1.9 Frauen arbeiten effektiver
Es wird immer wieder unterstellt, dass Frauen aufgrund der Mehrfachbelastung durch Arbeit, Haushalt und Kinder ihre Aufgaben einfach effektiver erledigen müssen. Selbst die Werbung greift dies nach dem Motto „Ich leite ein kleines erfolgreiches Familienunternehmen“ gerne auf.
Nun könnten wir es uns auch in diesem Fall einfach machen, denn wie kann jemand, der mindestens eine Stunde braucht, um sich für einen Kinobesuch zurecht zu machen, obwohl man dort bekannter weise die meiste Zeit im Dunkeln sitzt, irgendeine andere Tätigkeit effektiv erledigen?
In einem Punkt müssen wir diesem Vorurteil aber erst einmal uneingeschränkt zustimmen: Die Fähigkeit gleichzeitig ununterbrochen zu telefonieren und dabei noch die Fingernägel zu maniküren und die Büroblumen mit Wasser zu versorgen ist uns Männern offensichtlich nicht gegeben. Damit können wir aber problemlos leben, denn wir machen lieber eins nach dem anderen richtig, als 2 Sachen gleichzeitig, aber dafür nur halb.
Außerdem sind wir auch nicht so geübt darin, die Arbeit weiter zu verteilen, anstatt sie selber zu erledigen und dabei möglichst beim Partner noch ein schlechtes Gewissen zu erzeugen.
Aber kommen wir zur Sache: Männer wollen Probleme lösen und nicht ausdiskutieren. Deshalb brauchen wir Männer auch nicht viele Worte, um zum Wesentlichen zu kommen: Jagd und Kampf – die beiden Gebiete, auf denen wir uns seit Jahrtausenden bewähren müssen – haben uns über Generationen zu äußerst effektiv handelnden Vertretern unserer Gattung erzogen. Jeder Fehler unserer männlichen Vorfahren im Kampf Mann gegen Mann, jeder Anflug von Unentschlossenheit und Zögern konnte tödliche Konsequenzen haben, jede Unachtsamkeit den Jagderfolg in Frage stellen oder unsere Vorfahren vom Jäger zum Gejagten machen.
Wenn wir heutzutage auf dem Sofa den eigenen Energieverbrauch auf ein Minimum reduzieren und Kraft für weitere Taten sammeln, folgen wir dabei intuitiv den schon 2500 Jahre alten Ratschlägen des chinesischen Feldherrn Sun Tsu, der bereits damals lehrte: „Bewege dich nicht, wenn du keinen Vorteil siehst“ (101)
Von unserer besseren Hälften werden wir deshalb hingegen oft unter völliger Fehleinschätzung der Situation mit Attributen, wie „faules Stück“ oder „Couch-Potato“ belegt. Tatsächlich liegen sie damit aber vollkommen falsch, denn auch hierbei handelt es sich um ein evolutionsbiologisches Überbleibsel aus grauer Vorzeit. Wir verhalten uns dabei nicht anders als ein Raubtier, das scheinbar den größten Teil des Tages in der Sonne herumdöst, aber dann, wenn es darauf ankommt, blitzschnell, mit äußerster Konzentration und hoch effektiv die Beute zur Strecke bringt und anschließend erneut eine wohlverdiente Pause zwecks Regeneration der eigenen Kräfte und zur Vorbereitung des nächsten Angriffes einlegt. Denn wie lehrte schon vor 2000 Jahren der alte Römer Statius: „Rechtzeitiges Ausruhen spornt die Kräfte an und nährt sie, größer ist die Tatkraft nach der Muße.“
Eine wesentliche Voraussetzung für effektives Handeln besteht darin, dass man sich zunächst erst einmal vor Beginn jedweder Tätigkeit das Ziel seines künftigen Handelns bewusst macht. Welches Ziel aber hat z.B. Shoppen gehen? Gibt es dabei eine feste Kaufabsicht (und wenn ja für was) oder soll einfach nur planlos geguckt und darüber hinaus noch weitgehend sinnlos finanzielle Ressourcen vernichtet werden? Wozu braucht man ein Kaffeekränzchen, es sei denn, man weiß mit seiner Freizeit nichts Vernünftiges anzufangen? Und was um Gottes Willen bringt Frauen dazu, 3 oder mehr Stunden beim Friseur zu zubringen?
Die Liste von solchen an sich schon uneffektiven Tätigkeiten, lässt sich beliebig fortsetzen: Das Vorspiel beim Sex, das Kuscheln danach sowieso, vielfältigste Diätprogramme und natürlich last but not least tiefgründige Problem-Gespräche zwischen Mann und Frau: „Wie geht’s Dir?“ „Prima!“ – und damit ist aus männlicher Sicht das Thema Beziehungsgespräche erschöpfend abgehandelt!
