Ania Von Ork
Die Legende des verschollenen Königreiches
Band 1: Die Schriftrolle
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Dieser erste Band der Legende um das verschollene Königreich trägt sich in einer Gegend zu, in der die Gelehrten das große legendäre Königreich der schlafenden Königin ansiedeln. Das in den alten Legenden einst geeinte große Land ist nunmehr in eine Vielzahl kleinerer Fürstentümer zerfallen. Diese Länder kennt man heute als das Großherzogtum Arman, das Fürstenreich Nanankra, das Gebiet Ragnarn im Süden und die vereinigten nördlichen Lande. Die Herrschenden und die Völker sind miteinander zerstritten. Allianzen werden geschmiedet und gelöst, Freunde werden zu Feinden, Verrat und Misstrauen sind allgegenwärtig.
In Arman herrscht der Großherzog Marvin Grenfort von Werl mit den Herzögen der einzelnen Provinzen über das Land. Sitz des Großherzoges ist die alte Burg Werl, die auf einer Klippe über der Hauptstadt des Großherzogtums thront. Auf der Burg Werl leben neben der Familie des Großherzoges noch einige andere adlige Familien, der Hofstaat, Diener, Mägde und Knechte und die Kommandantur der Ehrengarde von Arman sowie ein Großteil der armanischen Armee. Burg und Stadt sind das politische und militärische Zentrum des Großherzogtums Arman.
Die meisten Herzöge haben in ihren Provinzen ihren Wohnsitz genommen. Einige leben in Gutshäusern und kleineren befestigten Anlagen wie in der westlichsten Provinz Bringodem, andere haben sich eine Trutzburg erbaut wie der Herzog von Ganor. Die Herzöge haben sich verpflichtet, den Großherzog zu unterstützen. Seit vielen hundert Jahren befindet sich Arman in einem ständigen Krieg mit den Ragnarim im Süden um die südlichen Siedlungsgebiete. Unterstützung bekommt Arman dabei vom Fürstentum Nanakra, dessen Herrscher Prinz Rudin regelmäßig Botschafter auf die Burg Werl schickt.
Die vereinigten nördlichen Lande halten sich größtenteils aus dem Krieg im Süden heraus. Ihre Verbindungen mit Arman und Nanankra beschränken sich auf die Handelsbeziehungen der Länder untereinander. Die Nordlande handeln vor allem mit Holz, das in Arman sehr knapp ist und lassen sich aus den südlichen Provinzen Armans mit Wein beliefern, der im Norden nicht gedeiht. Arman ist auf die Nordländer als Handelspartner und Hauptholzlieferant angewiesen, verzeiht es ihnen aber nicht, dass sie das Großherzogtum im Kampf um die südliche Grenze nicht unterstützen.
Das Buch handelt von mehreren Figuren, die im Wechsel des Geschehens aufeinander treffen und wieder getrennt werden. Ihre Schicksale sind alle miteinander auf unterschiedlichste Weise verknüpft.
1.
Brin rannte um sein Leben, den Laib Brot fest unter den Arm geklemmt. Seine nackten Füße trommelten über das Kopfsteinpflaster des Alten Markts. Hinter ihm hörte er die Schreie des Bäckergesellen. Ein kurzer Blick über die Schulter verriet ihm, dass sich nun auch einige Bauernjungen und Knechte der Hetzjagd angeschlossen hatten. Alles wegen eines winzigen Brotes!
Er gab noch einmal alles, um den Abstand zu seinen Verfolgern zu vergrößern. Sein Herz raste in seiner Brust. Bald würde er zu erschöpft sein, um weiter zu laufen. Er sah die Brücke des heiligen Augustinus linkerhand näher kommen und schlug, kurz bevor er die Jungfrauenpassage erreicht hatte, einen Haken, um auf diesem Wege den Cor zu überqueren und den Alten Markt hinter sich zu lassen. Seine Verfolger fielen merklich zurück und Brin wollte schon triumphieren, als sich am anderen Ende der Brücke ein riesiger, von Ochsen gezogener Wagen in seinen Weg schob. Dieser war mit großen Kisten beladen und blockierte die ganze Straße. Um den Wagen herum wurden nun ebenfalls Schreie laut, die den Bauern auf dem Kutschbock zur Eile antrieben. Der Bauer versuchte in aller Seelenruhe seinen Karren auf die viel zu enge Brücke zu manövrieren.
Brins Herz sank in die Hose. Er verlangsamte seinen Lauf und kam schließlich vor den Ochsen zum Stehen. Die Männer hinter ihm holten auf. Gehetzt sah er sich um. Sie würden ihn kriegen und lynchen. So wie den armen Pepe, dem man an Ort und Stelle die rechte Hand abgeschlagen hatte. Dagegen war die Aussicht auf ein paar Jahre im Wasserturm regelrecht verlockend. Seine Gedanken rasten, aber er selbst stand still und ließ seine Verfolger immer näher kommen. Handle! dachte Brin. Er stopfte das Brot in sein Hemd und ließ sich auf die Knie nieder, dann krabbelte er zwischen den Ochsen hindurch. Die Ochsen schnaubten und stampften. Beinahe hätte ihm einer der riesigen Hufe die Hand zertreten. Schnell zog er sie weg und kroch unter die Vorderachse. Zum Glück war der Karren recht hoch. Als er heil auf der anderen Seite hervorkam, sandte er ein Stoßgebet zu der heiligen Ilisa, sprang auf die Füße und rannte weiter.
Die Luft duftete frisch und süß. Anna stand am Fenster, atmete tief ein und schloss die Augen, das Gesicht der Sonne zugewandt. „Was glaubt sie eigentlich, wozu man sie hergerufen hat? Träumen kann sie im Bett!“ hörte sie die keifende Stimme der Hochmut, deren beißender Tonfall ihr die Tränen in die Augen trieb. Schnell fuhr sie fort, die Daunenkissen auszuschütteln. Gut Dutzend Flüche gingen ihr durch den Kopf. Die Arbeit für Prinzessin Gwynevra hatte sie sich wahrlich anders vorgestellt. Ständig wurde