Kein Filmstar zum Küssen. Jennifer Schreiner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Jennifer Schreiner
Издательство: Bookwire
Серия: Zum Küssen
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783960000525
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ich auch!«, gab Violet zu. Der Job hatte unglaublich viele Vorteile – mal abgesehen davon, dass er sehr gut bezahlt wurde und ihr Spaß brachte. Ein unschätzbarer Vorteil waren die Arbeitszeiten. Flexibel, aber meistens in den Zeiten von acht Uhr morgens bis sechzehn Uhr nachmittags. Sehr selten wurde sie für einen Businessevent am Abend oder ein Dinner gebucht. Und noch viel seltener für eine exotische Veranstaltung. Aber bei Toms Einladung hatte sie einfach nicht widerstehen können. Tom war nicht nur ein Stammkunde, er war inzwischen ein Freund – außerdem kannte er sie gut genug, um zu wissen, was ihr Spaß brachte. Und ein Job als maskierte, sinnliche Tänzerin für ein leicht verruchtes Event mit handverlesenen Gästen gehörte definitiv dazu.

      Während sich Violet noch einmal von Jonas und Joan verabschiedete, ging sie im Geiste die Einladung durch, dann die Instruktionen für die Nanny. Obwohl Maria seit der Geburt der Zwillinge für sie arbeitete, war Violet … nun ja, ein Kontrollfreak. Jedes Mal kontrollierte sie, ob der Pool verschlossen war und die Sauna den Kindern nicht zugänglich. Danach kam der Rundgang im Garten mit der abschließenden Türkontrolle und das Einschalten der Alarmanlage.

      All das hatte sie heute schon erledigt – zweimal. Und auch wenn Maria ihre Arbeitgeberin nun versuchte mit mörderischem Blick aus dem Haus zu treiben, kontrollierte Violet noch einmal den Indoorpool.

      »Er ist immer noch abgeschlossen!«, erklärte Maria, obwohl Violet die Hand schon auf der Türklinke hatte und zusammenzuckte, als es an der Haustür klingelte. Und während Maria ein »Gott sei Dank« murmelte, fragte sich Violet, ob sie etwas übersehen hatte – das seltsame Gefühl in ihrem Magen konnte doch nicht von ungefähr stammen, oder?

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      Kapitel 1

      Die Feier ist noch pompöser, als Tom sie mir beschrieben hat. Die Burganlage, extra für diesen Abend angemietet, ist im Stil einer alten römischen Villa hergerichtet worden, jedes Möbelstück ein passendes Unikat, jeder Gast ein Feldherr, ein Senator, ein Imperator. Die Gladiatoren und Sklavinnen sind Kellner, schmückendes Beiwerk oder einfach nur anwesend. So wie ich. Ich bekomme vor lauter Staunen den Mund nicht mehr zu.

      Vielleicht hätte ich vor einigen Monaten Toms Jobangebot, als seine Chefsekretärin zu arbeiten, doch nicht einfach ablehnen sollen, überlege ich, obwohl ich mich beim Office-Escort sehr wohlfühle. Wenn man als erfolgreicher Anwalt soviel verdient, um sich solch einen Event für seine Klienten leisten zu können …

      Ich schlendere von der philosophischen Geschichtsstunde mit Theateraufführung im Hintergrund weiter zu den offenen Feuern, über denen halbbekleidete Männer und Frauen Essen rösten, braten oder in großen Kesseln rühren. Die mediterranen Gerüche von verschiedenen Speisen reizen den Gaumen und lassen mir vor plötzlichem Hunger das Wasser im Munde zusammenlaufen.

      Sogar das sonst um diese Jahreszeit eher launische Wetter spielt mit. Die leichte Brise scheint direkt vom Meer zu wehen und lässt die luftigen Vorhänge, die extra für den Abend aufgehängt worden sind, im Luftzug wehen. Eine verführerische Kulisse, die einem romantischen Film alle Ehre gemacht hätte.

      Trotzdem bin ich froh, dass ich gerade keine Sklavin bin, so dass ich mir tatsächlich ein wenig von dem Fleischspieß gönnen kann und eine Schale erlesener Früchte in Weincreme. Zum Essen lasse ich mich dekadent auf eine der Liegen nieder und freue mich, als sich Tom zu mir gesellt.

      »Und?«, erkundigt er sich. »Wie gefällt es dir?«

      »Es ist paradiesisch und wenn ich nicht arbeiten müsste, wäre es der Himmel auf Erden.«

      »Ein Wort von dir und du musst nicht arbeiten, nie wieder, denn dann bist du mit dem Gastgeber liiert.«

      »Du bist ein alter Charmeur, Tom!«, wiegele ich ab. Denn leider finde ich Tom nicht als Lover toll, sondern als Freund. Da allerdings ist er unschlagbar.

