Vom Umtausch ausgeschlossen Mann im Kilt. Pia Guttenson. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Pia Guttenson
Издательство: Bookwire
Серия: Mann im Kilt
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742751638
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Bett mit der kitschigen Marienkäfer-Bettwäsche, hatte Alasdair bereits Platz genommen. Interessiert sah er sich um. Dabei wirkte es, als ob er genau dort, auf ihr Bett, hingehörte. Bevor sie es verhindern konnte, zog er an einem Stückchen Karostoff, der unter dem Deckenberg heraus lugte.

      »Was haben wir denn da?«, fragte er ohne eine Antwort zu erwarten, da er sich diese just selber gab. »Eines meiner Flanellhemden. Ach, so ist das also. Erst mein AC/DC T-Shirt, jetzt mein Hemd. Du scheinst eine ganz schön diebische Elster zu sein, Bonnie Lass.«

      »Erwischt«, kicherte sie leise, während sie insgeheim den Champagner verfluchte, der ihr nun doch ziemlich in den Kopf stieg.

      Einladend klopfte der Schotte neben sich auf die Matratze. Plötzlich fühlte sie sich seltsam befangen, gar auf eine seltsame Art verunsichert. Himmel, erneut fühlte sie sich wie ein verliebter Teen, nicht wie eine Frau mit 40 Jahren, die soeben dabei war ihr ganzes bisheriges Leben umzukrempeln.

      Alasdair schien ihre Unsicherheit zu spüren, was sie nicht weiter wunderte. Der Mann mit den markanten Gesichtszügen verfügte, ganz hingegen seiner überaus männlichen Art, über sehr feine Antennen. Zumindest was ihre Gefühle anbelangte. Seit sie ihn kannte, hatte er das immer wieder bewiesen. In manchen Momenten, wie in diesem, wenn er die Hand nach ihr ausstreckte, schien er sie tatsächlich besser zu kennen, als sie sich selbst. Entschlossen griff sie erneut nach seiner großen Hand, in der ihre schmalen Finger fast komplett verschwanden, ließ zu, dass er sie neben sich auf das Bett zog.

      »Du hast mir einen riesigen Schrecken eingejagt, als du so plötzlich weg warst, Lou.« Seine Finger strichen sanft eine ihrer Haarsträhnen aus der Stirn. Stechend Blau und mit einer Intensität, die sie fast das Atmen vergessen ließ, betrachteten sie seine Augen.

      »Ich dachte, du hättest verstanden, was ich dir versucht habe, zu sagen… also, dass ich zurückkomme«, murmelte sie kleinlaut.

      »Nein! Nein das hab ich nicht. Ich bin nicht gerade gut im zwischen den Zeilen lesen oder dem Erraten von fehlenden Wörtern. Ich bin nämlich ein Mann, falls dir das entgangen sein sollte, Lass. Für uns Männer werdet ihr Frauen, immer ein großes Rätsel bleiben. Ich habe mich die ersten Wochen, nachdem du weg warst, wie ein geprügelter Hund gefühlt. Ständig habe ich mich betrunken, konnte an nichts mehr anderes denken, als an dich.«

      »Das war nicht meine Absicht, Al. Es… es tut mir leid«, bekannte sie schlicht.

      »Aye, das will ich doch hoffen, mo cridhe. Ich bin unendlich erleichtert gewesen, als ich in das Cottage gekommen bin und all deine Nachrichten gefunden habe. Nachrichten, die ich nicht erst entschlüsseln musste. Was hast du dir nur dabei gedacht, Lou?«

      Sie zuckte unter seinem Vorwurf geknickt mit den Schultern. Nun, was hatte sie sich gedacht? Wenn sie ehrlich war, wusste sie es nicht.

      »Ich hatte nicht geahnt, dass… es tut mir wirklich so schrecklich leid. Falls es dich irgendwie befriedigt, du hast es mir unwissentlich heimgezahlt. Ich… ich dachte wirklich, ich müsse sterben, aus Angst, dass du das mit uns nicht ernst gemeint hast. Du hast dich so lange nicht gemeldet. Wochen lange keine einzige Nachricht von dir zu erhalten, war einfach fürchterlich.«

      Lou konnte sehen, wie Al mit sich rang. »Aye. Wir haben beide gewaltige Fehler gemacht. Das lässt sich wohl nicht leugnen«, gab er unumwunden zu. Seine Worte sorgten dafür, dass der Schwarm Schmetterlinge in ihrem Magen einmal mehr wie wild zu flattern begann und sich behagliche Wärme in ihrem Inneren ausbreitete. Er betrachtete sie versonnen, während seine Hand die ihre zärtliche streichelte. Tief einatmend hob Lou zu einer erneuten Erklärung an, doch Alasdair war schneller. »Allerdings werden wir einiges klar stellen müssen, Lou!«

      Alarmiert zuckte sie zusammen.

