Mit dem Alter sinkt die Progesteronproduktion, was nicht nur Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit hat, sondern auch auf unser Erleben des Zyklus. Der sinkende Progesteronspiegel in den Wechseljahren wird mit einem niedrigeren ALLO-Spiegel in Verbindung gebracht, was eine Erklärung für die Stimmungsveränderungen sein kann, die in der Perimenopause auftreten. Anzeichen und Symptome eines niedrigen Progesteronspiegels sind:
• Prämenstruelle Schmierblutungen
• Zwischenblutungen in der zweiten Zyklushälfte
• Schwierigkeiten, schwanger zu werden
• Schwierigkeiten, schwanger zu bleiben
• PMS
• Zyklusbedingte Kopfschmerzen
• Starke Menstruationsblutungen
• Unregelmäßige Zyklen oder kürzere Zyklen
• Aufgeblähtheit oder Wassereinlagerungen
• Geschwollene Brüste, einhergehend mit Berührungsempfindlichkeit oder Schmerzen
• Tollpatschigkeit oder Koordinationsprobleme
• Juckende oder unruhige Beine, speziell nachts
• Schlafstörungen
• Zysten an Eierstöcken, Brüsten oder in der Gebärmutter (Polypen)
Das Progesteron hält überdies das Östrogen in Schach. Nimmt es ab, steigt der Östrogenspiegel an, und Sie leiden zusätzlich unter den Symptomen eines Östrogenüberschusses. Progesteron ist in allen Bereichen der reproduktiven Gesundheit ein zu Unrecht vernachlässigtes Hormon und wird allzu oft nur als Voraussetzung für den Eintritt einer Schwangerschaft angesehen. Tatsächlich ist es sowohl während der fruchtbaren Jahre als auch danach noch von Bedeutung. In den Wechseljahren müssen wir auf das ausgeklügelte Zusammenspiel von Östrogen und Progesteron achten, denn meist ist der Östrogenspiegel hoch und der Progesteronspiegel niedrig.
DHEA
Dehydroepiandrosteron (DHEA) ist ein sogenanntes Vorläuferhormon, aus dem andere Hormone hergestellt werden. Biologisch bewirkt es im Grunde nicht viel, sondern erlangt erst seine Wirkung, wenn es in andere Hormone wie Testosteron und Östrogen umgewandelt wird. DHEA wird größtenteils in den Nebennieren aus Cholesterin hergestellt, die Eierstöcke können ebenfalls kleine Mengen produzieren. DHEA ist deshalb so wichtig, weil es während der Zyklusjahre für 75 Prozent Ihres Östrogens verantwortlich ist17 und nach der Menopause zur einzigen Quelle von Östrogen und Testosteron wird.
Das kleine Zyklus-Einmaleins
Ihr Menstruationszyklus wird gesteuert von einer Kommunikationsschleife zwischen zwei Drüsen in Ihrem Kopf – dem Hypothalamus und der Hypophyse – und den Eierstöcken. Diese Schleife ist bekannt unter dem Namen HHO-Achse (Hypothalamus-Hypophyse-Ovar, engl. auch HPO für Hypothalamic-Pituitary-Ovarian). Sie zeichnet verantwortlich für die größtenteils vorhersehbaren Abläufe und hormonellen Veränderungen in jedem Zyklus. Sobald wir in die Wechseljahre kommen, gerät das System allerdings immer stärker aus dem Lot. Ich möchte diese Veränderungen im Folgenden gerne erklären, damit Sie Ihre Erfahrungen – im Guten wie im Schlechten – besser einordnen können.
Zunächst einmal meine ich nicht Ihre Periode, wenn ich vom Zyklus spreche. Die Periode ist der Zeitpunkt im Zyklus, an dem Sie bluten, wohingegen der Zyklus die ganzen 28 Tage umfasst (beziehungsweise den Zeitraum, der für Sie typisch ist). Nur rund 12,4 Prozent aller Menstruierenden haben einen „Bilderbuchzyklus“ von 28 Tagen Länge, und in der Perimenopause sind unregelmäßige Zykluslängen sowieso eher vorprogrammiert.
