Chroniken von Chaos und Ordnung. Band 6: Irwin MacOsborn. Legende. J. H. Praßl. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: J. H. Praßl
Издательство: Bookwire
Серия: Chroniken von Chaos und Ordnung
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783948695712
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verschwindet in den Nebeln.

      Amalea im Jahre 349 nach Gründung Fiorinde

      Tausend und dreihundertfünfzig Jahre

      nach Beginn der Chaoszeit.

      Fünfhundert und siebzig Jahre

      nach dem Höhepunkt der Chaosherrschaft.

      Zweihundert Jahre nach der Vertreibung der Chaosmächte

      aus den Gebieten des Nordens, des Ostens,

      des Südens und des Westens.

      Das Dritte dunkle Zeitalter nimmt seinen Lauf. Während die Chaos-Armeen durch die Lande ziehen und Amalea Stück für Stück unterwerfen, zerfällt die Bevölkerung in zwei Parteien. Allianz und Chaosbündnis ziehen in einen letzten großen Krieg.

      In Alba passieren Horden von Orks immer wieder aus dem Norden kommend die Grenzen und beginnen, das Land Stück für Stück zu besiedeln. König Adrian MacGythrun kämpft indes mit einem Problem anderer Art. Trotz seiner allumfassenden Herrschaft bleibt ein kleines Fleckchen Erde von seinen Truppen uneingenommen. Als er mit seinen besten Kriegern und einer Reibarmee aus Orks in besagtes Gebiet, auch als Wald der Dunkelheit bekannt, vordringt, gerät er in einen blutigen Kampf gegen eine kleine Streitmacht von adeligen Rittern, die von einer Armee aus Wölfen und lebenden Skeletten begleitet wird. Adrian MacGythrun stirbt in jener Schlacht. Nach seinem Tod übernimmt seine Schwester und Ehefrau Sirion den Thron für ihren gemeinsamen fünfjährigen Sohn, und öffnet auf Anraten ihres engsten Beraters Jarog Mordo die Grenzen aller Gebiete für eine Besiedelung durch Orks. Den Wald der Dunkelheit lässt sie vollständig abriegeln.

      In Erainn löste der Fall Caeir Isaharas den Untergang der Herrschaft der Menschen aus. Nach dem Verrat durch die Töchter der Schlange wurde das Heer der Vereinigten Erainnischen Fürstentümer in einer alles entscheidenden Schlacht restlos vernichtet. Nun werden die letzten Städte und Festungen von Orks erobert und alle Menschen, denen die Flucht aus ihrer Heimat misslingt, versklavt.

      An den Grenzen Dragatistans herrscht Krieg. Das Land wird immer wieder von den Tulurrim angegriffen, doch die Dragatisten schlagen jeden Eroberungsversuch erfolgreich zurück. Das Land nördlich des Jenisvoi bleibt in den Händen der Anhängerschaft des neuen Gottes Dragati.

      Auf den Kabugna-Inseln endet die Zeit des Friedens. Mehrere Flottenverbände aus Nahualeanca landen und erobern nach und nach einzelne Inseln an der Grenze zu Huatla. Widerstand gegen die Besetzung wird mit dem Tod bestraft. Die mit Huatla verbündeten Stämme der Kabugna-Inseln eilen ihren Bündnispartnern zu Hilfe, doch sie werden von der nahuatlanischen Flotte vernichtend geschlagen. Andere Stämme der Kabugna-Inseln nutzen deren durch die Niederlage verursachte Schwäche und greifen an. Auf den Inseln kommt es zu einem blutigen Krieg der Stämme.

      Im Valianischen Imperium schickt Cäsara Rosmerta dem Bund von Kroisos zehn Legionen zur Unterstützung, wodurch der Bürgerkrieg zwischen diesem und dem Chryseischen Städtebund zugunsten des Bundes von Kroisos ausfällt. Die Kriegsbeute geht größtenteils an die Cäsara. Des Weiteren schickt sie Truppen in einige andere vorwiegend mit ihr verbündeten Teile Amaleas, sodass selbige die Kontrolle über die mit ihnen verfeindeten Gebiete übernehmen können. Ebenso wie das Wermland unterstellen sich die drei Fürstentümer der Küstenstaaten in einer gemeinsamen Erklärung der Oberherrschaft der Cäsara Rosmerta. Als Dank lässt diese den Großen Gryphos, dessen Religion ursprünglich aus den Küstenstaaten stammt, zum einzigen Gott und seine Religion als Staatsreligion im Valianischen Imperium ausrufen. Das Wermland und die Küstenstaaten werden in mehrere Provinzen unterteilt und in das Valianische Imperium eingegliedert.

      Nachdem 348 nGF die reichen Händlerfamilien des nördlichen Aschrans in einem blutigen Überfall auf Billus ihre gesamte militärische Streitmacht verloren haben, lässt Rosmerta sieben an der Grenze zum Wermland stationierte Legionen in den Norden Aschrans einmarschieren, der sich weitestgehend kampflos besetzen lässt. Im Laufe des Jahres wird der Norden Aschrans in zwei valianische Provinzen unterteilt und in das Imperium eingegliedert. Die reichen Händlerfamilien, Adelshäuser und Großgrundbesitzer werden enteignet und versklavt. Jeglicher Widerstand wird brutal niedergeschlagen.

