Superpower für die Wechseljahre. Maisie Hill. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Maisie Hill
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783954844357
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fördern, die Menopause im Sozialkundeunterricht für Teenager zu thematisieren und das Bewusstsein am Arbeitsplatz für das Thema zu schärfen. Sie setzt sich auch dafür ein, dass Arbeitgeber entsprechende Richtlinien entwickeln, um Angestellte besser unterstützen zu können. All dies ist dringend erforderlich. Wer sich traut, mit seiner Hausärztin oder seinem Hausarzt über die Symptome zu sprechen (viele tun dies jedoch gar nicht erst), erhält häufig veraltete Ratschläge, da die meisten Mediziner nicht ausreichend geschult sind, um Wechseljahresbeschwerden, also menopausale Symptome, als solche zu erkennen und zu behandeln. Das liegt auch daran, dass im Studium nur wenig über die weibliche Gesundheit gelehrt wird, was über die fruchtbaren Jahre hinausgeht. Man könnte also fast meinen, dass unsere Gebärmutter nur so lange von Wert ist, wie wir darin ein neues Leben austragen können. Die British Menopause Society schätzt, dass rund ein Drittel aller Frauen sogar die Hälfte ihres Lebens in der Postmenopause verbringen werden – und dennoch werden ihre Bedürfnisse im Gesundheitswesen nahezu übersehen.

      All dies kann tiefgreifende Auswirkungen haben. Mit Partnerschaften kann es rapide bergab gehen, die Arbeitsleistung kann sinken und 10 Prozent der Betroffenen überlegen sogar, aufgrund der Symptome die Arbeit ganz aufzugeben. Die Gesundheitsrisiken steigen, ebenso wie die Selbstmordgefahr. Das Durchschnittsalter für die Menopause ist 51 Jahre, und die britische Telefonseelsorge berichtet, dass die Altersgruppe mit der höchsten Selbstmordrate bei Frauen zwischen 50 und 54 Jahren liegt. Die Wechseljahre sind keine Krankheit, sie sind ein natürlicher und normaler Vorgang. Gleichzeitig sind sie aber eine Lebensphase, in der wir fundierte und hilfreiche Unterstützung benötigen. Dank dem passionierten und unermüdlichen Einsatz von Frauen wie Diane sehen wir auf diesem Gebiet endlich lang ersehnte Fortschritte.

      Warum ich?

      Was qualifiziert mich dafür, ein Buch über die Perimenopause zu schreiben, wenn ich sie selbst noch gar nicht durchlebt habe? Das habe ich mich selbst tatsächlich mehrfach gefragt. Ich habe überlegt, noch ein paar Jahre damit zu warten, bis ich eigene Erfahrungen gesammelt habe – und sicherlich denken einige, dass ich das auch hätte tun sollen. Ausgelöst wurde meine Entscheidung, dieses Buch dennoch jetzt schon zu schreiben, durch die zahllosen Kommentare, persönlichen Nachrichten und E-Mails, die ich von Menschen erhalten habe, die mein erstes Buch Superpower Periode (ebenfalls bei VAK erschienen) gelesen haben und mehr darüber wissen wollten, was in der Perimenopause mit den Hormonen geschieht – wie geht es weiter? Diese Frage kam so häufig auf, dass ich sie sogar als Titel für dieses Buch in Betracht gezogen habe. All diese Botschaften hatten eine Wirkung, weil das darin anklingende dringende Bedürfnis nach Informationen zu meinem dringenden Bedürfnis wurde, diese Informationen weiterzugeben, damit das Wissen wächst und Betroffene verstehen, was vor sich geht – und dass man eine Menge tun kann, um leichter durch die Wechseljahre zu kommen. Ich danke all jenen, die in den vergangenen 15 Jahren mit perimenopausalen und postmenopausalen Beschwerden zu mir gekommen sind, dafür, dass sie mir ihr Vertrauen geschenkt haben und ich einige ihrer Geschichten in diesem Buch erzählen darf. Ihren Fragen und ihrem Wunsch, die Wechseljahre anders anzugehen, ist es zu verdanken, dass Sie dieses Buch nun in Ihren Händen halten.

      Ich bin mir sicher, dass das Buch anders ausgefallen wäre, wenn ich gewartet hätte – aber wäre es auch hilfreicher für Sie gewesen? Da bin ich mir gar nicht so sicher. Ich habe 10 Jahre lang Hunderte von Familien als Doula bei Schwangerschaft und Geburt unterstützt, bevor ich selbst Schwangerschaft und Geburt durchlebte, und ich war – ehrlich gesagt – eine bessere Doula, bevor ich selbst Mutter wurde. Seit mein Sohn auf die Welt gekommen ist, versuche ich darauf zu achten, dass meine Erfahrungen mich nicht zu sehr beeinflussen, wenn ich anderen dabei helfe, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Dennoch lauern sie heute immer im Hintergrund, während ich in den 10 Jahren zuvor ohne die Vorurteile eigener Erfahrungen beraten habe. Meine Klientinnen haben davon profitiert und ich hoffe, Ihnen geht es beim Lesen dieses Buchs genauso. Ich habe Informationen aus verschiedenen Ecken zusammengetragen und reichlich recherchiert, damit Sie sich diese Arbeit ersparen können. Und natürlich ist meine praktische Erfahrung mit eingeflossen, sodass Sie am Ende ein Gesamtpaket haben, das Sie gesundheitlich und hormonell hoffentlich gut durch die Wechseljahre bringt.

