Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang. Johann Gottfried Herder. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Johann Gottfried Herder
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 4064066398903
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Pflug.

       Da sitzt er dann, daß ich für Weh

       Nicht hinsehn mag und weitergeh.

      Die andre Art, nicht so gefährlich

       Als jene, doch gleich stark entbehrlich,

       Dünkt sich an Leib und Seele größer,

       Ist mehr frisiert und trägt sich besser.

       Doch sind sie oft so leer im Beutel

       Als unter dem frisierten Scheitel.

       Und siehts im letzten ja noch voll aus,

       So ist er voll so wie manch Tollhaus:

       Vernunft sinkt dort in Nonsense unter

       Und Witz schwimmt noch kaum auf Burgunder.

       Und hier umarmen sich Ideen,

       Die sich sonst kaum einander ansehn:

       Sadon und Gellert führn einander

       Wie Sohn und Vater an der Hand her.

       Dort stehn Rezepte zu Pomaden

       Bei Axiomen von Monaden,

       Pandekten, Institutionen,

       Steinschnallen, Mädgen und Makronen,

       Physik der Bauern und der Ammen

       Und eins von Kästners Epigrammen,

       Kurz Worte sind nicht auszusinnen

       So bunt als solch ein Kopf von innen.

       Allein kein Grieche schreibt so schön

       Und rund als sie von außen aussehn.

      Ihr Hauptmann war im letzten Winter

       Ein Aff in Form der Menschenkinder.

       Haar, Wuchs, und Wade ohne Tadel,

       Dazu auch physice von Adel,

       Ein paar gewölbte große Augen,

       So wie sie sonst zum Sprechen taugen.

       Dazwischen strotzte unerschüttert

       Die Nase die nach Ahnen wittert

       Und lehrte mit beredter Stummheit

       Die Größe seiner noblen Dummheit,

       Sonst sprach er fein, französisch spitz,

       Ein Mittel zwischen Witz und Wahnwitz,

       Und wollt er erst recht artig sein,

       So kam der letzte ganz allein.

       Dies im Kolleg und bei Konzerten

       Und zwar von Mädgen und von Pferden.

      Der Nächste nach ihm war kein Putzer

       Und mehr ein guter Affen-Stutzer

       Er pflegt' sich auf den Hieb zu legen

       Mit legibus und mit dem Degen,

       Dabei verstund er sich aufs Reiten,

       Aufs Schießen und aufs Köpfeschneiden.

       Bekannt in Northeim und in Nörten,

       Doch auch in Bällen und Konzerten,

       Gemacht für groß und kleine Welt,

       Für Wackern und für Frankenfeld.

      Von Stax, an Leib und Seele kleiner,

       Dafür ätherischer und feiner,

       Ward jener Freund, so (wenn mans gnau nimmt)

       Wie mancher öfters eine Frau nimmt.

       Sein Wechsel nämlich war ihr Segen,

       Ihr starker Arm sein Schutz hingegen.

       Sonst reimt er zärtlich tändelnd so wie

       Der Nachtgedankenfeind Jacobi,

       Schrieb so wie Wittenberg der Große

       Geflissentliche Festtags-Prose,

       Seufzt' jedem Mädgen holde Briefgen

       Voll Liebe und Diminutivgen,

       Nie alles voll, stets nur ein bißgen,

       Knosp' ward ein Knöspgen, Fuß ein Füßgen,

       Und wie ein Trüppgen von Pygmägens

       Rangiert er Mikroskop-Ideegens.

       Da ruft man aus: das ist gewiß von

       Gleim oder gar Anakreon.

      O Jugend! Oft ist großer Hang

       Zu Liedgens Mangel an bon sens.

       Glaubt ja nicht, wenn ihr euren Gleim les't,

       Daß jedes Seufzerchen im Reim läßt.

       Nehmt euch in Acht, daß nicht vielleicht

       Euch lauernde Kritik erschleicht

       Und eure Zärtlichkeit und Salz

       Nicht ziert den Pranger des Journals.

      Sag, Freund, wo kommt doch dieses Üb'l her,

       Daß Deutschland hat so viele Schiebler?

       Göttingen zählt ohn Unterlaß

       In jedem Jahr ein Dutzend Lyras.

       Wir sind, will man Aspekte deuten,

       Nun in des Witzes letzten Zeiten.

       Bald schießt Wahnwitz im Silbenmaß

       Sternschnuppen gleich durch meine Straß,

       Wenn dort ein Irrwisch Liedgen schleicht,

       In moderndem Gehirn erzeugt.

       Bald dröhn geschwänzte Elegien,

       Die über den Kirchhöfen ziehn,

       Bald dicke schwere Oden-Dünste,

       Das Werk poetscher Zauberkünste,

       Euch, arme Prose und Vernunft,

       Nicht gar viel Gutes für die Zukunft

       Verse unter die Kupfer des Gothaischen Kalenders vom Jahr 1772. NB. Die Kupferstiche müssen dabei in die Hand genommen werden.

      Dein Mittel wider Unzucht trüget nicht,

       Zween Gürtel und ein dumm Gesicht.

      N o 1

      Was so ein Blättchen deckt,

       Das reizet und erschreckt

       Das reizbarste der Mädchen

       Und furchtsamste der Mädchen

       So wenig als das Blättchen.

      N° 2

      Nimm nur das Blättchen weg, zum Reizen oder Schrecken

       Kann sicherlich nichts drunter stecken.

      N° 3

      Das Feuer zu dem großen Brand

       Zur Fackel, mein ich, in der Hand

       Hat er selbst Jupitern entwandt.

       Allein die, die er so versteckt

       Und gar mit einem Kräutgen deckt,

       Die, fürcht ich, hat er sonst wo angesteckt.

      N° 4

      Bloß Feuer für den Feuerherd

       Zu stehlen war der Müh nicht wert,

       Dürft ich Zeus Feuerschatz bestehlen,

       Ich wollte mir ein bessres wählen.

       N° 5 auf den Erfinder des Feuers

      Die Fackel unterm Blatt ist so verschwunden

       Als hätt der Mann den Frost erfunden.

      Mit diesem Schälgen kann Hygea alles heilen,

       Nur Wunden nicht von Amors Pfeilen: