© TANJA QUASDORF
Namasté – und „Hallo DU“!
Der indische Gruß „Namasté“ bedeutet so viel wie „das Göttliche in mir grüßt das Göttliche in dir“. Dabei kannst du das Wort „Göttlich“ auch gern durch Höheres Selbst, Licht, Liebe, Wesenskern oder was immer für dich das Höchste in deinem Leben darstellt, ersetzen. Mit dieser Begrüßung begeben wir uns gleich auf eine tiefere – beziehungsweise höhere – Ebene, indem wir uns auf das ewige Bewusstsein in uns und im anderen besinnen.
Da wir auf dieser Ebene alle miteinander verbunden sind und ich dich wirklich berühren möchte, rede ich dich mit „Du“ an, wie ich es auch im vertrauten Rahmen eines Kurses machen würde.
Der Beckenboden – unser Tor zur Erdkraft
Mit diesem Buch möchte ich dir eine ganzheitliche Betrachtung des Beckenbodens vorstellen, denn er ist nicht nur ein zentrales Gewebe aus Muskeln und Faszien mit wichtigen körperlichen Aufgaben, auf einer feineren Ebene ist er auch ein Tor zur Erdkraft. Unser Körper ist eng mit unserem Energiesystem verwoben und wirkt mit diesem zusammen. Unser Basis-Energiezentrum, das Wurzelchakra, befindet sich am Damm zwischen Anus und Genitalien, also genau am Mittelpunkt des Beckenbodens.
Die Themen dieses ersten Chakras decken sich im Grunde mit denen des Beckenbodens, nur drücken sie sich auf einer anderen, weniger dichten Ebene aus als der rein körperlichen. Im Mittelpunkt stehen die Basis, Stabilität, Sicherheit, Kraft, Aufrichtung und ein freier Energiefluss. Es geht auch um ein wirkliches Loslassen im (Ur-) Vertrauen, um eine stärkende Verbindung zur Erde, bedingungslose Hingabe an das Leben und vertrauensvolle sexuelle Beziehungen. Übungen mit dem Beckenboden stärken das Wurzelchakra und das Bewusstsein dafür kann uns den Weg in tiefere Erfahrungen weisen.
Mit mehr Bewusstsein und Flexibilität (Entspannung und Kraft!) im Beckenboden finden wir zu einer besseren Auf- und Ausrichtung des ganzen Körpers und zu einem positiveren Lebensgefühl.
Yoga-Praktizierende werden durch die Beckenbodenarbeit ein tieferes Verständnis für den Wurzelverschluss Mula Bandha erhalten. In vielen Yoga-Haltungen (Asanas) führt der Einsatz des Beckenbodens zu einer zentrierteren und gesünderen Ausrichtung.
Dieses Buch soll dir sachliche Informationen liefern, dich mit den Übungen als Audio-Datei/MP3-Download aber auch auf einer tieferen Ebene berühren und zu dir selbst führen. Ich habe das Beckenboden-Yoga bewusst so entwickelt, dass das Wahrnehmungstraining eine größere Wichtigkeit erhält als das reine Muskeltraining, denn die psychische Zentrierung durch mehr Achtsamkeit spiegelt sich auch im Beckenboden wider. Durch die liebevolle und nicht wertende Zuwendung zu uns selbst entsteht bereits Veränderung.
Ich wünsche dir entspanntes und angenehmes Üben mit deinem Schatz im Becken! Mögest du dich stabil in deiner Mitte und gut angebunden an die Erdkraft fühlen!
Beckenboden und Psyche
Der körperliche Zustand wirkt sich ebenso auf die Psyche aus, wie die psychische Befindlichkeit auf den Körper. Wenn wir uns zerfasert und überfordert fühlen, reagiert auch der Beckenboden mit Überlastung. Fühlen wir uns hingegen gut und vital, haben wir weniger Probleme mit unserem Beckenboden. Entspanntes, meditatives Beckenbodentraining kann uns in unsere innere Mitte bringen. So ist das Leitmotiv für die Arbeit mit diesem Buch und den Audio-Dateien: KEIN STRESS! Entspanne dich also so gut du kannst, denn Stress ist nicht nur die Ursache fast aller Krankheiten, sondern schadet eben auch dem Beckenboden.
Damit meine ich nicht nur äußeren Stress, sondern auch den innerlichen Gedankenstress, der dich nicht zur Ruhe kommen lässt. Auch der ist physisch nachweisbar. Für mich gibt es offensichtliche energetisch-psychisch-körperliche Zusammenhänge, die es wert wären, näher erforscht zu werden. Die dem Wurzelchakra zugeordneten endokrinen Drüsen sind die Nebennieren, die unter anderem die Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol produzieren. Diese helfen in Gefahrensituationen unser Überleben zu sichern – wiederum ein Hauptthema des Wurzelchakras.
Aber unser Körper unterscheidet nicht zwischen äußeren und inneren Notsituationen und unser Stressfaktor wird von unseren bewertenden Gedanken beeinflusst. Unsere Gedankenmuster haben ihren Ursprung meistens in der Kindheit (in der das Wurzelchakra ausgebildet wird) und dienten ebenfalls dazu, unser Überleben zu sichern (zum Beispiel um die Liebe der Eltern nicht zu verlieren). Wir sollten unsere Gedanken und Bewertungen also immer wieder neu betrachten, auch weil durch übermäßigen Stress unser Immunsystem und der Beckenboden geschwächt werden. Und bei zu viel Stress ist auch kein Beckenbodentraining mehr sinnvoll oder möglich. Entspannung steht also an erster Stelle.
Yoga und Meditation können dich wunderbar darin unterstützen, dich zu entspannen und dir und deinem Körper in liebevoller Achtsamkeit zu begegnen.
Der folgende erste Praxis-Tipp, die Beckenbodenmeditation, ist womöglich der Wichtigste im ganzen Buch und du kannst sofort damit beginnen. Die vielfältigen Wirkungen von Meditation sind heute gut erforscht, aber das Grundlegende ist: Meditieren bringt dich zu dir selbst. Das Meditieren auf den Dammpunkt (das Centrum perinei vor dem Anus, der Punkt, an dem alle Schichten des Beckenbodens sich kreuzen und wo sich das Basis-Energiezentrum befindet) ist eine sehr gute Möglichkeit, Beckenboden, Wurzelchakra, Psyche und Geist zu stärken.
Damit stärkst du nicht nur die Nervenverbindungen vom Becken zum Gehirn, sondern erweckst auch eine gewaltige Energiequelle in dir. Wenn du täglich auf deinen Damm meditierst, wirst du eine immer größer werdende Lebenslust in deinem Becken erfahren, die dir auch im Alltag deinen Weg weisen kann. Viele Rückmeldungen von Teilnehmerinnen meiner Beckenboden-Yoga-Ausbildung haben mir bewusst gemacht, dass die intensive Beschäftigung mit Beckenboden-Yoga einen großen Coaching-Aspekt beinhaltet. Der Beckenboden führt auf energetischer Ebene in die Kraft und Fülle.
Praxis-Tipp: Meditation auf den Damm
Richte dein Bewusstsein auf den Dammpunkt zwischen Anus und Genitalien. Nimm alle körperlichen und energetischen Empfindungen an diesem Punkt wahr, ohne etwas zu tun oder zu wollen. Erspüre auch, wie die Atembewegung sich auf deinen Damm auswirkt. Nimm wahr, welche Gedanken und Gefühle in dir aufsteigen, beobachte sie, ohne dich von ihnen wegziehen zu lassen, und begegne all dem mit liebevoller Aufmerksamkeit. Mache dir bewusst, dass alle Gefühle und Gedanken kommen und gehen. Sie bleiben nicht, sie sind vergänglich. Deshalb kannst du sie einfach ziehen lassen, loslassen. Wenn du deinen Damm noch nicht spürst, bleib gelassen und übe dich weiter in der Wahrnehmung dieses vergessenen, aber hochinnervierten und dadurch sehr sensiblen Bereiches. Versuche, ganz wertfrei Ja zu sagen zu dem, was ist. Wenn du magst, kannst du zusätzlich innerlich das Mantra „LAM“ (die Silbe für das Wurzelchakra) wiederholen. Es ist vollkommen normal, dass deine Aufmerksamkeit abschweift. Die Übung der Meditation besteht darin, sie entspannt wieder auf den Konzentrationspunkt Damm zu lenken, ohne dich zu verurteilen. Meditiere möglichst täglich, am besten zweimal fünf Minuten bis zu einer Stunde.
Beckenboden-Yoga
Beckenboden-Yoga ist ein ganzheitliches Beckenbodentraining, das Frauen wie Männer zu mehr Lebensfreude führen kann. Es beinhaltet die Bewusstwerdung, Entspannung und Stärkung des Beckenbodens unter Einbeziehung von Geist und Seele. Durch dieses ganzheitliche Training erfährst du eine innerliche wie äußerliche