      Ich bin gerne gut vorbereitet und ich möchte mich und meine Familie so gut wie möglich für die nächste Phase in meinem Leben wappnen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, was es bedeutete, als Teenager mit einer Mutter in den Wechseljahren zu leben, und ich wünsche mir eine andere Erfahrung für meinen Sohn und meinen Partner. Eine, in der man über die Dinge redet und in der Bewusstheit und Verständnis dafür herrschen, dass es Zeiten geben wird, in denen ich aus der Tür stürmen und ein paar Stunden lang am Wasser oder in den Bergen umherstapfen muss. Ich wollte wissen, welche Optionen mir zur Verfügung stehen, wenn die Zeit kommt, und das Schreiben dieses Buchs hat mir genau das ermöglicht. Auf diese Weise konnte ich auch vorab Entscheidungen treffen, von denen ich zum Teil selbst überrascht war. Die Herausforderungen der mittleren Lebensjahre treffen auch mich. Ich lerne, die Superpower meiner Hormone einzusetzen und gelassen den radikalen Umbruch zu genießen, den sie mir abverlangen.

      Dieses Buch hat sich auch dann gelohnt, wenn es mir gelingt, mit dem furchtbaren Schlamassel aufzuräumen, den die fehlerhaften Ergebnisse der WHI-Studie (Women’s Health Initiative) geschaffen haben – eine Forschungsarbeit, die 20 Jahre lang für größtenteils unbegründete und beängstigende Schlagzeilen gesorgt hat (mehr dazu ab Seite 104).

      Also, sind Sie dabei?

      Los geht’s.

      Kapitel 1

      Was zum Teufel ist hier los?

      Während unserer fruchtbaren Jahre gewöhnen wir uns an das, was wir als normal erleben – unsere individuelle Erfahrung des eigenen Zyklus. Bei all den zyklusbedingten Symptomen, wie Schmerzen, starken Blutungen, PMS, Brustspannen, Aufgeblähtheit und Veränderungen in Energie, Stimmung und Verhalten, wissen wir doch immer ungefähr, was wir zu erwarten haben. Ihr Zyklus mag mit seinen ausgeprägten Hochs und Tiefs einer Achterbahnfahrt gleichen, aber zumindest wissen Sie, wie sich eine Fahrt auf dieser speziellen Achterbahn anfühlt.

      Mit der Perimenopause ändert sich das. Am Anfang sind es eher subtile Veränderungen, doch irgendwann schlagen die Wechseljahre zu. Anstatt in jedem Zyklus auf der gleichen Achterbahn unterwegs zu sein, fühlt es sich nun so an, als würden Sie ständig auf einer anderen fahren, vor allem wenn kürzere und längere Zyklen sich ohne Regelmäßigkeit abwechseln und nichts mehr so richtig vorhersehbar ist. Sie haben richtig gelesen – es ist an der Zeit, sich von regelmäßigen Zyklen zu verabschieden, sofern dies bei Ihnen bislang der Fall war, was nicht bei allen so ist.

      Ratsuchende, die in meine Praxis kommen, sind häufig unsicher, ob sie überhaupt schon in den Wechseljahren sind. Sie erzählen mir, dass sich ihr Zyklus irgendwie verändert hat – meist betrifft es die Länge oder Stärke der Blutung. Manchmal sind neue Symptome hinzugekommen oder bestehende haben sich verschärft. Solche Veränderungen sind häufig (wenngleich nicht immer) den Wechseljahren geschuldet, aber weil sie nicht unbedingt in das Bild passen, das wir von Frauen in der Menopause haben – ständig schwitzend und zur Abkühlung vor dem offenen Kühlschrank stehend – verbinden viele Betroffene ihre Symptome nicht automatisch mit dem Einsetzen der Perimenopause. Die Hitzewallungen, die wir für so typisch halten, kommen tatsächlich häufig erst später.

      Andere kommen zu mir, weil sie unter einer ganzen Reihe von Symptomen leiden, die dafürsprechen, dass sie die Wechseljahre durchleben, es ihnen aber nicht bewusst ist. Die meisten thematisieren die Perimenopause erst dann, wenn sie sich schon mittendrin befinden, und Jahre voller offensichtlicher Anzeichen und Symptome können der „hitzigen“ Phase mit den Schweißausbrüchen vorangehen, ohne jedoch mit den Wechseljahren in Verbindung gebracht zu werden. Ich bewerte das übrigens nicht, obwohl es mich ärgert, dass viele von uns nur wenig über die Funktionsweise unserer Hormone und Fortpflanzungsorgane wissen. An diesem Nichtwissen sind allerdings weniger die Betroffenen schuld als vielmehr das Patriarchat.

      Natürlich gibt es auch all jene, die genau wissen, was in ihrem Körper abläuft und die sich einfach nur Hilfe und Unterstützung erhoffen.

      Ganz