Organisation der Bündnissysteme in Ost und West
Spiegelbildlich zur Integration des westlichen Verteidigungsbündnisses und diesem auf dem Fuß folgend, verlief die Integration des östlichen Verteidigungsbündnisses.Spiegelbildliche Integration des östlichen zum westlichen Bündnis Im Januar 1949 wurde auf Initiative der Sowjetunion der Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGWRat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW)) zwischen Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien gegründet. Die DDR wurde 1950 Mitglied. Der RGW koordinierte die Volkswirtschaften der Volksdemokratien, ähnlich wie die OEEC dies für Westeuropa tat. Mit dem Warschauer Pakt über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand bildete die Sowjetunion 1955 mit Albanien (1962/68 ausgeschieden), Bulgarien, der DDR, Polen, Rumänien, der Tschechoslowakei und Ungarn einen militärischen Beistandspakt. Ähnlich zur NATO ab 1955 integrierte der Warschauer Pakt die Streitkräfte seiner Mitglieder unter einem Vereinten Oberkommando unter sowjetischem Oberbefehl.
Die USA und die Sowjetunion entwickelten eine Interventionspraxis in ihre jeweiligen „Vorhöfe“. Die Sowjetunion intervenierte offen in der DDR und in Ungarn sowie beim Prager Frühling 1968. Die offizielle Rechtfertigung dafür lieferte später die sogenannte Doktrin der eingeschränkten Souveränität der sozialistischen Staaten (Breschnew-Doktrin). Die USA entwickelten aufgrund der Sensibilität der lateinamerikanischen Staaten für ihre Souveränität die Praxis der Intervention ohne zu interventieren. Dabei handelte es sich um mehr oder weniger verdeckte Interventionen, bei denen missliebige Präsidenten gestürzt wurden. Sie wurden mit der Truman-DoktrinTruman-Doktrin gerechtfertigt. Internationale Aufmerksamkeit erlangte in diesem Zusammenhang die Kuba-Krise (1962).
Entwicklung |
Rechtsgerichteter Präsident General Batista flieht in die Dominikanische Republik 1959 |
Fidel Castro übernimmt Regierung in Kuba |
Sowjetunion und Kuba etablieren diplomatische Kontakte (1960) |
Staatliche Enteignung von US-Eigentum in Kuba |
Versuche Castro zu stürzen (Invasion in der Schweinebucht) oder zu ermorden (Operation Mongoose) scheitern 1961 |
Kuba-Krise |
Kuba stationiert sowjetische Atomwaffen auf seinem Territorium 1962 |
USA verhängen Seeblockade über Kuba |
Konfrontation auf See zwischen USA und Sowjetunion |
Abzug des sowjetischen Nukleararsenals, Bestandsgarantie für Kuba, Kuba entwickelt unabhängige Außenpolitik |
Verlauf der Kuba-KriseKuba-Krise
Die USA versuchten zunächst auch außerhalb Europas, Staaten durch eine Vielzahl von multilateralen und bilateralen Verträgen einzubinden und dadurch die Sowjetunion einzudämmen (vgl. Tabelle 2.7). In Asien und im Nahen und Mittleren Osten entstanden ähnliche Verteidigungsorganisationen wie NATO und Rio-Pakt, die sich jedoch wieder auflösten.
