Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang. Johann Gottfried Herder. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Johann Gottfried Herder
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 4064066398903
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wie die Lacedaͤmoniſche Diaͤt die Attiſche Wohlluſt verbannet. Je mehr die Grammatici den Jnverſionen Feſſeln anlegen; je mehr der Weltweiſe die Synonymen zu unterſcheiden, oder wegzuwerfen ſucht, je mehr er ſtatt der uneigentlichen eigentliche Worte einfuͤhren kann; je mehr verlieret die Sprache Reize: aber auch deſto weniger wird ſie ſuͤndigen. Ein Fremder in Sparta ſiehet keine Unordnungen und keine Ergoͤzzungen. Dies iſt das Philoſophiſche Zeitalter der Sprache.

      3.

       Inhaltsverzeichnis

      Endlich kann ich Othem ſchoͤpfen, und unſrer Sprache naͤher treten. Man ſiehet von ſelbſt, daß dieſe Zeitalter ſo wenig zu einer Zeit ſeyn koͤnnen bei der Sprache, als bei dem Menſchen. Wenn ſie zur Poeſie am hoͤchſten geſchickt iſt: ſo kann ſie nicht eine hoͤchſt Philoſophiſche Sprache ſeyn. So wie Schoͤnheit und Vollkommenheit nicht einerlei iſt: ſo iſt auch die ſchoͤnſte und vollkommenſte Sprache nicht zu einer Zeit moͤglich; die mitlere Groͤße, die ſchoͤne Proſe, iſt unſtreitig der beſte Plaz, weil man von da aus auf beide Seiten auslenken kann.

      Noch zehn Autoren haͤtte ich anzufuͤhren, die dieſe ganz natuͤrliche Metempſychoſis der Sprachen, uͤberall verfehlt, und nicht gnug aus ihrem Laude in eine andere Zeit zuruͤck zu gehen wiſſen, um von entfernten Altern und abgelebten Sprachen zu urtheilen. Allein alles dies gehoͤret nicht zu meinem Buch: hier kann ich doch nicht, wie ich ſelbſt weiß, dieſe ganze Wahrheit in ihrem voͤlligen Lichte zeigen, mit aller Aehnlichkeit zuſammenhalten und gegen die Einwuͤrfe retten, die man uns unſrer Zeit macht. — Jch rede alſo von den Zeitaltern der Deutſchen Sprache, und verſpare das uͤbrige auf eine andere Gelegenheit.

      4.

       Inhaltsverzeichnis

      Wo ſteht unſre Deutſche Sprache? Jn allen Staaten iſt zu unſrer Zeit die Proſe die Sprache der Schriftſteller, und die Poeſie eine Kunſt, die die Natur der Sprache verſchoͤnert, um zu gefallen. Gegen die Alten und gegen die wilden Sprachen zu rechnen, ſind die Mundarten Europens mehr fuͤr die Ueberlegung, als fuͤr die Sinne und die Einbildungskraft.

      Die Proſe iſt uns die einzig natuͤrliche Sprache, und das ſeit undenklichen Zeiten geweſen — nun ſollen wir dieſe Sprache ausbilden? Wie kann das ſeyn? Entweder zur mehr dichteriſchen Sprache, damit der Stil vielſeitig, ſchoͤn und lebhafter werde; oder zur mehr Philoſophiſchen Sprache, damit er einſeitig, richtig und deutlich werde; oder wenn es moͤglich iſt, zu allen beiden.

      Das lezte kann in einem gewiſſen Grade geſchehen; und muß nach unſrer Zeit, Denkart und Nothwendigkeit auch geſchehen. Alsdenn werden wir zwar von beiden Seiten nicht die hoͤchſte Stuffe erreichen, weil beide Enden nicht einen Punkt ausmachen koͤnnen; allein wir werden in der Mitte ſchweben, und von den ſinnlichen Sprachen durch Ueberſezzungen und Nachbilden borgen; anderntheils durch Reflexionen der Weltweisheit das geborgte haushaͤlteriſch anwenden. Wir werden fuͤr neue Buͤrger Vortheile ausmachen; und nicht dem Spartaniſchen Eigenſinn nachahmen, der allen fremden Ankoͤmmlingen und Gebraͤuchen den Eintritt verſagt; wir werden aber auch, ſo wie die Akademie della Cruſca, und Johnſon in ſeinem Woͤrterbuch, die Landeskinder zaͤhlen, ordnen und gebrauchen, ſo daß die fremde Kolonien blos die Maͤngel des Staats unterſtuͤzzen doͤrfen. — Man bilde alſo unſre Sprache durch Ueberſezzung und Reflexion.

      Man ſehe die meiſten Vorſchlaͤge zur Bildung der Sprache, und ſie fallen in ein Aeuſſerſtes, ſtatt das Mittel zu halten. Einige entwerfen einen Plan zur Philoſophiſchen Sprache; andere wollen ſie allein auf die dichteriſche Seite lenken. Daß, wenn beide etwas wirken, beide einander die Stange halten, macht das Gluͤck unſrer Sprachenverbeſſerung.

      5.

       Inhaltsverzeichnis

      „1) einen hinlaͤnglichen Vorrath