Höhere FSH-Mengen bedeuten auch, dass mehr Follikel stimuliert werden. Das kann zu einer „Überschuss“-Reaktion führen, bei der mehr als ein Follikel gewählt wird. Obwohl die meisten davon absterben, macht man den FSH-Anstieg für den Anteil zweieiiger Zwillinge verantwortlich. Diese entstehen, wenn sich jeder Zwilling aus einer eigenen Ei- und Spermazelle entwickelt. Bei eineiigen Zwillingen hingegen teilt sich das eine befruchtete Ei. Anders gesagt: Zweieiige Zwillinge entstehen in Folge einer mehrfachen Ovulation, die mit zunehmendem Alter häufiger auftritt.
Östrogen
Östrogen ist das Hormon, das die erste Hälfte Ihres Zyklus bestimmt. Es wird von den sich entwickelnden Follikeln gebildet und sorgt dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut in Erwartung der Ankunft einer befruchteten Eizelle in der zweiten Zyklushälfte – der sogenannten Lutealphase – anwächst. Östrogen kann Ihnen eine selbstsichere, verführerische und sinnliche Ausstrahlung verleihen. Ihre Haut wird reiner und die Gesichtszüge können sogar symmetrischer erscheinen. Es fällt Ihnen leichter, Neues zu lernen, und Sie fühlen sich insgesamt großartig. Deshalb ist Östrogen für mich auch so etwas wie die Beyoncé unter den Hormonen.
Bei der Menopause denkt man zumeist an einen sinkenden Östrogen-Spiegel – schließlich werden Symptome wie Scheidentrockenheit und schmerzende Gelenke allgemein mit einem niedrigen Östrogenspiegel in Verbindung gebracht. Aber obwohl die Östrogenmenge in den späten Wechseljahren abnimmt, sobald die Zeiträume zwischen den Perioden länger werden und sie schließlich ganz ausbleibt, erreicht der Östrogenspiegel in der Perimenopause meist einen absoluten Höchstwert. Das klingt zunächst vielleicht gut, ist aber tatsächlich eher zu viel des Guten, denn es kann Symptome auslösen wie schwere Blutungen, Aufgeblähtheit und Brustspannen.
Wir reden meist von Östrogen, als ob es sich um ein einzelnes Hormon handeln würde. Tatsächlich gibt es in Wahrheit verschiedene Arten von Östrogenen:
• Östron (E1) wird in den Eierstöcken produziert sowie durch die Umwandlung von Androgenen („männlichen“ Hormonen) in den Fettzellen des Körpers. In der Postmenopause ist es das vorherrschende Östrogen, es ist aber im Vergleich zu Östradiol schwächer.
• Östradiol (E2) hat von allen Östrogenen die größte Wirksamkeit: Es wirkt 10-mal stärker als Östron und 100-mal stärker als Östriol. Ihre Eierstöcke stellen es während der fruchtbaren Jahre her, und es ist verantwortlich für die Entwicklung von Geschlechtsmerkmalen wie Brüsten und breiteren Hüften. Auch bei der Entwicklung und Aufrechterhaltung des Fortpflanzungssystems spielt es die entscheidende Rolle. Das Östradiol steigt und fällt im Verlauf des Zyklus und beeinflusst unter anderem die Gesundheit von Gehirn, Brust, Knochen und Herz-Kreislauf-System. Diese Östrogenart übernimmt mehr als 300 Aufgaben im Körper, weshalb eine Abnahme tatsächlich spürbar ist.
• Östriol (E3) ist nur in kaum messbaren Mengen vorhanden, es sei denn, Sie sind schwanger. Genau wie Östron ist es eine eher schwach wirksame Östrogenart. In der Schwangerschaft produziert die Plazenta große Mengen davon.
• Östretol (E4) wird nur in der Schwangerschaft von der sich entwickelnden Leber des Babys produziert.
Östrogen entsteht tatsächlich durch die Umwandlung von Androgenen wie Testosteron und Androstendion mithilfe des Enzyms Aromatase. Enzyme unterstützen Tausende von Vorgängen im Körper wie Nahrungsverdauung, Muskelaufbau und Ausscheidung von Giftstoffen, indem sie die jeweiligen chemischen Reaktionen beschleunigen. Enzyme spielen also eine entscheidende Rolle – ohne sie gibt es kein Leben. Das Enzym Aromatase findet sich in Körperzellen, die Östrogen produzieren – Eierstöcke, Blutgefäße, Gehirn, Haut, Knochen und Fettzellen – und wandelt dort Androgene (sogenannte „männliche“ Hormone) in Östrogen um. Sobald Ihre Eierstöcke zunehmend weniger Östrogen produzieren, steigt die Aktivität der Aromatase im Fettgewebe und den Muskeln Ihres Körpers, um Östron (E1) herzustellen. Nun findet der Wechsel in der Östrogenproduktion statt – vom Östradiol (E2), dem Östrogentyp, der Sie durch die fruchtbaren Jahre begleitet hat, zu seiner weniger wirkungsvollen Schwester, dem Östron (E1).