Region | Mitglieder | Status | |
Rio-Pakt (1947) | Lateinamerika | Kanada, USA, alle Staaten Lateinamerikas | in Charta der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) überführt |
NATONATO (1949/55) | Europa | Belgien, Dänemark, Westdeutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Island, Italien, Kanada, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Portugal, Türkei, USA | aktiv |
SEATO (1955) | Asien | USA, Frankreich, Großbritannien, Australien, Neuseeland, Pakistan, Philippinen, Südvietnam | aufgelöst (1977)Auslöser: Ende des Vietnamkriegs |
ANZUS (1951) | Asien | Australien, Neuseeland, USA | inaktiv |
CENTO (1955) | Mittlerer Osten | USA, Großbritannien, Irak, Iran, Türkei; Pakistan | aufgelöst (1979)Austritte: Irak 1959, Pakistan 1979, Türkei 1979 |
Von den USA nach dem Zweiten Weltkrieg initiierte Militärbündnisse
Die regionale Teilordnung Europas: Westeuropäische Integrationeuropäische Integration
Parallel zur verteidigungspolitischen Organisation in der NATO vollzog sich in Westeuropa ab 1950 die westeuropäische Integrationeuropäische Integration. Sie stellte zunächst eine Antwort auf das zentrale Ordnungsproblem EuropasWesteuropäische Integration als Antwort auf Deutschlandfrage dar, das der Aufstieg Deutschlands unter den Nationalsozialisten und der Zweite WeltkriegZweiter Weltkrieg bedeutet hatten: Wie verhindern, dass das Streben Deutschlands nach HegemonieHegemonie noch einmal zu Krieg führt? Hier erwies sich europäische Integrationeuropäische Integration mit dem Aufbau überstaatlicher (supranationaler) Entscheidungsstrukturen als Lösung, die auf der einen Seite eine Fortführung der bereits im Wiener KongressWiener Kongress und den Versailler VerträgeVersailler Verträgen eingeübten Praxis im Umgang mit Angreiferstaaten bedeutete.
Auf der anderen Seite zeichnete sich die neue Ordnung durch einen sehr viel stärkerenEinhegung Westdeutschlands und wirtschaftlicher Wiederaufbau Europas und auf Dauer gestellten Souveränitätstransfer Deutschlands aus, aber langfristig auch anderer Staaten. Die europäische Integrationeuropäische Integration war ein zentrales Instrument zur Einhegung Westdeutschlands und zum wirtschaftlichen Wiederaufbau Westeuropas, wobei eine künftige unabhängige deutsche Entwicklung verhindert würde (Young/Kent 2013: 134–138). Durch die supranationale Integration Deutschlands sollte sichergestellt werden, dass jedweder Machtzuwachs Deutschlands Europa insgesamt nutzt und kontrolliert werden kann. „The threat to peace, which the Germans represented, would be reduced by federal controls, the threat to peace, which the Soviets represented, would be reduced by the Western European nations.“ (Young/Kent 2013: 135f.)
Den Kern der europäischen Integrationeuropäische Integration bildete die gemeinsame Verwaltung des Ruhrgebiets.Gemeinsame Verwaltung des Ruhrgebiets Während die vier Siegermächte des Ersten WeltkriegErsten Weltkriegs in der Entmilitarisierung des Ruhrgebiets eine Lösung für das Aufrüstungsrisiko sahen, bestand mit dem sich herausbildenden Ost-West-Gegensatz die Notwendigkeit das Ruhrgebiet – etwa die Hälfte der Kohleproduktion Deutschlands war hier konzentriert – für den wirtschaftlichen Aufbau Westeuropas und die potentielle Verteidigung gegenüber der Sowjetunion zu nutzen. Die Lösung bestand in der gemeinsamen Nutzung seiner Kohle- und Stahlproduktion und der Unterstellung dieser Produktion unter eine gemeinsame Verwaltung durch Deutschland und FrankreichErfolgreiche Zusammenarbeit in der EGKS. Nach dem Plan des französischen Außenministers Robert Schuman wurde die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKSEuropäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS)) – auch Montanunion genannt – gegründet, die einerseits französische Interessen an einem Ausbau französischer Industriekapazitäten befriedigte und andererseits dem Ziel einer europäischen Friedensordnung entsprach.
Die Bedeutung der EGKS als Überwachungsinstitution
Die revolutionäre Bedeutung der EGKS hob der damalige deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer in einer Rede hervor, die zudem noch einmal verdeutlicht, dass die zentrale Funktion der Organisation in der Schaffung von Frieden gesehen wurde, sollte sie doch die gegenseitige Überwachung der kriegswichtigen Produktion von Stahl ermöglichen. Wenn eine Organisation geschaffen werde, so Adenauer, die es den Franzosen gestattet, alles das zu sehen, was auf dem Gebiet der [bad img format]http://openilias.uni-goettingen.de/lehrbuch_IBFabrikation von Stahl und der Förderung von Kohle in Deutschland vor sich geht, und wenn umgekehrt die Deutschen sehen, was in Frankreich vor sich geht,