Mann meiner Träume. Nicole Knoblauch. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Nicole Knoblauch
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738099775
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bei Euch bedanken. Paoletta war schon immer sehr ungestüm und nie eine gute Schwimmerin. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn Ihr nicht zur rechten Zeit vor Ort gewesen wäret.“

      Mit einem wohligen Seufzer zog ich die Decke enger um meine Schultern. „Das war doch selbstverständlich. Ich bin froh, dass ich helfen konnte.“

      „Meine Schwester hat schwere Zeiten hinter sich. Sie hat alles verloren und jetzt bangt sie um ihren Sohn. Ihr wisst nichts über Napoleones verbleib?“

      „Nein. Ehrlich gesagt, hatte ich gehofft, ihn hier zu treffen.“

      „Er ist nicht hier. Noch nicht.“ Letitzia Buonaparte. Sie trat zu uns heran und reichte mir etwas Brot, Käse und einen Weinschlauch. „Er hat gesagt, er würde uns holen.“ Da gab es keinen Widerspruch. Sie glaubte an ihren Sohn und duldete nicht, dass man etwas anderes dachte.

      Konnte ich es wagen zu fragen, was zu dem Aufenthalt hier geführt hatte? Meine Erinnerungen waren etwas lückenhaft.

      „Was ist passiert? Paoletta sagt, man habe Euch aus Ajaccio vertrieben.“

      Die Mienen der Geschwister versteinerten. „Das ist richtig“, antwortete Letitia. „Napoleone und Luciano haben sich mit Paoli überworfen. Paoli handelte gegen die Interessen Frankreichs und das konnten meine Söhne nicht akzeptieren.“

      Fesch nickte mit traurigen Augen. „Dann hat sich alles verselbständigt. Paoli wurde inhaftiert und Luciano hat in einem öffentlichen Brief die Familie Buonaparte dafür verantwortlich gemacht. Das führte zu Unruhen und schließlich ...“ Er brach ab und blickte sich im Turm um. „Die Familie Buonaparte wird Korsika so schnell nicht wiedersehen.“

      Signora Buonaparte seufzte schwer. Aus einem Impuls heraus griff ich nach ihrer Hand und drückte sie. Ich konnte mir nicht auch nur annähernd vorstellen, wie es in ihr aussah. Aber ich wusste, dass sie recht hatte. Sie würde nie wieder in ihre Heimat zurückkehren.

      Kanonendonner lösten uns aus unserer Erstarrung. „Hoffentlich ist das endlich Napoleone!“ Wir erhoben uns und rannten nach draußen. Am Horizont erkannte ich tatsächlich die Umrisse eines Schiffs. Ein Beiboot ruderte bereits aufs Ufer zu.

      „Ich wusste, dass er kommt!“ Letitia ergriff kurz meine Hand, drückte sie und wandte sich an ihre Kinder. Sie gab Anweisungen und alle rannten in den Turm. Kurz darauf kamen sie mit ihren gepackten Bündeln wieder hinaus und blickten erwartungsvoll dem Boot entgegen.

      Das war inzwischen so nah herangekommen, dass ich die Menschen darauf erkannte. Napoleone stand am Bug. Sein Blick streifte jeden Einzelnen und ich meinte, ihn einen Moment länger auf mir verharren zu spüren.

      Er sprang ins Wasser und watete auf uns zu. Seine Geschwister rannten ihm entgegen und umarmten ihn. Als er sie alle ausgiebig begrüßt hatte, wandte er sich seiner Mutter zu. Der herzlichen Umarmung folgte eine kurze Diskussion, der ich nicht folgen konnte. Schließlich ließ er sie los und nahm seine Schwester Anunziata auf den Arm. Fesch nahm Giralomo und gemeinsam bahnten sie sich ihren Weg durchs Wasser. Auf gleiche Weise folgten Paoletta und Luigi. Danach trug Napoleone Maria Anna ins Boot und kam zurück. Mich hatte er immer noch keines Blickes gewürdigt, geschweige denn mit mir geredet. Deutlich wurde mir mein unpassender Aufzug bewusst. Ich musste aussehen wie eine nasse Katze und trug nur einen Unterrock.

      Napoleone kam uns entgegen, um Letitia hochzuheben, doch sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf. „Sie zuerst“, sagte sie in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete. Sie hatte Französisch gesprochen.

      Napoleones Miene versteinerte. Seine Antwort verstand ich nicht, aber er lehnte offensichtlich ab.

      „Dann bleibe ich auch!“ Letitia blickte ihrem Sohn in die Augen und er starrte zurück.

      Mein Magen zog sich zusammen und ich begann leicht zu zittern. Letitia hatte sich für mich eingesetzt, das erfüllte mich mit Überraschung und einem gewissen Stolz. Der wurde schnell von einem stärkeren Gefühl überlagert: Napoleone wollte mich nicht mehr. Das hatte er mehr als deutlich gemacht. Eine kalte Hand griff nach meinem Herzen und drückte zu.

      Ich riskierte einen Blick auf ihn und wünschte gleich, ich hätte es nicht getan. Das Glitzern seiner Augen im sonst unbewegten Gesicht machte mir Angst.

      „Wenn sie es bis zum Boot schafft, während ich dich hinbringe, kann sie mitkommen.“ Ohne ein weiteres Wort nahm er seine Mutter auf die Arme und trat in die Wellen hinaus.

      Nun gut, wieder ins Meer. Der Stoff des Unterrocks schlug schwer gegen meine Beine, aber ich hielt mit Napoleone Schritt. Am Boot angekommen, hob Napoleone seine Mutter hinein und kletterte hinterher. Er zog sich nach oben und schwang die Beine über die Reling. Ich versuchte, es ihm nachzumachen. Versuchte trifft es, denn das Gewicht des Rocks zog mich nach unten. Beim dritten Anlauf gelang es mir, und ich ließ mich keuchend auf den Boden sinken.

      Napoleone ignorierte mich. Von der Fahrt kann ich nicht viel berichten, da ich die meiste Zeit damit verbrachte, wieder zu Atem zu kommen. Als wir beim Schiff ankamen, stellte sich die nächste Herausforderung. Außer einer Strickleiter gab es keine Möglichkeit, es zu erreichen. Eigentlich sollte das kein Problem darstellen. Wenn mein Rock trocken und nicht drei Zentner schwer gewesen wäre. Wie sollte ich diese Leiter erklimmen? Napoleone schien es egal zu sein und auch keiner der Matrosen kümmerte sich um mich. Letitia verschwand aus meinem Blickfeld und mir blieb nichts andere übrig, als mir selbst zu helfen. Mit einem Seufzer schlang ich den Rock zwischen den Beinen hindurch und stopfte ihn oben in den Bund. So hatte ich zumindest die Beine frei und wurde nicht mehr von dem Gewicht nach unten gezogen. Ich konzentrierte mich immer nur darauf, den nächsten Schritt zu tun und mich nach oben zu ziehen. Endlich griff eine behandschuhte Hand nach meiner und half mir über die letzte Strecke nach oben. Kraftlos sank ich auf den Boden. Ein merkwürdiges Kribbeln hatte meinen Körper ergriffen. Ich schloss die Augen und spürte, wie meine Kräfte zurückkehrten.

      „Geht es Euch gut? Kann ich etwas tun?“ Die Stimme drang von weit weg an mein Ohr. Sie kam mir vage bekannt vor und ich öffnete die Augen wieder. Vor mir sah ich das Gesicht Tristan Berières. Seine bernsteinfarbenen Augen ruhten besorgt auf mir.

      „Nein.“ Ich versuchte zu lächeln. „Habt Ihr mir geholfen? Danke!“

      „Ihr solltet die nehmen.“ Er zog seine Jacke aus und legte sie mir über die Beine. Natürlich. Das geringste bisschen Haut war unschicklich. Wie hatte ich das nur vergessen können? Ziemlich unwirsch schob ich die Jacke beiseite, löste den Stoff aus meinem Rockbund und legte ihn so, wie er gehörte. Die Kälte traf mich wie ein Schlag und ließ mich zittern.

      Tristan Berière erhob sich. „Kommt mit. Ihr müsst aus den nassen Sachen heraus.“

      Er brachte mich ins Innere des Schiffes und öffnete eine schmale Tür. „Einen Moment, bitte.“

      Ich erhaschte einen Blick in die winzige Kabine. An der einen Wand hing eine Hängematte. Darunter stand eine grobe Holzkiste und an der anderen Wand ein Tisch und ein Hocker. Zwischen der Truhe und dem Tisch konnte man gerade so hindurchgehen. Mit wenigen Handgriffen öffnete er die Truhe und zog etwas heraus. Verlegen sagte er: „Ich habe leider nichts anderes, aber es ist trocken.“ In der Hand hielt er eine einfache, helle Leinenhose und ein Hemd. Dankbar lächelte ich ihn an.

      „Das ist sehr freundlich.“ Ich nahm die Sachen und er verließ die Kajüte, bevor ich eintrat. Sie passten mehr oder weniger. Glücklicherweise befand sich an der Hose eine Kordel, mit der ich sie auf Taille brachte. Die Beine musste ich mehrmals umschlagen und an den Hüften saß sie stramm. Doch das verdeckte das weite Hemd, das ich lose hinabfallen ließ. So musste es gehen.

      Ich streckte den Kopf aus der Kabine, doch der Flur war menschenleer. Kein Berière weit und breit.

      Auch gut. Was sollte ich tun? An Deck gehen? Hier warten? Napoleone suchen? Besser nicht. Nach Letitia Ausschau halten? Vielleicht konnte sie Napoleoe beruhigen.

      In diesem Moment kam Monsieur Berière um die Ecke. „Ah, Ihr seid fertig.“ Sein Blick glitt über mich und verharrte auf meinen Hüften.

      Nach