mehr öffnete.

      Lindsay drehte sich um und lächelte sanft, antwortete jedoch nicht.

      „Ich weiß ja, was ihr vorhabt. So wie jedes Jahr“, fuhr Bruder Bartholomäus verschwörerisch fort.

      Lindsay sah ihn erschrocken an. Sie hatte gehofft, niemand würde es mitbekommen, wenn Angelos und sie Jahr für Jahr an ihrem gemeinsamen Geburtstag sich davonstahlen.

      Er grinste etwas mehr und legte einen Finger auf die Lippen.

      „Ab morgen wirst du sowieso nicht mehr zu kontrollieren sein. Ihr beide werdet volljährig. Jetzt beeil dich. Es ist bald Mitternacht und du willst Angelos doch nicht warten lassen.“

      Er zwinkerte.

      Lindsay lächelte wieder und nickte.

      Sie umarmte ihn kurz und schlüpfte dann auf leisen Sohlen an ihm vorbei und huschte durch das Kloster hinaus in die Nacht.

      Als sie am großen Stein ankam, blickte sie flüchtig hoch in den Himmel. Es war eine sternenklare Nacht und der Vollmond schien gewaltiger denn je.

       Angelos wartete bereits und stand mit dem Rücken gewandt zu ihr.

      „Beinahe hätte ich geglaubt, du kämst zu spät. Gleich ist Mitternacht“, sagte er und drehte sich grinsend zu ihr um.

      „Ich fühle mich schon ganz leicht und so aufgeregt!“, antwortete sie ihm und ging schwungvoll auf ihn zu.

      „Wollen wir tanzen?“

      Angelos sah sie verwundert an.

      „Tanzen? Ohne Musik? Jetzt?“

      Lindsay nickte und lachte leise. Sie legte den Kopf leicht in den Nacken, schloss die Augen und holte tief Luft.

      „Es ist etwas Besonderes, Bruderherz!“

      Angelos verzog einen Mundwinkel leicht zu einem Grinsen und nickte. Er nahm ihre Hand, woraufhin sie die Augen wieder öffnete und ihn ansah. Er erschauderte leicht, denn so hatte sie ihn noch nie angesehen. Ihre Augen blitzten leicht auf, ihr Lächeln verformte sich zu einem finsteren Grinsen.

      Lindsay legte ihre zweite Hand auf seine Schulter und er zog sie zu sich. Gemeinsam fingen sie an langsam, aber mit großen Schritten zu tanzen.

      „Nur noch wenige Minuten bis Mitternacht“, flüsterte sie leise und schloss erneut die Augen.

      Sie gab sich völlig dem Tanz hin und begann, die Führung zu übernehmen.

      Angelos legte den Kopf zur Seite und beobachtete sie.

      „Alles in Ordnung?“, fragte er. „Du fühlst dich so warm an.“

      Sie lachte erneut, diesmal lauter.

      „Mir ist heiß!“, sagte sie verzückt und beschleunigte ihren Tanz. „Es ist so wundervoll.“

      Ihre Füße begannen sich immer leichtfüßiger zu bewegen, beinahe so, als würde sie gleich schweben, und sie drehten sich immer schneller im Tanz.

      „Ein