Körperliche Veränderungen in den Wechseljahren
Mit dem Alter verändert sich nicht nur unser Äußeres – auch unser Fortpflanzungssystem unterliegt einem fortschreitenden Alterungsprozess.
Vulva
Wenn die meisten Menschen über die Vagina reden, meinen sie eigentlich die Vulva. Wenn Sie nicht so genau wissen, was was ist, dann sind Sie damit keineswegs allein. Kein Grund also sich zu schämen, denn es geht den meisten so – wir haben schließlich lange genug „gelernt“, uns für unseren Körper zu schämen. Jetzt ist es dann auch einmal gut damit. Und deswegen schadet es nicht, die Bezeichnungen für unsere Körperteile zu kennen, denn es ist ja nicht nur unser Körper, sondern wir können so auch leichter mit Spezialistinnen und Spezialisten über das Urogenitalsystem sprechen.
Die Vulva umfasst die Gesamtheit der externen Genitalien, einschließlich des Scham- oder Venushügels (der kleine Hügel aus Fettgewebe über Ihrem Schambein, der mit Schamhaaren bewachsen ist), der inneren und äußeren Schamlippen, der Klitoris und ihrer Haube, des Perineums (auch Damm genannt), das zwischen Vulva und Anus liegt, sowie der externen Öffnungen von Vagina und Harnröhre (also das Loch, aus dem Sie pinkeln). Die Vagina ist die innenliegende Röhre, die Ihre externen Genitalien – Ihre Vulva – mit der Gebärmutter verbindet. Wenn man die Schamlippen auseinanderzieht, kann man nur die Öffnung der Vagina sehen.
In den Wechseljahren kommt es zu einem Gewebeverlust von Vulva und Vagina. Ja, auch da unten kann man Falten bekommen! Die äußeren Schamlippen verlieren einen Teil des Unterhautfetts, sodass sie möglicherweise weniger prall erscheinen als zuvor. Der Schamhügel kann sichtbarer hervortreten, entweder aufgrund von Veränderungen am Schambein (Schambeinsymphyse) oder, und die Erklärung wird Ihnen sicher gefallen, weil das Fett, das ursprünglich am Unterbauch angesiedelt war, nun zum Ansatzpunkt der Vulva wandert. Außerdem nimmt die Schambehaarung ab, und die verbleibenden Schamhaare sind dünner, weicher und flaumiger … und färben sich weiß oder grau.
Der Scheideneingang wird enger, was die Verwendung von Tampons (sofern Sie noch menstruieren) und penetrativen Sex schmerzhafter machen kann. In der Postmenopause wird die Vulva zudem weniger stark durchblutet und die Haut dort ist häufig leichter reizbar, speziell durch exzessives Waschen und Abwischen, unnötige „Reinigungsprodukte“ und Cremes, die Propylenglykol, Parabene und Duftstoffe enthalten.
Vagina
Ihre Vagina ist von außen nicht sichtbar. Sie ist um etwa 45 Grad nach hinten in Richtung Ihres Allerwertesten geneigt und ihre Vorderwand ist etwas kürzer als die Hinterwand. Ihre Blase sitzt vor Ihrer Vagina und Ihr Rektum (der letzte Abschnitt Ihres Dickdarms) liegt dahinter. Senkungen der Beckenorgane, bei denen ein Organ seine Position verändert, nehmen jenseits der 50 zu, wenn der sinkende Östrogenspiegel sich auf die Anatomie und Funktion des Beckenbodens auswirkt.
Auch wenn wir dazu neigen, die Vagina als eine Art Loch anzusehen – auch weil sie häufig als etwas dargestellt wird, das nur darauf wartet, gefüllt zu werden –, ist es eher so, dass die Scheidenwände einander berühren. Wenn sich etwas in der Vagina befindet – ein Tampon, eine Menstruationstasse, ein Penis, ein Sexspielzeug oder ein Baby während der Geburt – dehnt sie sich aus, um Platz dafür zu machen. Ermöglicht wird dies durch Rillen, die die Oberfläche der Vagina bedecken; man nennt sie Rugae. Die Rugae sind der Grund, warum die Scheide hochelastisch und dehnbar ist, was unter anderem dafür sorgt, dass der Muttermund in die Höhe gezogen wird, wenn Sie erregt sind. Solange das Östrogen während der fruchtbaren Jahre zirkuliert, ist das vaginale Gewebe prall und großflächig überzogen mit Rugae. In den Jahren vor Ihrer letzten Periode und in der Postmenopause, wenn der Östrogenspiegel sinkt, wird das Gewebe „dünner“ und auch die Rillen werden weniger. Dadurch nimmt auch die Elastizität der Vagina ab und sie kann sich weniger gut und weit ausdehnen.