Östrogen ist das Hormon, das über Ihre erste Zyklushälfte regiert, die man auch als Follikelphase bezeichnet. Seine Aufgabe ist es, den Körper auf eine Schwangerschaft vorzubereiten, ob Sie nun eine planen oder nicht. In der ersten Zyklushälfte sorgt das Östrogen dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut – das Endometrium – anwächst. Auch die Produktion von Zervixschleim nimmt zu, der für das Überleben und Vorankommen der Spermien eine wichtige Rolle spielt. Unser Verhalten in der ersten Zyklushälfte ist ebenfalls vom Östrogen geprägt. Wenn Sie festgestellt haben, dass Sie in dieser Zeit gesprächiger sind, gerne ausgehen, leichter Menschen kennenlernen und mehr Lust auf Sex haben, dann liegt das am Östrogen (und am Testosteron), die einen guten Job machen.
Nach dem Eisprung wird Progesteron produziert, um das Einnisten der Eizelle und eine mögliche Schwangerschaft zu unterstützen. Das Progesteron verändert und erhält die Gebärmutterschleimhaut, sodass sie als „Nest“ geeignet ist. In der gleichen Weise, wie das Östrogen Sie in der ersten Zyklushälfte auf eine Empfängnis vorbereitet, will das Progesteron Sie in der zweiten Hälfte schützen und nähren. Progesteron sorgt für Entschleunigung. Sie sind vielleicht stärker in sich gekehrt und weniger daran interessiert, das Haus zu verlassen, und wenn, dann nur mit engen Freunden. Auf diese Weise möchte Progesteron für Ihre Sicherheit sorgen. Sogar Ihr Verdauungssystem arbeitet langsamer, damit Ihr Körper mehr Nährstoffe aus der Nahrung resorbieren und einen sich potenziell entwickelnden Embryo optimal versorgen kann.
Wie wir unseren Zyklus erleben, ist individuell verschieden, und wir sind unseren Hormonen nicht hilflos ausgeliefert. Dennoch gehe ich davon aus, dass dieses Wissen Ihnen hilft, zu verstehen, was genau Ihre Hormone mit ihrem „Verhalten“ bezwecken.
Die Zyklusphasen
Das war die Kurzfassung des Ganzen, nun schauen wir uns die einzelnen Phasen des Zyklus und ihre Veränderungen in den Wechseljahren noch einmal genauer an.
Follikelphase: Von der Menstruation bis zur Ovulation
Die Follikelphase beginnt am ersten Tag Ihrer Periode und dauert bis zum Moment des Eisprungs an. Sie ist in der Hauptsache für die Zykluslänge verantwortlich, denn die zweite Zyklushälfte, die Lutealphase, ist mit rund 14 Tagen nahezu immer gleich lang. Das verändert sich allerdings in den Wechseljahren. Weil es immer mehr Zyklen ohne Eisprung gibt, ändert sich auch die Dauer der Follikelphase und die Anzahl der Lutealphasen nimmt ab. Ihre Follikelphase kann also 14 Tage lang sein oder nur 9 oder sogar 44. Findet Ihr Eisprung früher statt, setzt auch die Periode früher ein, und bei einem späten Eisprung verzögert sich auch das Einsetzen der Regel. Wenn wir also davon sprechen, dass die Periode verspätet einsetzt, dann meinen wir eigentlich die verspätete Ovulation.
Die Follikelphase kann weiter unterteilt werden in die Zeit der Blutung und die Zeit, in der sich Ihr Körper auf den Eisprung vorbereitet.
Menstruation
Der erste Tag Ihres Zyklus ist der Tag, an dem die Monatsblutung so richtig einsetzt. Es ist egal, zu welcher Tageszeit dies passiert. Schmierblutungen zählen noch zum Ende des vorhergehenden Zyklus, selbst wenn sie mehrere Tage anhalten. Prämenstruelle Schmierblutungen können ein Anzeichen dafür sein, dass der Progesteronspiegel niedrig ist, was mit zunehmendem Alter und in den Wechseljahren häufiger der Fall ist. Ist der Progesteronspiegel niedrig, wird die Gebärmutterschleimhaut nicht ausreichend unterstützt und schon frühzeitig abgestoßen.
Hat keine Empfängnis stattgefunden, sinken die Östrogen- und Progesteronwerte gegen Ende des Zyklus und die Blutung setzt ein. Dieser Hormonabfall, den Sie vielleicht an Ihrer Stimmung spüren, löst die Freisetzung hormonähnlicher Substanzen aus, die man als Prostaglandine bezeichnet. Prostaglandine bewirken, dass sich die Blutgefäße in der Gebärmutterschleimhaut zusammenziehen und verdrehen. Die Schleimhautzellen erhalten so nicht mehr ausreichend Sauerstoff und sterben ab. Prostaglandine stimulieren auch die mittlere Muskelschicht der Gebärmutter, sodass sie sich zusammenzieht,