      »Aye. Du hast mich schon verstanden, Mistress Unschuld. Ich habe zufälligerweise auch meinen Stolz. Das ist so ziemlich das einzig, was von mir heil geblieben ist, nach Felicitas. Ganz sicher werde ich mich nicht von dir aushalten lassen. Ich sehe zwar ein, dass es mit meinen Schulden nicht anders zu lösen war und natürlich bin ich dir dankbar. Was ich aber keinesfalls bin, ist begeistert …«

      »Aber…«

      »Nein. Kein wenn oder aber! Ich werde das mit dem Tilgen meiner Schulden erst mal so schlucken. Im Gegenzug wirst du das mit dem Heiraten überdenken müssen!«

      »Aber… aber das ist ja die reinste Erpressung!«, protestierte sie schwach.

      »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ich bin kein Mann für eine Liebe auf Distanz, Lou. Und ich habe mir geschworen, keine halben Sachen mehr zu machen. Wenn ich erneut eine Frau in mein Leben, in mein kaputtes Herz lasse, dann muss ich sicher gehen.…Verstehst du? Ich muss wissen, dass du bleibst. Dass du bei mir bleibst, egal was kommt. Kein gekränktes Davonlaufen, Lou! Ehrlichkeit. Ehrlichkeit von uns allen beiden«, sagte er ernst, den Blick gesenkt, fast als hätte er Angst vor dem, was er in ihrem Gesicht sehen könnte. »Ich… Ich glaube nämlich nicht, das ich ein zweites kaputtes Herz verkraften würde. Und ich muss an Grace denken.« Sein Bekenntnis trieb ihr Tränen der Scham in die Augen.

      »Dann sind wir ja schon zu zweit«, flüsterte sie mit belegter Stimme und zog ihren Schotten fest in ihre Arme.

      Bombenstimmung

       Schottland, mehrere Wochen später

      »Jetzt hör endlich auf mit dem Gezappel. Man könnte meinen, du bist ein Dreijähriger, Alasdair. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass eine Frau wie Louise begeistert sein wird, wenn sie einen Aschenbecher küsst!«

      Cormacks Mahnung war berechtigt. Lou mochte es nicht, wenn er rauchte. Dennoch war er so nervös, dass er nicht am Zigarettenautomaten vorbei gekommen war ohne eine Packung Kippen zu ziehen. Heute war er endlich da, der Tag, den er so heiß ersehnt hatte. Der Tag, an dem Lou zurück nach Schottland, zurück zu ihm kommen würde. Einige ihrer Habseligkeiten waren bereits eine Woche zuvor angekommen. Seine Bonnie Lass hatte keine Ahnung, wie ihn jeder einzelne dieser Umzugskartons beruhigt hatte. Schließlich versprachen sie ihm, dass Lou sich für ihn entschieden hatte. Sie hatte es sich nicht plötzlich anders überlegte. Wider Erwarten hatte er ihr Herz erobert. Die Frau, die das Aussehen eines Topmodels hatte. Das hübsche weibliche Wesen, von dem ihn ein 1 ½ Stunden Flug trennte, hatte ihn, den Schotten mit finanziellen Problemen ihrem reichen Ehegatten vorgezogen. Trotz der Sorgen um ihre fast erwachsenen Söhne, obwohl sich die Welt der Reichen und Schönen die Mäuler über Lous neue Beziehung zerrissen, kam sie zu ihm zurück. Er hatte sogar ein Foto von ihnen beiden, in einer deutschen Zeitschrift der Klatschpresse entdeckt. Wenn das nicht Liebe war, dann wusste er gar nichts mehr!

      Cormack war mit ihm und dem Ausflugsbus hergefahren, um die Umzugskartons, die Lou noch mitbrachte, einzuladen. Vermutlich hatte sein Freund aber auch gespürt, dass er jede Unterstützung brauchen konnte, die zu bekommen war. Seit Tagen lagen seine Nerven blank. Alasdair konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als den Rest seines Lebens mit Lou zu verbringen. Dennoch verging keine Stunde, in der er nicht von Verlustängsten gequält wurde. Was, wenn Lou seiner überdrüssig wurde? Sie war eine Deutsche. Würden ihr ihre Heimat, die Sprache und die Gepflogenheiten nicht fehlen? Vor allem aber war sie eine liebende Mutter, der ihre Söhne mit Sicherheit alles bedeuteten. Doch ihre Söhne blieben in Deutschland. Konnte das gut gehen?

      Die Nacht nach der Vernissage in einem winzigen Bett, umgeben von einer ganzen Armada aus Umzugskisten nahm in seiner Erinnerung Gestalt an. Sie hatten sich fast die ganze Nacht mit ernsthaften Gesprächen um die Ohren geschlagen und bald herausgefunden, dass es für sie beide nur ein ganz oder gar nicht gab. Auch der Kinder wegen.

      »Glaubst du, es wird einfacher, wenn ich beständig hin und her pendle? Weder deiner Tochter noch meinen Söhnen wäre damit geholfen. Ich bin ehrlich, Al. Eine Wochenendbeziehung ist für mich auch keine Option,« hatte Lou ihm mit bebender Stimme erklärt. Fast als fürchtete sie seine Antwort. Dabei hatte er nichts als Erleichterung empfunden, obwohl er gleichfalls Mitleid, vor allem mit ihrem jüngeren Sohn Philipp, hatte.

      »Bei Alexander haben sie ihre alte Umgebung,