Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang. Johann Gottfried Herder. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Johann Gottfried Herder
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 4064066398903
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So Herz als Mund mit Lug und Trug.

      Wie kommt es, daß zu jeder Frist,

       April der Hexe Wahlspruch ist? –

       Der Teufel, der's ihr angetan,

       Tat's ihr der Hörner wegen an;

       Denn wenn die Hexe standhaft wär',

       Wo nähm' der Teufel Hörner her?

      Den gnade Gott, den sie berückt,

       Und in ihr Zaubernetz verstrickt!

       Denn, nicht für meiner Sünden Pein,

       Möcht' ich des Teufels Schwager sein.

       Drum gnade Gott, den sie berückt,

       Und in ihr Zaubernetz verstrickt!

       Die Champagner-Bouteille im Kühlfaß

      So lang' ich fest steh', steht mein Herr;

       So bald ich tanze, tanzt auch er;

       Kaum tauml' ich um und lege mich,

       So taumelt Er und legt auch Sich.

       An die liederliche Thais

      Wie jetzt bei dir Reiz und Gesundheit stehen,

       Kannst du an deinem Spiegel sehen:

       Glanz, Gold und Bänder äußerlich,

       Und – und Quecksilber innerlich.

       Als der Wirt zum goldnen Fisch zum Schild einen Regenbogen wählte

      Ha, ha! Herr Wasserschenk, bereut Er seine Sünden?

       Nun wird sein Wein bald wieder Käufer finden:

       Weil man aus seinem Regenbogen schließt,

       Daß nun die Flut vorüber ist.

       Opim und Nachbar Seip

      Komm, schönste Hälfte, sagt Opim,

       Und meint damit sein Weib:

       Sehr recht, denn halb gehört sie ihm

       Und halb dem Nachbar Seip.

       Noah der Stifter der zweiten Sündflut

      Der Wasserflut entging der brave Mann,

       Und baute drauf den Weinstock an,

       Und öffnete dadurch den Quell der zweiten Flut,

       Die mehr als jene erste tut.

       Der Seelenarzt zu N. an seine Gemeinde

      Den ganzen Tag, hör' ich, sei unter Euch die Frage:

       Ob Ich auch Selbst das tue, was ich sage?

       Nein! – Ich als Seelenarzt treib's, wie's ein Doktor treibt:

       Kein Doktor in der Welt verschluckt, was er verschreibt.

       Thraso und der Astronom, ein Einfall des Shakespear

      Thraso: Wars nicht unterm feurigen Mars, da mich meine Mutter gebar?

      Astronom: Zu dienen, ja unter dem Mars, zur Zeit, da er rückgängig war.

       Dusch-Cantate auf dem obersten Altane abzupauken

      (Eigentlich freilich auf Pauken gesetzt, es geht aber auch auf Gießkannen).

      Brennt, ihr Kometen!

       Schallt, ihr Trompeten!

       Tönet, ihr Flöten!

       Dampfet, Pasteten!

       Steiget, Raqueten! Da Capo.

      Schnarrt, Bratenwender!

       Weht, goldne Bänder,

       Vom hohen Geländer!

       Jauchzt Völker und Länder,

       Fertig ist, fertig ist, fertig ist der Kalender!

       Echo vom Johannis-Turm Kalender! Kalender! Kalender!

       Grabschrift auf einen wichtigen Mann

      Beim Grab des Herrn von Degenband

       Da weint' niemand und lacht' niemand;

       Was aus der Seel' ward nach der Hand,

       Das weiß niemand und fragt niemand.

       Als einige glaubten von dem Verfasser Pedanten gescholten zu sein

      So oft ich auf Pedanten schalt,

       Glaubt ja nicht, daß es euch mit galt.

       Denn wen ich soll Pedanten nennen,

       Den muß ich für gelehrt erkennen.

       An Herrn Tischbein

      Gib was du willst mir in die Hand,

       Buch oder Kiel, zeigt nur der Kopf Verstand.

       Trostgründe für Clemens wegen dem Tode Theodors

      Ach, guter Clemens, schweig mit deiner Klage still,

       Denn Tempel und Parnaß verlor an ihm nicht viel.

       Auf die Weiber in Göttingen, die Schleier um sich hängen, die nur das Gesicht bloß lassen

      Bedeckt nur das Gesicht, und glaubet meinen Lehren:

       Wer euch bis dorthin mißt, der wird euch ganz entbehren.

       Auf ebendieselben, worunter einige sehr häßlich waren

      Nur das Gesicht bedeckt, läßt dort aus Eifersucht

       Athen die Frauen gehn.

       Göttingen läßt aus gleicher Eifersucht

       Nur die Gesichter sehn.

       Auf die Montgolfieren

      Der Brite, stolz und schwer,

       Beherrscht das Meer;

       Der Franzmann, leicht wie Duft,

       Die Luft.

       Auf einen gewissen Herrn der sehr glücklich einen Narren nachmachen konnte

      An einen Komödianten

      Ich zweifle ob du je den Narrn nachahmen lernst

       So wie dein Freund es kann, denn der ists oft im Ernst.

      Geburtstagslied für den Sohn Wilhelm

      Blauaugigt' Gesichtchen!

       Guck, ach! welche Lichtchen!

       Guck, guck: Eine, Zweie

       Und übers Jahr, No wei –

       So sind es Ein, zwei, drei!

      Was fällt den Leuten ein?

       Es soll wohl gar mein Burz-Tag sein?

      Ja, ja er ists,

       Geschwisterchen wißts,

       Stürzt lustig und munter

       Die Treppen hinunter!

       Auf der Welt ist kein Spaß

       Ohne blitzblauen Hintern und Grind auf der Nas'.

      Laßt die Tee-Tassen rasseln und die Trink-Gläser klingen!

       O! gingen! O! gingen! O! gingen!

       Seht wie ich trinke! Es fließt mir so nett

       Bei Tag in den Magen, wie des Nachts in das Bett.

      Nun Wilhalmchen, komm,

       Leb lange frisch, trocken und fromm.

       Und iß (man wird nur einmal geboren)

       Dir heut einen Schnurrbart