      Bereits 348 nGF griff in Aschran ein riesiges Heer aus valianischen Söldnern, Stadtwachen und Leibgardisten, ausgesandt von den reichen Händlerfamilien des Nordens, die Küstenstadt Billus an und besetzte diese widerstandslos. Gerüchten zufolge hatten Verräter vom Inneren der Stadt aus die Tore geöffnet. Bei der darauffolgenden Eroberung der Festung zu Billus soll Al’Jebal schwer verletzt worden sein. Die Streitmacht der aschranischen Händlerfamilien wurde kurz darauf von einem orkischen Entsatzheer und Al’Jebals Piratenflotte unter Admiral Herkul Polonius Schroeder aus Billus wieder vertrieben und bei ihrem Rückzug von den Targar unter der Führung der Sonnenkönigin vollständig vernichtet.

      Nach seiner Zerstörung im Jahre 348 nGF wird Billus nun wiederaufgebaut. Unterdessen bereitet sich die Allianz unter ihrem Sprecher Al’Jebal auf das Eintreffen der valianischen Legionen unter Cäsara Rosmerta vor und rüstet sich für die Schlachten, die im Gebiet rund um den Hauptstützpunkt Tamang erwartet werden.

      Orsen Talbot aus der sechsten Kompanie des zweiten Bataillons war ein mustergültiger Soldat. Er befolgte seine Befehle ohne Widerrede. Seine Waffen waren stets sauber und einsatzbereit. Seine Berichte waren exakt so, wie der Hauptmann sie haben wollte: knapp, präzise und vollständig. Er kam pünktlich zum Rapport, zur Wachablöse und er fiel bei Laufübungen nie zurück. Er hatte nur ein einziges Mal aufbegehrt. Das hatte wiederum gereicht, um seinen Dienst in der Sechsten zum täglichen Überlebenskampf zu machen.

      Heute war nichtsdestotrotz ein guter Tag. Orsen befand sich auf dem Weg zur Wachablöse bei Tor Eins, wobei er penibel darauf achtete, einen großen Bogen um das Quartier zu machen. Denn dort widmeten sich die freigestellten Soldaten seiner Einheit gerade einem ihrer fragwürdigen Würfelspiele, die vielmehr darauf abzielten, ihren ohnehin nur rudimentär vorhandenen Verstand im Schnaps zu ertränken, als sich ein goldenes Ohr zu verdienen. Das war nicht seine Welt. Und wenn er es sich genau überlegte, waren Spieler auch nicht seine Art von Leuten.

      Einige seiner Kollegen waren ganz in Ordnung. Ein Großteil der sechsten Kompanie bestand aus Vallandern. Die waren zwar ungebildet und häufig etwas einsilbig, aber man konnte mit ihnen auskommen. Was sie sagten, meinten sie auch. Es gab da allerdings auch ein paar andere Landsmänner, zum Beispiel aus Urruti. Mehr war dazu eigentlich nicht zu sagen. Die Hurruti waren rückständig, sowohl was ihre politischen als auch ihre sozialen Systeme anbelangte. Sie waren für ihre tyrannischen Regierungsformen bekannt und, so zumindest in Orsens Heimat Leeum, als religiöse Fanatiker verrufen.

      Orsen prüfte den Sitz seines Einhandschwertes und lockerte den Gürtel um seine Hüften. Es war kurz vor Sonnenuntergang und seine Schicht begann in einem viertel Glas. Was bedeutete, er war wieder mal zu früh dran. Mit einem verstohlenen Blick auf die Kommandozentrale setzte er seinen Weg zum ersten Tor des Hauptstützpunktes fort.

      Gestern hatte ihm der Große Gryphos einen Blick auf die liebreizende Gestalt der Kommandantin der Landstreitkräfte gewährt. Das hatte ihm den Tag gerettet. Wäre er kein Freigeist aus den Küstenstaaten, sondern ein unkultivierter Rohgeist aus Urruti, hätte er nichts als Verachtung für eine Elfe in Kommandoposition übrig. Aber da er aus Leeum kam und nicht nur ein Faible für Gesetz und Ordnung hatte, sondern auch eine besondere Liebe zur Artenvielfalt, hatte er schon in jüngsten Jahren davon geträumt, einmal einer Frau aus dem Volk der Elfen zu begegnen. Der Große Gryphos hatte ihm diesen Wunsch nie erfüllt, bis er nach seinem Einsatz während der Evakuierung der vallandischen Bevölkerung und seiner anschließenden Ausbildung in Tamang zu dieser Expedition abkommandiert worden war. Zum ersten Mal sah er sich Auge in Auge der Anmut und Schönheit des Elfenvolks gegenüber. Und so geheimnisvoll ihr Antlitz auch in seinen Träumen gewesen sein mochte, die Wirklichkeit machte kein Geheimnis daraus, dass eine menschliche Frau der Schönheit der weiblichen Elfen nicht das Wasser reichen konnte. Nicht eine.

      Siralen Befendiku Issirimen Desin Suren Illju Kogena Senambra – ja, er konnte ihren Namen auswendig, wenn diese Gabe