Luteinisierendes Hormon
Das luteinisierende Hormon (LH) zeigt sich kurz vor der Ovulation, wenn das Östrogen seinen Höchststand erreicht. Es gibt dem Eisprung einen letzten Schubs und legt die Grundlage für die Bildung von Progesteron in der zweiten Zyklushälfte. Beyoncé (alias Östrogen) mag von außen betrachtet vielleicht der Star der Show sein, aber es ist ihr Gegenstück Solange Knowles (das LH), das den Eisprung eintreten lässt.
Im Gegensatz zu FSH und Östrogen ist die Ausschüttung von LH in den Wechseljahren relativ stabil. Ein Anstieg zeigt sich erst in den allerletzten Zyklen. Durch die sinkende Koordination der GnRH-Ausschüttung wird auch der Zeitpunkt des LH-Anstiegs kurz vor dem Eisprung beeinträchtigt und das Muster verändert sich: LH-Spitzen werden vermehrt von Plateaus abgelöst. In Bezug auf die Reaktionsfähigkeit Ihrer Eierstöcke entsteht so eine Art Kettenreaktion.
Testosteron
Testosteron ist kein männliches Hormon, denn es wird von allen Menschen hergestellt. Es erreicht ebenso wie Östrogen und LH kurz vor dem Eisprung (Ovulation) seinen Höchststand. Es macht sie aktiv, ehrgeizig, sexy und wettbewerbsorientiert oder, anders gesagt, es ist die Serena Williams der Hormone. Testosteron hilft beim Aufbau und Erhalt von Muskeln und Knochendichte und kurbelt im Vorfeld des Eisprungs Ihre Libido an.
Wer mit einem weiblichen Fortpflanzungssystem geboren wurde, bei dem wird Testosteron an zwei Orten produziert: Die Nebennieren, die auf den Nieren sitzen, stellen sowohl DHEA her (das Mutterhormon, aus dem verschiedene andere Hormone hergestellt werden), als auch Androstendion, das in Testosteron umgewandelt werden kann. Zusätzlich produzieren die Eierstöcke Testosteron.
Nach der Menopause nimmt die Testosteronproduktion zwar ab, allerdings stellen die Eierstöcke in den ersten fünf Jahren nach der Menopause meist mehr Testosteron her als während der Wechseljahre. Wenn die Eierstöcke doch mehr produzieren, warum also sinkt der Gesamtspiegel dann? Der Grund hierfür findet sich in den Nebennieren, es ist die reduzierte Umwandlung von Androstendion in Testosteron.
Ist der Testosteronspiegel niedrig, kommt es häufig zu Symptomen wie Stimmungsschwankungen, Zunahme von Bauchfett, Energiemangel, Konzentrationsprobleme, Rückgang von Muskelmasse und Knochenschwund. Hohe Testosteronwerte hingegen können Akne, eine Zunahme der Gesichts- und Körperbehaarung, Haarausfall und Aggressionen fördern.
Progesteron
Progesteron wird gebildet, wenn ein Eisprung stattfindet. Es dominiert die zweite Hälfte Ihres Zyklus (Lutealphase) und sorgt dafür, dass die Gebärmutter eine ausreichend hohe Schleimhaut aufbaut, um eine befruchtete Eizelle aufnehmen zu können. Insofern ist es essenziell für den Eintritt und die Aufrechterhaltung einer Schwangerschaft. Als die Kristen Stewart ihrer Fortpflanzungshormone ist es nervös und reizbar, steht nicht gerne im Mittelpunkt und bleibt am liebsten daheim, um mit Freundinnen Apfelkuchen zu essen.
Aber das ist nicht seine einzige Rolle. Progesteron ist entscheidend für den Erhalt gesunder Knochen und zur Vorbeugung von Brust- und Gebärmutterkrebs. Für eine Hormonersatztherapie ist es unabdingbar, denn ohne Progesteron kann sich die Gebärmutterschleimhaut verdicken – ein Risikofaktor für Gebärmutterkrebs. Im Allgemeinen beruhigt Progesteron die Stimmung