Related to the linguistic nationalism that accompanied the Quiet Revolution of the 60s, Standard Québécois Français (a prestige variety) began to entrench itself. This movement was related to the parallel emergence of a young Québécois middle class which emerged from its traditional domination by the Catholic Church, became a confident, outward-looking society and began to compete with its Anglophone peers for control of the province’s commercial and industrial sectors. It was felt that a standard French would aid in this enterprise […] (Conrick/Regan 2007, 144).
Die Bewegung in Quebec erfasst auch andere frankophone Regionen Kanadas, insbesondere die Akadie. 1963 wird die französische Université de Moncton in Nouveau-Brunswick gegründet, 1968 in Neuschottland die FANE, die Fédération acadienne de la Nouvelle-Écosse, „dans le but de relier entre elles les régions acadiennes dispersées de la Nouvelle-Écosse et de leur donner une organisation au niveau provincial“ (Hennemann 2014,105). 1969 erfolgt mit der Loi sur les langues officielles die Anerkennung des Französischen durch die kanadische Regierung, New Brunswick setzt die Zweisprachigkeit im selben Jahr auch auf Provinzebene durch (wobei die vollständige Umsetzung des Gesetzes erst innerhalb der folgenden acht Jahre erfolgt; vgl. Boudreau/Dubois 2001, 42), und 1977 erreicht die Parti québécois unter René Levesque mit der Loi 101, der Charte de la langue francaise, die französische Einsprachigkeit für Quebec, allerdings mit bisweilen etwas seltsam anmutenden Auswüchsen. Nicht nur müssen innerhalb von 10 Jahren alle Verkehrsschilder einsprachig französisch sein – das berühmteste Beispiel ist wohl der Ersatz von „Stop“ durch „Arrêt“ ungeachtet der Tatsache, dass es das Wort „stop“ im Französischen gibt und es von Linguisten als „französischer“ als „arrêt“ eingestuft wird –, auch in der Arbeitswelt kommt es zu massiven Konflikten. So klagt beispielsweise die Familie einer verstorbenen Patientin 1983 gegen ein Krankenhaus, weil die Patientin dort nicht zu 100 % auf Französisch betreut worden sei. Sie habe nicht „auf französisch sterben“ können. Künftig werden Arbeitnehmer im öffentlichen und halböffentlichen Bereich einem Französischtest unterzogen, was nicht zuletzt zu einem Exodus der Anglophonen führt: in nur fünf Jahren verlassen 113.000 von ihnen Quebec.1 1984 modifiziert der Oberste Gerichtshof das Gesetz zwar, die Fronten scheinen jedoch verhärtet, denn es ist abgesehen von der wirtschaftlichen Dominanz des anglophonen Teils Kanadas eben in erster Linie der englische Einfluss auf die französische Sprache und Kultur, der als Bedrohung empfunden wird (vgl. Maurais 1993, 84ff.). Und so werden die Unabhängigkeitsbestrebungen immer konkreter: 1980 kommt es zum ersten, 1995 dann zum zweiten Unabhängigkeitsreferendum. Beide scheitern zwar (knapp), es wächst sich aber ungeachtet dessen in Quebec zunehmend ein solides Selbstbewusstsein im Hinblick auf die Sonderstellung der frankophonen Minderheit in Nordamerika aus, die auch vom anglophonen Kanada als solche wahrgenommen und 2006 durch die konservative Harper-Regierung offiziell bestätigt wird: „This House recognizes that the Québécois form a nation within a united Canada“.2 Darauf basierend werden die Bestrebungen, eine genuin frankokanadische Norm zu fixieren, die dem Monozentrismus Frankreichs etwas entgegenzusetzen hat, verstärkt vorangetrieben. Die Quebecker wollen endlich wie von Levesque propagiert „maîtres chez eux“ sein, wenn schon politisch als Provinz nur eingeschränkt, dann wenigstens in sprachlicher und kultureller Hinsicht.
2 Die heutige sprachliche Situation
Die kanadische Frankophonie stellt sich laut Conférence ministerielle sur la francophonie canadienne, einem „organisme intergouvernemental fondé en 1994, [qui] regroupe les ministres fédéral, provinciaux et territoriaux responsables de la francophonie canadienne“3 auf der Jahrestagung 2015 basierend auf den Daten des Zensus von 2006 (!) folgendermaßen dar:
Tab. 1: cf. Statistics Canada: http://www.cmfc-mccf.ca/statistical-profiles, 2006 Census.
Dabei sind vor allem die Angaben zu „French as a first language“ interessant, da die Daten im Zensus auf Eigenauskunft basieren und Sprechfertigkeit als solche sowohl überschätzt werden kann als auch keine Auskunft über die Sprechfrequenz gibt. Ist eine Sprache Muttersprache, sind das Niveau der Sprachbeherrschung sowie die Gebrauchshäufigkeit zumindest höher einzuschätzen. Die wichtigsten Provinzen in Bezug auf die Frankophonie sind Quebec, wo 87 % der Bevölkerung Französisch als Muttersprache angeben, was 86 % der kanadischen Frankophonen ausmacht, Nouveau-Brunswick, wo fast 33 % der Bevölkerung französische Muttersprachler sind, was dann allerdings im gesamtkanadischen Kontext nur etwas mehr als 3 % ausmacht, und Ontario mit fast 5 % französischen Muttersprachlern, immerhin 7,7 % der muttersprachlichen Frankophonen Kanadas. Aus den obigen Zahlen geht also eine klare Konzentration der kanadischen Frankophonie auf die Provinz Quebec hervor, gefolgt von Ontario und Nouveau-Brunswick. Gruppiert man diese Daten nach Varietätengebieten, so ergibt sich für die Varietäten des français acadien unter Zusammenzählung aller provinces maritimes (le Nouveau-Brunswick, la Nouvelle-Écosse, l’Île-du-Prince-Édouard) und Terre-Neuve-et-Labrador ein Prozentsatz von knapp 4, für das français québécois dagegen einer von ca. 96 (wobei in diesem Kontext aufgrund der niedrigen Sprecherzahlen vernachlässigt werden soll, dass es auch in Quebec Sprecher des français acadien gibt und ebenso, dass die sprachliche Situation im (Nord-)Westen Spezifika aufweist und nicht unbedingt generalisiert unter français québécois verbucht werden kann; vgl. hierzu Papen/Marchand 2006). Auch in Bezug auf die Anzahl der Muttersprachler in den Provinzen selbst dominiert Quebec klar mit mehr als 87 %, gefolgt von Nouveau-Brunswick mit nur knapp 33 %, während es in Ontario nicht einmal 5 % sind. Aus dieser Dominanzposition ergibt sich auch der Anspruch Quebecs, eine frankokanadische Norm zu definieren, was ungeachtet der Sprecherzahlenverteilung für die Frankophonie Nordamerikas nicht unproblematisch sein dürfte: „Le Québec et ses voisins francophones auront besoin les uns des autres pour promouvoir l’avenir du français sur le continent américain“ (Sanders in Schafroth 2009a, 232).
3 Aspekte der Normproblematik im frankophonen Kanada
Nicht nur haben sich die kanadischen Varietäten des Französischen nach der „Conquête anglaise“ unabhängig von denen im Mutterland entwickelt, auch blieb die kanadische Frankophonie unberührt von jeglichen dort erfolgten sprachpolitischen und sprachnormierenden Maßnahmen. Obwohl diese frühe Loslösung von Frankreich und seiner normativen Instanz, der 1635 gegründeten Académie française, sowie die geographische Distanz die Ausbildung einer eigenen Norm begünstigen hätten können, sehen sich