Benjamin Karl
Albert de Menier - Exposition Universelle Die Gotteskinder von Paris
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Inhaltsverzeichnis
13.04.1900 Willkommen in Paris
14.04.1900 Der Engel am Obelisken
18.04.1900 Die Pranken des Tigers
19.04.1900 Das Anthropometrische System
20.04.1900 13 Jahre und 116 Tage
21.04.1900 Nur die Meerjungfrau war Zeuge
23.04.1900 Der Maharadscha von Siam
24.04.1900 Die Welt dreht sich weiter
Prolog
„Gestatten, mein Name ist Albert de Menier. Ihr wundert euch über meinen Namen? Für einen preußischen Kommissar ist das wirklich ungewöhnlich. Ich bin zwar in Berlin geboren, aber meine Vorfahren kamen ursprünglich aus Frankreich, aus der Gegend von Nancy. Diese mussten in der Bartholomäus-Nacht aus Frankreich fliehen. Damals wurden zahlreiche Hugenotten verfolgt und ermordet. Aus dieser Zeit ist nur noch mein Familienname übriggeblieben. Aufgrund meines ethnischen Hintergrundes habe ich sogar Französisch gelernt, was mir jetzt zu Gute kommt.
Hoffentlich wird es in Paris nicht langweilig, ich sehe mich schon hinter einem Schreibtisch sitzen und kleine Diebstähle bearbeiten. Würde es euch gefallen in einem Krimi von kleinen Taschendiebstählen zu lesen? Ich will Mord, Totschlag und Aktion. Ein bisschen Liebe darf auch dabei sein, ich fahre schließlich nach Paris.
11.04.1900 Im Garten Eden
„Ann, wie kann ich dir nur danken, ohne dich hätte ich Phillipe nie kennengelernt.“ „Ach Lotte, es freut mich, dich glücklich zu sehen. Ich dachte ihr beide passt gut zusammen.“ „Ich kann nicht glauben wieviel Glück ich habe. Wenn ich bedenke was mir alles widerfahren ist. Es war die richtige Entscheidung nach Paris zu kommen. Meine Eltern wollten mich aus reiner Geldgier zwingen diesen ekligen Kerl zu heiraten. Es blieb mir nichts anderes übrig, als von zu Hause davonzulaufen.“ „Zum Glück bist du zu uns gekommen. Hätte dich unser „Bruder der Glückseligkeit“ nicht gefunden, wärst du mit Sicherheit in den Pariser Straßen unter die Räder gekommen.“ „Das ist wahr, ich bin wirklich froh, dass ihr mich in eure Glaubensgemeinschaft aufgenommen habt. Ich habe mich nach so einem Hort gesehnt, in dem jeder nett und freundlich ist, besonders du Ann.“ „Ach komm, das ist doch selbstverständlich. Gott will, dass wir alle in Frieden leben, besonders wenn man bedenkt wie schlecht die Welt da draußen ist. Wann triffst du dich eigentlich mit Phillipe?“
„Morgen, da werde ich ihm meine Liebe gestehen, ich hoffe er empfindet ebenso für mich. Ich habe mich für ihn aufgespart, Phillipe wird derjenige sein und nicht der andere, den meine Eltern für mich vorgesehen hatten.“ „Dann drücke ich dir die Daumen, es wird schon alles gutgehen. Ich glaube er empfindet ebenso wie du.“ „Meinst du? Ich habe bei ihm noch nicht gespürt, dass er Verlangen nach mir hat, er geht meinen Berührungen aus dem Weg. Er spielt immer nur mit seiner Kamera herum.“ „Ach ja, seine Kamera, damit kann er umgehen, das weiß ich.“ „Wie meinst du das, Ann?“ „Ach, er hat mich schon öfters gebeten für ihn Modell zu stehen.“ „Wirklich? Mich hat er noch nie gefragt. Will er etwa was von dir?“ „Nein, nein, sei unbesorgt, bei den Fotos waren wir nie alleine, da war immer mindestens noch ein anderer dabei, also brauchst du nicht eifersüchtig zu sein.“ „Das beruhigt mich, ich bin schon ganz aufgeregt wegen morgen.“ „Ach das wird schon, du musst mir danach alles ganz genau erzählen!“
Die beiden jungen Frauen, verrichten während dieser Unterhaltung ihre Arbeit im Gemüsegarten der Glaubensgemeinschaft. Als weitere Männer und Frauen der Gemeinschaft dazukommen wechseln sie ihr Thema.
12.04.1900 Die Reise beginnt
Endlich, gleich bin ich am Anhalterbahnhof! Ich habe dringend eine Abwechslung nötig.
Hätte sich diese einmalige Möglichkeit nicht aufgetan, wäre ich wohl aus Verzweiflung noch freiwillig in eine der deutschen Kolonien ausgewandert, nur um einen Tapetenwechsel zu bekommen. Aber ich fahre jetzt nach Paris! Mit Sicherheit war es die richtige Entscheidung, nach Paris zu fahren, vor allem jetzt, wo dort das größte Ereignis stattfindet das die Welt je gesehen hat - die Pariser Weltausstellung.
Ich kann es immer noch nicht glauben. Es hört sich jedes Mal komischer an, je öfter ich es zu mir selber sage: „Offizieller Gesandter des Kaiserreiches in Paris“.
Auch wenn es kein großer Unterschied zu dem ist, was ich in Berlin in den letzten Jahren gemacht habe, ist es eine große Änderung in meinem Leben. Hoffentlich kann ich dort genügend Anerkennung bei meinen Vorgesetzten sammeln. Wenn man befördert werden will, muss man auch mal etwas riskieren. Wenn ich mich nicht zu dumm anstelle, ist mir die Beförderung sicher. Allerdings schauen in Paris einige Augen auf mich, da kann eine kleine Dummheit große Folgen haben.
Karriere hin oder her, so langsam muss ich auch an meine Zukunft denken, ich bin schließlich schon 29 Jahre alt und meine Mutter fragt immer wieder nach, wann sie endlich ein paar Enkel von mir bekommt.
Aber überstürzen darf man das natürlich auch nicht. Ich muss eben warten, bis mir die richtige Frau über den Weg läuft, denn die werde ich brauchen. Schließlich weiß ich mittlerweile auch, dass es nicht der Storch ist, der die Babys bringt.
Ich habe gehört, dass es in Paris viele gutaussehende Frauen geben soll, aber ob Paris die richtige Stadt ist, um eine Frau zum Heiraten zu finden? Den besten Ruf haben sie ja nicht. Meine Mutter war jedenfalls nicht so begeistert, als ich ihr sagte, dass ich nach Paris gehe. Ich höre immer noch