Wenn wir Männer in ein Restaurant gehen, dann deshalb, weil wir Hunger haben. Darum vertrödeln wir auch nicht viel Zeit mit der Bestellung – im Zweifelsfall nehmen wir Schnitzel, Pommes und ein Bier dazu und werden unsere Bestellung sicherlich nur in Ausnahmefällen bereuen.
Und Frauen? Können Sie sich noch an die Bestellung aus dem bereits zitierten Film „Harald & Sally“ („When Harry met Sally …“, USA 1989) erinnern?
"Was darf ich bringen?" - "Ich hätte gern die Nummer 3." - "Ich hätte gern den Chefsalat. Aber Essig und Öl servieren Sie extra und den Apple-pie a la Mode." - "Chef und Apple a la Mode." - "Aber den Kuchen bitte heiß, wenn’s geht. Und ich will das Eis nicht obendrauf, ich will es extra und ich hätte gerne Erdbeer- statt Vanilleeis wenn’s geht. Wenn nicht, kein Eis... nur Schlagsahne... aber nur frische. Wenn Sie aus der Dose kommt, gar nichts." - "Nicht mal Kuchen?" - "Dooch, in dem Fall nur den Kuchen, aber nicht heiß." - "Aha."
Ist es Ihnen schwer gefallen, herauszufinden, welche Bestellung vom Mann und welche von der Frau abgegeben wurde?
Effektivität bedeutet im Wesentlichen ein gewissenhafter Umgang mit der zur Verfügung stehenden Zeit. In Bezug auf den Umgang mit dem eigenen Körper bedeutet Zeiteffektivität zum Beispiel: Flache, bequeme Schuhe, zweckmäßige und bequeme Kleidung und kurze, pflegeleichte Haare auf dem Kopf. Mit den Haaren, die woanders wachsen, wird schon gar keine Zeit vertrödelt.
Ein bisschen Selbstkritik muss an dieser Stelle natürlich auch erlaubt sein. Denn hin und wieder schießen wir Männer mit unserem Hang zu Effektivität und Zeiteinsparung auch schon einmal über das angepeilte Ziel hinaus:
Bekanntermaßen nehmen wir Männer es im Bestreben, möglichst schnell von Punkt A zu Punkt B zu gelangen, im Straßenverkehr mit der Befolgung der Geschwindigkeitsbegrenzungen nicht immer ganz so genau.
Auch sonst ordnen wir Männer im Straßenverkehr der Zeiteffektivität manches unter: Fahren ohne angeschnallt zu sein kommt bei 30% der deutschen Männer schon einmal vor (Frauen 25%) und im Winter ersparen sich 29% der Männer das zeitaufwändige Reifenwechseln und sind mit Sommerreifen unterwegs (Frauen 25%). (10)
Auch das Händewaschen nach dem Toilettenbesuch hält einer US-amerikanischen Studie zufolge jeder dritte Mann für eine unnütze Zeitverschwendung (bei den Frauen hingegen nur jede 10.) (102)
Im vollkommenen Widerspruch zur in heutiger Zeit gern vorgebrachten Aussage, dass Frauen die besseren Chefs sind, stehen übrigens die Ergebnisse einer britischen Umfrage (103), laut der deutlich mehr Frauen lieber unter männlichen Vorgesetzten arbeiten. Von den 2000 befragten berufstätigen Frauen bevorzugten 63 Prozent einen männlichen Chef, nur 37 Prozent hingegen eine Frau als Vorgesetzten.
Laut der Befragung strahlen Männer mehr Autorität aus, sind geradliniger und entscheidungsfreudiger, bringen Themen eher auf den Punkt, haben einen besseren Gesamtüberblick und können „das Schiff“ besser steuern.
Frauen unterstellen ihren weiblichen Chefs hingegen, dass sie stärker Stimmungsschwankungen ausgesetzt sind und sich im Job auch stärker von persönlichen Problemen beeinflussen lassen. Zugute geschrieben wird ihnen hingegen, dass sie besser zuhören können und für ein angenehmeres Betriebsklima sorgen.
Aber ansonsten scheint die Meinung über weibliche Vorgesetzte bei ihren Geschlechtsgenossinnen nicht die beste zu sein. Jede sechste befragte Frau mit einem weiblichen Vorgesetzten gab an, dass es mit der weiblichen Vorgesetzten ständig unterschwellige Spannungen gäbe. Sogar vier von zehn Frauen mit einem weiblichen Chef gingen davon aus, dass sie den Job besser machen könnten als ihre Vorgesetzte. Bei Frauen mit einem männlichen Chef fehlte dieses Selbstvertrauen hingegen weitgehend.
Alles in allem betrachtet können wir Männer also in aller Bescheidenheit von uns behaupten: Effektivität ist unser zweiter Nachname. Da aber zu viel Perfektion kalt und auf die Dauer langweilig wirkt, hat der liebe Gott den Männern aber doch noch einen kleinen Konstruktionsfehler mit weitreichenden Folgen eingebaut. Das einzige