      Der Staranwalt seufzt schwer. »An manchen Tagen wünschte ich mir, du wärst wirklich eine Sklavin und ich könnte mit dir machen, was ich will.«

      Bei der Ernsthaftigkeit in seiner Stimme läuft mir ein Schauder den Rücken hinab. Das ist einer der Gründe, warum Tom nicht zu mir passt: Er ist dominant.

      Bin ich auch – meistens. Allerdings mag ich es auch devot, weswegen die Spielchen mit ihm ab und zu in mein Beuteschema passen … aber eben nicht dauerhaft und schon gar nicht für »auf immer und ewig«.

      »Was kann ich denn gleich erledigen, um meinen Herrn und Meister zu erfreuen?«, erkundige ich mich mit laszivem Augenaufschlag.

      »Hach, ich liebe es, wenn du so schmutzig daherredest«, lacht Tom und deutet in Richtung des Hauptsaals. »Du kannst dir aussuchen, ob du ein wenig für alle tanzen möchtest, oder ob du mit mir ins Kasino willst. Als meine persönliche Sklavin, die ich verspielen darf.«

      Sein Blick sagt mir genau, auf was er spekuliert. Und weil mir gerade ebenfalls danach ist, nicke ich. »Wie mein Herr und Meister wünscht, werde ich Option zwei wählen.«

      Wieder lacht Tom, dieses Mal lauter und als ich aufstehe, um meinen Teller einem der beinahe-nackten Sklaven zu reichen, versetzt er mir einen Klaps auf den Hintern. Fest genug, um selbst durch den Stoff hindurch weh zu tun.

      »Um das Tanzen wirst du trotzdem nicht herumkommen!« Er mustert mich von oben bis unten und ich kann nur mühsam einen Fluch schlucken. Etwas, was er zu bemerken scheint, denn sein Grinsen wächst in die Breite und wird deutlich zufriedener.

      Beinahe genauso zufrieden blicke ich, als ich mich bei ihm einhake und in Richtung des Saales führen lasse. Dabei betrachte ich die Gäste. Eine ganze Menge von ihnen kenne ich. Darunter auch Darri, den unglaublich heißen, engelsgesichtigen Bruder meines Chefs. Ungelogen jede Frau, die ihn sieht, verfällt ihm – selbst die, die normalerweise auf die harten Kerle stehen oder auf Muskeln. Darri fällt mit seiner schlanken, wohlproportionierten Form in ein anderes Jagdprofil, aber es ist seine Ausstrahlung, die die Frauen trotzdem anlockt – und spätestens bei einem Blick aus seinen blauen Augen würden selbst die meisten dominanten Frauen vor ihm auf die Knie gehen.

      »Du fängst gleich an zu sabbern«, murmelt Tom und reißt mich in die Wirklichkeit zurück.

      »Verdammt!«, fluche ich genauso leise. Dabei habe ich mir doch geschworen, mich nie wieder von Darri ablenken zu lassen.

      »Da kann ich ja froh sein, dass wenigstens Isaac nicht hier ist.« Tom verdreht die Augen. »Das wäre echt nicht gut für mein Ego.«

      »Aber es liegt ausschließlich daran, dass du dir so unglaublich viel Mühe gibst, nicht gut auszusehen«, erkläre ich. Und es stimmt. Tom legt überaus viel Wert auf sein Äußeres – und versucht zu verbergen, wie jung er ist und wie attraktiv. Warum? Damit ihn die Mandanten ernst nehmen und die Kollegen unterschätzen. Sein Erfolg gibt ihm Recht.

      »Na toll!«, Tom drückt mich spaßeshalber fester an sich. »Hat mich gerade die Frau, auf die ich abfahre, als ‚nicht attraktiv‘ gebrandmarkt?«

      »Du weißt, dass ich dich süß finde, oder?«

      »Ja, Violet.« Tom seufzt leise. »Leider weiß ich es.«

      Ich stoße ihn spielerisch an und er wechselt das Thema. »Guck mal, das ist Aaron. Er hat letztes Jahr einen Oskar bekommen.« Er deutet unauffällig in eine Richtung und ich meine mich dunkel an den gut aussehenden Dunkelhaarigen erinnern zu können. »Er braucht eine Auszeit.«

      So wie ich das sehe, sind die meisten Gäste Schauspieler oder Musiker, die gerade eine Auszeit benötigen.

      Die brauche ich auch, denke ich, als ich auf die Uhr sehe. So langsam werde ich zu alt für diesen Job. Innerlich muss ich ob des Gedankens schmunzeln. Nein, ich werde nicht zu alt, ich fühle mich nur zu alt. Zumindest wenn ich mich daran erinnere, dass zu Hause zwei Kinder auf mich warten. Die anderen Office-Escort-Damen haben hier einen unschlagbaren Vorteil, wenn sie abends arbeiten müssen: Sie können ausschlafen.