Damit noch nicht genug – die Wände der Vagina trocknen auch aus und atrophieren (das ist der beschönigende medizinische Ausdruck für „verkümmern“). Sie werden blasser und sind leichter reizbar. Die Vaginalsekrete, die normalerweise zu einem gesunden pH-Wert beitragen, nehmen auch ab, sodass sich alles trockener anfühlt und das Risiko für Risse, blutende Verletzungen und Infektionen steigt.
Genau wie Ihr Darm ein eigenes Ökosystem aus freundlichen Bakterien besitzt, das man als Mikrobiom bezeichnet, hat auch Ihre Vagina ein solches, und wenn es aus dem Gleichgewicht gerät, kann es zu wiederkehrenden Pilzinfektionen und bakterieller Vaginose kommen. Die Scheide muss nicht gesäubert oder ausgespült werden. Im Gegenteil: Der Gebrauch von entsprechenden Produkten wie Intimspülungen kann das bakterielle Gleichgewicht der Scheidenflora durcheinanderbringen und Schaden anrichten. Das Fehlen eines gesunden vaginalen Mikrobioms kann zu entzündlichen Beckenerkrankungen, bakterieller Vaginose, Geschlechtskrankheiten, Fehlgeburten, Eileiterschwangerschaften, Frühgeburten und Gebärmutterhalskrebs führen.
In den Wechseljahren bewirkt der niedrigere Östrogenspiegel, dass der pH-Wert in der Vagina basischer wird, sodass sich ihr Mikrobiom verändert. In der Prämenopause herrschen vor allem gesunde Bakterien namens Laktobazillen (Milchsäurebakterien) vor. Durch ihre Produktion von Milchsäure und Wasserstoffperoxid behält die Vagina ihr saures Milieu, das Sie vor Infektionen schützt. In der Postmenopause geht die Anzahl der Laktobazillen zurück und der pH-Wert ist weniger sauer, dadurch werden Sie anfälliger für Infektionen und das urogenitale Menopausensyndrom kann sich verstärken.10 In einigen Fällen kann eine Hormontherapie, etwa die Einnahme von Östrogen, die Anzahl der Laktobazillen und den Säuregrad der Vagina erhöhen.11
Das urogenitale Menopausensyndrom
Das urogenitale Menopausensyndrom (auch GSM für engl. Genitourinary Syndrome of Menopause) beschreibt die menopausalen Anzeichen und Symptome von Vulva, Vagina und unteren Harnwegen. Zu den Letzteren zählen Blase, Harnröhre (die Röhre, die den Urin von der Blase zur Öffnung transportiert, durch die er dann austritt) und die Schließmuskeln, mit denen sie Urin zurückhalten oder fließen lassen. Das Menopausensyndrom umfasst die Anzeichen und Symptome, die mit dem Östrogenverlust zur Zeit der Menopause verbunden sind. Dazu zählen:
• Genitale Symptome wie Brennen, Trockenheit und Reizung
• Sexuelle Symptome wie mangelnde Feuchte, Beschwerden und Schmerzen
• Urinale Symptome wie Harndrang, häufiges Wasserlassen, Schmerzen oder Schwierigkeiten beim Wasserlassen und Infektionen der Harnwege
Gebärmutterhals
Am oberen Ende der Scheide befindet sich der Eingang zur Gebärmutter, der Gebärmutterhals. Er trägt den Namen „Hals“, weil es der tiefstliegende und engste Teil des Uterus ist. Er ist ein bisschen wie ein Tor, da sein Job die meiste Zeit Ihres Lebens darin besteht, geschlossen zu bleiben. Er öffnet sich nur zur Zeit des Eisprungs, um das Eindringen von Spermien zu ermöglichen, bei der Menstruation zum Abfluss des Blutes und während der Geburt, damit ein Baby das Licht der Welt erblicken kann.
Nach der Menopause wird der Gebärmutterhals dünner und weicher. Die Transformationszone – der Bereich des Gebärmutterhalses, der am anfälligsten ist für Krebserkrankungen und von dem daher bei Untersuchungen Abstriche genommen werden – verschiebt sich leicht nach oben, was eine Sichtprüfung des Gebärmutterhalses, auch Kolposkopie genannt, schwieriger macht. Das sollte jedoch kein Hinderungsgrund für Vorsorgeuntersuchungen sein. Die Hauptursache, warum die Untersuchung während und nach der Menopause unangenehmer sein kann, sind die hormonellen Veränderungen in der Vagina. Hier hilft es, wenn Ihr Arzt oder Ihre Ärztin ein kleineres Spekulum und ein wenig Gleitmittel verwendet. Es kann auch angenehmer sein, wenn Sie bei der Untersuchung auf der Seite liegen. Zögern